Linder-Team doch mit Honda in der STW ´98

Erstens kommt es anders... - Aber zweitens gab es schon die Möglichkeit. Wenn sie mir auch - wie in meiner vorhergehenden STW-Geschichte nachzulesen - ein wenig unwahrscheinlich erschien. Und nun kommt auch - mit hoher Wahrscheinlichkeit - noch das MIG-Team mit zwei Audi Quattros. Dann wären wir schon - von den 18 bisher bekannten Fahrzeugen ausgehend - bei 22 Fahrzeugen. Aber beginnen wir mal unsere Geschichte mit Honda:

Halb zog er sie - halb sanken sie dahin

98-02-16/03 Eigentlich war das aus Motor-Kritik-Sicht recht unwahrscheinlich, was jetzt passierte. Die Ausgangsposition war: Honda hat sich offiziell von Linder getrennt und läßt den Werkseinsatz 1998 über ein englisches Team machen. Marco Werner und Altfried Heger hatten zwar für 1998 noch Verträge, aber Honda wollte sie nicht mehr.

Heger war das wohl recht, Marco Werner - bzw. sein Manager - war mit dieser Lösung nicht einverstanden. Wenn Honda schon Marco Werner noch bezahlte (er hatte noch einen gültigen Vertrag für 1998), so wollte Marco Werner auch für´s Geld für Honda fahren. Und man rief ein Arbeitsgericht an. Aber das erklärte sich für nicht zuständig, weil Marco Werner niemals Angestellter bei Honda war, sondern eigentlich Freelancer, freischaffender Künstler.

Bei Honda war man natürlich über so eine Gerichtsaktion verärgert. Werner, so hörte man aus Honda-Kreisen, käme als Fahrer nie mehr in Frage.

Aber natürlich gab es ein Interesse der deutschen Honda-Geschäftsleitung, daß sich Linder als Honda-Team in 1998 noch einmal so darstellte, wie man sich schon 1997 dargestellt hatte: als nicht siegfähig. Aber mit siegfähigem Material. Sagen die Engländer - und wollen das in diesem Jahr beweisen. Während Linder... -

Aber nun hat er von der deutschen Honda-Geschäftsleitung die Zusage, daß er Fahrzeuge und Material für 1998 erhalten kann. Und seine Fahrer, Klaus Niedzwiedz und Marco Werner bringen jeweils ihre Sponsoren mit ein. Der Etat läßt dann zwar keine großen Sprünge zu... - Aber Linder vertraut seiner langjährigen Rennerfahrung. Und er setzt auf Dunlop-Reifen.

Mit diesem Zugeständnis hat sich Dunlop keinen besonderen Dienst erwiesen. Wenn es nicht klappt, wird Linder das Ergebnis auf die Reifen schieben. Und es gibt kein Vergleichsteam. Und spezielle Reifen wird Dunlop für Linder nicht machen können. Man greift sicherlich auf die Erfahrung mit dem Audi quattro zurück. Aber selbst die Allrad-Version war - wie man inzwischen weiß - mit Dunlop nicht optimal bereift. Es gab bessere. Michelin.

Was das alles nun soll? - Keine Ahnung. Aber der ADAC hat zwei Fahrzeuge mehr in der Startaufstellung stehen. Für Honda wird dieser Einsatz keine Werbung sein (wie es das auch im letzten Jahr keine war) und auch Dunlop kann nur schlecht aussehen.

Die Fahrer werden bemüht sein auf sich aufmerksam zu machen. Niedzwiedz wird versuchen die Nr. 1 darzustellen und Marco Werner wird deutlich zu machen versuchen, daß "alte Leute" gegen ihn keine Chance haben. Hinzu kommt, daß "früher" einmal Marco Werner für Niedzwiedz geschraubt hat. Also: Werner nimmt Niedzwiedz nicht ernst und Niedzwiedz nicht Werner.

Die Gesamtsituation stellt sich also so dar, wie man sie in einem Film als "übertrieben dargestellt" empfinden würde. - Aber so ist nun mal das Leben.

Und es werden wohl noch zwei weitere Teilnehmer das Starterfeld der STW in dieser Saison füllen: die Audi quattro des MIG-Teams. Wie es ausschaut, wird Audi dem Team zwei Fahrzeuge verkaufen. Was das soll? - Das kann zumindest Motor-Kritik nicht nachvollziehen, weil auch dieser Einsatz für Audi keinen Sinn macht. Außer: man kann darstellen, daß auch ein Allradfahrzeug nicht die Vorteile bietet, die die Sportbehörden unterstellt haben.

Denn eins darf nicht vergessen werden: die wirklichen Unterschiede existieren nur durch die Einsatzart. Ein Frontantriebs-Werkseinsatz - gleich von welcher Firma - ist normalerweise immer "ergiebiger" als ein Privateinsatz. Und ein Audi quattro hat dann Vorteile, wenn Audi selbst ihn einsetzt.

Denn wer z.B. einmal neben einem quattro gestanden ist, während das Getriebe gewechselt wurde... - Das Getriebe ist eine Audi-Eigenentwicklung und es ist nicht nur mechanisch mit dem Fahrzeug verbunden. Da gibt es eine Reihe von stromführenden Leitung, es gibt Hydraulikleitungen. Und alles will exakt aufeinander abgestimmt sein. Und auch der Fahrstil des Fahrers auf die Möglichkeiten die das System bietet.

Aber dazu muß er die Möglichkeiten erst einmal kennen und das Team sie ausschöpfen können.

Aber: die zwei Fahrzeuge mehr werden das Feld bunter machen. Da der Sport darunter nicht leidet... - Aber manchmal fragt man sich: Was denken sich eigentlich die Werke dabei? - Was denkt man sich bei den Reifenherstellern? - Was denkt man sich bei den Sponsoren? -

Vieles läuft wohl nach dem Motto: Halb zog sie ihn, halb sank er hin. - Oder umgekehrt. - Oder so ähnlich.

MK/Wilhelm Hahne