IG Meuspath: Kein Erfolgsmodell?

Der SWR vermeldet aktuell einen Neubau von Hyundai mit einem Investitionsvolumen von 5,5 Millionen Euro. Und die Kamera schwenkt über leere Wiesen. Bei BILD wird ebenfalls Hyundai mit großem Bauvolumen in Industriegebiet von Meuspath vermeldet. Mit einem Foto von einem fast fertiggestellten Gebäude. - Was denn nun? - Niemand vermeldet einen Neubau von „KW“. Niemand den Weggang von HEICO. Eine Erweiterung von CAPRICORN scheint selbstverständlich. Genauso, dass die Gemeinde Herresbach die Vorauszahlungen für 2012 nicht aufbringen konnte. Deren Haushaltsplan wäre daran gescheitert. Die Gemeinde Meuspath ist – wenn man privatwirtschaftliche Maßstäbe anlegt – schon jahrelang pleite. Deren Kosten werden von der Verbandsgemeinde Adenau mit beglichen. Überregionale Politiker verweisen auf die großen Erfolge im Industriegebiet; die Kommunal-Politiker verziehen das Gesicht, wenn in Verbindung mit Meuspath von einem Erfolg geredet wird. - Bis auf den Verbandsbürgermeister Romes, Adenau, für den alles im Umfeld des Nürburgrings ein voller Erfolg ist. - Wirklich? - Man schaue sich nur Adenau im Detail an.

IG Meuspath: Kein Erfolgsmodell?

Drei Gemeinden haben sich zum Zweckverband „Industriegebiet Meuspath“ zusammengeschlossen: Herresbach, Meuspath und Drees. Man drittelt jeweils die ungedeckten Kosten, für die auch jeweils für das kommende Jahr ein entsprechender Kostenvorschuss erwartet wird. Diesen Zuschuss – für jede der drei Gemeinden immerhin gut fünfstellig – aufzubringen, ist der Gemeinde Herresbach schon immer schwer gefallen. Schon zu Zeiten, als ein Dr. Saftig noch Verbandsbürgermeister Vordereifel und mitverantwortlich für Herresbach war.

Inzwischen ist Dr. Saftig Landrat und sein Nachfolger als Verbandsbürgermeister, Gerd Heilmann, hat immer noch die gleichen Probleme mit Herresbach. Die größer geworden sind: Für 2012 konnte Herresbach keine Vorauszahlung mehr leisten. Daran wäre der Haushaltsplan gescheitert.

Also wurde im Zweckverband getrickst. Nicht nur Herresbach hat keine Vorauszahlung geleistet, sondern auch Drees, das als „reich“ gilt, nicht und auch Adenau hatte es abgelehnt, für die zahlungsunfähige Gemeinde Meuspath eine Vorauszahlung zu leisten. - Gleiches Recht für alle.

Immerhin gab es noch ein Guthaben, das man nutzen konnte und das deshalb bestand, weil man eine Forderung des Finanzministeriums in Mainz noch nicht erfüllt hatte, die auf einer Rückzahlung in Verbindung mit Neubauten im Gebiet der Nordschleifen-Hauptzufahrt bestand. Die Nürburgring GmbH war da gegenüber den Gemeinden nicht nur eine Verpflichtung eingegangen, sondern hatte sie auch erfüllt. Und der Zweckverband wollte nun das aufgelaufene Guthaben nutzen, um auf die Vorauszahlungen der einzelnen Gemeinden verzichten zu können.

Es werden in Verbindung mit dem Industriegbiet immer wieder große Zahlen von neu geschaffenen Arbeitsplätzen vermeldet. Tatsächlich sind das oft nur Zahlen für die Statistik. Denn wenn Werksfahrer während der so genannten „Industriewochen“ hier oben im Industriegebiet Meuspath tätig sind, sind das eigentlich keine neuen Arbeitsplätze, die sie hier ausfüllen. Und wenn eine Metallbaufirma ihren Firmensitz von Adenau ins Industriegebiet verlegt, werden auch keine wirklich neuen Arbeitsplätze geschaffen.

