Rock am Ring: Willkommen zu Hause!

Schon der Titel oben schafft Probleme. Schreibe ich, wie der Duden es empfiehlt (s.o.), oder wende ich konsequent die „Neue deutsche Rechtschreibung“ an. Dann müsst oben „Willkommen zuhause!“ stehen. Die CNG, die aktuelle Betreibergesellschaft am Nürburgring – da Pächter – hat in ihrer Presse-Info zu einem Kompromiss gefunden: „WILLKOMMEN ZUHAUSE“. - Man weiß Kompromisse zu machen, kann – muss - damit leben. Nur: Man macht sie nicht transparent. Wie exakt welche Lösungen aussehen, das behält man als Firmengeheimnis „unter der Decke“. Auch Marek Lieberberg kommuniziert nur das Wichtigste: "Rock am Ring kehrt schon 2017 zum Nürburgring zurück! Veranstalter und Ringbetreiber einigten sich jetzt auf eine Rückkehr des Festivals an seinen Originalschauplatz.“ - Die Veranstaltung passt auch zum Nürburgring. Nicht nur Elstern fühlen sich von Glitzerndem angezogen. - Aber nicht alles was glitzert ist echt! - Man muss auch hinter die Kulissen schauen, die das Umfeld dieser Veranstaltung in 2017 bilden werden. In Mendig war der Matsch sichtbar, am Nürburgring lenkt man mit sparsamen Informationen von Problemen ab, die z.B. auch durch die Terminwahl entstehen können. Auch weil man andere Details zum Vertrag geheim hält. Da wirkt dann die marktschreierisch von Pietro Nuvoloni, dem „Sprecher der Sanierer“ (so nennt ihn die „Augsburger Allgemeine“) vorgetragene Argumentation schon ein wenig lächerlich, dass man mit einem Vergleich um die Namensrechte die Voraussetzungen für eine Rückkehr von Marek Lieberberg und seine Veranstaltung, Rock am Ring, an den Nürburgring geschaffen habe. - Wir sagen einfach:

Rock am Ring: Willkommen zu Hause!

Aber wir bei Motor-KRITIK machen uns Gedanken! - Vor der Veranstaltung am 2. - 4. Juni 2017. - Und versuchen die Lücken zu füllen, die Vermieter und Veranstalter bewusst (?) in ihren Informationen lassen.

Auch andere Medien haben Fragen. Die aber zunächst nur an die Fans.

METAL-HAMMER, der Name steht für die Art der von diesem Medium geschätzten Musik, hat auf seinen Internetseiten eine Umfrage gestartet. Als Ergebnis, ob der Nürburgring oder Mendig deren Favorit ist, kann bis jetzt notiert werden:

  • 100% der Abstimmenden sagen: „Ist mir egal, das Lineup ist mir eh nicht Metal genug!“

Beim „Kölner Stadtanzeiger“ sehen das die Leser (bisher mehr als 1.500) differenzierter:

  • 69% sind pro Nürburgring
  • 20% für den Festival-Ort Mendig
  • 11% können sich nicht entscheiden

Noch im Juli 2016 hatte „Metal-Hammer“ den „Kölner Stadtanzeiger“ mit einer Aussage der Pressesprecherin des Rock am Ring-Veranstalters, Katharina Wenisch zitiert, die „hervorragende Erinnerungen“ an die Zeit mit Rock am Ring am Nürburgring hatte.

Der „Kölner Stadtanzeiger“ hatte die Dame aufgrund einer Äußerung des aktuellen Geschäftsführers der capricorn NÜRBURGRING GmbH befragt, der gegenüber der „Rhein-Zeitung“ erklärt hatte:

„Wir wollen Rock am Ring unbedingt zurück haben!“

Aber CNG-Geschäftsführer Markfort hatte auch kenntnisreich (?) festgestellt, dass eine Rückkehr des Festivals an den Nürburgring in 2017 nur möglich sei, ...

  • ...wenn es dazu spätestens Ende Juli 2016 dazu eine Entscheidung geben würde.

