Motorsport aus Lesersicht – Nr. 4

Wir bei Motor-KRITIK freuen uns, dass uns immer noch – und immer neue – Lesermeinungen zu der Situation des deutschen Motorsports erreichen. Um genau zu sein: Zur Situation, wie er von den Fans, von den Zuschauern empfunden wird. Aktuell schreibt ein Leser: „Nachdem Sie nun einen dritten Teil „Motorsport aus Lesersicht“ veröffentlicht haben, traue ich mich auch mal ein paar Sätze zu schreiben.“ - Danke! - Sehr gut! - Denn je mehr Leser uns ihre – natürlich unterschiedliche Sicht auf das Geschehen auf dem Gebiet des Motorsports – mitteilen, desto besser werden auch über die Motor-KRITIK-Seiten die Leute informiert, die in Deutschland den Motorsport steuern. - Was vom „Kapitän“ zu halten ist, habe ich gerade – argumentativ untermauert – dargestellt. Mein Leser, dessen Meinung ich nachstehend darstellen möchte, bezeichnet sich selbst als „Amateur“ und setzt dahinter in Klammern, um seine so getroffene persönliche Einschätzung auch von anderen Lesern richtig interpretiert zu erhalten: „Erfolglos“. Er hat so persönliche Eindrücke gesammelt, kennt alte Zeitungsberichte, weiß um den Motorsport „von gestern“ aus Erzählungen von „älteren Personen“. Er selbst ist 28 Jahre jung, hat – wie er schreibt - „die goldene Ära“ des Motorsports nicht miterlebt. Er ist heute auch auf „youtube“ unterwegs, interessiert sich und informiert sich - weil er wirklich ein Motorsport-Fan ist - auf vielen Kanälen. - Nachstehend finden meine Leser also die Meinung eines wirklich am Motorsport Interessierten, der sich – durch Motor-KRITIK angeregt – nun auch entschlossen hat, einmal seine - sicherlich subjektive - Meinung zu äußern.

Motorsport aus Lesersicht – Nr. 4

Er relativiert seine Eindrücke zunächst, indem er feststellt:

„Einmischungen von Werksteams hat es schon immer gegeben. Und es wurde auch immer gemauschelt und intrigiert. Es wurde auch oft schon der Motorsport „verkünstelt“. Nehmen Sie beispielsweise die (heute) stark glorifizierte alte DTM – die ich als Knirps auch noch mitbekommen habe: Die hatten damals doch genau das selbe Problem wie heute die GT3-Autos.“

Interessant, dass das auch „junge Leute“ mitbekommen haben. - Mein Leser schreibt:

„Anfangs waren das Fahrzeuge, die noch relativ nah an der Serie waren. Ich glaube man hat die DRM ersetzen wollen. Auch in der alten DTM gab es eine Balance of Performance-Regelung. Und damals wie heute übten die Hersteller Einfluss auf die Regelgeber aus. Und sei es mit Sponsoring, mit geheimen Absprachen, oder sogar mit Tricksereien. Sie selbst haben ja in Ihrem berühmten Allrad-Beitrag den Verdacht geäußert, dass beim Audi V8 (illegal) an der Leistung gedreht wurde.“

Weil dieser Leser einmal das Gestern mit dem Heute vergleicht, kommt er zu dem interessanten Schluss:

„Es gibt noch mehr erstaunliche Parallelen. Wie die GT3-Autos heute waren die DTM-Fahrzeuge damals auch schon nicht die günstigsten Fahrzeuge. Später lieferten sich die Hersteller Materialschlachten, setzten Werksfahrer ein, ließen also die Kundenteams genauso „auf der Strecke“, wie das heute der Fall ist. Auch die Autos wurden immer schneller. Und am Ende hatten sie kaum noch was – bis auf das Blechkleid – mit der Serie zu tun. Auch dort wurden schon die Sitzpositionen der Fahrer weiter in die Mitte des Fahrzeugs verlegt, die Motoren waren „Austauschtriebwerke“ – das heißt auf maximale Leistung (oftmals doppelt so viel wie in der Serie) aufgepumpt, und nach ein paar Rennen konnte man sie wegschmeißen.“

Die Sicht meines Lesers auf die weitere Entwicklung der „damaligen Serien“ stellt sich so dar:

„Wir wissen heute: Die DTM von damals – sie fiel in sich zusammen und hinterließ ein großes Loch. Eine der berühmtesten Tourenwagenserien – kaputtgebopt.

