Wird der „Rote Korsar“ zum VLN-Retter?

Der „Mauer-Durchbruch“ (s. Motor-KRITIK-Geschichte vom 17. Juli) der VLN-Vereinigung durch den bisher einzigen (Vor-)Vertrags-Abschluss für die nächsten Jahre am Nürburgring ab 2016 hatte nicht nur bei vielen Betroffenen für Freude gesorgt, sondern - darum(!) - auch „taktische Spielchen“ bei anderen ausgelöst. Motor-KRITIK deckte schon am 26. Mai 2015 auf: „Es ist Krieg am Nürburgring“ und schrieb: „...auch in der Öffentlichkeit - hat man noch nicht begriffen, was derzeit am Nürburgring wirklich passiert: Es ist Krieg! - Ein „interner Krieg“. Zunächst wird er noch „hinter den Kulissen“ geführt, kaum etwas davon ist bisher an die Öffentlichkeit gedrungen.“ - Aktuell hat die „Wirtschaftswoche“ die Situation in einer Geschichte mit dem Titel „Der Nürburgring in lähmender Starre“ bestätigt, wenn man am 18. Juli schreibt: „Doch Getspeed hat im Gesellschaftsvertrag eine Reihe von Vetorechten – und treibt damit die NR Holding zur Weißglut. Diese würde viel lieber ohne störenden Minderheitsgesellschafter durchregieren. Mit dem Weiterverkauf der Capricorn-Anteile wurden zwei Gesellschafter zusammengebracht, die sich mittlerweile spinnefeind sind. Etwa zehn Prozesse führen sie aktuell gegeneinander, wie beide Seiten bestätigen.“ - Das ist die Situation, in der der Generalbevollmächtigte der VLN OHG, Karl Mauer, mit einer breiten Zustimmung seiner Gesellschafter eine Zukunftsabsicherung für die VLN-Langstreckenmeisterschaft durch einen neuen Vorvertrag herzustellen versuchte. Wie Motor-KRITIK im Detail schilderte, kam es auch zu zwei Unterschriften unter das neue Vertragswerk. - Aber was sagt der andere Gesellschafter dazu? - Nicht nur kenntnisreiche Kollegen mit juristischer Vorbildung hatten da ihre Bedenken. - Motor-KRITIK schildert den Verlauf der aktuellen internen Grabenkämpfe zum Thema VLN am Nürburgring. (Seit dem 29. Juli, 9:15 Uhr mit einem Nachtrag als Ergänzung!)

Wird der „Rote Korsar“ zum VLN-Retter?

„Eine schöne Geschichte!“ - So empfand ein Anrufer kurz nach dem Einstellen ins Internet die Geschichte vom 17. Juli. „Und alles so richtig und wahr!“, wurde der Inhalt gelobt. „Nur“, meinte der Anrufer, den ich – wahrscheinlich wegen seiner Einschätzung – sehr sympathisch fand, „befinden wir uns leider nicht im Jahre 1945.“ - ??? -

Das verstand ich nicht. - „Natürlich nicht“, war meine Antwort, „schließlich sind wir um 70 Jahre weiter.“ - Der Anrufer lachte: „Aber nicht am Nürburgring! Sie haben doch selber geschrieben: Es herrscht Krieg.“

Ich wusste nicht, worauf der Anrufer hinaus wollte. Als ich fragte, woher er denn anrufen würde, da stellte der nüchtern fest: „Aus dem Osten Deutschlands, da wo die Sonne rund 20 Minuten früher aufgeht als bei Ihnen.“ - Das wusste ich bis dahin nicht, bzw. es war mir nicht bewusst. - Und ich habe das auch gesagt.

Der Anrufer hat gelacht und gemeint: „Dann gibt der 'Ossi' dem 'Wessi' mal 'nen Tipp: „Schau'n Sie doch mal ins Handelsregister!“ - Und er hat lachend eingehängt.

Natürlich habe ich das – mit einiger Verspätung - getan, weil man eine Empfehlung wie oben, gerne mit einem still gedachten „Blödmann“ zu den Akten legen möchte. Aber dann bin ich nicht nur nachdenklich geworden, sondern habe den Generalbevollmächtigen der VLN OHG nun meinerseits mal angerufen.

Der war nicht so überrascht über meinen Anruf, fand nämlich den Titel zu meiner Geschichte „kreativ“ und - war aber dann doch überrascht, als ich ihm andeutete, dass leider meine Geschichte wohl eine Fortsetzung finden müsse, da auf dem Vertrag eine Unterschrift zu wenig sei. - Und ich habe ihn auf die Eintragung im Handelsregister hingewiesen.

Das war Tage nach dem Abschluss des Vorvertrages. Er hat meinen Einwand zwar „mit einer Handbewegung weg gewischt“ - wie man so schön sagt - aber gemeint, das wäre mit ein paar Anrufen schnell zu klären. Schließlich habe er ja auch einen Anwalt mit der Prüfung des Vertragswerks beschäftigt. Von dort sei kein Einwand laut geworden.