Soviel zu Mirco Markfort. Zu Pietro Nuvoloni gibt es schon im Vorspann zu dieser Geschichte eine Bewertung seiner Aussagen.

Marek Lieberberg wollte übrigens zu diesem - von Herrn Nuvoloni erwähnten - Vergleich nichts sagen. - Eine vielsagende „Lücke“!

Ein Vergleich würde z.B. bedeuten, dass Marek Lieberberg, der durch das LG Koblenz die Namensrechte zu 100 Prozent zugesprochen erhielt, bestenfalls zu 50 Prozent nun darauf verzichtet. Um dann 50 Prozent an den Rechten für Merchandising-Erlöse zu erhalten, die bisher – nach dem Verkauf des Nürburgrings – bei der capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH lagen, die sie entsprechend dem von Insolvenz-Sachwalter Lieser über die KPMG gemachten Angebot auch zu 100 Prozent gekauft hatten?

Aber auch die Namensrechte für Rock am Ring waren zu 100 Prozent an die CNBG verkauft. - Gibt es jetzt für die bei einem Vergleich entfallenen 50 Prozent einen Nachlass vom Herrn Insolvenz-Sachwalter für die russischen Investoren?

Für Motor-KRITIK ist es auch unverständlich, dass alle Welt nun laut „Hurra“ schreit, ohne sich Gedanken über mögliche Hintergründe und evtl. dadurch sich verändernde Abläufe gegenüber den „alten“ Rock am Ring-Veranstaltungen zu machen.

Wer hat denn mal in den Kalender geschaut um festzustellen, dass das Festival Rock am Ring in 2017 am Pfingstsonntag endet? - Das ist übrigens eine Woche nach dem 24-Stunden-Rennen. Das bedeutet:

  • Der eine Müll ist kaum weggeräumt, da wird schon wieder der neue Müll angehäuft.

Aber gemach, gemach: Da sich Rock am Ring flächenmäßig ein wenig verlagert – in Richtung Westen - werden damit nicht all‘ die gleichen Flächen wie in früheren Jahren betroffen sein.

Nach Motor-KRITIK-Recherchen war z.B. Marek Lieberberg nicht bereit, für den Ausfall von Touristenfahrten, weil die Nordschleife für Rock am Ring als Parkfläche – wie „früher“ - genutzt werden würde, hohe Ausfallsummen – andere nennen es „Mieten“ - zu zahlen, so dass die Nordschleife jetzt von der CNG an Pfingsten voll für Touristenfahrten genutzt werden kann.

Aber die CNG wollte die Nordschleife auch eigentlich nicht zu diesem Termin vermieten, denn das Pfingstwochenende gehört seit vielen Jahren – seit Jahrzehnten (!) - zu den einnahmeträchtigsten Touristenfahrer-Wochenenden.

Logischerweise bedeutet das auch eine Verlagerung der Park- und Zeltplätze, wodurch die Fußmärsche hin zum eigentlichen Festivalgelände länger als bisher bekannt dauern können. - Der „kürzere Weg“ zu den Bühnen wurde übrigens von den RaR-Fans in Mendig als ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Nürburgring empfunden. - Es gab in Mendig also nicht nur „Schattenseiten“!

Während man „früher“ die maximalen Besucherzahlen für Rock am Ring mit 80.000 benannte, werden jetzt solche von 85.000 publiziert. In früheren Berichten zu und über Rock am Ring war in Motor-KRITIK immer zu lesen, dass diese Veranstaltung die einzige war, bei der die veröffentlichten offiziellen Besucherzahlen immer von der Realität übertroffen wurde.

Nach Motor-KRITIK-Beobachtungen wurden mit Preisen versehene Eintrittskarten auch niemals in größerer Stückzahl als zulässig verkauft. Aber man müsste heute noch in der „Ablage“ der inzwischen insolventen Nürburgring GmbH für Eingangspost Briefe von RaR-Besuchern finden können, die sich darüber beschwerten, dass ihnen – von eben dieser Nürburgring GmbH – für ihr gutes Geld dann „Freikarten“ (ohne Preisaufdruck) zugestellt worden waren.

