Nur Gesprächsstoff für‘s „STRaßenfest“?

Nicht nur! - Natürlich weiß ich nicht wie andere Journalisten empfinden und – entsprechend – arbeiten. Meine Arbeit beginnt an jedem Tag in dem Moment wo ich aufwache und endet mit dem Einschlafen. - Hier und da mache ich mir tagsüber auch Notizen oder setze Erlebtes in Geschichten um, aber eigentlich habe ich „meine Szene“, die Welt des Motorsports, der Automobile und Motorräder mit den wesentlichen Fakten und Einflussgrößen über Entwicklungen, Persönlichkeiten, ihren Möglichkeiten – und Un-Möglichkeiten - „im Kopf“. Ich nutze natürlich auch den Computer und seine Vorzüge, aber nur als Ergänzung zu dem, was bei mir im Kopf vorhanden ist. Dem führe ich täglich neue „Nahrung“ zu, durch Kontakte, Gespräche, Recherchen; und komme so zu einer Meinungsbildung, aus der ich dann auch keinen Hehl mache. Dabei bewege ich mich nicht nur einseitig in „meiner Branche“, sondern versuche schon offen für andere Einflüsse zu sein, die alle unser Leben bestimmen. So habe ich vor Kurzem drei Tage in Trier verbracht, wo es in drei Häusern (Museen) eine sehr gute Übersicht über das Leben von „Nero“ gibt. - Das war zwar „vor Christus“, aber „Nero“ hat es vor einigen Jahren hier immer wieder bei Motor-KRITIK gegeben, wo ich über lange Zeit alle meine Geschichten mit dem Satz abgeschlossen habe: „Nero hat Selbstmord begangen. - Kurt Beck sollte einfach zurücktreten. - Natürlich aus gesundheitlichen Gründen. - Was sonst?“ - Und was ist passiert? - Ich gebe zu, dass ich mich jetzt erst umfassend über Nero informiert habe und bedaure, dass ich seinen Namen in Verbindung mit Kurt Beck verwendet habe. - Aber eigentlich wollte ich ein wenig über aktuelle Eindrücke von der Situation am Nürburgring und Gespräche informieren, die ich z.B. „gestern Abend“ erst geführt habe. - Alles ein wenig geordnet, zugeordnet und sortiert – manchmal auch als „Gemisch“ - ergibt das mehr als...

Nur Gesprächsstoff für‘s „STRaßenfest“!

Da saß ich gestern Abend in einer Pizzeria & Trattoria in Adenau, die erst seit wenigen Monaten renoviert worden war und dessen Hülle gerade eingerüstet wird, um auch noch „verschönt“ zu werden. Ich hatte diesen Ort an der B 257, direkt gegenüber der ARAL-Tankstelle vor der Brücke in Breidscheid als Treffpunkt mit Leuten gewählt, mit denen ich mich treffen wollte, um ihre Meinung zur Zukunft der VLN kennen zu lernen.

Natürlich kann sich das Äußere der Pizzeria nicht mit dem der alten Paläste in Trier vergleichen. Aber ich war schon überrascht, dass gegen 19:30 Uhr der Parkplatz an einem Donnerstagabend prall gefüllt war. Und das Restaurant auch. Ich war froh – mit Hilfe der freundlichen Bedienung – einen Platz für mich und die erwarteten Gäste zu finden.

Weil ich nicht schon vorweg mein Essen bestellen wollte, empfahl mir ein netter junger Mann doch eine „Bruschetta“ aus frischen Tomaten, Olivenöl und knusprigem Ciabatta; eine typisch italienische Vorspeise. - Feststellung: Ein tolles Olivenöl, das man – wie ich dann hörte – aus Italien kommen lässt. - Insgesamt also perfekt!

Auch das Umfeld ist sehr gepflegt, mit Rennsportbildern – alle in SW – wird an die gute alte Zeit des Motorsports erinnert. - Kurzum: Ich fühlte mich wohl.

Während ich wartete ist mir natürlich ein Foto von einem der großen 1000 Kilometer-Rennen am Nürburgring aufgefallen. Es zeigt einen Le-Mans-Start. Dabei fiel mir ein, dass wir so einen Start mit den neuen Super-Sportwagen der WEC nie mehr erleben werden. Darum habe ich auch neben diesem Foto aus diesem sehr guten italienischen Lokal das Foto eines Lenkrades (vom 919 Hybrid) eingefügt, das auch nicht mehr wie ein Lenkrad von „damals“ aussieht. - Es ist eben alles – zumindest im Motorsport – nicht mehr „so wie damals“.

