„Ohne Beteiligung keine Sicherheit!“

Die Porsche-Beteiligung bei Capricorn findet ein großes Echo in den Medien. Es ist dabei bemerkenswert, wie das offizielle Statement des Sportwagenherstellers Porsche zu diesem Thema „entschlackt“ wird. Dahinter steckt natürlich keine Absicht, sondern eigentlich Unwissen. Wer die Entwicklung in einer Branche über Jahrzehnte beobachtet, der ahnt bei einem Zusammenfügen von Fakten schon, dass manches nicht zusammen passt, obwohl es eigentlich dazu gehört. Und macht sich dann im Vorfeld schon einmal kundig. So saß ich dann – bevor Porsche die Öffentlichkeit auf eine mögliche Beteiligung bei der capricorn COMPOSITE GmbH vorbereitete - mit einem Herrn zusammen, der vor Jahrzehnten mal bei der Deutschen Bank (Zentrale Frankfurt) gelernt hat und sich heute praktisch täglich mit dem beschäftigt, was z.B. Aktienkurse beeinflusst. Natürlich kennt er auch die Bilanzen der Jahre 2010, 2011 und 2012 der o.g. Capricorn-Firma. - Mehr sind derzeit noch nicht veröffentlicht. - Während er mit der Kuchengabel etwas Sahne über ein abgestochenes Stück Apfelkuchen streicht, das als Abschluss eine knusperige Schicht von überbackenen Mandelscheiben ziert, sagt er: „Köstlich!“ - Und meint den Kuchen. - Um fortzufahren: „Was Porsche da macht ist gefährlich!“ - Und meint damit den wahrscheinlich an Capricron zu gewährenden Kredit. Denn Porsche hatte gerade die „Rhein-Zeitung“ zur Rücknahme einer Meldung veranlasst, dass man sich mit 25 Prozent an Capricorn beteiligen wolle. - Aktuell kam nun das Porsche-Dementi zum eigenen Dementi. - Weil wohl nun auch bei Porsche im Vorstand klar wurde, was uns beim Abgleichen unserer Meinung schon Tage zuvor beim Kaffeetrinken unumstößlich schien:

„Ohne Beteiligung keine Sicherheit !“

Motor-KRITIK hatte sich zu dem Thema Porsche/Capricorn schon im Vorfeld informiert und geäußert. Es wurden schon Fakten gesammelt, was die aktuelle Presseinformation zu dem „entblättert“, was sie eigentlich auch ist: Eine sehr gut gemachte „Sprachregelung“. - Und die sieht im Original – und hier unverändert einkopiert – so aus:

„Die capricorn Composite GmbH mit Sitz in Meuspath ist als Spezialist für die Entwicklung und Fertigung von Komponenten aus Faserverbundstoffen ein wichtiger Lieferant für die Porsche-Fahrzeuge LMP1 und 918 Spyder. Um die gute, bereits mehrjährige enge Zusammenarbeit mit dem technologisch für den Spitzenmotorsport bedeutenden Lieferanten capricorn weiter auszubauen und für die Zukunft abzusichern, beabsichtigt die Porsche AG, sich mit 25,1 Prozent am Kapital der capricorn Composite GmbH zu beteiligen. Ein entsprechender Vertrag wurde heute unterzeichnet und steht bis zum Closing in etwa zwei Wochen unter Vorbehalt der Erfüllung verschiedener Bedingungen, die Porsche an Capricorn gestellt hat. Die Beteiligung wäre dann noch von der kartellrechtlichen Zustimmung abhängig. Diese könnte im April 2015 erfolgen.“

Online-Dienste müssen heute schnell sein. Darum übernimmt man gerne – wie in diesem Fall auch das „Handelsblatt“ - eine Meldung von „dpa“, vielleicht ein wenig „passend gemacht“. Da fehlt dann aber z.B. der „LMP1“, der Porsche 919, für den die Firma capricorn COMPOSITE GmbH tatsächlich ein wichtiger Lieferant ist.

Als Motor-KRITIK bei Porsche aktuell die Frage nach dem Ersatzteilwert der von der o.g. Capricorn-Firma gelieferten Teile für den beim „Handeslblatt“ (aber auch bei SWR u.a.) ausschließlich erwähnten Porsche 918 Spyder stellt, da gibt es die kurze Antwort:

„Nachstehend unser Statement zum Thema. Weiter gibt es hierzu von unserer Seite nichts zu sagen und zu Lieferbeziehungen äußern wir uns generell auch nicht im Detail.“

Der Porsche 918 Spyder hat einen Basispreis von 768.026,00 € und wir hatten auch nicht nach dem Einkaufspreis der von Capricorn für den Porsche 918 Spyder gelieferten Komponenten gefragt. Trotzdem hätte die Relation – wenn Porsche den Ersatzteil-Gesamtpreis (!) dieser Capricorn-Teile genannt hätte – dann doch dem Leser wenigstens ein leichtes Lächeln entlockt.

Zwar werden vom 918 auch „nur“ 918 Stück gefertigt (hat Porsche gesagt), aber das sind immerhin mehr, als der Porsche-Auftrag an die capricorn COMPOSITE GmbH:

43 Stück Kohlefaser-Monocoque in 3 Jahren für den „919“, den LMP1.

Außerdem haben Aktionäre – viele davon ohne auto- und markt-spezifische Kenntnisse – sicherlich eher Verständnis für eine Porsche-Beteiligung an einem Kohlefaser-Spezialisten, wenn es primär um die Fertigung eines „Serienmodells“ geht, als um einen Rennsportwagen, dessen diesjähriger Einsatz in Le Mans (Motor-KRITIK möchte mit der annähernd richtigen Zahl niemanden erschrecken) eine dreistellige Millionensumme kostet, bei der – Entwicklung, Vortests, das Rennen selbst, die Marketingmaßnahmen, das Catering, und, und, und einbezogen – dann keine „1“ mehr vorne steht.