Was Motor-KRITIK dabei einfällt: Die Nürburgring GmbH war auch Mit-Veranstalter und am Gewinn beteiligt. Da hat man auf keinen Besucher verzichten wollen. Trotz „amtlich“ festgesetzter Obergrenze.

90.000 Besucher wurden nicht erst 2016 in Mendig, sondern auch schon vorher am Nürburgring erreicht. Wobei übrigens nicht alle Besucher am Nürburgring ihre Zeltplätze verlassen, um die Gruppen zu sehen, die man auch so hören kann. Manche kommen auch nur in die Eifel, weil sie die Atmosphäre hier schätzen oder – und – um alte Freunde treffen.

Wenn ich nun der Muster-Versammlungsstättenverordnung von 2014 (MVStättVO - §1) entnehme, dass dort bei Veranstaltungen wie Rock am Ring pro m² Grundfläche zwei Besucher gerechnet werden, dann muss wegen der inzwischen größeren Besucherzahl zur durch Marek Lieberberg von der CNG angemieteten Fläche um 2.500 qm neu hinzu gekommen sein.

Nun ist bekannt, dass bei Rock am Ring in der Vergangenheit der „Boulevard“ mit „arena“ und den dort vorhandenen sanitären Anlagen verschlossen, für Rock am Ring-Besucher nicht zugänglich war. Das muss sich mit dem neuen Mietvertrag geändert haben. - Weil man dem „Boulevard“ eine Bedeutung geben möchte, die er eigentlich nicht hat?

Nach dem 4. Juni 2017 werden wir das genau wissen.

Was die Veranstaltung in den letzten zwei Jahren in Mendig betrifft: Die hat ein wenig darunter gelitten, dass die Genehmigungsbehörde für diese Großveranstaltung eigentlich auch selbst ein großes Interesse hatte, die Großveranstaltung an diesen Ort zu bekommen.

Darum sind sicherlich manche „Vorgaben“ etwas lasch ausgefallen, die dann durch andere Behörden im Nachgang etwas „nachgeschärft“ werden mussten. Eigentlich wurden die „Lücken“ aber auch schon durch den Ablauf der Ereignisse vor Ort in den letzten zwei Jahren sichtbar.

Allerdings werden die in den Genehmigungen genannten Voraussetzungen entsprechend der MVStättVO in der letzten Fassung von 2014 auch nur als „Mindestvoraussetzungen“ vorgeschrieben, was den Veranstalter nicht der Pflicht enthebt, sie aufgrund der eigenen Erfahrungen zu verbessern.

Es waren sicherlich auch solche Herrn Lieberberg aufgefallenen „notwendigen (teuren!) Verbesserungen“, die den Rückzug an den Nürburgring in irgendeiner Form beschleunigt haben.

Aber auch hier wird der Veranstalter – nicht der Vermieter CNG – dann 2017 noch einiges „aufrüsten“ müssen, um z.B. auch ein Verkehrs-Chaos bei der Anfahrt zu vermeiden. Er muss in Zusammenarbeit mit der Polizei eine normale Anreisemöglichkeit – auch durch eine entsprechende Beschilderung und Verkehrsführung – sicherstellen. - Lassen wir uns überraschen!

Dann gilt es auch die so genannte „Verkehrssicherungspflichten“ zu beachten. Der Bundesgerichtshof hat entschieden:

„Die Sicherheit des Besuchers hat absoluten Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen des Veranstalters.“

Wer auch nur den Hauch einer Ahnung von den Pflichten eines Veranstalters bei der Durchführung einer solchen Großveranstaltung wie Rock am Ring hat, der kann verstehen, wenn Marek Lieberberg 2014 spottete, als „Amateure“ auf diesem Gebiet seinen Vertrag gekündigt hatten und noch am gleichen Tag verkündeten, sie würden nun ein eigeńes Festival aufziehen:

„Ich kann mich eines gewissen Schmunzelns nicht enthalten, dass ein ‚Autozulieferer‘ glaubt, dass er ein Festival auf die Beine stellen kann.“

Wir alle haben mitbekommen, was aus den hochfliegenden Plänen von „Unerfahrenen“ (auf diesem Gebiet) geworden ist. Um es salopp zu formulieren:

  • Außer Spesen nichts gewesen!

