Journalismus geht anders!

Heute stammt das Beispiel aus der „Rheinische Post“. Man könnte ohne großen Aufwand in anderen Zeitungen auch andere Beispiele finden. Es ist heute schwer geworden, bei dem großen Angebot an Informationen die richtigen zu verwenden. Oft sind die „direkten“ Informationen die falschen. Weil sie geschönt sind, in den Aussagen der Befragten ihr Wunschdenken zum Ausdruck kommt, das oft wenig mit der eigentlich erlebten Realität in der Vergangenheit zu tun hat. - Aber wer überprüft das noch? - Schließlich hat man klare Aussagen von jemand „der dabei war“. - Ich weiß wie schwer einem heute der Versuch gemacht wird, der Wahrheit nahe zu kommen. Hat man den Versuch erfolgreich unternommen, muss man sich beschimpfen lassen. Zum Beispiel mit dem Vorwurf, man habe „das Gastrecht missbraucht“. - Als Journalist? - Weil man Aussagen der Interviewten nach einer Überprüfung nicht „Eins zu Eins“ übernommen hat? - Anderswo funktioniert das anders. - Wie man am genannten Beispiel sehen kann. - Aber:

Journalismus geht anders!

In der „Rheinischen Post“ ist am Ende einer Geschichte die Aussage eines Ex-Geschäftsführers der Nürburgring GmbH zu lesen, die man in ihrer Gesamtheit jederzeit für eine Bewerbung verwenden könnte:

„Wir Freunde des Nürburgrings haben uns mit Capricorn vor der Vergabe informell getroffen und waren sehr beeindruckt, hatten aber keinen Einfluss auf die Entscheidung. Doch wir sind mit den Plänen voll einverstanden.“

An einer solchen Aussage, die klar und eindeutig ist, gibt es eigentlich wenig zu rütteln. Doch wer ist z.B. „Freunde des Nürburgrings“?

Dieser Verein wurde von Hendrick Hering (Sie erinnern sich an den Ex-Wirtschaftsminister?) zur Unterstützung seiner Pläne, die Trennung von Besitz und Betrieb am Nürburgring, ins Leben gerufen. Dazu aktivierte er als Wirtschaftsminister Leute aus Sport und Wirtschaft (z.B. der Lotto-Gesellschaft), zu denen er aus den unterschiedlichsten Gründen gute Kontakte hatte und die ihm wohl gerne gefällig waren.

Geschäftsführer dieses Vereines wurde dann Friedhelm Demandt, der auch einmal Geschäftsführer der Nürburgring GmbH gewesen war, die er nicht unbedingt in guter Erinnerung hatte. Demandt war vor Ablauf seines Vertrages ausgeschieden, weil ihm auch mit Rainer Mertel sozusagen ein weiterer Geschäftsführer 1984 vor die Nase gesetzt wurde.

Der Verein „Freunde des Nürburgrings“ mit seinem Geschäftsführer von Gründung an, Friedhelm Demandt, besteht nach wie vor, hat nun einen neuen Vorsitzenden in der Person des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Koblenz, Manfred Sattler, der – soweit ich das registrieren kann – die gleichen Ziele verfolgt, die damals Hendrik Hering – der übrigens nicht zu den Mitgliedern zählt! - bei der Gründung vorgegeben hatte: Die politischen Ziele im Fall Nürburgring zu unterstützen. - Der Titel des Vereins lässt aber nicht auf eine politische Verbindung schließen.

Soweit ich das auch im Jahr 2014 verfolgen konnte, besteht immer noch eine enge Verbindung zwischen dem Verein „Freunde des Nürburgrings“ und dem politischen Mainz. Die Herren an der Spitze dieses Vereins lassen sich nutzen, indem sie versuchen die Stimmung für oder gegen eine Entwicklung im Sinne des politischen Mainz zu beeinflussen.

So ist auch das eingangs einkopierte Zitat aus einem Interview der „Rheinische Post“ mit Herrn Friedhelm Demandt zu verstehen. Manche andere Dinge lassen sich nur so darstellen, weil der Geschäftsführer, der mit Demandt parallel die Geschäfte der Landes-GmbH betrieb, Rainer Mertel, schon vor ein paar Jahren verstorben ist.

So kann man in der Geschichte von 12. Juli 2014 in der „Rheinische Post“ nicht lesen, dass das Sicherheitskonzept für den damals neuen Grand-Prix-Kurs z.B. von Porsche entwickelt wurde und man bei allem Sicherheitsdenken die Ansprüche der normalen Rennbesucher und Zuschauer vergessen hatte. Aus deren Sicht waren die Rennfahrzeuge einfach zu weit weg.

