14. September 2015: Lieber Leser!

In wenigen Tagen wird die IAA, die Internationale Automobilausstellung, in Frankfurt eröffnet. Im Vorfeld haben wir schon (fast) alles über die dort als „Neuvorstellung“ erscheinenden Automodelle in den unterschiedlichsten Medien lesen können. Und wir wurden auch schon – weil sich das so gehört – mit ersten Interviews mit großen Firmenlenkern der Automobilindustrie eingestimmt. Natürlich sind das Interviews, die vor der Veröffentlichung noch mal von den „Neunmal-Klugen“ der jeweiligen Hersteller, die die "Sprachregelungen" schufen, gegengelesen und evtl. ein wenig – wenn auch nur sprachlich – korrigiert worden sind. So kann denn mancher Firmenchef nicht für den Blödsinn, den er offiziell von sich geben muss, obwohl er vielleicht anders denkt. Aber er muss sich an seinen Worten messen lassen. Da ist es dann schon bedauerlich, dass Ferdinand Piech – weil im Moment nicht in der „ersten Reihe“ stehend – nicht ein paar Wahrheiten von sich geben darf. - Motor-KRITIK wird in dieser Woche auch in Frankfurt sein, aber garantiert nicht über neue SUV's berichten, weil diese Modellvarianten im Moment nun mal gerade „in sind“. - Vielleicht entdecke ich einen neuen Trend, der noch nicht – offiziell – wahrgenommen wurde. Vielleicht darf ich auch an eine von „Mainstream“ übersehene Kategorie von Automobilen erinnern, die nicht Wohnung, Handy, Computer und Fernseher ersetzen, aus denen man dann während der Fahrt feststellen kann, was zu Hause im Kühlschrank nicht vorhanden ist. - Als wenn das wichtig wäre. - Wichtig ist, dass man sich nicht von einer gelenkten Meinungsmache anstecken lässt, die einen von den wichtigen Problemen ablenken sollen, die eigentlich auf eine Lösung warten.

14. September 2015: Lieber Leser!

Na klar, der Nürburgring ist immer noch ein Problem. Ein immer größer werdendes. Aber man will es nicht sehen. Man blickt vorbei. - Voraus! - Denn die Zukunft ist wunderbar!

Sie muss es sein, weil wir – in Rheinland-Pfalz – doch im März nächsten Jahres wieder wählen dürfen. Wir wählen uns unsere Zukunft selber, sind dafür verantwortlich. - Die Verantwortlichen schwören nur, im Interesse der Wähler zu handeln. - Und sie handeln dann wie Verschwörer.

Aber natürlich sind sie nicht für unsere Zukunft verantwortlich! - Wir bestimmen unsere Zukunft selbst.

Die automobile Zukunft zeigt man uns in Frankfurt. In wenigen Tagen. Und wir müssen akzeptieren, dass das was man uns zeigt, das Richtige ist. - Weniger für uns, als für das nationale wirtschaftliche Wachstum. - Oder so. -

Natürlich machen Automobile mit Elektromotor derzeit keinen Sinn. Aber das liegt dann nur an unserer Politik. Sagt zum Beispiel Martin Winterkorn, VW-Chef, der Mann, der das Vertrauen von Ferdinand Piech verloren zu haben scheint.

Aber eine gewisse Clique (Viele Wenig ergeben ein Viel!) konnte keine Rücksicht auf das Einzelschicksal eines Ferdinand Piech nehmen. Und nun sagt eben ein Martin Winterkorn das der Nachrichtenagentur "dpa", was man so sagt, wenn man eigentlich nichts zu sagen hat. Aber das Marketing kennt sich aus. Und irgendwer muss doch die Richtlinien der Politik bestimmen.

„In China, USA oder etwa Norwegen gibt es politische Unterstützung für die Elektromobilität. Jetzt braucht es auch hier die richtigen Rahmenbedingungen, damit sich die Elektromobilität beim Kunden durchsetzen kann. Statt Stückwerk bedarf es einer schlüssigen Gesamtstrategie der Politik für die künftige Entwicklung der europäischen Autoindustrie. Es geht um nicht weniger als die Zukunft unserer Industrie und dabei spielt die Elektromobilität eine zentrale Rolle.“

Norwegen? - Ändert sich da nicht gerade was? - Hat man das bei VW nicht mitbekommen? - Hat man das Herrn Winterkorn nicht gesagt? - Oder hat man ihn das – nicht sagen lassen?