Ich höre nun aus dem Umfeld des Nürburgrings, dass Marek Lieberberg – nun wieder am Nürburgring – dort praktisch ideale Bedingungen vorfindet, weil die Besucher im eigentlichen Besucherraum vor den Bühnen nun festen Boden unter den Füßen haben. Und dass dort auch die Toilettenanlagen… -

Stopp! - Motor-KRITIK hat einmal nachgerechnet. Bei 85.000 Besuchern werden von den Behörden als Voraussetzung auf sanitärem Gebiet:

  • 390 Damen-Toiletten
  • 130 Herren-Toiletten und
  • 260 Urinalbecken

...erwartet. Auch hier wird der Veranstalter schon noch nachrüsten müssen. Aber auch bei dem zuständigen Abwasserwerk wird man die Stirn in Falten legen, weil es schon bei den Rock am Ring-Veranstaltungen vor Jahren zu Problemen kam.

Man sollte auch solche „Randthemen“ mit bedenken, bevor man mit Hurra-Rufen nachdenkliche Stimmen unhörbar macht.

Die CNG (capricorn Nürburgring GmbH) hat sicherlich eine richtige Entscheidung getroffen, wenn sie die für die Veranstaltung notwendigen Flächen „nur“ vermietete, sich nicht – wie das vorher der Fall war – mit als Veranstalter beteiligte.

So muss z.B. auch der Mieter diese Flächen wieder in dem Zustand verlassen, in dem sie ihm übergeben wurden. Das heißt z .B.: Alle Reinigungs- und Säuberungskosten entfallen auf den Veranstalter, den Mieter.

Motor-KRITIK hat es schon immer interessant gefunden, wenn so Leute wie Pietro Nuvoloni, „damals“ auch als Pressesprecher des Nürburgrings aktiv, z.B. bei der Vorstellung eines neuen Partners für ein neues Festival (nach Rock am Ring) feststellte:

„Es handelt sich bei dem Vertrag um eine strategische Partnerchaft, die langfristig ausgerichtet ist.“

Wir alle haben erleben können, was von diesen Worten zu halten war. „Partner“ war da die DEAG, Berlin und das Festival sollte „Grüne Hölle Rock“ benannt werden.

Die letzte Rock am Ring Veranstaltung – im Juni 2014 – endete mit der Vorhersage von Marek Lieberberg an die Fans:

„Wir werden die Zukunft gemeinsam gewinnen!“

Nun wird die Zukunft direkt vor dem Pfingstwochenende 2017 wieder am Nürburgring beginnen. Es wäre schön, wenn auch die Besucher zu den „Gewinnern“ gehören würden.

Motor-KRITIK wird die Szene aufmerksam beobachten, steht aber der Veranstaltung grundsätzlich positiv gegenüber. Darum ist auch der Titel zu dieser Geschichte ehrlich gemeint. Man sollte sich aber auch mit „kritischen Hilfen“ an der richtigen Umsetzung einer guten Idee beteiligen.

Zunächst bleibt uns aber nur – wie es auch die CNG tut – zu sagen:

  • „Willkommen zu Hause!“
MK/Wilhelm Hahne

Ganz ehrlich! - Vor gut 6 Wochen haben wir zum ersten Mal aus einer bestimmten Quelle erfahren, dass Rock am Ring zurück kommt. Zum gleichen Zeitpunkt – nur Tage später – auch aus einer anderen Quelle. - Wir haben das für eine Falle gehalten, in die wir gelockt werden sollten, auch, weil sie aus der gleichen Richtung kam. - Als sich jetzt die Vorhersagen wirklich bestätigten, waren wir davon nicht so überrascht wie andere Medien, denn wir hatten uns zwischenzeitlich noch mal mit der Problematik von Großveranstaltungen beschäftigt. - Wie man der obigen Geschichte hoffentlich anmerkt.

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