Meuspath: Ein politisches Sumpfgebiet

Eigentlich ist es ein netter, kleiner Ort nahe dem Nürburgring. Aber seinen Namen trägt auch ein Industriegebiet, das Politiker zum Nutzen des Nürburgrings geschaffen haben. Darunter leidet Meuspath, weil das Industriegebiet mehr kostet als es einbringt. Eigentlich ist der Ort Meuspath – wäre es eine Privatfirma und keine Kommune – schon längst Konkurs. Aber so etwas gibt es auf diesem Gebiet nicht. Und so zahlt Adenau für Meuspath. Adenau ist die zuständige Verbandsgemeinde. Und beide zusammen gehören zum Kreis Ahrweiler. Das „Industriegebiet Meuspath“ wird von einem Zweckverband betrieben, da dieses Gebiet praktisch zu drei Kreisen gehört: Ahrweiler, Daun und Koblenz. Direkt an Meuspath führt nicht nur die B 258 vorbei, sondern auch die Rennstrecke „Nordschleife“, der Teil des Nürburgrings, der das Image dieser Rennstrecke in der Welt geschaffen hat. Der Gemeinde Meuspath gehört auch der Grund und Boden, auf dem – in Verbindung mit dem Industriegebiet – dann die neue Touristen-Zufahrt zur '“Nordschleife“ erbaut wurde. Mit Zuschüssen aus Mainz, die aber – wie man dann später feststellte – z.T. unberechtigt waren und wieder zurückgezahlt werden mussten. - Immer wieder wurde das Industriegebiet Meuspath als ein „Erfolgsmodell“ hingestellt. Nur haben die drei Gemeinden, die dafür Grund und Boden zur Verfügung stellten bis heute damit nicht einen Cent verdient. Das „Industriegebiet Meuspath“ war immer ein Zuschuss-Objekt. - Aber ein von den Mainzer Politikern gefeiertes. - Darum passt es auch zum Thema Nürburgring. - Die Lokal-Politiker stöhnen. - Nachfolgend soll vom aktuellen Geschehen berichtet werden und was – z.B. die Bewohner von Meuspath stört. - Und was den „Herren des Rings“ schon seit 2009 als Teil eines Gutachtens vorliegt.

Meuspath: Ein politisches Sumpfgebiet

Im Jahre 2013 hatte Motor-KRITIK zuletzt eine Geschichte dem Gewerbegebiet um Meuspath gewidmet. - Wenn es interessiert: HIER klicken. - Inzwischen sind fast drei Jahre ins Land gegangen und es hat sich einiges geändert im Gewerbegebiet.

„Regiert“ wird es nach wie vor von einem Zweckverband, dem die drei Gemeinden Meuspath, Herresbach und Drees angehören, die auch neben ihren Bürgermeistern je zwei Mitglieder des Gemeinderates in die Führung des Zweckverbandes einbringen und an den zu treffenden Entscheidungen mit jeweils 30 Prozent Einfluss nehmen können. Den Vorsitz hat Verbandsbürgermeister Nisius, Adenau.

Die Nürburgring GmbH – inzwischen Konkurs – war und ist mit 10 Prozent beteiligt und stellte früher ein Mitglied (=10 Prozent) zur Entscheidungsfindung im Zweckverband. Wie einer der alten Mitglieder „damals“ erläuterte:

„Der Kafitz hat 10 Prozent Beteiligung und zu 100 Prozent das Sagen!“

Manchmal musste man in der Vergangenheit den Eindruck haben, dass sich die Beteiligten selber belügen, weil immer wieder „von großen Erfolgen“ die Rede war. Tatsächlich ist Meuspath praktisch pleite und Herresbach leidet sehr unter den Belastungen des Gewerbegebiets Meuspath, die auch schon mal den ordentlichen Haushaltsplan der Gemeinde gefährden.

Immer wieder wurde publiziert, dass „bald“ mit einem weiteren Ausbau des Gewerbegebietes zu rechnen ist, da inzwischen die in der ersten Planung ausgewiesenen Grundstücke alle verkauft sind, aber noch Bauland – dieses Mal solches der Gemeinde Drees, die zu den Reichen der Region gehört - vorhanden ist. Aber man ist sich darüber im Klaren, dass das zu weiteren Belastungen der Gemeinden führen würde, die derzeit nicht zu verkraften sind.

Machen wir uns doch einmal bei einer kleinen Rundreise mit der aktuellen Situation im Gewerbegebiet Meuspath vertraut:

Von Drees einfahrend stoßen wir schnell auf zwei Firmen, die wir als Beteiligte am ersten Verkaufsverfahren des Insolvenz-Sachwalters Jens Lieser für den Nürburgring kennen. Mit aller Unterstützung der Landesregierung kauften „capricorn“ und „GetSpeed“ gemeinsam den Nürburgring aus der Insolvenzmasse.

Doch „capricorn“ konnte nicht zahlen, weshalb der Insolvenz-Sachwalter dann dessen wesentlichen Anteil neu – sozusagen als „zweiten Verkauf“ zu betrachten – einem russischen Investor innerhalb von 8 Tagen schmackhaft machte. Ob die vom Insolvenz-Sachwalter offerierten Möglichkeiten zum Geldverdienen sich in der Praxis realisieren lassen, wird dieser neue Investor jetzt in der Praxis erfahren.