Für das Starten eines Porsche 919 Hybrid, also eines modernen WEC-Porsche, wie er auch in Le Mans eingesetzt wurde und vor Kurzem noch am Nürburgring unterwegs war, werden zur Umsetzung des Startvorganges – der das „Erwachen“ eines ganzen Systems sicherstellen muss – immerhin 17 Ingenieure bzw. Helfer und Monteure benötigt. - Ist das die Technik der Zukunft?

Ein wenig nachdenklich habe ich mein Mineralwasser geschlürft und an die „gute alte Zeit“ gedacht, die ja eigentlich eine verdammt harte Zeit war. Und ich musste ein wenig in mich hinein lächeln, weil es auch den Spruch gibt:

„Nostalgie ist die Sehnsucht nach der guten alten Zeit,
in der man nichts zu lachen hatte.“

Wobei mir da wieder „Nero“ einfiel – und ich zeige Ihnen hier mal zwei Fotos, damit Sie sicher sein können, dass ich wirklich dort war. Und der hatte eigentlich wirklich nichts zu lachen. Er hat sein Leben dann auch mit einem Selbstmord beendet, bei dem – wenn man den Überlieferungen Glauben schenkt – er sich aber auch noch helfen ließ.

Leute gibt es – Leute! - denen nicht mehr zu helfen ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich dann auch nicht mehr an Nero erinnern. Aber ein Rücktritt… -

Aber dann kamen meine Gesprächspartner und das dann folgende Gespräch hatte schon einen ungewöhnlichen Anfang. Einer der extra zu dem Gespräch in Eifel gereisten Männer, der Schatzmeister des „AC Monheim im DMV“, zog Fotos aus der Tasche, legte eines davon vor mir auf den Tisch und fragte:

„Kennen Sie das Motorrad, Herr Hahne?“

Es war ein altes SW-Foto und zeigte einen jungen Mann, wohl mit seiner Freundin an einer 250er Honda. - Ich: „Die Leute kenne ich natürlich nicht, aber das ist eine 250er Honda.“

Das wurde mir bestätigt, aber ergänzt durch die Info:

„Das ist in Jugoslawien. - Aber den jungen Mann auf dem Foto kennen Sie auch.“

Da habe ich sicherlich fragend geschaut und als Erklärung erhalten:

„Der sitzt jetzt vor Ihnen. Diesem jungen Mann haben Sie vor 46 Jahren in Düsseldorf sein erstes neues Motorrad verkauft, eine 250er Honda.“

Ein Gesprächsbeginn, wie im Kino. - Man trifft sich eben immer zweimal im Leben. - Aber die zwei Herren aus Monheim, der 1. Vorsitzende des Vereins – oder wie man heute zu sagen pflegt: der Präsident – und sein Schatzmeister waren nicht gekommen, um mir das zu erzählen.

Wir haben dann auch über die VLN, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft gesprochen.

Der AC Monheim ist ein kleiner, Motorsportverein, im Umfeld der Großstadt Düsseldorf angesiedelt. Man hat aktuell um 50 Mitglieder und gehört mit zu den Gründungsvereinen der VLN. Darum hat die Entwicklung dieser Langstreckenserie auch interessiert und selbstkritisch beobachtet.

Man hat über die Jahre in der Ausrichtung des einen Rennens in jeder Saison eine gewisse Routine entwickelt, hat ein System aufgebaut, in dem die Mitglieder des Vereins unter Hinzuziehung von Freunden und Bekannten (und anderen „Verrückten“) dann ehrenamtlich (!) immer ein Vier-Stunden-Rennen ausrichten konnten.

Aber die Entwicklung dieser Rennserie, weg vom Breitensport, hin zum Profisport, hat die Monheimer schon gestört. Das war nicht das, warum sie „damals“ mit dazu beigetragen hatten, diese nun fast 40 Jahre alte Rennserie auf die Beine zu stellen. Da blieb der Spaß auf der Strecke und irgendwie hat man auch nicht eingesehen, dass man ehrenamtlich (!) die Geschäftsmodelle von „Automovermietern“ oder Marketingkonzepte von Automobilherstellern optimieren half, Firmen mit einem z.T. „unheimlichen“ Geschäftsgebahren. (O-Ton Monheim) - So war das bei der Gründung der VLN-Gemeinschaft nicht gedacht gewesen.

Dann gab es die Entwicklung, die die VLN dazu gebracht hat, sich beim neuen Nürburgring-Besitzer – nennen wir es mal - „anzulehnen“. Das hat nun gar nicht die Zustimmung der Mitglieder des Vereins gefunden. - Der Schatzmeister des Vereins „übersetzte“ den Vorgang so:

„Ich habe eine kleine Autowerkstatt. Da kommt nun jemand zu mir herein und sagt: ‚Sie haben einen netten kleinen Betrieb. Da könnte man mehr daraus machen. Ich könnte sie da medial und auch sonst, durch ein geschicktes Marketing weiter nach vorne bringen. Ich biete Ihnen an, Teilhaber zu werden. - Aber von Geld spricht der nicht. - Er möchte teilhaben, aber nichts Greifbares investieren. - Was würden Sie dem sagen?“

Ich verkneife mir eine Antwort, aber kann der Argumentation der Herren gut folgen. Es hat dann innerhalb des Vereins auch eine Abstimmung gegeben. Man war einstimmig (!) für einen Austritt aus einer Gemeinschaft, die sich dann – wie sich jetzt herausstellte – auch schon mal „gemein“ verhalten hat. (Es geht da um die Art, wie man sich z.B. Sponsoren „abspenstig“ macht.)