Porsche erwähnt zum nun mit Capricorn unterschriebenen Vertrag, dass das...

„Closing in etwa zwei Wochen unter Vorbehalt der Erfüllung verschiedener Bedingungen, die Porsche an Capricorn gestellt hat“...

...erfolgt. Das betrifft den unterschriebenen Vertrag, der also noch nicht „geschlossen“ ist. Darum hat man wohl auch bis heute noch keinen Antrag beim Bundeskartellamt auf eine „kartellrechtliche Zustimmung“ gestellt. - Darum spricht man auch wohl auch in der offiziellen „Sprachregelung“ von „April 2015“. - Wenn alles funktioniert! - Es handelt sich also wohl mehr um das, was man auf Deutsch als eine „Absichtserklärung“ bezeichnen könnte.

Wie die jetzige capricron COMPOSITE GmbH entstand, davon lässt die Darstellung im Bundesanzeiger (in Verbindung mit der Bilanz des Jahres 2012 eingestellt) einen Eindruck entstehen, die hier einkopiert wird:

„Der Gesellschafter der capricorn Composite GmbH (früher capricorn Automotive GmbH) und der capricorn Automotive GmbH (früher capricorn Holding GmbH), hatte im Dezember 2011 eine Neuausrichtung der Capricorn-Gruppe beschlossen. Ziel dabei war, dass die capricorn Composite seitdem als eigenständige Gesellschaft (capricorn Composite GmbH) ihre Kernkompetenz und Ressourcen in der Entwicklung und Herstellung von Komponenten aus Faserverbundwerkstoffen und innovativer Technologien weiter ausbauen soll. Alle Geschäftsaktivitäten in der Betriebsstätte am Nürburgring verblieben in der capricorn Composite GmbH. Die übrigen Geschäftsbereiche (CNC-Fertigung, Motorenbau, Fahrzeugbau und die dazugehörige Verwaltung) wurden im Rahmen eines Asset-Deals mit Wirkung zum 31. Dezember 2011 an die capricorn Automotive GmbH (früher capricorn Holding GmbH) veräußert.

Auch zu lesen:

„Während des abgelaufenen Geschäftsjahres wurden die Geschäfte des Unternehmens geführt durch Herrn Dr. Robertino Werner Wild, Düsseldorf. Der Geschäftsführer hat von der Gesellschaft in 2012 keine Bezüge erhalten.“

Nun, der Jahresüberschuss des Jahres 2012 betrug auch nur 42.247,62 €, die allerdings dem Gewinnvortrag von 405.353,77 € aus den Vorjahren hinzugerechnet wurden.

Empfehlung an die Motor-KRITIK-Leser: Werfen Sie einmal selbst einen Blick auf die bisherigen Bilanzen der Firma. Eindrucksvoll z.B. der Bestätigungsvermerk der Prüfer zur 2010er Bilanz. Aber auch andere Details.

Auch in Verbindung mit der 2012er Bilanz zu lesen:

„Erklärung
Ich, Robertino Wild, in meiner Funktion als Alleingesellschafter der mit Sitz zu Düsseldorf bestehenden „Capricorn Composite GmbH" beschließe folgendes: ...“

Übrigens: Der Geschäftsführer, Dr. Robertino Werner Wild und der Alleingesellschafter, Robertino Wild“ sind identisch, unterscheiden sich nur durch „Dr. und Werner“.

Einer von diesen Zweien in einer Person hatte am 30. April 2014 im „Boulevard“ des Nürburgring ein Zitat von Ferry Porsche dem nicht unbekannten Henry Ford zugeschrieben, der übrigens zu seiner Zeit niemals Sportwagen in Serie gebaut hat:

„Das letzte Auto, das gebaut werden wird, wird ein Sportwagen sein."

Ich hatte es nett gemeint, als ich Robertino Wild auf diesen kleinen Fehler aufmerksam machte, weil so etwas evtl. ungeprüft von den anwesenden Journalisten aber auch sonstigen Zuhörern schnell weiter gegeben wird.

Da hat Robertino Wild (Motor-KRITIK bleibt bei der „kurzen Version“ des Namens) dann entsprechend seinem Namen reagiert und auch für Schwerhörige verständlich ausgerufen:

„Ich werde es Ihnen beweisen!“

Leider hat er das wohl vergessen, so dass ich jetzt aus aktuellem Anlass die Gelegenheit zu einer Nachfrage bei Porsche mit genutzt habe. Die Antwort kommt von Achim Schneider, Leiter Unternehmenskommunikation (Porsche, Stuttgart), wurde am 3. März gegeben und lautet:

„Die Aussage stammt - wie von Ihnen beschrieben - von Ferry Porsche.“

Robertino Wild wird als zukünftiger Mitgesellschafter eines Gesellschafters Porsche nun nicht nur seine Äußerung vom 30. April 2014 korrigieren müssen. Denn wie formuliert Herr Schneider in seiner offizellen „Sprachregelung“ so nett, dass das „Closing“...

„unter Vorbehalt der Erfüllung verschiedener Bedingungen (erfolgt), die Porsche an Capricorn gestellt hat.“

„Dann schau'n mer mal“, wie Franz Beckenbauer zu sagen pflegt.

MK/Wilhelm Hahne
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