Tatsache ist, dass die Nürburgring GmbH nicht nur zu 10 Prozent immer schon am Zweckverband Industriegebiet in Meuspath beteilgt war, sondern über ihren Geschäftsführer Dr. Kafitz auch zu „90 Prozent Einfluss auf die Entscheidungen nahm, wer denn nun in den Genuss von Bauland in diesem Gebiet kam“, wie ein „Offizieller“ berichtet.

Der Antrag eines Abschleppunternehmers aus Adenau, der u.a. auch oben am Nürburgring tätig ist, wurde so insgesamt dreimal abgelehnt, was dann dazu führte, dass dieser nun sein Unternehmen in Breidscheid (bei Adenau) auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände errichtet.

Eigentlich sollten schon bis 2008 die letzten der im Industriegebiet Meuspath ausgewiesenen Gewerbeflächen bebaut sein, aber aktuell – 2013 - schwenken noch eine ganze Reihe von großen Baukranen über offene Baustellen.

Wenn der SWR Hyundai-Bauabsichten mit einem Kamera-Schwenk über leeres Bauland vermeldet, so wird das seinen Grund haben. Immerhin ist der Berichterstatter auch der Vorsitzende der Landespressekonferenz (LPK) in Mainz. Immerhin gehören um 48 Prozent der Mitglieder (und Gäste) der LPK zum SWR. Die Mainzer Staatskanzlei hat nicht nur in der Praxis, sondern auch den Zahlen nach, die Mainzer Medien fest unter Kontrolle.

Es gibt da ungeschriebene Gesetze. Zu denen gehört z.B., dass der Name Wilhelm Hahne in Verbindung mit Ereignissen um den Nürburgring nicht mehr in der SWR-Berichterstattung auftaucht. Niemand hat da eine Anweisung gegeben, aber alle halten sich daran. Das führt sogar so weit, dass Redakteure, die immer wieder beim Thema Nürburgring in die vorderste Reihe müssen, dann mein Nürburgring-Buch von ihrem privaten Geld kaufen, weil sie eine derartige Ausgabe über den SWR nicht abrechnen könnten. Aber sie möchten schon umfassend berichten, denn sie sind eigentlich gute Journalisten. Und natürlich sollten die Seher und Hörer des SWR immer zu den besonders gut informierten gehören. Natürlich aber an den Richtlinien der Staatskanzlei orientiert.

So auch im Fall der Hyundai-Baustelle. Leider war es Motor-KRITIK wo der erste Hinweis auf einen Hyundai-Bau schon Monate vor der SWR-Berichterstattung zu lesen war. Dort gab es auch den Hinweis darauf, dass dieser Bau, wenn er wie geplant durchgeführt würde, auch eine Menge Ärger auslösen würde.

So ist es auch gekommen. Und bei allen Vorgesprächen lag so z.B. bei den Verbandsbürgermeistern dann ein Ausdruck der Motor-KRITIK-Geschichte in den Unterlagen, weil hier die Situation klar und deutlich – sozusagen unmissverständlich - geschildert wurde.

Hier sollte ein einzelner Eifeler Bürger z.B. Straßenbaukosten tragen, um Hyundai einen Vorteil zu verschaffen, da wurden Hyundai Zugeständnisse bei der Bauhöhe zugestanden, die auch noch in den kommenden Monaten zu Diskussionen führen werden.

Ein Panoramafoto verdeutlich die Situation am deutlichsten.

Hier sieht man links die Rennstrecke mit dem Überbau durch eine AUDI-Werbung, erkennt weiter rechts die Tankstelle und sieht dann in der Forsetzung den „Turmbau“ von Hyundai, während „alte“ Gewerbebauten, wie hier z.B. der von Bridgestone, „tief unten“ liegt.

