14. August 2015: Lieber Leser!

Gestern hatte Anton Hunger Geburtstag, den ich schon als Chefredakteur eines Wirtschaftsmagazins kannte, bevor er Pressechef bei Porsche wurde. Und das unter ganz besonderen Umständen. Er hat seinen Geburtstag gestern auf der Terrasse eines Segelklubs am Starnberger See gefeiert. Um es verständlich zu formulieren: Alle Gerüchteträger waren vor Ort. Und so kam es dann auch – dank Motor-KRITIK - zu einem großen Missverständnis. - Das gibt es sicherlich auch im Springerverlag und wird – vielleicht – auch den Lesern von Auto-Bild nach dem 1. Oktober deutlich werden. - Vielleicht aber auch nicht. Mathias Döpfner hatte nämlich eine geniale Idee. Die sicherlich auch vom Aufsichtsrat der KGaA gut befunden wird. - Wussten Sie übrigens, dass Wolfgang Reitzle dazu gehört? Der kümmert sich nicht nur darum, dass der „Luftdruck“ bei Continental stimmt, wo er gleich dem Aufsichtsrat vorsitzt. - Leider hat er sein Gefühl für nutzbaren Fortschritt ein wenig verloren. Seine Entscheidungen scheinen inzwischen mehr am „Cash-Flow“ orientiert. Dabei ist Reitzle ein hervorragender Ingenieur – präziser: Wirtschafts-Ingenieur - der eigentlich die physikalischen Grundgesetze – die auch in der Reifenindustrie Gültigkeit haben – beherrschen sollte. (Er promovierte im Fach Metallphysik mit summa cum laude.) Über diese Themen wollte ich heute mit Ihnen plaudern. - Oder später. - Schau'n mer mal!

14. August 2015: Lieber Leser!

Peter Boenisch war einmal – von 1978 – 1981 – Chefredakteur von „DIE WELT“, die damals noch in Bonn gemacht wurde. Das Bier, das er dort aus dem Kühlschrank in seinem Büro trank, kam aus der Brauerei der Frau von Franz-Josef Strauß. - Das gab es in Bonn nicht und Franz-Josef Strauß ließ es ihm darum gerne kostenlos zukommen.

Als ich einmal – zu dieser Zeit – mir den von Boenisch gefahrenen Mercedes genauer ansah, den er an einer in Bonn nicht weit von der Redaktion entfernten Tankstelle waschen ließ, da fand ich im Handschuhkasten eine Zulassung, die das Fahrzeug als „Leihgabe“ von Mercedes auswies. Er war auf die Berliner Mercedes-Niederlassung zugelassen, weil sich so gut die Initialen von Peter Boenisch auf dem Nummernschild darstellen ließen. - Und einen – erwünschten - falschen Eindruck vermittelten!

Boenisch war ein Mann, der sich auch später gerne – in verantwortungsvoller Position bei Springer in Berlin tätig - den Wünschen der Automobilindustrie annahm. Er hatte nicht nur zusammen mit Rainer Günzler (ZDF) eine gemeinsame Beratungsfirma in der Schweiz betrieben.

Wenn ihm z.B. von einem BMW-Vorstand nahe gelegt wurde, sich doch einmal darum zu kümmern, dass irgend so ein freier Journalist – der hatte seine M1-Geschichte mit „Jens Ridde“ gezeichnet – beinahe mit seiner frühzeitigen Enthüllung in „DIE WELT“ die Serienfertigung gefährdet habe, dann hat er das getan. Eberhard von Kuenheim hatte damals – verärgert - mit dem Gedanken gespielt, die Entwicklung einzustellen. So wurde es Boenisch erzählt.

Peter Boenisch hat zugesagt, sich darum zu kümmern, mit der Anmerkung, dass das wohl irgend so ein geltungshungriger freier Journalist wäre, den man schon einbremsen würde.

