Es war nicht so gemeint!

Wieviel Zeit muss man als Journalist einer Ministerin geben, um eine Frage zu beantworten? Motor-KRITIK-Entscheidung: Acht Tage. Denn: Eveline Lemke ist „grün“. Aber nicht hinter den Ohren. Da hat sie es faustdick. Nicht vom Zu-, sondern vom Weghören. - Oder haben andere falsch gehört und sie evtl. falsch verstanden? - Hatte sie nicht damals – in der Bauphase des Nürburgrings – ganz ernergisch die Meinung vertreten, dass... - Ja schon, aber... - Dann kam der Koalitionsvertrag dazwischen. Und nun ist sie an ihre Zusagen gebunden. Zum Beispiel der SPD gegenüber. Das ist für eine Dame, die gerne vergessen möchte, was man vor der Landtagswahl den Wählern... - Nein wirklich? - Muss sich nicht auch die CDU aktuell im Vergessen üben, wenn sie mit der SPD...? - Ach, vielleicht doch ein tiefes Schwarz mit leuchtendem Grün? - Aber eigentlich hat das hier alles nichts mit den Bundestagswahlen zu tun. Schließlich geschah es ja schon vor den Landtagswahlen. - Aber ehrlich...:

Es war nicht so gemeint!

Eveline Lemke wusste es eigentlich immer schon besser. Alles. Und darum hat sie Firmen beraten, damit sie umsetzen, was Eveline Lemke für richtig hielt. - Oder war das umgekehrt? - Immerhin hatte sie eine richtige Beratungsfirma. - Sie hat das auch nie verschwiegen.

Jetzt hatte Motor-KRITIK eine einfache Frage an sie. Die Beratungsfirma hat sie schon lange nicht mehr. Aber deswegen wird sie wohl doch nicht vergessen haben, was „damals“ geschah?

Irgendetwas wird da schon gewesen sein. Sonst würde doch Eveline Lemke auf eine einfache Frage ganz einfach antworten. Aber sie hat offensichtlich dazu weder Zeit noch Lust. Irgendwie passt ihre visionäre Art nicht in die Realität, wie ich sie empfinde.

Sie hat von mir eine nette E-mail erhalten. Ich schätze ihre Intelligenz. Sie hatte wirklich den Durchblick, als es um den Bau des Nürburgrings ging. Sie hat die Entscheidungen der SPD in dieser Sache nicht verstanden. Was wohl mehr an der SPD und den „Genossen“ darum herum lag.

Das war, bevor sie Vertreterin des SPD-Ministerpräsidenten wurde, dessen Entscheidungen sie in der Sache Nürburgring nicht verstanden hatte . Obwohl Kurt Beck nach eigener Aussage der Einzige war, der z.B. das Finanzierungsmodell seines Finanzmnisters (mit oder ohne Privat-Investor?) verstand. - Wo war das Problem? (Die kamen – weil in der Mehrzahl - erst hinterher.)

Jedenfalls hat Eveline Lemke es verstanden ihren Standpunkt, den Standpunkt der Grünen (zur Energiewende), mit in den Koalitionsvertrag einfließen zu lassen. Da erwartet sie dann schon, dass sich die Genossen der SPD ihrer Meinung anschließen. Sie schließt sich dafür der Meinung der SPD an. In Sachen Nürburgring zum Beispiel. Und sie versteht nun auch Kurt Beck. Sie schreibt zu seinem Abschied als Regierungschef von Rheinland-Pfalz auf ihrer Internetseite:

„Wir haben Verständnis für die persönlichen Gründe von Kurt Beck.

In der Koalition war die Zusammenarbeit mit Kurt Beck geprägt von Vertrauen, Respekt und Professionalität. Er war ein entscheidender Eckpfeiler der ersten rot-grünen Koalition in Rheinland-Pfalz. Dafür danken wir ihm.“

Das verstehen viele Bewohner der Region Eifel nicht so ganz. Sie hatten Eveline Lemke – und ihre Meinung – anders kennengelernt. Aber das war vor der Landtagswahl. Danach wurde sie Ministerin und Stellvertreterin des Regierungschefs. Danach kam dann die Bundestagswahl. Gerade aktuell. Da haben es dann z.B. die wahlberechtigten Bürger von Nürburg es den Wahlhelfern beim Auszählen einfach gemacht. - Eine Stimme für Grün.

