Eine Reise in die VLN-Vergangenheit

Am Samstag, 20. Juni 2015, wurde am Nürburgring der 3. Lauf zur Deutschen Langstrecken-Meisterschaft 2015 durchgeführt. Auf einer Rennstrecke, die nicht mehr das ist, was sie eigentlich sein sollte: Eine Rennstrecke. Eine Motorsport-Behörde, der DMSB, hat an ihrem Beispiel versucht, die eigene Bedeutung darzustellen. - Es ist ihr gelungen. - Damit gilt für den Nürburgring: Es ist Hängen im Schacht. - Ein Schacht, der mit Stuck geschmückt ist. - Es ist ein (Fahrstuhl-)Schacht, der zwei Ebenen miteinander verbinden soll: Die des Sports mit der des Kommerz. - Mit weniger als 150 Nennungen und dann unter 140 Startern war dieser 3. VLN-Lauf aber für den Veranstalter nicht unbedingt ein kommerzieller Erfolg, denn der Pächter hat die durch die DMSB-Geschwindigkeitsbeschränkungen geschädigte Rennstrecke nun nicht etwa mit einem Nachlass, sondern gegenüber den Vorjahren mit einem Aufschlag an die VLN-Organisation vermietet. Das Rennen erfolgte so unter einem weltweit einmaligen Limit, dem sich die Starter zu unterwerfen hatten: Einem mehrfachen Geschwindigkeits-Limit auf der Rennstrecke. Es gab eine Reihe von Verstößen, die sogar – durch die dann weisungsgemäß zu erfolgenden Strafen (anders als beim 24-Stunden-Rennen) – zu einer Verschiebung sogar unter den ersten Drei des Gesamtklassements führte. Für die Zuschauer an der Strecke bot die Veranstaltung aber guten Motorsport. Die Werks-GT3 wurden nicht vermisst. - Das war mein Eindruck in der Zusammenfassung. - Ganz persönlich habe ich  meinen Besuch beim 3. VLN-Lauf mal zu einem Vergleich genutzt. Er wurde so:

Eine Reise in die VLN-Vergangenheit

Auch in den ersten Jahren der VLN - nach 1977 – habe ich immer schon der Parkplatz A 6 genutzt. Das war ein Parkplatz, wie man ihn sich in der Eifel vorstellte. Für alle zugänglich. Unter hohen, alten Bäumen. Und ich erinnere mich noch gut, dass die Bewohner von Balkhausen, direkt auf diesen Parkplatz schauend, nicht immer begeistert waren, dass dieser Platz auch oftmals vom „fahrenden Volk“ über Wochen genutzt wurde.

Heute ist ein längeres Verweilen auf diesem Parkplatz kaum noch möglich, weil Schranken und ein dazu gehöriger Kassenautomat das zu verhindern wissen. Bei der VLN kann man hier als Besucher für 5 Euro parken, was vorher, beim 24-Stunden-Rennen, noch 7 Euro kostete.

An anderen Stellen am „Ring“ hat sich gegenüber früher – trotz oder gerade wegen der neuen „Parkplatz-Bewirtschaftung“ - nichts verändert:

Man parkt scharf rechts, jenseits der „weißen Linie“, um nicht abgeschleppt zu werden, weil das Parken im Bereich der Straße – und die endet nun mal an der „weißen Linie“ - verboten ist. Auf den offiziellen Parkplätzen wird unter dem neuen Pächter – anders als „früher“ - nun eine Parkgebühr erhoben.

Die dort parkenden VLN-Besucher nehmen zwar diese neue Forderungen ohne großes Murren hin, fragen sich aber: Wofür? - Denn die Parkplätze sind in dem gleichen Zustand wie früher, eine Bewachung der Fahrzeuge findet nicht statt, ein Versicherungsschutz existiert nicht. - Verglichen mit „früher“: 5 Euro für nichts!

