ADAC: Wenn „Gelbe Engel“ nachdunkeln!

Die Einen sagen, der ADAC ist ein Verein. Andere halten ihn für ein Wirtschaftsunternehmen. Tatsächlich ist er – wie eine Krake – auf vielen Gebieten unterwegs. Viele kennen den ADAC nur auf einem Gebiet, das sie – aus welchen Gründen auch immer – interessiert. Viele die ihn mögen sind ADAC-Mitglieder. Weil sie den „Gelben Engel“ schätzen. Dass der manchmal auch dunkle Seiten hat, wurde dadurch bekannt, dass der ADAC Publikumsergebnisse zu Abstimmungen von Auto-Wahlen so verschob, dass sie sich insgesamt interessanter – vielleicht auch nur für bestimmte Firmen – darstellten. In letzter Zeit versucht der ADAC wieder sein verrutschtes Image in der Öffentlichkeit zu korrigieren. Vorsichtig! - Darum geht er auch mit seinen vielen Kraken-Armen auf vielen anderen Gebieten sehr vorsichtig um. Niemals zu seinem Nachteil, aber zu seinem Vorteil auch nicht so, dass es direkt auffällt. - Motor-KRITIK zeigt einmal aktuell eine Seite des ADAC auf, die man überschreiben könnte:

ADAC: Wenn „Gelbe Engel“ nachdunkeln!

Peter Meyer war mal Präsident des ADAC in der Münchner Zentrale und ist im Zuge des aufgedeckten Skandals um die „korrigierten Zahlen“ bei einer Abstimmung unter Mitgliedern dann zurückgetreten. Aber er leitet immer noch einen der mächtigsten deutschen Regionalklubs, den ADAC-Nordrhein in Köln.

Das ist der Klub, der z.B. auch das „24-Stunden-Rennen“ auf der Nordschleife des Nürburgrings ausrichtet. Nicht nur für dieses Rennen, auch für andere in der Saison 2015, gibt es derzeit keine rechtsgültig unterschriebenen Verträge.

Aber es gibt seit Wochen bei der Abstimmung über Details ein ständiges Hin und Her. Die Veranstalter stellen die – scheinbar – abgeglichenen Verträge dem Vermieter, der capricorn NÜRBURGRING GmbH zu. Der sendet sie – mit „kleinen Korrekturen“ - dann umgehend zum Abgleich und Anerkennung zurück. - Nicht nur einmal.

Da ist dann dem Peter Meyer vom ADAC-Nordrhein vor Kurzem die Hutschnur gerissen. Er hat sich mit seinem alten Jagdfreund, Jürgen Großmann, ehemals RWE-Vorstandsvorsitzender und inzwischen – auch – stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der NR Holding AG getroffen, die sich praktisch in russischen Besitz befindet und Mehrheitseigner des Nürburgrings wäre, wenn – ja wenn... - Aber das ist EU-Sache.

Danach ist dann Meyer zum Nürburgring geeilt, um mal kurz und schnell den Vertrag für das „24-Stunden-Rennen“ komplett zu machen. Zum Glück wurde er am Abschluss gehindert, weil dann der ADAC-Regionalklub noch schlechter da gestanden wäre, als er auch heute bei den immer noch laufenden Verhandlungen da steht.

Tatsache ist wohl, dass man deutlich mehr Geld auf den Tisch legen muss um das Rennen durchführen zu können. Hinzu kommt, dass auch die Auflagen der Sportbehörden (FIA) zu größeren Ausgaben als bisher zwingen. Das nicht nur aus Sicherheitsgründen.

So hat sich der ADAC Nordrhein mit einer Rahmenveranstaltung zum „24-Stunden-Rennen“, einem FIA WTCC-Rennen, einem Lauf zur Tourenwagen-Weltmeisterschaft (World Touring Car Championship) geschmückt, das nun auch eine Menge Zusatzaufgaben und finanzielle Ausgaben erfordert. So müssen nun auch auf der Nürburgring-Nordschleife entsprechend den FIA-Auflagen Sektorenzeiten ausgewiesen werden.

Dazu müssen aber wohl noch“Kontaktschleifen“ auf der Nordschleife verlegt und so mit der „Race-Control“ vernetzt werden, dass diese Zeiten dort auch ausgewiesen – und ausgewertet – werden können. Es gibt aber (noch) keine Glasfaserleitung rings um die Nordschleife. Also müssen die einzelnen Stellen mit Strom versorgt werden, man muss eine zuverlässige (!) (Funk-)Verbindung zu Start und Ziel herstellen, und, und, und.