Da braucht man dann keine Hochrechnung für Grün in Nürburg. Das ergibt ein dickes Minus. (Einen Vergleich Bundestagswahl 2011/Landtagswahl 2013 habe ich als 2. Anhang unten angehängt.) Ein Zeichen dafür, dass man sich in Nürburg an Eveline Lemke erinnert. Und ihre Aussagen, Zusagen. Die 20,8 Prozent, die man bei der Landtagswahl erhalten hatte – dank Eveline Lemke -, die waren dann bei der Bundestagswahl einfach weg, bis auf eine Zweitstimme. - Dank Eveline Lemke. - Der Verlust von 19,7 Prozent macht deutlich, welchen Eindruck der Auftritt von Eveline Lemke bei den Wählern hinterlassen hat. (Bitte enschuldigen Sie, wenn ich in dem Absatz hier die Zahlen korrigieren musste. Ich war wohl beim Umblättern ein wenig in die falschen Zahlenreihen geraten. - Wie es insgesamt aussieht, können Sie exakt dem pdf-Anhang entnehmen.)

Auch wenn sie die Einwohner von Nürburg offensichtlich nicht (mehr) schätzen, auch wenn die Mitglieder der Industrie- und Handelskammern nicht unbedingt von ihr und ihrer Arbeit als Wirtschaftsministerin schwärmen: Eveline Lemke hat auch bei der Industrie Fans. Das sind sicherlich die, die sie schon vorher beraten hat. Sie hat sicherlich da gut beraten, wo auch ihre Interessen lagen – und liegen. - Ein Blick in die Koalitionsvereinbarung SPD/GRÜNE machen das deutlich. Da ist auf Seite 21 zu lesen:

„Wir haben das Ziel, bis 2030 den in Rheinland-Pfalz verbrauchten Strom bilanziell zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen. Wir sehen keine Notwendigkeit für Kohlekraftwerke in Rheinland-Pfalz. Rheinland-Pfalz setzt auf Kraft-Wärme-Kopplung, der im industriellen Bereich und beim Umstieg auf die erneuerbaren Energien eine bedeutende Rolle zukommt. Auf dieser Grundlage soll Rheinland-Pfalz bis 2030 zum Stromexportland werden. Bis zum Jahr 2020 streben wir an, die Stromerzeugung aus Windkraft zu verfünffachen und aus Photovoltaik auf über zwei Terrawattstunden zu steigern. Die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Rheinland-Pfalz und die sozialen Aspekte bezahlbarer Energiepreise sind uns wichtige Anliegen.“

Die Stromerzeugung aus Windkraft soll also „verfünffacht“ werden. Da schlägt man dann sogar – wenn es sein muss - tiefe Schneisen in den Wald. Dagegen scheint das mit den „bezahlbaren Energiepreisen“ nicht so recht zu klappen.

Insgesamt ist aber die Situation der Hersteller von Windkraftanlagen nicht besser geworden. Bei „Windstille“ gibt’s da im Moment so manche Insolvenz. Nicht betroffen davon scheint die Firma Juwi in Wörrstadt (Rheinland-Pfalz).

Seit einiger Zeit bin ich auch mit meiner E-mail-Adresse im Computer dieser Firma registriert und erhalte die jeweils akutellen Presse-Informationen. Ich hatte nicht darum gebeten. Jemand muss mein Interesse an Energie-Themen nach Wörrstadt gemeldet haben. Und weil ich dann entdeckte, dass Eveline Lemke mit ihrer Unternehmensberatung sich u.a. mit Juwi vor Jahren in einem gleichen Netzwerk zusammengeschlossen hatte, um gemeinsame Interessen um- und durchzusetzen, da habe ich mich auch an Gespräche mit Eveline Lemke erinnert, in denen Juwi eine Rolle spielte.

Als ich im August die Einladung zur Vorstellung eines neuen Elektro-Automobils von Renault erhielt, da habe ich mich an einige Informationen, die ich durch Frau Lemke erhalten hatte, erinnert und mal am 2. September bei Juwi angefragt. Auch, ob man „damals“ mit Frau Lemke mal zusammengearbeitet hat.

Ich habe keine Antwort erhalten. - Da habe ich dann - nach einiger Zeit - erinnert. - Keine Antwort. Bis heute nicht. (Meine E-mail an Juwi, Wörrstadt – zwei Stück - finden Sie als pdf-Datei im Anhang) Aber es kamen weiter die normalen Presseinformationen von Juwi. Man existiert also noch, der Pressechef ist immer noch derselbe... - was tun?

