1.April: der Veedol Langstreckenpokal eröffnete die Millennium-Saison mit der „Westfalenfahrt“ auf etwas verrückte Art

Während Bernie Ecclestone am Nürburgring versucht, den dort bald stattfindenden Grand Prix mit dem von ihm offenbar vorgeschriebenen Bau von neuen gigantischen Boxenanlagen und einem weiter abgeschotteten Super-Fahrerlager zu einem Super-Event zu perfektionieren, schafft er auch dank der hervorragenden Vorarbeiten des Nürburgring-Geschäftsführers, D. Kafitz, nun alle Voraussetzungen dafür, dass die erste Motorsportveranstaltung auf der traditionellen Eifel-Rennstrecke in diesem Jahr zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde und zu einem Beispiel dafür, dass ein gutes Bild keinen Goldrahmen braucht um einen begeisternden Eindruck auf seine Betrachter zu machen.

Keine Boxen, keine Tanksäulen - aber Rennen

00-03-24/04.  "Unter „nicht ganz normalen Bedingungen“ wird am Samstag, 1. April, die Rennsaison 2000 auf dem
Nürburgring mit dem ersten von insgesamt zehn Läufen zum Veedol Langstreckenpokal Nürburgring eröffnet. Die 49. ADAC-Westfalenfahrt, veranstaltet vom ADAC Westfalen mit Sitz in Dortmund, verlangte von den Organisatoren schon bei der Vorbereitung schnelle und klare Entscheidungen."

So beginnt die Pressemitteilung, die  ein Rennen ankündigt, in dessen Umfeld das nackte Chaos herrschen wird. Es gibt keine Boxenanlagen, es gibt keine vernünftige Tankanlage. Und trotzdem wird ein Langstreckenrennen durchgeführt. In der Pressemitteilung wird das so erklärt:

"Am Nürburgring wird eine gigantische neue Boxenanlage gebaut und das Fahrerlager wird durch große Erdaufschüttungen erweitert. Für die ADAC-Westfalenfahrt heißt das: Die Boxenstraße ist nicht befahrbar, die Tankstellen sind noch nicht installiert, die Boxen können noch nicht belegt werden. Also kein Rennen? Doch! - entschied die VLN-Organisation am Abend des 18. März nach den Einstellfahrten von mehr als 200 Fahrzeugen."

In diesem Fall wird nun die Nordschleife, ausschließlich die Nordschleife, als Rennstrecke genutzt und die Start- und Zielgerade der Grand-Prix-Strecke wird zu einem Fahrerlager und Boxenstraße umfunktioniert. das ist die Lösung. In der eigentlichen Boxengasse werden drei Tankwagen postiert, die insgesamt vier Tankschläuche zum Betanken von insgesamt um 120 Fahrzeugen (von Motor-KRITIK geschätzt) anbieten. Damit nun keiner der Teilnehmer dadurch benachteiligt wird, dass er beim Tanken zu lange warten muss, oder auch Teams mit zwei Fahrerwechseln (weil sie beim Langstreckenpokal mit jeweils drei Fahrern unterwegs sind) gegenüber jenen benachteiligt werden, die eigentlich nur einen Fahrerwechsel (und eine Tankpause) vorzunehmen haben, ist dieses Mal für jedes Team ein zweimaliger Tank- und Boxenstop von jeweils 15 min zwangsweise vorgeschrieben.

Das eigentliche Rennen findet auf der 20,83 Kilometer langen Nordschleife, der eigentlichen „Grünen Hölle“ statt. ,
Wer dann zum Fahrerwechsel will oder zum Tanken muss, der verlässt die Nordschleife, fährt auf die sogenannte Grand-Prix-Strecke, wo die eigentliche Rennstrecke dann zu einer Art Boxenstraße umfunktioniert worden ist. Und hat nun jeweils 15 Minuten Zeit, bis dass er wieder den Grand-Prix-Kurs (über die Kurzanbidnung) verlässt und auf die eigentliche Rennstrecke einbiegt.

Hier ist durch eine entsprechende Einbiegespur dafür gesorgt, dass es möglichst nicht zu einem unfallträchtigen Aufeinandertreffen mit den Fahrzeugen kommt, die im eigentlichen Rennen sind. Wer die Zeit des Tankens und Fahrerwechsels „verkürzt“, wird mit einem entsprechenden Zeitzuschlag im Rennen belegt.

"Einem spannenden Auftakt zum Veedol Langstreckenpokal 2000 steht also gemäß dem Motto „Wo ein
Wille ist, ist auch ein Rennen (möglich)“ nichts mehr im Wege.