Die Firma „capricorn“ auf dem Foto, übrigens nicht in Meuspath, sondern in Düsseldorf handelsgerichtlich und steuerlich angemeldet, befindet sich inzwischen zu 21 Prozent in den Händen von Porsche, was sicherlich ein Stück Zukunftssicherung bedeutet. - Für die Firma.

„Getspeed“ (s. 2. Foto) ist dagegen immer noch zu 20 Prozent an der Firma die den Nürburgring ursprünglich kaufte, der capricron NÜRBURGRING Besitzgesellschaft GmbH – aber natürlich auch an der aktuellen Pächterfirma, der CNG (= capricorn NÜRBURGRING GmbH) beteiligt. Die Geschäfte bei GetSpeed selbst laufen wohl nicht so überragend. Inzwischen verkauft man auch Sitzmöbel, bei denen man – um beim Sitzen beschäftigt zu sein – durch Treten von Fahrradpedalen auch sein iPhone aufladen kann. So eine Sitzgruppe kostet dann einen gut fünfstelligen Betrag.

Wenige Meter weiter stoßen wir auf einen Kreisverkehr, dessen Innenraum mal das einzige noch nicht verkaufte und bebaute Grundstück im Gewerbegebiet war. Immerhin mit einer Fläche von 1.929 Quadratmetern. Diese Fläche wurde dann von der Tunerfirma Black Falcon gekauft und heute praktisch als Parkplatz genutzt. - Was mir persönlich schon mal beim Durchfahren des Kreisel ein Lächeln abringt, da ich mal gelernt habe, dass man in so einem Kreisverkehr immer nur nach rechts abbiegen darf. - Und wie kommen die dort parkenden Fahrzeuge dann auf den Innenraum?

Das ist die Firma, deren Geschäftsführer „ein gewaltiges Rad“ - und das sehr erfolgreich – dreht. Da steckt wohl nicht nur eigenes Risikokapital dahinter, sondern auch solches, das ursprünglich (auch) aus russischen Quellen stammt, was z.T. die Nationalität der Fahrerbesatzungen erklärt, die in den gut vorbereiteten Wettbewerbsfahrzeugen dieses Teams oft sehr erfolgreich unterwegs sind.

Black Falcon hat auch - nur 100 Meter entfernt - eine Firma aufgekauft, die auch schon mal Erfahrungen mit Insolvenz-Sachwalter Jens Lieser machen konnte. Irgendwann ist sie dann Chinesen in die Hände gefallen, die sich nun aktuell aber wieder von ihrem deutschen Stützpunkt getrennt haben. Vor Jahren wurde dieser Betrieb auch mal über eine Sparkasse zum Kauf angeboten. Inzwischen – wir sind ein paar Jahre weiter – scheint sich der Wert von Grundstück und Bauten deutlich erhöht zu haben. Es waren aktuell eine Reihe von Firmen am Kauf dieser ehemaligen Firma KFB interessiert. Black Falcon hat sie ihnen dann zum wohlfeilen Preis von 1,7 Millionen Euro (andere sagen: 1,5 Millionen) weggeschnappt, weil man dringend mehr Platz benötigte. - „Damals“, noch im Angebot einer Sparkasse, wurde für das gleiche Projekt übrigens 790.000 Euro verlangt.

Noch ein Stück weiter, auf der gleichen Straßenseite stößt man dann auf ein Werkstattgebäude mit Vergangenheit.

BMW war die Testwerkstatt in Nürburg zu eng geworden und hat die Kontrolle und Entwicklung ihrer Testautomobile mit E-Antrieb nach hier ins Gewerbegebiet verlagert. Früher waren hier mal italienische Techniker im Auftrag von Alfa Romeo und Fiat tätig, danach zog hier das DTM-Team HEIKO mit ihren Mercedes-Fahrzeugen ein. Aber HEIKO hat diese Sparte aufgegeben, so dass jetzt BMW als Nachmieter aufgetreten ist. Aber man arbeitet hier in diesen Hallen auch an gepanzerten Testfahrzeugen, die selbst auf der Nordschleife relativ unauffällig daher kommen und darum auch von „Erlkönigjägern“ übersehen werden.

In der neuen Halle ist inzwischen auch eine Hebebühne installiert, die von ihrer Tragkraft her sicherlich in Deutschland keine Konkurrenz kennt, die man der gepanzerten Fahrzeuge wegen aber benötigt. - Aber das ist natürlich alles genauso geheim wie die Art, mit der hier an den E-Automobilen von BMW gearbeitet wird. Die sind bei der Montage weiträumig von Flatterbändern und Warnhinweisen umgeben, damit nicht Uninformierte plötzlich von einem Stromschlag getroffen werden. Wer an Elektro-Automobilen arbeitet, sollte schon Spezialist und besonders geschult sein.

