Von den Problemen beim Serienanlauf des neuen Opel Astra

Jede Zeitschrift die auf sich hält, berichtet im Moment über den "neuen Herausforderer des VW Golf", den neuen Opel Astra, der ab 20. März bei den "freundlichen Opel-Händlern" im Schauraum stehen soll. Anders als VW, wo man aus Qualitätsgründen den Serienanlauf "auf kleiner Flamme" vornahm, was dann nicht nur zu Lieferengpässen führte, sondern sogar dazu, daß am Vorstellungstermin nicht alle VW-Händler über das gewünschte Kontingent an Ausstellungs- und Vorführwagen verfügen konnten, will Opel zum 20. März zuverlässig alle Händler mit einer ausreichenden Anzahl von Demonstrationsfahrzeugen bestücken. "Die Wolfsburger", so droht Vertriebsvorstand Christian Grupe dem Marktführer VW, "werden unseren Atem spüren". - Wie Motor-Kritik nach eigenen Recherchen annehmen kann, wird das deshalb wohl tatsächlich der Fall sein, weil die Opel-Leute am 20. März wohl ziemlich außer Atem sein werden. Es läuft beim Serienanlauf des neuen Astra - wie eigentlich bei Opel seit Jahren gewohnt - einiges schief. Und man muß an den bereits produzierten neuen Astra-Modellen schon umbauen und nachbessern. Motor-Kritik schreibt nachfolgend nieder, was gerade passiert, soweit das derzeit zu recherchieren war:

Geheime Kommandosache: "Retrofit 3000"

98-03-09/01. "Bislang läuft bei Opel alles wie am Schnürchen", schreibt die renommierte "Wirtschaftswoche" und stützt sich dabei auf Aussagen von Opel-Managern. Die Stimmung und Situation dieser gut bezahlten Arbeitnehmergruppe wird besonders deutlich in einem Zitat, das ebenfalls in der aktuellen "Wirtschaftswoche" zu finden ist. Ein Opel-Manager bringt es danach "auf den Punkt", wenn er sagt: "Wenn das hier schiefgeht, können wir den ganzen Laden dichtmachen".

Gemeint ist der Serienanlauf des neuen Opel Astra, der von seiner konstruktiven Ausrichtung her eine Menge guter Anlagen aufweist (s. auch den entsprechenden Erlebnisbericht in Motor-Kritik). Aber die Anlaufphase der Serienproduktion eines neuen Modells ist immer kritisch. VW hat z.B. daraus beim neuen Golf keinen Hehl gemacht, die Stückzahlen zurückgenommen, die von übereifrigen Managern mit krankhaftem Optimismus zu hoch eingeschätzt worden waren und nimmt - sozusagen lächelnd - die Kritik gewisser Medien hin, die den Wolfsburgern zu lange Lieferzeiten vorhalten. Aber der Käufer erhält dafür auch ein weitgehend einwandfreies Produkt!

Opel versucht sich beim Serienanlauf deutlich anders darzustellen als der Wolfsburger Konkurrent. Man möchte sofort mit hohen Stückzahlen Eindruck machen und glänzen und hat die Einführung des neuen Astra natürlich generalstabsmäßig vorbereitet. Da stehen schon seit Wochen die ersten Kontingente des neuen Opel Astra in den unterschiedlichen europäischen Ländern zur Auslieferung an den Handel bereit und werden bis zum Stichtag auf die notwendigen Mengen aufgefüllt werden. - Gibt es tatsächlich einen perfekten Serienanlauf bei Opel? - Hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt?

Opel-Manager behaupten es zwar. ("Wir haben verstanden.") Aber ein wenig zu oft und zu laut. David Herman, der Opel-Vorstandsvorsitzende sagt es in "mot" z.B. ganz klar und deutlich: "Der Astra ist super angelaufen, das bestätigt selbst der Betriebsrat in Bochum, der naturgemäß sehr kritisch ist. Ich bin überzeugt, daß wir mit dem Astra Qualität von Anfang an produzieren".

Motor-Kritik zweifelt nicht an der Überzeugung des David Herman, weiß aber aus Erfahrung, daß die Führungsspitze dieses Unternehmens nicht alles weiß, nicht unbedingt über "Kleinigkeiten" informiert wird. Als der Chronist z.B. Anfang 1994 über die Anlaufschwierigkeiten des damals neuen Omega berichtete, da mußte er sich vom Opel-.bzw. GM-Management vorwerfen lassen, er wolle einem neuen Produkt schon im Vorfeld Schaden zufügen. Dabei hatte ich nur über Tatsachen berichtet, die man "oben" in ihrer Bedeutung nicht erkannte.

Die sich dann aber über die Jahre bestätigten. Man schaue sich doch nur einmal die Verkaufszahlen - nicht nur die aktuellen, sondern deren Entwicklung über die Jahre - an. Hätte man sich um das Produkt, statt - auf dem Rechtsweg - um einen recherchierenden und berichtenden Journalisten bemüht, wäre das sicherlich für das Unternehmen effektiver gewesen. Wie nun das Astra-Beispiel zeigt, hat man in Rüsselsheim nur wenig dazugelernt. Und die Sprüche sind die gleichen wie früher. Und die Serienqualität?