Die traditionsreichste Langstrecken-Rennserie Europas geht in ihre 24. Saison und hat nichts von ihrer
Anziehungskraft verloren. 142 Nennung sind in der Sportabteilung des ADAC Westfalen eingegangen, für
die Saisoneröffnung ein hervorragendes Ergebnis. Eine ganze Reihe neuer Fahrer und Teams ist dabei,
aber es fehlen auch nicht die Namen der Fahrer, die bereits VLN-Geschichte geschrieben haben.
Einer von ihnen ist Edgar Dören, echtes „VLN-Urgestein“ aus Wuppertal. Dören wartet mit einer faustdicken Überraschung auf. Schien der kleine Kämpfer aus dem Bergischen bisher mit der Marke Porsche
verheiratet, hat er sich für die Millenniums-Saison ein neues „Schätzchen“ angelacht: eine Chevrolet
Corvette mit 5,7 Litern Hubraum, acht Zylindern und 420 PS Leistung. Der im vergangenen Jahr bei allen
zehn VLN-Rennen siegreichen Oreca Chrysler Viper (zehn Zylinder, acht Liter Hubraum, 500 PS) werden
Dören und sein Partner Karl-Christian Lück (Wiehl) kaum das Leben schwer machen können, aber sie
fahren in einer stark besetzten „Porsche-Klasse“ und haben so die Chance, im Erfolgsfalle hohe
Punktzahlen zu kassieren. Das VLN-Reglement berücksichtigt nämlich nicht nur die Plazierung, sondern
bewertet auch die Anzahl der Konkurrenten in der jeweiligen Klassen. Je mehr Mitbewerber, desto stärker
schwillt das Punktekonto an."

So wird es in der Pressemitteilung des VLN-Pressebüros erklärt. Tatsächlich wird Dören so - aufgrund der entsprechenden Einstufung der Corvette - zu einem der möglichen Gesamtsieger des Veedol-Langstreckenpokals 2000. Andere meinen jedoch, dass der Gesamtsieger wohl eher aus der Gruppe A bis 2000 ccm kommt, wo je nach Rennen so um 15 - 20 Starter zu erwarten sind.

"Dies wiederum bringt die Vizemeister von 1999, Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop) in eine Favoritenrolle. Sie starten mit einem Opel Astra aus der Eifeler Rennwagenschmiede Kissling in einer enorm stark besetzten Klasse (für die ADAC-Westfalenfahrt 17 Nennungen) und würden bei jedem Klassensieg entsprechend viele Zusatzpunkte kassieren. Aber für den ehemaligen Rad-Querfeldeinweltmeister Thaler und seinen Partner gilt natürlich auch: je größer die Konkurrenz, desto schwerer der Weg zum Erfolg", meint man im VLN-Pressebüro.

Vielleicht hat man hier die Rechnung ohne den Mühlner-Astra gemacht, der allerdings fahrerisch vielleicht besser besetzt sein müßte. Es könnte aber sein, dass Bernhard Mühlner zum Saison.-Auftakt einen seiner hervorragenden DTC-Fahrer (Adorf) auf das Langstreckenfahrzeug setzt und Klaus-Peter Thaler zumindest dieses Mal das Siegen schwer macht.

Trotzdem führt natürlich der jeweilige Gesamtsieg in den diesjährigen Einzelrennen auch nur über die Chrysler Viper, die schon im letzten Jahr zeigte, das diebisher am Nürburgring eingesetzten Porsche eigentlich "zum alten Eisen" gehören. Darum werden auch kaum noch auftreten. Ihre Zeit ist abgelaufen.

"Die Super-Viper von 1999 ist auch 2000 am Start. Wieder mit den letztjährigen Titelgewinnern Hans-Jürgen Tiemann (Soltau) und Peter Zakowski (Niederzissen). Bei der ADAC-Westfalenfahrt wollen sie mit einem weiteren Renn-Gesamtsieg beweisen, dass die Viper nichts von ihrem Biss verloren hat. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Zu den Viper-Jägern gehören Ulrich Galladé (Dortmund) und Olaf Manthey (Rheinbreitbach). Ihr von Manthey-Racing vorbereiteter und eingesetzter Porsche 996 GT 2 dürfte im Saisonverlauf häufiger auf einem Top-Fünf-Platz im Gesamtrennergebnis auftauchen.

