Sonntag, 8. Februar 2015: Lieber Leser!

Eigentlich gibt es nichts, was man nicht argumentieren könnte. - Wie hätten Sie's denn gerne? - Darum setze ich mich schon ernsthaft mit den Argumenten auseinander, die man meinen Argumenten gegenüber stellt. Ich bemühe mich nicht einseitig zu argumentieren, sondern abzuwägen und schreibe meine Geschichten erst nach gründlicher Recherche und Überprüfung. - Wobei mir das beim Thema Nürburgring nicht leicht gemacht wird. Zu viele mögliche Anlaufstellen reagieren auf meine Anfragen nicht oder kommen mit Schutzbehauptungen, mit denen sie vorgeben, mir eine Auskunft zu dem entsprechenden Thema verweigern zu können. - Wie Sie sich sicher noch erinnern: Die Kreisverwaltung Ahrweiler hat in Sachen Nürburgring (Betriebsgenehmigung GP-Kurs und „ring°racer“) weder Kosten noch Mühen gescheut mir deutlich zu machen, dass sie mir keine Auskunft erteilen darf. Oder: Als ich in der letzten Woche die BITBURGER-Presseabteilung angeschrieben habe, da gab es bis heute keine Antwort. Man ist wohl verärgert, dass ich das Thema Bitburger/Nürburgring im letzten Jahr in einer Weise öffentlich gemacht habe, an der man nicht interessiert war. Natürlich ist man an einer Auslegung der neuen Verbindung BITBU'RGER/Hockenheim auf Motor-KRITIK-Art auch nicht interessiert. Also schweigt man. - Motor-KRITIK schweigt auch nicht, wenn „alte Bäume“ am „Alten Fahrerlager“ des Nürburgrings gefällt werden. Und stellt sich gerne der Kritik auch dann, wenn sie ihn – wohl aus „Fachkreisen“ - anonym erreicht. Darum heute noch einmal – um sie der Motor-KRITIK-Darstellung gegenüber zu stellen – nachfolgend die offizielle Darstellung der capricorn NÜRBURGRING GmbH und die eines anonymen Leserbriefschreibers. - Mit Anmerkungen – und Fotos – von Motor-KRITIK. Ich möchte die Argumentation „der Anderen“ im folgenden Titel so zusammen fassen:

Nur aus Sicherheitsgründen weg: „Zu alt“!

Natürlich würden sich das eine Reihe von Leuten auch bei mir und von Motor-KRITIK wünschen. Aus Sicherheitsgründen weg: Zu alt! - Man kann das von Fichten zwar sagen, aber nicht von alten Journalisten. Die einen sind – und das ist unbestreitbar – Flachwurzler (oder Tellerwurzler), die anderen aber nicht immer. Bäume können keine Erfahrungen sammeln, Motor-KRITIK streicht die aktuellen Ereignisse aber alle durch das Sieb seiner Erfahrungen. Von vielen Jahrzehnten.

Die hatten sicherlich auch die Bäume hinter sich, die jetzt aus „Sicherheitsgründen“ abgeholzt wurden. Zum Grund ist auf den Internetseiten des Nürburgrings – übrigens seit dem 4. Februar 2015 – zu lesen:

„Zu alt: Bäume mussten aus Sicherheitsgründen weichen

Die circa 100 Jahre alten Bäume rund um das historische Fahrerlager gehörten zum gewohnten Bild am Nürburgring und machten das weltweit älteste, noch erhaltene Boxengeviert schon von Weitem sichtbar. Dieses Markenzeichen ist nun aus Gründen der Sicherheit verschwunden. Forstbeamte haben die Bäume auf ihre Verkehrssicherheit geprüft und festgestellt, dass sie am Ende ihrer Lebensdauer waren. „Im Winter kam es an mehreren Bäumen zu sogenanntem Schneebruch“, erklärt der Leiter des Facility Managements, Alexander Schnobel. „Die immer größere Gefahr, dass ein Baum durch Wind oder Schnee Äste und Zweige verliert oder ganz fällt, führte zu dieser mit dem Forst abgestimmten Maßnahme.“

Um diese großen Bäume sicher fällen zu können, wurde ein Forstfachbetrieb beauftragt. Wegen der angrenzenden Bebauung und der Bundesstraße wurden die Bäume an einen Kran angehängt und dann unter Vorspannung am Fuß abgesägt. Mit dem Kran wurden die Bäume in das historische Fahrerlager gehoben und werden dort fachgerecht zum Transport zerteilt.

