Skandal? - Affäre? - Strategiespiel?

Ich spreche von „Nürburgring 2009“. Die Landesregierung offerierte dafür 2010 ein neues Konzept. - Man entwickelte also ein passendes Konzept erst nach dem Bau? - Nun, man hatte auch einen „Ersten Spatenstich“ ohne eine Baugenehmigung vorgenommen. Und man hatte mit dem Bau begonnen, ohne eine eigentlich notwendige Finanzierung realisiert zu haben. Es gab zunächst auch nur Teilgenehmigungen zum Bauen. Immer so, wie sie gerade gebraucht wurden. Es wurden zwei Eröffnungsparty's gefeiert, ohne dass alle Bauarbeiten abgeschlossen waren. - Ich erinnere mich gut, im Februar 2010 auf dem Baugelände des Nürburgrings gewesen zu sein, wo man in vielen Sprachen dieser Welt durcheinander redete. - Ich habe eigentlich nichts verstanden. Weil ich zum Beispiel staunend wahrnehmen musste, dass man in den Treppenaufgängen, wie die im „Informationszentrum“, die mal zu den – hoffentlich – oft benutzten gehören sollten, spanischer Schiefer verlegt wurde. Da genauso, wie in den Aufgängen der neu erbauten Tribüne.- Weil spanischer Schiefer billiger ist als Eifel-Schiefer? - Mir kam das alles spanisch vor. - 2010! - Und ich bin jetzt im Juli 2014 mal wieder die Treppen im „Informationszentrum“ hinauf gestiegen. Und ich habe wieder nichts anderes denken können als damals:

Skandal? - Affäre? – Strategiespiel?

Vier Jahre nachdem ich zu meinen „spanischen Eindrücken“ von damals auch meine Meinung schriftlich geäußert hatte (noch heute nachzulesen!) da war ich mal wieder vor Ort, im Informationszentrum. Von dieser Seite her betrete ich eigentlich den Nürburgring kaum.

Es ist beeindruckend, eine still vor sich hinrostende Achterbahn zu sehen, die inzwischen rd. 14 Millionen Euro gekostet hat und dem neuen Käufer des Nürburgrings – wer immer das auch sein wird – dann ein erstes Taschengeld verschafft, wenn er sie verkaufen wird. - Egal zu welchem Preis. Für ihn wird das ein Gewinn sein. Selbst ein „Schrottpreis“ brächte dem Käufer ein (Einnahme-)Plus!

Und bitte nicht vergessen: Nach dem „neuen Konzept“ 2010, einer „Herings-Idee“, kam dann 2012 eine neue Idee für ein neues Konzept: Die Idee von der Insolvenz in Eigenverwaltung. Nur so war der Wille der Landesregierung in die Realität umzusetzen, sich vom Nürburgring zu trennen. Das war nicht eine Frage des Preises, sondern dahinter stand – und steht! - ein politischer Wille. - Und ein politischer Wille ist schon mal irrreal!

Inzwischen glaubt man ihn durchgesetzt zu haben. Immerhin hat man schon einen Käufer präsentiert, nachdem der für die Öffentlichkeit passend gemacht wurde. Die Leser von Motor-KRITIK – natürlich für die öffentliche Meinung kein Maßstab – die mögen ihn trotzdem nicht. Über 80 Prozent lehnen ihn als Käufer ab. - Aber wen interessiert das schon?

Jedenfalls nicht jene Politiker, die hunderte Millionen sinnlos verbaut haben und nun ein Volksvermögen praktisch verschenken, damit sie damit in Zukunft nicht politisch belastet werden. - Aber die stehen als Person längst nicht mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Man tauscht die handelnden Personen so lange immer wieder aus, bis dass keine davon mehr einen Bezug zu dem hat, was sie eigentlich zu verantworten haben.

Erinnern wir und doch einmal an die Feststellung eines Juristen und Ministers aus 2010. Hendrik Hering erklärte damals:

„Privatunternehmer können einige Dinge besser als der Staat. Das sollten wir gelernt haben.“

Hendrik Hering hätte Privatunternehmer werden sollen, dann hätte er wahrscheinlich auch nicht all seine unverständlichen Handlungen mit einer „einer positiven Fortführungsprognose“ erklären müssen, für dann Gutachten herhalten mussten, deren Inhalt aber geheim gehalten wurde.

Erinnern wir uns, dass es Eveline Lemke war, damals Landesvorstandssprecherin der GRÜNEN, heute stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin des Landes, die in 2010 das aussprach, was auch heute noch gilt:

„Rückblickend wird klar: Das Projekt Nürburgring war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“

An das alles habe ich mich erinnert, als ich jetzt – am 13. Juli 2014 – mal wieder den Nürburgring durch das „Informationszentrum“ betrat, nachdem ich mein Automobil in der Tiefgarage geparkt hatte.

Ein schönes Bild?

 

Jedenfalls ein „wolkig wirkendes“, das Phantasien weckt – und Erinnerungen. An 2010. Denn so sehen die Treppenaufgänge in spanischem Schiefer heute aus:

 

 

Anfang 2008 hatte ich mir schon – nachdem ich im Schnelldurchlauf „1000 Jahre“ durchlebt hatte - Gedanken über den Lebenszyklus von Bauwerken gemacht, als es noch nirgendwo irgendeine Neubaugenehmigung, aber immerhin schon Abrissgenehmigungen für Bauwerke gab, die voll funktionsfähig waren. Damals schrieb ich:

„Hier wird ein Millionenvermögen zu Schrott gemacht.“

Und ich habe mich erinnert – weil ich ihn und seine Ideen erlebt hatte – dass Albert Speer (jungen, visionären Politikern moderner Nachkriegsparteien natürlich unbekannt) mal die „Theorie vom Ruinenwert“ entwickelt hatte. In seinen „Erinnerungen“ ist folgende Passage nachzulesen:

„Die Verwendung besonderer Materialien sowie die Berücksichtigung besonderer statischer Überlegungen sollte Bauten ermöglichen, die im Verfallzustand, nach Hunderten oder (so rechneten wird) Tausenden von Jahren etwa den römischen Vorbildern gleichen würden.“

Seine Nachfolger haben nichts von ihm gelernt, sondern mit neuen, kleinen Versuchen begonnen. Mit spanischem Schiefer in Treppenaufgängen. Und nun mal wieder mit einem neuen Konzept, für dass man dieses Mal einen Gläubigerausschuss als verantwortlich bezeichnen kann.

Und man kommt so an einen visionären Käufer, dessen später (vielleicht) der Öffentlichkeit nicht passende Aktionen dann einer EU-Kommission in die Schuhe geschoben werden können.

Und noch mal später wird man dann auf Ungereimtheiten stoßen, die man leider im Vorfeld von Entscheidungen übersehen hatte. - Wie das auch bei „Nürburgring 2009“ geschah und geschieht.

Es wurde noch nicht einmal die „Theorie vom Ruinenwert“ beim Bau konsequent berücksichtigt.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Gestern ist Deutschland bei einem Mannschaftsspiel – Fußball – Weltmeister geworden. Es genügte ein Tor im richtigen Moment. - Am Nürburgring wurden nur Selbsttore geschossen. Nun wechselt man dort nicht etwa die Mannschaft und ihre Trainer aus, sondern man verkauft das Spielfeld. - ??? - Wir werden bis 2016 warten müssen, um die Mannschaft auszutauschen. - Was die einzig richtige Entscheidung – auch heute schon wäre. - Aber wir leben – wie ich schon einmal geschrieben habe – in einer „Diktatur der Demokratie“. - Nutzen wir unsere demokratische Chance 2016!

 

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