Noch manche Rechnung mit der Chrysler Viper haben auch der Westerwälder Jürgen Alzen und Uli Richter (Essen) offen. Sie sind nach Abstinenz bei den letzten Rennen 1999 jetzt wieder dabei, und ihr Porsche GT3R wird über den Winter nichts an Leistungsfähigkeit verloren haben. Die Klasseneinteilung, sie fahren nicht mehr direkt gegen die „gelbe Schlange“, erhöht die Aussichten auf einen Platz an der Sonne am Ende der VLN-Serie 2000." - So ist in der VLN-Pressemitteilung zu lesen.

Um es kurz zu machen: Natürlich wird die Viper auch im Jahre 2000 die Show abziehen, aber den Gesamtsieg wird sie in diesem Jahr nicht erringen können.. Aber alle oben bereits genannten Favoriten müssen immer voll voll punkten. Und das ist auf der Nordschleife schwer, weil es gerade dort auch auf die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge ankommt. - Und dann spielt das Wetter eine Rolle. Und der bessere Fahrer.

Der Veedol Langstreckenpokal steht vor einer spannenden Saison, die mit einem „nicht ganz normalen Rennen“ am Samstag, 1. April, eröffnet wird. Zeittraining ist von 8.30 Uhr bis 10 Uhr, Start zum Rennen über die Zeitdistanz von 3:30 Stunden ist um 12 Uhr vorgesehen. Und der Start soll dieses Mal  (eine Ausnahme!) ein "stehender Start sein. Die Fahrzeug-Gruppen (wahrscheinlich zwei) werden auf der Einführungrunde bis auf den Anfang der langen Geraden, der "Döttinger Höhe" geführt. Hier, ungefähr in Höhe der bekannten Raststätte "Döttinger Höhe" wird dann eine Ampelanlage, die an einer dort vorhandenen Brücke installiert wurde, den Start in die Saison bestimmen.

Beinahe vergessen: Es werden auch einige Ferrari 355 aus der Ferrari-Challenge am Start sein. Mit nicht unbekannten Fahrern. Der Veedol-Langstreckenpokal ist eben immer für eine positive Überraschung gut. Und inzwischen auch zum eigentlichen Herzen des Motorsports mit Tourenwagen in Deutschland geworden.

Daran wird auch die DTM 2000 wenig ändern. Sie wird mit Getöse kommen. Und sie wird mit Getöse... - Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Während man in der DTM erst spät im Mai startet, wurde das erste Rennen des Veedol-Langstreckenpokals vor wenigen Stunden beendet. Die Viper machte es sich selbst schwer, weil sie von Hans-Jürgen Tiemann schon in der 1. Trainingsrunde in der "Hatzenbach" in die Leitplanken gesetzt wurde. Die umfangreiche Reparatur führte dazu, dass die Viper am Ende ihrer Stargruppe starten musste.

Und dann war es regennass. Und der Start musste wegen Nebel um eine Stunde, auf 13 Uhr verschoben werden. Und die Mantey-Porsche gingen bestialisch. Die Viper konnte in der ersten Phase des Rennens nie mehr als 5 sec. pro Runde auf sie gut machen. Nach zwei Runden lag Peter Zakowski um rund 2 min zurück. - Der Start war übrigens - entgegen der ersten Ankündigung - dann doch fliegend erfolgt.

Der vom letztjährigen 24-Stunden-Rennen  bekannte Audi A4 mit Erdgasantrieb wurde von Christian Menzel in der Nass-.Phase in der von ihm gewohnten professionellen Art auf Platz drei bewegt.

Geradezu sensationell war die Plazierung eines der 355er Ferrari auf Platz 5 im Gesamtklassement. Zumindest zu Anfang des Rennens, wo auch der Mühlner Astra bewies, dass in der Klasse bis 2 Liter auch ein Klaus-Peter Thaler nur dann gegen diesen Wagen eine Chance hat, wenn er einmal fahrerisch schlechter besetzt sein sollte, wie bei diesem ersten Rennen, wo Dirk Adorf - wie immer bei nasser Strecke - eine Klasse für sich war und den Astra auf Platz 5 - 7 im Gesamtklassement bewegte, nachdem er schon im Regentraining die neue Mühlner-Kreation auf Startplatz fünf gestellt hatte.

Eine Überraschung war in diesem Training die Bestzeit des BMW von Johannes Scheid. Er nahm dem nächstplazierten Porsche GT3 satte 8 sec ab. Fahrer war aber nicht Scheid, sondern Kurt Thiim, der den BMW bei diesem Wetter in einer souveränen Art bewegte.