Man hat dann später noch Korrekturen vorgenommen, die aber nicht wirklich eine Besserung brachten. Selbst die Curbs hat man anders, flacher anlegen müssen als ursprünglich geplant und ausgeführt. Sie wurden von Motorrad-Rennfahrern praktisch als „Abschussrampen“ empfunden und führten zu Totalschäden und eigentlich vermeidbaren Verletzungen. - Herr Demandt wird sich sicherlich nicht erinnern. - Mir ist auch die einfach „unmögliche“ erste Fahrbahndecke des GP-Kurses wegen des mangelnden Grip in Erinnerung.

Ich erinnere mich auch noch der unterschiedlichen Anlagen der zwei Geschäftsführer Mertel und Demandt. Rainer Mertel war z.B. auf dem noch nicht bepflanzten, also der Baustelle Grand-Prix-Kurs, morgens auf dem Fahrrad mit Gummistiefeln unterwegs, während Friedhelm Demandt ein Geländeautomobil nutzte, damit hängen blieb und abgeschleppt werden musste.

Ich erinnere mich auch noch der abendlichen, so genannten „Baubesprechungen“, die – bei entsprechendem Alkoholgenuss – dann oft nach Mitternacht endeten. Der damals amtierende Landrat hat dann schon mal „seiner Polizei“ passende Anweisungen geben müssen.

Friedhelm Demandt empfand sich am Nürburgring als unverstanden. Es war darum keine Überraschung, wenn er z.B. mir und Motor-KRITIK im Jahre 2009 zu den „gut recherchierten Artikeln“ zum Thema „Nürburgring 2009“ ein „Waidmannsheil“ zukommen ließ.

Was ihn zwei Jahre später nicht daran hinderte, eine politische Anregung durch Hendrik Hering aufzunehmen und bis heute fortzusetzen: Die des politschen Mainz in ihren z.T. nicht nachvollziehbaren Entscheidungen zum Thema Nürburgring zu unterstützen. - Aber andere hat er – wie zu lesen - „immer wieder vor persönlichen Verpflechtungen gewarnt“.

Vielleicht weiß er auch nicht um die „persönlichen Verflechtungen“ im politischen Mainz oder er will sie nicht wahrnehmen. Auch nicht im Fall „Freunde des Nürburgrings“.

Friedhelm Demandt ist offensichtlich immer von dem überzeugt was er macht. In jedem Fall dient es – auch – der öffentlichen Darstellung seiner Bedeutung. Am Nürburgring hat ihn nach seinem Weggang niemand vermisst. Dort hätte er einen „Macher“, wie Rainer Mertel, auch nur gestört.

Nun bringt er sich über „Freunde des Nürburgrings“ wieder in Erinnerung: „Er holte Marek Lieberberg nach Gladbach“, liest man in der „Rheinische Post“. Mir war noch nicht klar, dass Marek Lieberberg dort inzwischen schon angekommen ist. Und es ist interessant zu lesen, dass es unter Führung des Herrn Demandt 1985 das allererste „Rock am Ring“ gab.

Auch das neue „Nürburgring-Gesetz“ konnte nicht verhindern, dass „die Neuen“ (wenn die EU sie akzeptiert) jetzt „ganz cool“ für 2015 um 30 Prozent mehr von einem langjährigen Partner verlangte als bisher. Und ihn dann verklagte. (Ob das LG Koblenz die „Grenzen“ einer GbR kennt?)

Gäbe es nicht diese „schöne Geschichte“ in der „Rheinische Post“, ich hätte Vieles nicht gewusst, obwohl ich seit 1977 in der Nähe des Nürburgrings lebe, weil ich ein Freund des Nürburgrings bin. - Wirklich! - Aber nicht Mitglied in einem solchen Vereins mit „freundlicher Tarnmaske“.

Ich habe auch – wenn ich mich richtig erinnere – in den ganzen Jahren niemals eine Geschichte zu Herrn Friedhelm Demandt geschrieben. Obwohl das doch bei all seinen Leistungen um den Nürburgring – wie in der „RP“ zu lesen - die selbstverständlichste Sache der Welt gewesen wäre.

Aber ich denke: Journalismus geht anders, als wie er uns – den vielen Lesern – am 12. Juli 2014 in einer wirklich „schönen Geschichte“ in der „Rheinische Post“ dargeboten wurde.

Man muss eben daran glauben, dass die „Freunde des Nürburgrings“ im Sinne des Nürburgrings arbeiten. - Oder aber – man weiß zuviel!

MK/Wilhelm Hahne
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