Ich saß zusammen mit diesen Herren am Tisch. Es war die Zeit des Genfer Salons. Obwohl ich unter dem Pseudonym „Jens Ridde“ in der damaligen Zeit viele Geschichten geschrieben habe, war das diesen leitenden Herrn verborgen geblieben. - Na ja – die da oben, ich da unten!

Mathias Döpfner war dann später – nach Boenisch - Chefredakteur von „DIE WELT“. Er ist heute Vorstandsvorsitzender der Axel Springer KGaA. Vorher war es eine Societas Europaea (SE) gewesen, davor eine einfache AG, die aus einer simplen GmbH in einem Hamburger Hochbunker entstand, wo die Redakteure noch ihre eigenen Schreibmaschinen mitbringen mussten.

Ich weiß das von den Redakteuren jener Zeit, zu denen ich schon in den 50er Jahren Kontakt hatte.

Ab 1. Oktober 2015 wird zwar von denen nicht mehr verlangt, dass sie ihre eigenen Schreibmaschinen mitbringen – schließlich ist der Axel Springer Verlag ein modernes Medien-Unternehmen - aber man erwartet z.B. von den Redakteuren von „Auto-Bild“ demnächst schon, dass sie die Fotos zu ihren Geschichten selbst besorgen. Die Fotoredaktion wird aufgelöst. Zum 1. Oktober 2015. Natürlich nicht nur aus Kostengründen, sondern um die Qualität der Geschichten zu erhöhen, die nun wie aus einem Guss wirken sollen. - Was dachten Sie denn?

Und der Chefredakteur nickt dazu. Und die Redakteure sollen auch die Online-Seiten im Internet füllen. - Da wäre doch Motor-KRITIK ein gutes Beispiel, wo doch Wilhelm Hahne auch alles selbst macht.

Aber das ist nur bedingt richtig. Dieser Vergleich würde dann stimmen, wenn Mathias Döpfner die „Auto-Bild“ ganz alleine machen würde. Text, Fotos, Layout... -

Apropos Layout: Könnte man das nicht auch auflösen? Soviel guten Geschmack muss man eigentlich bei dem hohen Gehalt doch den Redakteuren zutrauen, dass sie Text, Fotos und Layout alleine machen. - Oder?

Und eigentlich sind die Redaktionskonferenzen auch überflüssig. Sie kosten nur Zeit. - Aber wenn man so weit geht, dann kann man auch noch weiter gehen und auch auf den Chefredakteur verzichten.

Das V.i.S.d.P. (Verantwortlich im Sinne des Presserechts) könnte ja auch auf eine der Putzfrauen übertragen werden, die eigentlich in ihrer Tätigkeit – dank Frau Nahles - auch überbezahlt sind. - Immerhin verfügt man doch über eine grossé, funktionierende juristische Abteilung! - Was sagt das Aufsichtsratsmitglied Reitzle dazu?

Damit habe ich dann für Hamburg einige Anregungen gegeben, während eine meiner letzten Geschichten – Thema Robertino Wild – gestern dann für Aufregung am Starnberger See sorgte. Dort waren viele bedeutende Geheimnisträger vor Ort, weil einer „der Ihren“, Anton Hunger, ehemals Pressechef bei Porsche, auf der Terrasse eines Segelklubs seinen Geburtstag feierte.

Und so kam unter den Gästen, stets perfekt „halb informiert“ (obwohl – oder gerade weil sie Motor-KRITIK mal wieder „quer gelesen“ hatten), das Gerücht auf:

  • Robertino Wild hat einen Amüsierbetrieb namens „Malkasten“ erworben.

Da kam Stimmung auf. Vor allen Dingen bei denen, die den „Malkasten“ in Bonn kannten. Erst nach aufgeregten Telefonaten mit Wolfsburg und Stuttgart kam Entwarnung.

  • Der „Malkasten“ liegt in Düsseldorf und ist nur ein biederes Künstlerlokal. - Na, dann Prost!