Man wollte sich aber in jedem Falle fair verhalten und die eigene Grundeinstellung zur VLN und die Einschätzung der Situation schon der VLN – in diesem Fall dem Generalbevollmächtigter der VLN, Karl Mauer, mitteilen. Und so hat man sich am 10. Februar 2016 in Blankenheim getroffen und ein paar Stunden zusammen gesessen und das Für und Wider diskutiert. Nicht nur im Interesse des Vereins, sondern auch im Interesse der VLN.

Man ist überein gekommen, „den Ball flach zu halten“ und war zufrieden, dass Karl Mauer die Entscheidung des AC Monheim akzeptiert hat. Man ist überein gekommen, das aktuell „nicht an die große Glocke zu hängen“ und hat auf den Moment gewartet, bei dem es dann die VLN für richtig empfunden hat, den Austritt des AC Monheim aus der VLN-Gemeinschaft zu verkünden.

Es schien so schnell nichts zu passen. Es kam nichts. Es war ruhig. - Monat um Monat.

Die einzige – und erste - Information über das Ausscheiden des AC Monheim aus dem VLN-Verbund hat man dann am 6. Juni 2016 bei Motor-KRITIK gefunden. Aber die war nur z.T. richtig, denn der AC Monheim hätte zwar noch die Rennveranstaltung in diesem Jahr durchführen können. Aber das wollte die VLN eigentlich nicht.

Nachdem der AC Monheim dann bei der VLN schon mal angemahnt hatte, doch die Öffentlichkeit zu informieren, und den Verein aus den Internetseiten heraus zu nehmen, kam dann am 8. August 2016 ein Vorschlag mit einer Begründung, die von Vorstand des Vereins schon als Frechheit empfunden wurde und man hat gegen eine solche Darstellung protestiert. - Der Vorschlag der VLN war:

„… der Verein ist nicht mehr in der Lage...“

Dann hat man nichts mehr gehört, bis dass es dann – ohne weiteres Gespräch oder irgendeine Absprache – zur Verkündigung des Austritts am 30. August 2016 gab. Und wiederum gab es nur eine Information der Öffentlichkeit direkt danach nur bei Motor-KRITIK.

So kam es dann auch zu einem direkten Kontakt zwischen uns und dem Gespräch, über das ich hier – auf die Sache bezogen – nun informiert habe.

Vieles hätte besser laufen können. - Ich möchte jetzt nicht weiter in Details einsteigen, die z.T. auch ein wenig unerfreulich sind, weil sie die Stimmung wiedergeben, die insgesamt heute innerhalb der VLN herrscht.

Wir haben uns gestern Abend auch ausführlich über die Zukunft der VLN unterhalten und sind eigentlich in unserer kleinen Runde zu der Überzeugung gekommen, dass hier nicht mehr mit gefälligen, preiswerten Medikamenten die Auswirkungen von bösartigen, krankhaften Veränderungen behandelt werden können:

  • Es muss operiert werden!

Jetzt muss ein Steuermann mal energisch ins Ruder greifen! - Es geht um die Basis des Breiten-Motorsports, der früher von Privat-Teams bestimmt wurde, die heute kaum noch zuwandern.

Und es muss am Sicherheitskonzept der Nordschleife gearbeitet werden. Wir waren uns über Aufwand und Summen an diesem Abend eigentlich einig. Unklar ist nur, ob der neue Nürburgring-Besitzer diesen Weg der aufwendigen Vorausleistungen mitgeht.

Im Moment sieht es beim Blick in die Richtung Zukunft – soweit es die VLN betrifft – ein wenig trübe aus.

Auf ein glückliches Ende hoffen kann man meist nur im Kino. Im wirklichen Leben muss darauf hin gearbeitet werden.

Packen wir es an! - Alle!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Um die Geschichte nicht zu überfrachten, steht hier nichts zu neuen Lösungen für die “Arena“, zu einer möglichen Umbenennung des „Boulevards“, zu neuen GmbH‘s, zu „Rock am Ring“, Formel 1 oder einem "Cross over der realen & virtuellen Welten". - Es gibt also noch Stoff für viele Geschichten. - Bei Motor-KRITIK.

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