Aber nicht nur darum versucht man bei der Organisation des Rennens auch die Räume zu nutzen, die bisher praktisch als Freiräume betrachtet wurden: Der Zugang zu den Loungen, die die CNG, die capricorn NÜRBURGRING GmbH, z.B: den Industriefirmen verpachtet hat. Die nutzen dann solche Groß-Veranstaltungen gerne, um ihre Kundenkontakte zu verbessern, laden zu einem solchen Rennen ein.

Klar ist, dass man dafür auch seinen Kunden eine Eintrittskarte zur Verfügung stellen muss. Beim aktuellen „24-Stunden-Rennen“ muss man da, wie man den Internetseiten entnehmen kann, mit einem Betrag für den eingeladenen Besucher von 56 Euro rechnen.

So haben die Firmen dann auch ihre Etats geplant: Eintrittskarte, Speisen, Getränke (Cateringkosten) und kleine Aktionen im Umfeld des Rennens, die die Gäste unterhalten und angenehm berühren sollen.

Unangenehm berührt sind jedoch die Firmen aktuell, nachdem sie durch den ADAC-Nordrhein erfahren, dass eine normale Eintrittskarte für ein Erreichen der Loungen nicht genügt. Hier ist ein deutlich höherer Betrag aufzuwenden, der – abhängig von der jeweiligen ADAC-Veranstaltung – jeweils ein wenig anders benannt ist.

Um beim „24-Stunden-Rennen“ zu bleiben: Dort wird die Zutrittsgenehmigung mit „Laubengang-Ticket“ bezeichnet, für das man dem Loungenmieter dann pro Besucher 120 Euro in Rechnung stellt. - Das erhöht natürlich die Kosten für die geplante Veranstaltung der Industrie deutlich, so dass damit die eingeplante Etatgrenze nicht eingehalten, sondern deutlich „gesprengt wird“.

Von Seiten des ADAC gibt es aber keinerlei Nachlässe. Bei den gestiegenen Gesamtkosten ist man darauf angewiesen, auch die „Gebiete abzuschöpfen“, in denen man nicht am Umsatz (Essen, Getränke usw.) beteiligt ist. - Sagt man. - Und versucht dann eine Beteiligung über deutlich erhöhte Kartenpreise für Loungen-Besucher zu erreichen.

Die Loungen-Mieter werden von solchen Forderungen überrascht, da der Vermieter auch nicht von Seiten des ADAC über dessen „Kalkulation“ in Kenntnis gesetzt wurde, der also seine Mieter nicht „vorwarnen“ konnte. So wird es dann in den nächsten Wochen – wenn das nicht schon geschehen ist – zu Disharmonien zwischen Loungen-Mieter, Loungen-Vermieter und Veranstalter kommen. Und jeder wird mit dem Finger auf den anderen zeigen.

Motor-KRITIK würde sich nicht über Loungen-Kündigungen in naher Zukunft wundern.

Würden die in der Vergangenheit immer wieder genannten Besucherzahlen für die jeweilige Veranstaltung stimmen, wäre die Forderung der Veranstalter ungehörig. Aber leider waren – und sind – das oft nur Marketingzahlen, über die man nun selber stolpert. - Weil sie vielleicht vom Streckenvermieter so ernst genommen wurden, wie vorher die Auszählungszahlen zum „Gelben Engel“?

So entblättert sich dann der Sport zu einem Geschäft, zu dem er sich schon lange entwickelt hat. Nur möchte inzwischen jeder – wie er meint – in angemessener Weise profitieren. Die Ansprüche sind da z.T. etwas maßlos geworden.

Auf der einen Seite ist man auf kostengünstige – ehrenamtliche – Helfer angewiesen, die gerade beim Einsatz auf der „längsten Rennstrecke der Welt“ in größerer Zahl als sonst gebraucht werden, auf der anderen Seite betrachtet man den Sport als ein Geschäft, das – in diesem Fall – dem Verein einen deutliche Gewinn bringen soll. - Im Interesse der Mitglieder?

Man fühlt sich nicht für die Region verantwortlich. Das ist Aufgabe einer Regierung, sagt man. Womit man dann auch gleichzeitig den Verkauf des Nürburgring „an privat“ in das richtige Licht rückt.

Wird die Region, vertreten durch ihre Regional-Politiker, demnächst wieder als „Bettler“ in Mainz vorstellig werden müssen?

MK/Wilhelm Hahne
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