Auch andere Bauherren aus dem Automobil-Bereich hatten vorher versucht, vom Bauamt andere Bauhöhen (in Relation zur Bundesstraße) akzeptiert zu erhalten, waren aber abgelehnt worden. Hyundai hat sich dagegen mit seinem „Wunsch“ durchgesetzt. Es ging den Süd-Koreanern darum, vom nun entstandenen „Turm“ - hier ein Foto von der „Talseite“ -

 

...gleich bei jeder Vorbeifahrt auf der Rennstrecke die Telemetriedaten der Testwagen Runde für Runde auslesen zu können und so die Weiterverarbeitung der Testdaten zu beschleunigen.

Natürlich gibt es auch ein Bauschild:

 

Um die Berichterstattung des SWR zu relativieren: Das Richtfest feierte Hyundai am Dienstag, dem 27. Dezember 2012. Das Gebäude bietet rd. 3.000 qm Nutzfläche und umfasst Werkstattgebäude mit Büros, sowie einen „Aussichtsturm“, dessen Funktion ich schon beschrieben habe.

Das Investitionsvolumen liegt bei 5,5 Mio Euro, Generalübernehmer ist die Hyundai Amco Europe, als Generalplaner fungiert die B&V Braun Canton Volleth Architekten.

In direkter Nachbarschaft erstellte „KW“ (Gewinde- Sportfahrwerke) ein Werkstatt- und Geschäftshaus...

 

...das u.a. später von der Firma Raeder, einem bekannten Audi-Tuner mit genutzt werden wird. Da trifft es sich gut, dass die Firma Manthey nicht weit entfernt ihre Werkstatt- und Büroräume hier im Industriegebiet hat. Zwischen Raeder und Manthey wurde inzwischen eine Fusion vereinbart, d.h. dass die Firma Raeder die Firma Manthey übernehmen wird. Da Audi und Porsche inzwischen beide zum VW-Konzern gehören, sind da keine Probleme zu erwarten, eher eine noch engere Verbindung zur jeweiligen „Mutter“, weil Manthey schon in diesem Jahr – in 2013 - die Funktion eines offiziellen Werksteams bei Porsche einnehmen wird.

In Sichtweite zum „KW“-Gebäude wurden inzwischen auch die Austellungs- und Werkstatträume für das „Black Falcon“-Team fertiggestellt und mit einem großartigen Feuerwerk (und allem Drum und Dran) eingeweiht.

 

„Black Falcon“ ist ein Team, dass in vielerlei Hinsicht eine Reihe von Leuten überrascht hat. Auch durch die errungenen sportlichen Erfolge. Die haben ihre Basis in einem Fundament, dass eigentlich via Cypern bis nach Russland reicht.

Praktisch gegenüber baut gerade „capricorn“ seine Produktionsstätten aus.

 

Auch hier handelt es sich um einen „Newcomer“, der sich erfolgreich im Markt etablieren konnte, auch weil ihm eine Menge Kapital (aus dem Verkauf einer Brauerei) zur Verfügung stand.

Am anderen Ende des Industriegebiets in Meuspath ist es dagegen zum Jahresende etwas ruhiger geworden, wenn man von überraschenden Diebstählen (Autos und Drehbank) und Sachbeschädigungen (Zaun, Toranlagen) einmal absieht. Die Firma HEICO hatte dort eine Halle von Alfa Romeo übernommen, die sich ganz aus dem Testgebiet Nürburgring zurückgezogen haben.

In den so frei gewordenen Hallen war u.a. das zu HEICO gehörende DTM-Team Persson untergebracht, aber auch ein Rennteam der Firma, das überwiegend Mercedes SLS einsetzte. Man hat den Platz am Nürburgring zum 31.12.2012 wieder aufgegeben, weil die Kosten hier in der Eifel zu hoch waren.