Aber im Rennen kam alles ganz anders. Da gab es zunächst einen Reifenschaden, der den Scheid-BMW um zwei Runden zurückwarf. Und dann warf später Kurt Thiim das Fahrzeug am "Schwedenkreuz" weg. Kurz darauf zerdepperte Dirk Adorf an der gleichen Stelle seinen Mühlner Astra. Alle mit Slicks unterwegs, wurde man hier hinter der Kuppe von regennasser, schmieriger Straße überrascht. Und so "parkten" noch weitere sechs Teilenehmer ihre Wettbewerbsfahrzeuge an dieser Stelle auf etwas unkonventionelle Art.

Nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Teams verloren im Verlaufe des Rennens immer mehr die Übersicht, weil kaum jemand exakt wußte, wer nun schon seine 15 min "abgesessen"  und ob er das exakt gemacht hatte. Aber gegen Rennende wurde immer klarer, dass die Viper wieder eine Chance auf den Gesamtsieg hatte.

Bis in die letzte Runde lag Christian Menzel, der von Christian Abt unterstützt wurde, mit dem Abt-Erdgas-Audi in Führung. In dieser letzten Runde mußte er aber noch die Viper im Streckenabschnitt "Schwalbenschwanz" passieren lassen, was dann dem Zakowski-Team den 11. Gesamtsieg in ununterbrochener Reihenfolge bescherte. In diesem Falle mit exakt 6,9 sec Vorsprung. Den dritten Platz im Gesamtklassement belegte ein Porsche unter Hesse/Wiedemeier.

Tatsächlich konnte man auch bei dieser Veranstaltung kaum einen Sieger vorhersagen. Auch Klaus-Peter Thaler, als einer der Favoriten in seiner Klasse empfunden, konnte seine Chancen nicht wahrnehmen, selbst nicht, nachdem seine überlegene Konkurrenz (Adorf auf Mühlner Astra) ausgeschieden war. Er mußte sich wahrscheinlich mit dem zweiten Klassenrang begnügen.

Wahrscheinlich deshalb, weil jetzt - Stunden nach dem Rennen - mir noch kein endgültiges Ergebnis vorliegt. Wige-Data konnte es bisher noch nicht erstellen, weil der Veranstalter vorher noch die Richtigkeit der 15 Minuten-Stopps überprüfen musste. Und das dauert. - Darum gibt es hier auch nur eine vorläöufige Information, die aber hoffentlich schon einen Eindruck davon vermittelt, was sich hier auf der Nürburgring-Nordschleife, beim Veedol-Langstreckenpokal im Jahre 2000 wieder abspielen wird.

Es wird richtig interessant werden. Auch durch die Corvette des Edgar Dören, der bei dieser Veranstaltung auf Platz sieben im Gesamtklassement landete. Dabei war das Fahrzeug erst am Vorabend fertig geworden.

Die beiden schnellen Ferrari 355 sind übrigens ausgefallen. Sie müssen sich wohl erst noch an die Strapazen der Nordschleife gewöhnen.

Es wird auch in diesem Jahr am Nürburgring toller Motorsport geboten, das kann man den Fans versprechen. Es gibt zwar - theoretisch - Favoriten, aber die konnten sich bei diesem ersten Rennen noch nicht in Szene setzen. - Und das ist gut so.

Beim nächsten Mal wird die Veranstaltung hoffentlich weniger chaotisch und für den Zuschauer (und die Teilnehmer) übersichtlicher ablaufen. Und wenn dann die Mantey-Porsche (GT3) ankommen, wenn der Scheid-BMW im Rennen bleibt, wenn die Corvette... -

Also ein Besuch des Veedol-Langstreckenpokals wird sich auch im Jahre 2000 immer wieder lohnen. Zumal auch der Eintritt rings um die Strecke (mit Ausnahme des Fahrerlagers) kostenlos ist.

MK/Wilhelm Hahne


Nachtrag vom 2. April: die offiziellen Ergenbnisse - die ersten 10 im Gesamtklassement
 
1. Tiemann/Zakowski Oreca Viper GTS R
2. Abt/Menzel Audi A 4 - Erdgas
3. Hesse/Wiedemeier Porsche
4. Galladé/Mantey Porsche GT2
5. Weiland/Weiland Porsche 996 Cup
6. Jodexnis/Weiland Porsche GT3 R
7. Dören/Lück Chevrolet Corvette
8. Redhouse/Wright/Marcart BMW M 3
9. Bartels BMW M 3
10. Reh/Rittmeier Porsche 993 RSR

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