Hickhack um Formel 1-Lauf in Spa (Belgien) geklärt

Wie Motor-Kritik heute aus gut informierten Kreisen in Paris erfuhr, ist das Rätsel um die Frage, ob es nun einen Formel 1-Weltmeisterschaftslauf auf der belgischen Traditionsrennstrecke gibt, nun geklärt. Das wird die deutschen Veranstalter des "Großen Preises von Luxemburg" auf dem Grand Prix-Kurs des Nürburgrings nicht freuen.

Nürburgring Grand-Prix erhält nun Konkurrenz durch GP in Spa

98-02-17/01. Wie Motor-Kritik aus gut informierter Quelle erfuhr, haben sich die internationalen Sportbehörden (und Bernie Ecclestone) entschlossen, nun doch ein Rennen auf der belgischen Traditions-Grand-Prix-Strecke in Spa-Francorchamps durchzuführen.

Wie zu hören, soll der belgische Formel 1-Lauf am 29. August ausgetragen werden, findet also nur vier Wochen vor dem F 1-Lauf am Nürburgring statt.

Es kommt so zu einer Häufung von Veranstaltungen, die alle die gleiche Gruppe von Formel 1-Fans - nämlich die aus dem deutschen Sprachraum - besonders ansprechen.

Hier noch einmal alle die für deutschsprechende Besucher besonders interessanten Veranstaltungen auf einen Blick:

26. Juli Österreich, A 1-Ring
02. August Hockenheim
16. August Budapest
30. August Spa
27. September Nürburgring

Innerhalb von acht Wochen gibt es also fünf Formel 1-Rennen, die für deutsche Besucher gleichermaßen gut zu erreichen sind. Wobei man sich darüber im klaren sein muß, daß die Anreisekosten bei einem Formel 1-Rennen nur den kleinsten Teil der anfallenden Gesamtkosten ausmachen.

Die Nürburgring GmbH hat gerade in diesen Wochen ihr wohlfeiles "VIP-Angebot Formel 1 Paddock Club" verschickt. Man läd nach eigener Darstellung zu einem "Weltereignis" ein. Dazu bietet Bernie Ecclestone´s Firma Allsport Management eben den Zugang zum "exklusiven Formel 1-Paddock Club für VIPs" (O-Ton Nürburgring GmbH) an.

Damit man nicht zu sehr erschrickt, gibt die Nürburgring GmbH die Preise für das "Paddock Club Paket" in US-Dollar an. Motor-Kritik hat die Preise nach gültigem Tageskurs in DM umgerechnet und mit dem ab 1. April gültigen Zuschlag von 16% Mehrwertsteuer versehen (die Nürburgring GmbH, ein wenig "zurück", schreibt noch von 15 Prozent!) und kommt dann pro Person auf folgende Preise:

Nur Renn-Sonntag:                 DM 4.579,68
Samstag und Sonntag:             DM 4.874,09
Freitag, Samstag und Sonntag: DM 5.168,50

Dafür gibt es dann:

1. einen Sitzplatz im Kunststoffschalensitz auf der VIP-Tribüne 12a "mit hervorragender Sicht auf die Strecke (Veedol-Schikane) und Blick auf einen Großbildschirm;
2. Gourmet Lunch und Getränke an den bestellten Tagen;
3. zu bestimmten Zeiten tägliche Begehungsmöglichkeit der Boxengasse (Pit Walkabout);
4. freier Zugang zum Paddock-Club innerhalb der Rennstrecke".

Und wer zu Zweit kommt, also zwischen 9- und gut 10.000 DM für den Rennbesuch bezahlt, der erhält noch

5. ein Parkplatz zu freien Verfügung.

Hoffentlich verstößt man da nicht gegen die Zugabeverordnung.

Nun hat Bernie Ecclestone die Preise an den anderen Strecken ebenfalls vergleichbar gestaltet. Auch hier wird der Zugang zum "Formel 1 Paddock Club" in Dollar angeboten.

Aber trotzdem wird der Nürburgring in diesem Jahr unter der anderen europäischen Formel 1-Konkurrenz leiden. Ganz besonders aber unter der belgischen Konkurrenz in Spa. Denn sicherlich ist es interessanter ein Rennen in Spa zu beobachten, als auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings.

Da steht die Natur-Rennstrecke in den Ardennen, gegen das Betonwüsten-Ambiente des Grand-Prix-Kurses am Nürburgring; die fahrerselektive Strecke in den Ardennen, gegen den eintönigen Retortenkurs in der Eifel, bei dem nur die Veedol-Schikane von den Fahrern als wirklich "aufregend" empfunden wird. Weil sie die ärgerlichste Kurve des Kurses ist.

Motor-Kritik-Vorhersage: in 1998 wird der "Große Preis von Luxemburg" nicht ausverkauft sein. Eine andere Einschätzung wäre unrealistisch. - Aber eine solche Einschätzung steht natürlich Marketingexperten (ohne "Kundennähe") wie Dr. Kafitz, dem Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH zu. Der hält auch eine neu zu bauende, 30 Millionen teure Boxenanlage für wichtiger, als eine interessante Streckenführung.

MK/Wilhelm Hahne