Ich habe Eveline Lemke mit folgendem E-mail-Text am 23. September angeschrieben:

„Sehr geehrte Frau Staatsministerin,
liebe Eveline Lemke,

eigentlich habe ich nur eine kurze Frage an die Frau Ministerin. Ich möchte aber einer guten Bekannten, Eveline Lemke, gerne ausführlich erklären, wie es dazu kommen konnte:

Ich erhielt im August die Einladung eines Automobil-Importeurs zur Vorstellung eines neuen Elektro-Automobils. Obwohl ich zwar seit Jahrzehnten zu diesem Thema „Visionäres“ höre, aber die Realität jeweils weit davon entfernt war, obwohl ich durch jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Thema nicht unkundig bin, hatte ich mir vorgenommen, mich zu dem Thema noch mal aktuell zu informieren.

Ich habe also z.B. Stromleitungen fotografiert, bin nach Bergheim gefahren, um Braunkohlekraftwerke im Betrieb ins Bild zu setzen. Außerdem habe ich mit dem RWE telefoniert und noch mal angelesen, was so der letzte Stand der Technik (auch Batterie-) ist.
Dabei fiel mir ein, dass mir Eveline Lemke mal erzählt hatte, dass der Inhaber von Juwi einen Tesla-Sportwagen besitzt. Der soll das Maß aller Dinge auf diesem Gebiet sein. - Hatte ich gehört.

Aber beim Darüber-Nachdenken ist es geblieben. Der Vorstellungstermin des neuen E-Automobils war am 2. September. Da ist mir das mit dem Tesla wieder siedendheiß eingefallen und ich habe Juwi um Auskunft dazu gebeten. Und gleichzeitig – es war ein „Aufwaschen“ - nach Ihnen gefragt: Wie lange Sie Juwi beraten haben. (Weil diese Möglichkeit – bei Ihrem Wissen um Juwi-Details - gedanklich nicht auszuschließen war.)

Ich habe so schnell keine Antwort erhalten, habe meine Eindrücke zum Elektro-Automobil auch ohne Tesla-Info geschrieben und erst vor ein paar Tagen ist mir wieder auf- und eingefallen, dass Juwi sich nicht gemeldet hatte.

Ich habe also an eine Antwort erinnert. Auf nette Art. - Leider habe ich bis heute keine Antwort erhalten. - Das hat mich nachdenklich gemacht. - Und ich habe noch mal im Internet gesucht und herausgefunden:

Eveline Lemke hatte nicht nur eine Beratungsfirma – was auch kein Geheimnis war oder ist – sondern war mit dieser Firma auch in ein „Netzwerk“ eingebunden, das auch Juwi zur Durchsetzung seiner Interessen zu nutzen suchte. So erhält dann die Nichtantwort von Juwi eine scheinbar besondere Bedeutung.

Darum auch heute meine Frage an die Frau Ministerin:

Haben Sie mit Ihrer Beratungsfirma – in welcher Zeit? - auch die Firma Juwi beraten?

Ich wäre auch mit einem kurzen, grundsätzlichen JA oder NEIN zufrieden, aber für eine zeitnahe Antwort sehr dankbar. - Der Frau Staatsministerin.

Mit freundlichen Grüßen

Wilhelm Hahne“

Innerhalb einer Woche habe ich keine Antwort erhalten. - Muss ich mir Gedanken machen? - Immerhin findet sich auf ihrer Internetseite („Zur Person“) auch der Satz:

„Später habe ich dann mit Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien ihr Geld verdienen, gearbeitet.“

Vielleicht machen andere Leute, Sie z.B. liebe Leser, sich auch mal ein paar Gedanken. Vielleicht sind das andere als sie in mir hochgestiegen sind. - Vielleicht kennen Sie ja auch Details. - So'ne oder solche.

Ich bin auf ein Echo gespannt. - Auch aus Wörrstadt oder Mainz. - Bitte melden!

Wenn sich Eveline Lemke bei mir noch melden sollte, „gebe ich natürlich Laut“, informiere meine Leser. - Damit wir uns keine überflüssigen Gedanken machen müssen. - Auch nicht über Juwi in Wörrstadt, dessen Mitgründer, Matthias Willenbacher (42) gerade sein Buch mit dem Titel,

„Ein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“

vorstellt.

Es ist sein – soweit ich weiß - erstes Buch. - Bei diesem Buchtitel ergibt sich daraus wie selbstverständlich die Frage: Auch sein erstes „unmoralisches Angebot“?

MK/Wilhelm Hahne

 

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