Fazit: „Safety First“ gilt eben auch neben der Rennstrecke.“

Natürlich standen die Bäume keine 100 Jahre, denn wir wissen alle, wann der Nürburgring erbaut und eröffnet wurde. Auch nicht „circa“. Würde man das gelten lassen, müsste man auch akzeptieren, dass ich, nach meinem Alter gefragt, das mit „circa 100 Jahre“ angeben würde.

Obwohl man sicherlich gerne auch mich, Wilhelm Hahne – wie auch Motor-KRITIK – absägen würde.

Ich zeige den aktuellen Zustand – nach dem Absägen (der Bäume) – noch einmal mit dem Foto, das Sie aus meiner vorherigen Geschichte dazu schon kennen:

Ein anonymer Leserbrief-Schreiber (es ist eine E-mail) konnte da nur dem Tenor der Motor-KRITIK-Geschichte folgend dazu sagen:

„Ja, es sieht grausam aus.“

Wie es gut 50 Jahre vorher aussah – exakt 1966 – kann man auf dem folgenden Foto sehen...

...das aus dem Innenraum des „alten Fahrerlagers“ mit einem Blick „nach draußen“ auch einen Eindruck von der Höhe der Fichten vor gut 50 Jahren vermittelt. Das Foto zeigt übrigens im Vordergrund den Ferrari Dino 206 S des Teams Ludovico Scarfiotti/Lorenzo Bandini, die damit beim 1000 Km-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife nicht nur einen Klassensieg herausfuhren, sondern auch Zweite im Gesamtklassement wurden. Mit einem Zweiliter-V6-Mittelmotor-Sportwagen hinter einem 5,4 Liter-Chaparall 2D, der damit das erste Fahrzeug war, das jemals am Nürburgring mit einem Automatik-Getriebe siegte.

Das Foto wurde übrigens damals von meiner Frau mit einer Agfa-Silette 1 gemacht und von mir einfach aus deren Album mit einer modernen Digital-Kamera abfotografiert. - Das für die Fotofreunde.

Wie wir aus der Darstellung der capricorn NÜRBURGRING GmbH wissen (s.o.), wurde die „Safety First“-Maßnahme vom Leiter des Facility Managements, Alexander Schnobel, veranlasst. Der kann natürlich nicht wissen, wie die Fichten am Rande des Fahrerlagers 1966 aussahen, da er erst in der Dr. Kafitz-Zeit an den Nürburgring gekommen ist. Herr Schnobel residiert in Haus A...

...das auch zu den „Altertümern“ - wie die Fichten – am Nürburgring gehört, aber nach 2000 im Dachbereich so verändert wurde, dass das eigentlich – wie das Fans empfinden würden – einer Denkmalschutz-Verletzung gleich kam.

Alexander Schnobel's Maßnahme findet offensichtlich die Zustimmung eines Fachmannes, der nicht nur Motor-KRITIK, sondern auch Mike Frison (www.20832.com) seine Meinung mit einer E-mail zukommen ließ. Auch – oder gerade – weil diese E-mail anonym war, möchte ich den Inhalt nachstehend in ganzer Länge – mit allen (oberflächlich) guten - Argumenten – einkopieren, habe aber Zahlen eingefügt, um die Argumente zu markieren. Zu diesen Zahlen finden Sie dann folgend ein paar Worte zur Argumentation von Motor-KRITIK:

„Die Tannen sind Fichten (1) und somit Flachwurzler oder Tellerwurzler. Die kippen in der Eifel immer zuerst um. Kann man nach diversen Stürmen überall gut beobachten.(2) Die Fichte tut sich in den überwiegend sauren Böden der Eifel schwer. Abgesehen davon greifen die Wurzeln in der Nähe von Bauwerken, diese auch an. (3) Der Schneebruch lässt sich ebenfalls gut beobacheten. (4) Die 100jährigen standen nun leider an der falschen Stelle und hätten besser Teile vom neueren NBR Wunderland zerlegt.(5) Ja, es sieht grausam aus, wie bei W.H. gut zu sehen ist.(6) Aber von des Försters und des Pächters Seite, ist diese Entscheidung ausnahmsweise mal nachvollziehbar.(7) Eifel und Fichte, waren nie die besten Freunde. Die Fichtenaufforstungen hatte damals militärische und wirtschaftliche Gründe: Schnell wachsendes Holz, insbesondere zur Verhüttung als Brennholz geeignet.(8)
Klar, diese Fichten waren als 100jährige in diesem baulichen Zusammenhang ein Naturdenkmal. Aber auch ein Problem, dass die meisten Eifler gut kennen. Hier sollte man ausnahmsweise mal vorsichtig sein, bevor man wieder drauf haut. Experten betrachten Fichtenbestände als Problem. (9)
Als Problem sehen Forstleute, Biologen und auch Umweltschützer die großen Fichtenbestände. Denn die schnellwachsenden Nadelbäume gehören originär nicht in den Nationalpark,(10) sondern wurden nach dem Krieg vom Menschen angepflanzt - vor allem zur späteren Holznutzung. Fichten sind jedoch wegen ihrer flachen Wurzeln nicht besonders standfest, was zum Problem werden kann, wenn etwa Orkane wüten.(11)
Nach dem Fall Napoleons gelangt die Eifel unter die Herrschaft der Preussen. Die Preussen ließen die großen Ödlandbereiche, welche durch die Abholzung der ehemaligen Laubwälder und die darauf folgende ausgebreitete Schafbeweidung entstanden waren, großflächig mit Fichten auffosten. Heute besteht noch ein großer Teil der Eifel aus Fichtenwäldern. Dennoch werden in einigen Bereichen die Fichtenwälder langsam wieder in Laubwälder (Buchenwälder oder bachbegleitenende Auenwälder und Bruchwälder) umgewandelt. Ziel des Nationalparkes Eifel ist es wieder einen großen Buchenwald entstehen zu lassen.(12)“

(1) Das war sicherlich in den Anmerkungen von Mike Frison zur „Absägeaktion“ falsch dargestellt, aber nicht bei Motor-KRITIK, wo nur von „Bäumen“ gesprochen wurde. Mike Frison hatte sich eben – nur scheinbar unkundig – wie ein Städter ausgedrückt, um von denen verstanden zu werden.

(2) Das mit den „Flachwurzlern“ ist richtig und es stimmt auch der Hinweis mit dem „Zuerst-Umkippen“ wenn man das allgemein betrachtet. Am Nürburgring ist aber in den ganzen „circa 100 Jahren“ (Schnobel) keine der Fichten am Rande des alten Fahrerlagers umgefallen.

(3) Auch das mag eine gewisse Allgemeingültigkeit haben, aber Fachleute wissen: „Bei guten Bodenverhältnissen und auf geeigneten Gesteinen können Flachwurzler oftmals ein gutes Wurzelsystem entwickeln und an ganze Gesteinsbrocken anwachsen. Sie sind dann in der Regel standfest.“

(4) Schneebruch lässt sich an allen Bäumen – nicht nur Fichten – beobachten. Wie ich bereits im Falle Nürburgring erwähnte: Auch „Dachlawinen“ von den Dächern der neuen Gebäude sind für Passanten gefährlich. - Deswegen wird man sie aber wohl kaum abreißen.

(5) Die Fichten am Rande des Fahrerlagers standen nicht falsch, sondern waren sicherlich bewusst dorthin gesetzt worden. Sie bildeten so einen Schallschutz in Richtung der Besiedlung „Balkhausen“, wie die T 13-Tribüne z.B. einen Schallschutz in Richtung Nürburg darstellt.