Muss man wirklich den Unterschied in dieser Art verdeutlichen, wenn die Rennstrecke nun nicht mehr in öffentlicher Hand, sondern in Privatbesitz ist? - Das Zuschauer-Interesse an der VLN hat jedenfalls deshalb bisher noch keinen Schaden genommen. - So meine Beobachtung im Juni 2015.

Wenn man als Besucher versucht, durch den alten Zugang, das alte Fahrerlager, in die Nähe der neuen Boxenanlage zu gelangen, so stößt man auf ein Durchfahrtsverbot und den Hinweis, dass das hier nun „Werksgelände“ sei. So einen Hinweis hat es früher nicht gegeben. Da gab es nur – wie im Hintergrund auf dem Foto zu sehen – den Hinweis: „Willkommen am Nürburgring“ - und man war froh über jeden Besucher.

Die alte Nürburgring GmbH verstand sich da wohl mehr als Dienstleister.

Man sollte zwar entsprechend den Empfehlungen unserer Politiker „immer nach vorn schauen“, aber mit einem Blick zurück wird klar, dass „Rennen... Kämpfen... Siegen!“ wohl ein Spruch von Gestern ist, der an der modernen Rennstrecke nicht mehr gilt. Der Nürburgring ist zwar immer noch ein „Erlebnis“, aber „DEIN MYTHOS“?

Beim Weitergehen stoße ich auf eine Beschreibung des Wertes der Rennstrecke Nürburgring-Nordschleife. Beim Lesen erfahre ich erst ganz unten:

„Dieses Schild ist ein Original, das Mitte des vorigen Jahrhunderts als Werbung genutzt wurde.“

„Ja, so war das einmal,“ denke ich über die Vergangenheit nach, der man eigentlich nicht nachtrauern sollte, weil doch der Fortschritt in unserer modernen Welt... - Und mir wird klar, dass es auch irgendwo „Stopp-Schilder“ für den Fortschritt geben sollte, weil er an bestimmten Stellen eben keiner mehr ist, sondern nur vorgibt einer zu sein.

Bedeutet eine „BoP“ Fortschritt? - Oder dienen vorgeschriebene Standzeiten dem besseren Motorsport? - Man könnte dies Liste fortsetzen, weil es noch viele andere Beispiele gibt. Immerhin tragen sie mit dazu bei, dass wir einem Zeitpunkt näher kommen, an dem man sich zu einem Umdenken entschließen muss. Im Interesse des Motorsports. - Weil man den „modernen Motorsport“ inzwischen tot-reglementiert hat.

Hier fällt einem dann wieder der alte – und von Motor-KRITIK gerne verwendete - Spruch der Dakota-Indianer ein:

„Wenn Du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest: Steig ab!”

Da muss man sich inzwischen nicht nur bei der DTM, sonder auch bei der Formel 1 Gedanken machen. - Es wäre auch empfehlenswert, wenn man sich bei der VLN zu einer kleinen Kursänderung – weg von dem des ADAC Nordrhein – entschließen würde.

Hier am Nürburgring, im Umfeld einer Strecke, die einmal ein Mythos war – und eigentlich heute noch davon lebt – wird das klar, weil man auch da die Ohnmacht der modernen Kontroll- und Sicherheitseinrichtungen bei modernen, hubraum- und PS-starken Renn-Monstern erleben kann, wenn es z.B. nur einmal ganz normal regnet.

Beim Training fuhr so Ulrich Andree mit einem Zweiliter-Audi TTS (mit Turbo) auf Platz 4 im Gesamtklassement. Nicht weil die technischen Daten des Fahrzeugs eine Top-Platzierung zu garantieren scheinen, sondern dieses Fahrzeug insgesamt zwar keine „Spitzen“ aufweist, aber harmonisch, „in sich rund ist“ ist und weil ein guter Fahrer sicherlich unter diesen Bedingungen besser, feinfühliger sein kann, als der beste Sensor, die fortschrittlichste Technik.