Der neue Vorstand für Qualitätssicherung, Manfred L. Wolf (59), hatte noch vor wenigen Wochen auf die Frage, wo die Opel-Qualität generell steht, gegenüber der Fachzeitung "mot" erklärt: "Wir haben eine Gruppierung in ein unteres, mittleres und oberes Segment der Qualität; gemessen nach Fehlern pro Fahrzeug (ppm) und der Kundenzufriedenheit. Unser Ziel ist es, generell in die obere Gruppe und damit an die Spitze zu kommen". Und er sagte weiter, um seine guten Absichten zu unterstreichen: "Sollte es nötig sein, werden wir die Planungskurve aus Qualitätsgründen herunterfahren. Notfalls stoppen wir das Band."

Nun, bisher ist nicht bekannt geworden, daß die Fertigung des neuen Opel Astra gestoppt worden wäre. Und der Betriebsrat in Bochum ist zufrieden, wie David Herman feststellt. Gibt es wirklich Grund für eine allseitige Zufriedenheit bei Opel?

Motor-Kritik versuchte den Dingen auf den Grund zu gehen und konnte zunächst nur feststellen, daß tatsächlich das Band, die Fertigung läuft. Astra um Astra läuft von den Bändern in Bochum, Antwerpen und sonstwo, wird auf Lkw und Zug verladen und die Fahrzeuge werden dann auf strategisch günstig gelegene Lagerplätze plaziert, wo sie dann rechtzeitig vor dem 20. März in Richtung Händler und Kunden abgefahren werden können. Die Planung ist perfekt. Nur - so die Feststellung von Motor-Kritik - die Fertigung der Fahrzeuge verläuft nicht so problemlos, wie das offiziell nach draußen dargestellt wird. Die Schwierigkeiten liegen offenbar auf der Zuliefererseite, wo eine Menge nicht perfekter Teile dem Astra-Hersteller Opel angeliefert werden. Aber die werden zunächst verbaut, um nicht die Serienproduktion und die angepeilten Stückzahlen zu gefährden.

Die bereits überall über Europa verteilten neuen Opel Astra müssen dann aber noch nachgearbeitet und umgerüstet werden. Es könnte durchaus sein, daß bei einer Anfrage Opel-Manager erklären, daß eine solche Umrüstungs-Aktion von Opel-Mitarbeitern nicht vorgenommen wird. - Stimmt! - Es sind nämlich Fremdfirmen damit betraut. Unter größter Geheimhaltung. Nach unseren Feststellungen ist eine Anzahl von mehr als 100 Monteuren (geschätzt muß es sich fast um die doppelte Anzahl handeln) in Europa unterwegs, um Nach- und Umrüstungen an gerade produzierten neuen Astra-Modellen vorzunehmen.

Diese Aktion läuft Opel-intern unter dem Code "Retrofit 3000" und betrifft - abhängig von der Beanstandung - immer unterschiedliche Gruppen von Fahrgestell-Nummern. Die Umrüstungen und Nacharbeiten werden jeweils auf den Lagerplätzen der Speditionen oder in Häfen vorgenommen. Hier einige Beispiele:

Da werden Schrauben der Heckklappenhalterung ausgewechselt. Sie sind offenbar falsch gehärtet. Es kann nämlich passieren, daß sie beim kräftigen Zuschlagen der Heckklappe abreißen. Das würde auf den Kunden bestimmt keinen guten Eindruck machen.

Oder da wird bei entsprechend ausgestatteten Fahrzeugen der Verdampfer der Klimaanlage ausgetauscht. Bei der neuen Version fällt auf, daß scheinbar eine Schweißnaht nachgezogen wurde. Hätte der "alte" Verdampfer vielleicht nicht den entstehenden Druck ausgehalten?

Damit der Opel-Händler die Übersicht behält, wird der ausgewechselte Verdampfer mit einem "grünen Punkt" gekennzeichnet.

Da werden Sitze aus- und eingebaut. Warum fragt sich der interessierte Beobachter? - Es wird ein unter dem Sitz verlaufendes gelbes Kabel mit einem Rillrohr überzogen. (Das ein Kunststoffrohr, das längs geschlitzt ist und dem Kabel übergestreift wird.) Das wird dann mit Kabelschellen gesichert und der Sitz wieder eingebaut. - Nach Motor-Kritik-Feststellungen wäre es ohne die zusätzliche Absicherung des Kabels möglich, daß sich bei häufigen Sitzverstellen ein Kabelbruch oder ein Durchscheuern des Kabels ergibt, was dann - irrtümlich den Seitenairbag auslösen würde.