Und meinem herzlichen Glückwunsch an Anton Hunger – nachträglich -, der bei Porsche eine interessante Zeit durchlitten hat. Aber auch schon vorher, als (stellvertr.) Chefredakteur einer Wirtschaftszeitschrift, hatte er guten Kontakt zu den Großen der Automobil-Industrie. Ich erinnere mich, dass er zusammen mit Mercedes-Chef Prof. Niefer zu einer Vorstellung eines neuen Modells in Portugal in dessen Firmen-Jet mit einschwebte.

Damals erlebte er auch den Auftritt eines Werner Niefer mit, der mir in der Pressekonferenz – im Beisein vieler Kollegen - empfahl, mich doch zum Abendessen an den „Bügeltisch“ zu setzen. Ich hatte im Vorfeld der Vorstellung des Mercedes-Sportwagens schon dessen System beanstandet, das bei einem möglichen Überschlag die Überschlagbügel ausfuhr, aber nicht zuverlässig – sondern auch beim Überfahren von Straßenunebenheiten – schon für ein Aufklappen sorgten.

Niefer bezeichnete diese „Vorwürfe“ in der Pressekonferenz als gegenstandslos, denn die aktuellen Testfahrten in Portugal hätten bewiesen... - Ich habe da eingewendet, dass auch hier... - Einwand Niefer:

„Dr. Peter, der Leiter der Entwicklungsabteilung ist auch hier. - Herr Dr. Peter, würden Sie bitte Herrn Hahne sagen, dass das hier bei den Testfahrten nicht vorgekommen ist.“

Dr. Peter trat nach vorne, blickte unsicher zwischen Niefer und mir hin und her, um dann zu sagen:

„Herr Hahne hat recht. Es ist auch hier passiert.“

Das war das Ende eines Dr. Peter bei Mercedes. - Er wurde Vorstandsmitglied bei Mannesmann in Düsseldorf. Prof. Niefer hat ihm – völlig überraschend – diese „Wegbeförderung“ nach einer Rückkehr von einem Testausflug nach Finnland mitgeteilt.

Bei der Industrie wird man in gewissen Positionen nicht einfach verstoßen, sondern fällt dabei schon mal „die Treppe rauf“. - Wie z.B. auch Diplom-Ingenieur Dürheimer bei Audi. - Was soll dieser gute Ingenieur jetzt beiden Nobelmarken Bentley und Bugatti, mit ihren relativ kleinen Stückzahlen, schon falsch machen, während er bei Audi... -

Aber das ist wieder eine andere Geschichte, die ich mal zu einem anderen Zeitpunkt erzähle.

Wie die Geburtstags-Party gestern am Starnberger See zeigte, sind auch heute noch die Kontakte von Anton Hunger zu den „Großen der Branche“ nicht schlecht. - Damals in Portugal sagte er mir beim Frühstück:

„Noch mal darf sich Niefer so etwas wie gestern mit Ihnen in der Öffentlichkeit aber nicht erlauben!“

Und ist  dann mit ihm wieder nach Stuttgart zurück geflogen.

Zu meiner Geburtstagsfeier würde jedenfalls keiner von denen erscheinen, die gestern auf der Terrasse des Segelklubs den 67. Geburtstag von Anton Hunger feierten.

Aber ich kenne auch nicht den „Malkasten“ in Bonn, habe erst jetzt von ihm gehört. - Ich feiere auch weniger, arbeite dafür etwas mehr.

Da könnte ich dann Vorbild für Mathias Döpfner sein. - Aber darüber kann man sicherlich bei „Auto-Bild“ aktuell auch nicht lachen.

Und über Prof. Wolfgang Reitzle reden wir dann später noch mehr. - Sonst wird diese Geschichte zu lang. Über das, was er als Aufsichtsratsvorsitzender von Continental (auf deren Reifen bezogen!) auch noch nicht verstanden hat. - Vielleicht reicht das Verständnis für Metallphysik allein nicht.

Ich möchte Sie heute jedenfalls nicht länger langweilen. Aber ich verspreche Ihnen:

Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne
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