Aber Winterkorn verlagert schon mal – sicherheitshalber – seine Verantwortung als Firmenlenker in Richtung Politik.

Winterkorn macht das, was auch Politiker gerne machen. Er spricht das aus, von dem er annimmt, dass das schon irgendwie Wirkung haben wird. Und irgendwie hat er ja auch recht, wenn er sagt:

„Aber China bleibt weiterhin der wichtigste automobile Wachstumsmarkt.“

Über dessen „Schwächeln“ die deutsche Automobilindustrie jetzt schon zu hüsteln beginnt. Vor Jahren habe ich auch schon auf diesen Seiten darauf hingewiesen, dass die Abhängigkeit von China noch größer wird, je stärker der Trend hin zu E-Automobilen sein wird.

Aber auch dieser „Trend“ ist eigentlich bisher nur eine schillernde Seifenblase gewesen, die kein Techniker von Bedeutung wirklich ernst genommen hat. Bedeutung hat das Thema nur für Politiker.

Darum war es auch kein Wunder, dass ein Techniker wie Wolfgang Dürheimer, der als Techniker im Vorstand bei Audi die dort laufende Entwicklung hin zu plakativen Elektro-Automobilen, die z.B. des Audi R8 E-tron, einstellte, weil er sie wohl nicht für verantwortbar hielt, nach zehn Monaten wieder seines Postens enthoben wurde . Er hatte übersehen, dass in der modernen Art der Öffentlichkeitsarbeit zur Darstellung des Audi-Slogans „Vorsprung durch Technik“ evtl. auch Automobile in der Art „Potemkinscher Dörfer“ (Потёмкинская деревня) genutzt werden müssen.

Sein Nachfolger bei Audi ist da sicherlich in der Lage, die Marke Audi besser in Sinne dieses wichtigen Slogans „zu verkaufen“, der Audi als Marke vom „Hosenträger-Image“ in die „Premium“-Kategorie hiefte.

Aber der E-Auto-Trend ist inzwischen schon „von gestern“. Wer aktuell im Mainstream der Sprücheklopfer mitschwimmen will, muss den Begriff „autonomes Automobil“ auf der Zunge führen. Gaaaaaaanz wichtig! - Gerade dann, wenn man eine sich abzeichnende Konkurrenz-Situation zwischen Apple/Google und der herkömmlichen Automobilindustrie herausarbeiten kann.

Politiker empfinden das „autonome Fahren“ und die Entwicklung hin zu solchen Automobilen, „als eine Chance für den Industriestandort Deutschland“. Eine der üblich gewordenen Worthülsen. Da können die Firmenchefs der Automobilhersteller natürlich nicht zurück stehen. Daimler-Chef Zetsche sieht in dieser Entwicklung dann auch „die Zukunft des automobilen Luxus“.

Die Hinführung zum „autonomen Fahren“ wird dann sicherlich seinen Höhepunkt erreichen, wenn Elektro-Fahrräder, in Großserie gefertigt, auch diese Möglichkeit bieten. - Natürlich ist so etwas unsinnig. - Aber eine tolle Innovation! - Und „Radfahrer“ gibt es in Politik und Wirtschaft genug, die eigentlich kein Fahrrad brauchen!

Da hat der Leiter der Abteilung Porsche im VW-Konzern, Matthias Müller, schon recht, wenn er jetzt – aktuell - vor der IAA feststellt:

"Das autonome Fahren stellt für mich einen Hype dar, der durch nichts zu rechtfertigen ist"

Dabei ist davon auszugehen, dass Müller in diesem Fall sogar wirklich sagt was er denkt. - Aber was sollte man als Chef eines Sportwagenherstellers, mit einer Ausbildung als Werkzeugmacher und ein Studium der Informatik (!) sonst zu dem Trend sagen, der von allen, die bei Trends gerne zitiert werden, vorhergesagt wird?