(6) Um noch einmal zu zeigen, „wie grausam“ es jetzt aussieht...

...hier noch einmal zwei Fotos, denen man auch entnehmen kann, dass es sich bei der dichten Bepflanzung mit Fichten wohl um eine Baumaßnahme mit einem bestimmten Hintergrund gehandelt haben muss. Diese Bepflanzung war aus Motor-KRITIK-Sicht damit Teil eines Bauwerks, wie sich auch aus der Böschung ergibt, die dafür angelegt wurde. - Aber woher sollen die „neuen Herrn“ des Nürburgrings das wissen?

(7) Darum ist die „Entscheidung der Förster und Pächter“ aus Motor-KRITIK-Sicht nicht nachvollziehbar, sondern „mit Sicherheit“ nur eine Maßnahme, die in der laufenden Saison dem Betreiber der Rennstrecke noch Ärger bescheren wird.

(8) Natürlich hatte die Aufforstung mit Fichten in der Vergangenheit oft „militärische“, vor allen Dingen aber - in der Privatwäldern der Eifel - aber auch wirtschaftliche Gründe. Das ist richtig. Aber man darf die Bepflanzung in Eifelwäldern nicht mit der Bepflanzung am Rande eines Fahrerlagers in einen Topf werfen.

(9) Das mag stimmen, aber nicht im vorliegend Fall. Hier wird nur ein Problem vorgegeben, das nicht bestand. Keine der Fichten war weder krank oder aus anderen Gründen nicht mehr lebensfähig. Damit waren sie keine Gefahr.

Hier das „Beweis-Foto“ von einem der gesunden Baumstümpfe, der zurück blieb.

(10) Wie viel Mühe sich der Leserbriefschreiber gegeben hat, bemerkt man an dem Argument, dass „schnellwachsende Nadelbäume … originär nicht in den Nationalpark“ gehören. - Was hat das „Alte Fahrerlager“ am Nürburgring mit dem „Nationalpark“ zu tun, der übrigens auch vom Nürburgring meilenweit entfernt ist? - Zur genauen Information der Leser finden die eine Karte als pdf-Datei im Anhang zu dieser Geschichte.

(11) „...was zum Problem werden kann, wenn Orkane wüten.“ - Richtig! - Nur am Nürburgring war das nicht der Fall. Es hat in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Orkanen gegeben, die auch in den Wäldern der Eifel – gerade unter Flachwurzlern – große Schäden angerichtet haben. - Aber am Nürburgring, hier am Rande des „Alten Fahrerlagers“ ist nicht eine einzige Fichte umgefallen.

(12) Die Schlusspassage des Leserbriefs lässt auf einen Kenner schließen, der die Entwicklung der Eifelwälder sehr gut beschreibt. Was sich daraus aber eigentlich nur ergibt: Die Eifel ist eine Kulturlandschaft. Und „eine Kulturlandschaft entspricht absolut der gesamten Umwelt, die in irgendeiner Weise vom Menschen beeinflusst wird“, lernen wir bei „Wikipedia“. - Wunderbar „vorbei“ am von Motor-KRITIK beschriebenen Beispiel einer willkürlich abgeholzten Fichtenanpflanzung vorbei muss man da den Satz empfinden:

„Ziel des Nationalparks Eifel ist es wieder einen großen Buchenwald entstehen zu lassen“.

Um noch einmal die Motor-KRITIK-Meinung kurz zusammen zu fassen:

Es gab keinen wirklichen Grund die Fichten am Rande des „Alten Fahrerlagers“ abzuholzen. Es gab dagegen sachliche Gründe sie stehen zu lassen. (Schallschutz). Außerdem gehörten sie in der angepflanzten Art eigentlich zu den „schutzwürdigen Bauten und Kulturgütern“. Es gibt nämlich auch noch so etwas wie „Baukultur“. - Sogar am Nürburgring. - Was sich dann aber nur auf die alte Anlage bezieht, die ganz auf eine bestimmte Nutzung ausgelegt war. (s. § 1 des GmbH-Vertrages)

MK/Wilhelm Hahne
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