In dieser Kombination kommt es dann auch zu guten Ergebnissen. - Da braucht es keine PS- und Aerodynamik-Monster wie z.B.die GT3.

Unter „trockenen Bedingungen“ fuhr dann dieser Audi mit Zweiliter-Turbomotor immerhin auf Platz 9 im Gesamtklassement und gewann – natürlich – seine Klasse.

Mit dem Wert den die aktuell im Fahrerlager bei einem Rennen dort abgestellten Renntransporter darstellen, hätte man früher noch mal ein komplettes zweites Starterfeld auf die Piste schicken können. Und die heutige Boxenstraße hat wenig von der früheren Boxengasse, dafür gilt aber dort inzwischen eine Geschwindigkeitsbeschränkung.

Auch sonst war alles wie bei einem modernen Autorennen.

Heute könnte man schon die Monteure und Helfer mit Fahrern verwechseln. Alle in feuerfesten Kombis mit Sturzhelmen. Die Art der Betankung in gewissen Klassen ist auch von einer vorgeschriebenen Qualität, dass ständig mit Feuer gerechnet werden muss. Und die Ausstattung der Boxen wird mit einem Aufwand betrieben, dass man sich glatt mal wünscht, einen Blick in die normalen Wohnzimmer der hier tätigen Helfer und Helfer der Helfer werfen zu können.

Denn: Wer hat sich früher schon mehr als zwei Helfer in den Boxen leisten können? - Meistens waren die Frauen der Fahrer als Helfer eingesetzt und ein paar Freunde haben – aus Spaß an der Freude! - geholfen. - Man war wirklich ein Team.

Und so ein „kleiner Unfall“, wie hier im Bild gezeigt, der hätte schon die Pläne für die Saison verändert. Heute ist das dank der vielen Sponsoren ein „kleiner Schaden“, den man eben so hinnehmen muss.

Erstaunlich auch, dass man – in diesem Fall – z.B. noch keine Ahnung hat, dass der Opel-Cup in 2016 mit hoher Wahrscheinlichkeit mit anderen Fahrzeugen als in diesem Jahr gefahren wird. - Man scheint sich jeweils überraschen zu lassen. - Und wird dann überrascht. - Von den Kosten!

Der Preis für das benötigte Super-Benzin liegt „um Welten“ über dem an einer normalen Tankstelle. Man lässt die Fahrer bluten. - „Natürlich ist das Nepp“, sagt einer, der mich beim Fotografieren beobachtet. „Aber beim 24-Stunden-Rennen hat man uns sogar 2,50 € pro Liter abgenommen.“ - Auch ein Trost!

Aber wenn man das Boxenumfeld ein wenig betrachtet, sollte man sich keine „Sorg“-en machen. Es herrscht ein Überfluss an Mensch und Material.

Am Ende des Rennens stehen dann nicht nur Autos und Menschen zusammen; man redet über den Erfolg, Misserfolg im Augenblick, der Gegenwart. Über die „Operation Zukunft“ ist nur zu lesen. Und die darüber reden, tun das sehr oft ohne zu wissen, wie die Zukunft aussehen wird. - Es wird im Fahrerlager nicht nur sehr oft „Müll geredet“, sondern die Mülleimer quellen auch sonst über.

Da macht es dann auf dem Heimweg Spaß zu beobachten, dass Kinder mit dem Müll der Erwachsenen noch ihren Spaß haben können.

Und dass es sich für Erwachsene auf der Nordschleife immer noch lohnt, einen Porsche 911 einzusetzen. Dort ist er noch konkurrenzfähig, auf den „Retortenkursen“ inzwischen weniger. Oder es müssten dort Porsche-Cup-Rennen ausgetragen werden.

  • Herzlichen Glückwunsch an Sabine Schmitz, Patrik Huisman und Klaus Abbelen, die ihren „Frikadelli“-Porsche souverän zum Gesamtsieg steuerten.  

Übrigens dem 200. Porsche-Gesamtsieg hier am Nürburgring.

MK/Wilhelm Hahne
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