Müller denkt logisch und „normal“. Er könnte bei VW an einer solchen Aussage scheitern. Bei Porsche ist sie richtig. Und wir bei Motor-KRITIK sind davon überzeugt, dass Müller auch davon überzeugt ist. - Von seiner Aussage!

Die Branche ist auf einem falschen Weg, weil sie den Hintergrund verschweigt, der – angeblich – zu Erfolgen führt. Ein „autonomes Fahrrad“ (ohne Fahrer) ist so sinnvoll wie ein „autonomer Sportwagen“! - Und welchen Sinn macht die Vernetzung eines Automobils mit Handy und Internet? Den gleichen, wie die Überwachung des Inhalts eines Kühlschranks via Kameras durch ein Handy. (Neu auf der IFA 2015 in Berlin!)

Werfen wir mal einen Blick auf den „modernen“ Motorsport:

Erinnern Sie sich noch des so genannten „Le Mans-Starts“? - Da nahmen die Fahrer gegenüber ihren Sportwagen Aufstellung und sprinteten beim Startsignal zum Fahrzeug. - Reinsetzen, Starten, Wegfahren.

Wussten Sie, dass das heute gar nicht mehr möglich wäre? - Nun der „Le Mans-Start“ ist bei Langstreckenrennen längst abgeschafft. Aber niemand fragt: Warum? - Und wenn, dann wird man als Antwort "Sicherheitsgründe" hören. - Aber:

Für den Startvorgang eines modernen LMP1-Sportwagens, wie sie auch in diesem Jahr in Le Mans oder am Nürburgring am Start waren, solche mit Hybrid-Technologie, die beweisen sollen, dass man dieses Thema beherrscht und auch demnächst – vielleicht 2018 (oder auch später) – in Serienmodelle umsetzen will – sind aktuell mehr als 15 Techniker und Ingenieure notwendig. - Hätten Sie's gewusst?

Sprinten, Starten, Wegfahren war gestern! - Heute zählt der Aufwand. Den man aber verbergen muss, weil er mögliche Kunden doch verschrecken könnte. Sprechen Sie mal mit einem BMW-Verkäufer darüber, warum er so ungerne einen modernen 7er verkauft. - Weil er bei der Übergabe des Fahrzeugs mehr als eine Stunde nur darauf verwenden muss, um den neuen Besitzer überhaupt mit den Basisinformationen zur Nutzung dieses innovativen Automobils zu versorgen.

Die IAA, die diesjährige Internationale Automobil-Ausstellung, wird alle diese Probleme – die man sich selber schafft - wie mit einer großen Decke unter dem Motto „Mobilität verbindet“ abdecken. Und abseits vom Ausstellungsgewühl läuft dann z.B. das Symposium „TTIP – Treiber für Wohlstand und Wachstum“, in dem sich bedeutende Redner gemeinsam für ein umfassendes Handels- und Investitionsabkommen zwischen den USA und der EU einsetzen.

Ein anderes Beispiel, einfach aus dem Internet einkopiert:

„In der IAA New Mobility World entdecken Sie Exponate und Unternehmen aus den Themenbereichen Connected Car, Automated Driving, Electric Mobility, Urban Mobility und Mobility Services.“

Als Journalist könnte man an den Pressetagen auch warme Buffets und kühle Getränke testen. Aber da sind sicherlich andere Redaktionen geeigneter.

Motor-KRITIK wird sich von solchen „Neben-Kriegsschauplätzen“ nicht ablenken lassen und ich bin wirklich gespannt, welche Eindrücke ich für meine Leser auf der diesjährigen IAA sammeln kann.

Eigentlich hatte ich kurzfristig eine Berichterstattung geplant, die sich dann technisch – leider – (noch) nicht umsetzen ließ.

So machen wir das ab morgen dann noch mal ganz konventionell. - Also:

Fortsetzung folgt!

(Die aber – bitte haben Sie dafür Verständnis – nur für Abonnenten!)

Wilhelm Hahne

 

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