Da konnte ich ihm nicht widersprechen. Das Vertragswerk mochte ja i.O. sein, aber war es mit den – nur - zwei Unterschriften unter dem Vertrag auch rechtskräftig?

Zunächst habe ich dann nichts von ihm gehört, aber ich habe ihn wieder getroffen. Zufällig. Da stand er mit dem Rücken zu mir an einer Wand und bereitete sich gerade auf einen (rad-)sportlichen Einsatz vor.

Ich musste in diesem Moment an einen Piraten denken. Und wenn jemand aus meiner Generation an einen Piraten denkt, dann denkt man automatisch an Burt Lancaster und den 1952 erschienenen Piratenfilm „Der rote Korsar“. Der Hauptdarsteller sagt zu Beginn des Filmes einen Satz, den man jedem Journalisten mitgeben sollte:

„Glaubt nur was ihr seht – nein, glaubt nicht einmal die Hälfte davon.“

Karl Mauer sagte mir dann, dass er mir zu „meinem Thema“ noch nichts genaues sagen könne, da sich der zweite Geschäftsführer auf seinen Anruf noch nicht gemeldet habe. Aber sein Anwalt, den er im Urlaub erreicht hatte, habe ihn beruhigt, weil es zu dem von mir genannten Problem, schon juristisch anerkannte Lösungen geben würde. - Also alles kein Problem!

In der Zwischenzeit hatte ich recherchieren können, dass sich der Minderheitsgesellschafter an einer Besitzgesellschaft ohne Besitz (weil der von einer Treuhand-Gesellschaft verwaltet wird) doch wohl sträuben würde, wenn es um die fehlende „dritte Unterschrift“ (s. Handelsregister oben) unter das VLN-Vertragswerk geht. Er hatte das auch, durch „seinen“ Geschäftsführer (bei „Getspeed und 2. Geschäftsführer bei der CNG), Adam Osieka, auch so – oder so ähnlich - in den ersten Tagen der letzten Woche darstellen lassen. Da war der bei einer Veranstaltung am Nürburgring unterwegs.

Offenbar wollte man „mauern“, um den Namen des Generalbevollmächtigen der VLN OHG einmal anders zu missbrauchen. Die Richtung wird vom Gesellschafter, dem Minderheitsgesellschafter „Getspeed“ vorgegeben, der in Form seines Eigners, Dr. Heinemann, so den Hauptgesellschafter, die NR-Holding AG, dazu bringen möchte, ihn mit einer – wie er meint - „angemessenen Summe“ auszuzahlen, um ihn als „Störenfried“ (s. „Wirtschaftswoche“) loszuwerden. - Doch der möchte deutlich weniger zahlen, als sich Dr. Heinemann vorstellt.

Karl Mauer fand diese Situation – nachdem er sie durch das Verhalten der „Gegenseite“ begriffen hatte - gar nicht gut und ist schon in die Offensive gegangen, um die Sache nun kurzfristig in eine juristisch einwandfreie Form bringen zu lassen.

So wurden dann die Gesellschafter der NR-Holding AG für Montag, dem 27. Juli 2015 zu einer Gesellschafterversammlung eingeladen, um den Vorvertrag der CNG (= Pächter, da es offiziell nach Einreichung der Klagen von „Nexovation“ und „Ja zum Nürburgring“ auch noch in Jahren keinen „bestätigten“ neuen Besitzer geben kann!) anstelle des Geschäftsführers abzusegnen und juristisch so „wasserfest“ zu machen.

Interessant ist, dass nach meinen Feststellungen auf diesen Gesellschafterversammlungen immer nur drei Leute als Gesellschafter auftauchen.

1) Viktor Martin, der Vorstandsvorsitzende der NR-Holding AG, der nach meinem Wissen einen Anteil von 1 Prozent hat, also Gesellschafter ist,
2) Michael Lemler, der Aufsichtsratsvorsitzende der NR-Holding AG, der wohl mit einer Vollmacht des Viktor Kharitonin ausgestatttet wurde - und
3) Dr. Axel Heinemann, der Minderheitsgesellschafter, auf den „die anderen“ verzichten können und manchmal auch müssen, weil Dr. Heinemann – trotz Einladung – nicht immer erscheint.

Wenn also dieses Gremium mehrheitlich beschließt... - Und die NR-Holding AG-Gesellschafter die dem VLN-Vertrag zustimmen, würden immer in der Mehrheit sein, wenn... -

Ja – wenn der „dritte Mann“ gekommen wäre! - Er glänzte (auch) an diesem 27. Juli durch Abwesenheit! - Motor-KRITIK hat heute vergeblich versucht ihn telefonisch zu erreichen, um von ihm direkt zu erfahren... - Aber er ist in der Versenkung geblieben.

So werde ich jetzt ohne seine Hilfe versuchen müssen, nachdem er sich über Stunden nicht gemeldet hat, die derzeitige Situation auch ohne seine Schilderung so darzustellen, wie man sie sehen muss:

Dr. Heinemann ist gestern nicht erschienen. Darum war die Gesellschafterversammlung nicht beschlussfähig. Er wusste das. - Und das ist jetzt eine Verdeutlichung der bestehenden „Kriegsverhältnisse am Nürburgring“: Dr. Heinemann hat diese Situation bewusst herbei geführt, weil die NR-Holding AG – ohne ihn - so nicht dem Vertragswerk mit der VLN zustimmen konnte. Und der zweite Geschäftsführer der CNG hat bisher nicht unterschrieben!