Der einzige Unterschied zu heute: Die Fahrer waren „näher am Volk“. Sie durften auch mal einen markigen Spruch ablassen, ohne dass sie von der Marketingabteilung zurechtgewiesen wurden.

Die STW-Serie war da kaum besser…“

Der Leser erinnert daran, dass es auch „damals“ schon das gegeben hat, was man als „Herrenfahrer“ bezeichnet. Diese „Herrenfahrer“ gibt es natürlich auch heute. Nur sind die nicht unbedingt – aber manchmal auch - „fettleibig“, verfügen aber in jedem Fall über Geld. - Mein Leser formuliert das so:

„Bei der Formel 1, wie in allen anderen Bereichen des Motorsports, ist man einfach professioneller geworden. Aus Erzählungen weiß ich, dass früher bei der F1 – ein genaues Zeitfenster kann ich nicht definieren – sogar fettleibige an Rennen teilgenommen haben. Die körperlich nicht sehr gut konditionierten (zumeist) „Herrenfahrer“ mussten mitten im Rennen sogar teilweise aufgeben.“

Und er stellt fest:

„Es liegt natürlich in der Natur der Dinge, dass wir uns nur an das Gute erinnern. Die schlechten Dinge werden komplett ausgeblendet. „Früher war alles besser“.

Selbstverständlich habe ich keine Lust einer Marketingveranstaltung zuzusehen. Andererseits muss man sich fragen: Gab es das nicht schon immer? Ging es wirklich immer mit dem Rechten zu?“

Mein Leser kommt zu der Erkenntnis:

„Leider pflanzt sich diese Professionalität auch in den Amateurbereich fort. Nehmen Sie die VLN – da sind viele Teams in die RCN „abgestiegen“, weil sie nicht mehr bereit sind „rollende Wanderdünen“ zu sein und dafür viel Geld auszugeben. Dementsprechend ist das Niveau in der RCN gestiegen.“

Das ist eine einfache, klare und verständliche Beschreibung der derzeitigen Situation bei der VLN. Der Leser kommt dann dazu, Motor-KRITIK in der Einschätzung der aktuellen Situation allgemein zuzustimmen und schreibt:

„Ich stimme Ihnen soweit zu, dass die Werke zu viel Einfluss ausüben, dass die Marketingabteilungen Rennserien kaputtmachen. Und, ja: Geschichte wiederholt sich. Als nächstes (nach den GT3-Hype) wird wohl die TCR dran glauben müssen.“

Mein Leser bezeichnet sich mit seinen 28 Jahren als „Jungspund“ und sagt zum Schluss seiner Meinungsäußerung:

„Persönlich – für mich – muss ich sagen, dass (auch) Spitzenmotorsport ruhig näher an der Serie sein dürfte. Flügelmonster muss ich jedenfalls nicht haben. Ich glaube, das ist auch ein Grund, weshalb die DTM heute so glorifiziert wird (also die Meisterschaft, nicht die Masters).“

Nun ist aber die DTM keine „Meisterschaft“, weil sie das aufgrund der DMSB-Bestimmungen nicht sein kann. Es ist eine Motorsport-Serie, die eigentlich ihre „Lebensgrundlage“ nur in den Marketing-Etats der Automobilhersteller findet.

Mit Sport, mit dem was wir – Motor-KRITIK und offenbar auch viele unserer Leser – als Motorsport empfinden, hat das nichts zu tun.

Aber in dieses „moderne System“ passt genau ein Mann, der dort erst – wenn man das Thema Motorsport wirklich ernst nimmt – nicht mehr hingehört: Hans-Joachim Stuck.

Aber so lange er da ist... - Er ist ein „Zeitzeichen“!

MK/Wilhelm Hahne
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