Formel 3000: Wie sich ein BMW-Problem erledigt und die Formel 3 Probleme bekommt

Motor-Kritik hat auf das BMW-Engagement in Sachen Nachwuchsförderung hingewiesen, aber auch, daß es so nicht geht, wie es von BMW beschrieben war. Nun geht jemand. Und das BMW-Problem ist gelöst. - Mit Geld-zurück-Garantie? - Davon und über die Entwicklung der Formel 3000, die nun ganz deutlich die Entwicklung der Formel 3 - nicht nur in Deutschland - beeinflussen wird, davon handelt folgende Geschichte.

Da waren es nur noch Zwei...

98-02-27/07. Am 18. Dezember 1997 verkündete BMW: "Beschlossene Sache: Die drei BMW Junioren Alexander Müller (18), Timo Scheider (19) und Dominik Schwager (21) starten 1998 mit dem französischen Oreca-Team in der internationalen Formel-3000-Meisterschaft."

Wie das gehen sollte, wußte offenbar nur BMW. Denn in der Formel 3000 sind nur Zwei-Wagen-Teams erlaubt. Und das Oreca-Team hatte auch nur zwei Fahrzeuge bestellt. BMW hatte Jochen Neerpasch, der das Junioren-Projekt initierte, aber einen Zuschuß für drei "BMW-Junioren" gezahlt, diese jungen Leute dafür an sich gebunden.

Doch zunächst sind die einmal mit Verträgen (seiner Firma in Montecarlo) an Jochen Neerpasch gebunden. Und einer der Junioren, Timo Scheider, sprengt sich nun nach Differenzen mit Jochen Neerpasch aus diesem Vertrag hinaus.

Und was ist mit BMW? - Gibt es da - von Jochen Neerpasch - in einem solchen Fall eine Geld-zurück-Garantie?

Das Problem für (und mit) Oreca ist damit aber gelöst. Nun gibt es nur noch zwei BMW-Junioren. Nach Motor-Kritik-Einschätzung hat BMW damit den Besten und den Drittbesten behalten. Der Zweitbeste (Stand: Frühjahr 1998) wird nun vielleicht bei Mercedes auftauchen. Denn neben Nick Heidfeld ist im Formel 3000-Team von McLaren/Mercedes noch ein Platz frei. Für Scheider jedenfalls eine Chance. Und eine Lösung, die ich persönlich für besser erachte als die in der Konstellation Neerpasch-BMW-Scheider.

Wie man hört, werden sich Neerpasch und Scheider nun vor Gericht treffen. Und BMW?

Aber abseits dieser Auseinandersetzung ist es keine Frage, daß die Formel 3000 nun rosigen Zeiten entgegengeht. Offenbar ist sie nun zu einem Pflegekind von Bernie Ecclestone avanciert. Denn insgesamt acht- von zwölfmal werden die F 3000-Rennen in diesem Jahr in Verbindung mit Formel 1-Läufen ausgetragen. Vor vollem Haus. Von allen Medien beachtet. Im Formel 1-Umfeld also.

Während der Formel 3 in diesem Jahr sogar verwehrt wird, im Rahmenprogramm des Formel 1-Laufs von Montecarlo zu starten. Das führt zu einem herben Imageverlust der Formel 3. Hinzu kommt, daß sich die Kosten für eine Formel 3-Saison immer weiter denen der Formel 3000 angenähert haben. - Wer will da noch in der nächsten Saison in die Formel 3?

Die Formel 3000 dagegen ist dann weiter im Aufwind. Es wird für 1999 neue Fahrzeuge geben. Gleich ob der Auftrag (wieder) an Lola oder einen anderen Rennwagenbauer geht: die Fahrzeuge werden optisch der Formel 1 ähnlicher werden. Und so wie man hört, wird Bernie Ecclestone auch die Bezeichnung Formel 3000 abändern lassen in "F 1 Junior" oder "F 1 light" - Und wahrscheinlich werden alle Formel 1-Teams verpflichtet werden, ein solches Junioren-Team zur Heranbildung des Formel 1-Nachwuchses zu unterhalten.

BMW und Mercedes haben also den richtigen Kurs eingeschlagen. Jochen Neerpasch auch. Und die Formel 3 läuft ins AUS.

Nachdem nun die Formel 1 technisch ein wenig neu orientiert ist, wird es interessant sein, die Unterschiede zur aktuellen Formel 3000 zu beobachten. Und das besonders auf zwei Kursen: Montecarlo und Spa. Wobei man aber berücksichtigen muß, daß in der Formel 3000 doch schon mit relativ harten Sliks gefahren wird. Aber wie groß wird der Zeitunterschied z.B. zwischen den Spitzenfahrern beider Formel-Kategorien in Montecarlo noch sein?

Es verspricht auch in der Formel 3000 eine interessante Saison zu werden. Und es lohnt sich, sie zu beobachten. Was in diesem Jahr relativ leicht sein wird, weil alle Medien sowieso bei der Formel 1 einfallen werden. Die "Brotkrumen" der Formel 3000 wird man da sicher auch noch mitnehmen. Zumal - und ich habe bereits vor vielen Wochen darauf hingewiesen - es auch praktisch zu einem ersten Kräftemessen zwischen BMW und Mercedes kommen wird.

Müller gegen Heidfeld. Das wird sehr interessant. Schwager gegen Scheider. Diese Auseinandersetzung dürfte immer (wenn wir mal Glück und Pech außen vor lassen) zugunsten von Timo Scheider ausgehen.

Jochen Neerpasch und BMW sind in diesem Falle der erste Verlierer der Saison. - Ob Mercedes der "Nutznießer" ist?

Das dürfte dann die Konkurrenzsituation verschärfen. Was das Ganze wieder für die Presse interessant macht.

MK/Wilhelm Hahne