Karl Mauer, als der Generalbevollmächtigte der VLN OHG nun auch als „roter Korsar“ unterwegs, kann zunächst einmal die ersten Scherben zusammen kehren, die diese erste Auseinandersetzung zum Thema VLN hinterlassen hat. Dabei ist eigentlich alles so einfach. -

Aber das sah nur so aus! - Selbst für einen Rechtsanwalt!

Mit der Zustimmung zum Vertrag mit der VLN durch die Gesellschafterversammlung wäre der Vertrag definitiv rechtskräftig gewesen. So ist er es immer noch nicht!

Die NR-Holding AG hat nun die Gesellschafter zu einer nächsten, neuen Gesellschafterversammlung in der kommenden Woche eingeladen, wo es aber auch nur zu einer Klärung der Situation kommen kann, wenn alle Gesellschafter erscheinen. - Schau'n mer mal!

Diese Art einer Vertragsbestätigung ist wohl auch in ähnlichen Fällen in Deutschland schon gewählt und juristisch abgesegnet worden. Im Fall Nürburgring dürfte sie auch deshalb schon unangreifbar sein, weil es nur einen Minderheitsgesellschafter mit einem entsprechend kleinen Kapitalanteil gibt, während der Hauptgesellschafter nicht nur von seinem Kapitalanteil her überlegen ist, sondern auch von der Anzahl der Gesellschafter.

Aber Dr. Heinemann müsste erscheinen!

Die NR-Holding AG will seinem Minderheitsgesellschafter bei dieser Gelegenheit sicherlich auch mal wieder deutlich machen, „wo der Hammer hängt“. - Aber alle (!) sollten nicht vergessen: Hier geht es bei den „Kriegsspielen“ nicht um Sieg oder Niederlage eines Einzelnen, sondern eigentlich hat die CNG „den Krieg schon verloren“, weil bei dieser Art der Abwicklung das Vertrauen der zukünftigen Vertragspartner mit der Betreibergesellschaft am Nürburgring gegen Null sinkt. Und der Nürburgring wird bei dieser Art von persönlichen Auseinandersetzungen eigentlich „vor die Wand gefahren“.

In Verbindung mit den überzogenen „behördlichen Maßnahmen“ des DMSB hat der Nürburgring so keine Zukunft. - Hier handeln Einzelpersonen in überzogenem Eigeninteresse zur Darstellung ihrer Bedeutung und Macht (!) einfach unverantwortlich!

So eine Situation schafft kein Vertrauen bei denen, die auch in absehbarer Zeit zu den Vertragspartnern der CNG werden möchten. - Werden müssen! - Wenn der Nürburgring überleben will!

Übrigens: „Der rote Korsar“, der Piratenfilm von 1952 war vom „FSK“ für Jugendliche ab 12 Jahre freigegeben. Der „Krieg am Nürburgring“ ist dagegen wohl nur etwas für Erwachsene. Oder um es noch deutlicher zu sagen:

Das alles versteht kein Mensch! - Oder man müsste – vielleicht - Politiker sein!

Oder Insolvenz-Sachwalter, der nämlich für die herrschenden Zustände am Nürburgring erst die Voraussetzungen schuf. - Für ein Millionen-Honorar!

„Mein Gott Walter!“ - (Sach-Walter!)

MK/Wilhelm Hahne

Nachtrag vom 29. Juli 2015, 9:15 Uhr: Dr. Axel Heinemann hat sich gestern Abend, exakt um 22:55 Uhr, auf meinem Handy per „WhatsApp“ bei mir gemeldet. Seine Nachricht lautete:

„Guten Abend Herr Hahne, vielen Dank fuer Ihre telefonische Nachricht – aus London kommend habe ich sie gerade erst abgehört. (Nur) als Hintergrundinformation fuer Sie: in der Tat sollte gestern eine GV stattfinden... die jedoch allenfalls ohne Getspeed Beteiligung stattgefunden hat. Gern können wir morgen im Tagesverlauf oder bei nächster Gelegenheit telefonieren. Freundliche Gruesse, Axel Heinemann“

Meine Recherche heute früh ergab: Die letzte Maschine aus London sollte auf dem Düsseldorfer Flughafen (D'dorf-Lohausen) gestern Abend um 21:30 Uhr landen, hatte aber schon um 21:19 Uhr Bodenkontakt. Es war eine Maschine der British Airways mit dem Kennzeichen „BA946“. - Dr. Heinemann wohnt in Düsseldorf-Lohausen, nur wenige Fahrminuten vom Flughafen entfernt.

In der Einladung zur nächsten Gesellschafterversammlung wird Dr. Heinemann als Minderheitsgesellschafter übrigens am Mittwoch, dem 5. August 2015 um sein Erscheinen gebeten. - W.H.

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