Wobei der DTM-Einsatz von Mercedes sich nicht verkleinern wird. „Persson“ (HEICO hatte den Namen durch den Kauf des Teams übernommen) hatte zwar die 2012er Einsatzfahrzeuge schon beim letzten Rennen in Hockenheim zurückgegeben, aber – weil ich das gerade überprüft habe – Mercedes hat für den Einsatz in Moskau (4. August 2013) acht Einsatzfahrzeuge vorgesehen. Man baut also dort nicht ab. Obwohl man schon auf die Kosten achtet.

Auch das neue BMW-DTM-Team in Niederzissen, das seine Wurzeln mal bei Toyota hatte, wollte 2012 zunächst ins Industriegebiet Meuspath. Aber die Ex-Alfa-Hallen waren ihnen zu teuer. Und so ist man in Niederzissen gelandet, wo man nach meinen Recherchen auch bleiben wird, weil man die dort angemieteten Hallen von Peter Zakowski nun käuflich übernehmen möchte.

Dass die Gegend um den Nürburgring teuer ist, das haben auch andere Automobilhersteller – z.B. Mercedes – feststellen müssen, wo man inzwischen vorhandene Ausbauabsichten im Meuspather Industriegebiet an gekauften Hallen wieder zurückgestellt hat. Mercedes wird u.a. ein ganz neues Testgelände in Nähe der Basis-Werke in Baden-Würtemberg in Angriff nehmen, bzw. man hat mit der Planung dafür begonnen.

Hier die Ex-HEICO, Ex-Alfa-Hallen...

 

 

 

...deren Zaun inzwischen mit einem Schild geschmückt ist, mit dem Nachmieter...

 

...gesucht werden.

Gesucht werden muss inzwischen nicht mehr nach einem Käufer für den Innenraum des großen Kreisverkehrs, um den sich u.a. „Black Falcon“ und „KW“ angesiedelt haben. Tatsächlich ist der Innenraum des Kreisverkehrs in den Planungen als Baugelände ausgewiesen und soll in naher Zukunft bebaut worden.

Das wird dann wohl der einzige Kreisverkehr in Deutschland sein, zu dem man dann – um das Gebäude zu erreichen – nach links abbiegen darf. Grundstückeigner ist derzeit - nach einem „Zwischenschritt“- „Black Falcon“. - Lassen wir uns überraschen.

Nur mit den Einnahmen, da wird sich so schnell im Industriegebeit Meuspath für die Gemeinden nichts ändern. Da werden die drei Gemeinden weiter zuschießen müssen. Wenn man Abends über die B 258 kommend am Rand des Industriegebietes vorbeifährt, dann liegt deren „Hauptachse“ sehr gut ausgeleuchtet wie die große Rollbahn eines Flughafens vor einem.

Irgendwie passt das alles schon zusammen: Die „Rollbahn“ hier und die leerstehenden „Abfertigungshallen“ da – am Nürburgring. Alles kommt so zusammen, was eigentlich hier nicht hingehört. In die Eifel. Einschließlich des Hubschrauber-Landeplatzes auf einem Hotel und der Achterbahn, die niemals genutzt wurde.

Aber sie wäre die schnellste der Welt gewesen. Damals. - Heute hat sie Schrottwert. Man streitet sich u.a. um ein nicht komplett vorliegendes Sicherheits- und Bergungskonzept. Damit soll z.B. die Bergung von Achterbahnnutzern auch dann möglich sein, wenn der „Schlitten“ im Scheitel der einzigen „Bergaufkurve“ (übrigens nachträglich in das Konzept durch die Nürburgring GmbH eingebracht) hängen bleibt. Nach internen Berechnungen soll die Wahrscheinlichkeit eines solchen „Unfalls“ bei 0,7 Prozent liegen.

Damit verglichen ist das Industriegebiet in Meuspath ein voller Erfolg. - So lange jemand die Kosten trägt. Und die gewonnenen Arbeitsplätze „schön rechnet“.

Es ist eben alles relativ.

MK/Wilhelm Hahne

 

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