Da BMW das Grundstück insgesamt zum Mieten zu groß war, hat der Besitzer ein Stück davon innerhalb seiner Familie verkauft. Der neue Besitzer errichtet dort nun zwei Reihen von Fertiggaragen, die man kurz- oder langfristig mieten kann. Auch das wird sicherlich funktionieren.

„Oberflächig“ betrachtet, liegt Meuspath in einer Mulde und es hatte wohl einen (Hinter-)Grund, wenn „damals“ Dr. Kafitz den Bau eines Hotels, direkt an der B 258 (und der „Nordschleife!) ablehnte. Weil angeblich so etwas nicht gewünscht war, das Gewerbegebiet nur den eng – durch ihre Arbeit - mit dem Nürburgring verbundenen Firmen vorbehalten bleiben sollte. - Sagte Dr. Kafitz.

Später ist dann keine hundert Meter entfernt doch ein Hotel auf Privatgrund entstanden. Und früher oder später wird dann auch einer breiteren Öffentlichkeit klar werden, warum im Jahre 2009 in einem bisher geheim gehaltenen Gutachten empfohlen wurde, den Ort Meuspath mit einer Lärmschutzwand gegenüber dem eigentlich zu hohen Lärm von der Rennstrecke abzuschirmen.

So wird auch verständlich, warum alle Werkstätten relativ tief in die Mulde neben der B 258 gelegt wurden und eine bestimmte Bauhöhe nicht überschritten werden sollte. Bis sich Hyundai – mit welchen Argumenten auch immer – nach langen, langen Verhandlungen gegenüber dem Bauamt in Adenau und dem in Ahrweiler durchsetzte. Das Hyundai-Testcenter ist eine „überragende Erscheinung“.

Wobei in der Öffentlichkeit übrigens die Meinung vorherrscht, dass alle Bauten im Gewerbegebiet Meuspath vom Bauamt Adenau/Ahrweiler genehmigt werden müssten. Das ist nicht der Fall. So liegt z.B. der hier zuerst gezeigte Bau von „capricorn“ auf Herresbacher Gebiet und wurde – auch wenn das vom Ahrweiler Landrat Dr. Pföhler anders geschildert war – vom Bauamt der Verbandsgemeinde Vordereifel in Verbindung mit dem Bauamt Koblenz genehmigt.

Allerdings hat man sich s.Zt. darauf geeinigt, dass alle Infrastrukturmaßnahmen im Gewerbegebiet über Adenau abgewickelt und genehmigt werden.

Weil in allen Gemeinden über die Kosten für die früher einmal vom RWE übernommenen Beleuchtungskosten für die Straßenbeleuchtungen der Straßen geklagt wird, die man nun wieder selber zu tragen hat: Im Gewerbegebiet Meuspath strahlt nachts alles taghell, obwohl dann dort niemand unterwegs ist. Und in der Gemeinde Herresbach, die unter den Kosten im Gewerbegebiet Meuspath sehr leidet, geht man sogar so weit...

...in dem zu Herresbach zählenden Ort Döttingen, mit einer Reihe von Pensionen und kleinen Hotels von der Besucher-Frequenz am Nürburgring lebend, nachts die Laternen auszuschalten. - Man muss sparen. - Dass das nicht gerade touristenfreundlich ist und nicht dem Fremdenverkehr dient, scheint man dort übersehen zu haben. Da aber alle Gemeinderatsmitglieder auch Mitglieder im Sportverein sind, hat man den Herresbacher Fußballplatz inzwischen mit einem „Hybridrasen“ ausgestattet, der natürlich einem „Kunststoffrasen“ auf einem Sportplatz einer Nachbargemeinde von seiner Funktion her klar überlegen ist. Aber auch eine Kreditaufnahme der Gemeinde von 130.000 Euro erforderte.

Man hat im politischen Umfeld des Nürburgrings auch auf kommunaler Ebene aufgehört, sich an der Realität zu orientieren, sondern hängt Visionen nach, orientiert sich wohl an den politischen Phrasen der Vergangenheit.

Hier sei – fast - zum Abschluss noch einmal aus dem geheimen Gutachten von 2009 zitiert, wo eine Lärmschutzwand an der B 258 empfohlen wird:

Und niemand hat's gewusst. Was würden man im Gewerbegebiet wohl sagen, wenn dieser Vorschlag umgesetzt würde? - Und was würden die Bewohner von Meuspath sagen, die selbst unter der Geschwindigkeitsbeschränkung des DMSB auf der "Döttinger Höhe" dadurch litten, dass hier die GT3 in den elektronischen Begrenzer liefen?

Aber wir wollen nicht enden, ohne noch einen Blick...

...in die „unvollendete Baugrube“ geworfen zu haben, die mal zu einer Tiefgarage für die Volkswagenwerk AG werden sollte. Doch dann kam der „Abgas-Skandal“ dazwischen. Und hier sind es dann Kunststoffbahnen, die hinter Gittern flattern.

Dumm gelaufen. - Und eigenartig, wie so manches im „politischen Sumpfgebiet“ um Meuspath.

Kein Wunder! - Meuspath liegt nahe dem Nürburgring!

MK/Wilhelm Hahne
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