Mit dem Seitenairbag gibt es noch Probleme anderer Art. Bei einer größeren Anzahl der neuen Astra wird nämlich auch die Seitenverkleidung herausgerissen. (Diese Darstellung entspricht der Realität.) Die Arbeit erinnert nämlich beim Zuschauen eher an die Handlung eines Zauberkünstlers, der von einem vollgedeckten Tisch die Tischdecke wegzieht. Und alles Porzellan und die Gläser bleiben stehen. Man merkt, daß das am Astra arbeitende Personal Übung hat. Grund für diese Öffnung: es werden die in der Tür liegenden Sensoren für die Seitenairbags ausgetauscht, da die verbaute Version offenbar fehlerhaft ist.

An anderer Stelle, irgendwo in Europa, werden Tanks gewechselt. Es liegen viele Ersatztanks bereit. Es werden aber in diesem Falle nur relativ wenige gebraucht. Denn vor dem Umbau - der schon umständlich ist - wird eine Überprüfung vorgenommen. Es geht darum festzustellen, ob der im neuen Astra verbaute Tank über die notwendige Entlüftung verfügt. Das ist nicht bei allen Fahrzeugen der Fall. Auch hier ein Fehler des Zulieferers?

Manchmal sind es wirklich nur Kleinigkeiten, die aber dann in ihren Auswirkungen schon zu einer Verärgerung der Astra-Kunden führen könnten. Da verfügt der neue Astra z.B. serienmäßig über eine neue elektrohydraulisch unterstützte Lenkung. Sie ist also servounterstützt, wird aber nicht direkt vom Motor, sondern elektrisch betrieben. Und braucht so auch nach dem Einschalten der Zündung Strom. Den erhält dieses Bauteil leider nicht bei allen bisher gefertigten neuen Opel Astra zuverlässig. Wie sich bei Nachuntersuchungen ergab, sind ein paar Stecker in ihren Dimensionen nicht exakt ausgefallen, die Fertigungstoleranzen sind offenbar zu groß: es gibt einen Wackelkontakt, oder es kann dazu kommen und - die Servokraft ist nicht mehr vorhanden.

Es sind alles nur Kleinigkeiten. Aber die können in der Praxis den neuen Opel Astra zu einem Ärgernis werden lassen. Und davon hat Opel eigentlich bisher schon genug auf der Straße. Kein Wunder, wenn man in der Serienproduktion sich stark mit dem Auffinden von Fehlern beschäftigt. Und man findet viele. - Zu viele!

Manfred L. Wolf, der neu eingesetzte Garant für Opel-Qualität der neuen Art, weiß, daß es nicht nur auf die Zulieferer und ihre Arbeit, sondern auch auf die Einstellung der Opel-Werker ankommt wenn er sagt: "Eng mit der Problembeseitigung und -vermeidung verknüpft, ist die Veränderung der Kultur, der Einstellung unserer Mitarbeiter zu Qualität."

Aber eigentlich hat es daran bisher bei den Opel-Mitarbeitern nicht gemangelt. Schon ein Blick auf die Firmenparkplätze beweist das. Viele Opel-Mitarbeiter fahren privat keinen Opel, obwohl er ihnen mit einem großzügigen Mitarbeiter-Rabatt angeboten wird. Sie fahren Fahrzeuge, die in der Pannenstatistik weit vorne stehen, nur wenig Anlaß zu Beanstandungen bieten. Und da steht, so beweisen es zumindest die statistischen Erhebungen der Vergangenheit, nun Opel einmal nicht weit vorne.

Manfred L. Wolf weiß auch, daß sich Qualität "nur mit Mitarbeitern erreichen" läßt, die selbstbewußt arbeiten, die den Fehler möglichst nicht von ihrer in die nächste Arbeitsstation weitergeben". Wolf unterstreicht: "Und dabei meine ich alles - von der ersten Entwicklungsphase bis zum Verlassen des fertigen Autos durch das Werkstor."

Aber zeugt es vom Selbstbewußtsein eines Opel-Mitarbeiters - in diesem Falle eines Vorstandsmitglieds - wenn er die Anfrage eines Journalisten zu "Retrofit 3000" erst gar nicht beantwortet? - Weiß Horst P. Borghs, Öffentlichkeitsvorstand der Adam Opel AG nicht von den vielen Problemen und Problemchen in der Anlaufphase der Serienproduktion des neuen Opel Astra? - Oder glaubt er Recherchen und Veröffentlichungen zu diesem Thema vermeiden zu können, indem er den Kopf in den Sand steckt?

Seine Arbeit ist offensichtlich nicht von der Qualität, die Manfred L. Wolf von jedem Opel-Mitarbeiter erwartet. Eine Anfrage des Chronisten vom 5. März ist bis heute nicht beantwortet. Sie lautete exakt:

"Die neuen Opel Astra für die Händler-Einführung sind bereits in den unterschiedlichen europäischen Ländern. Welche Nach- bzw. Umrüstungen werden jetzt noch vor dem 20. März an diesen Fahrzeugen vorgenommen?"

Das Opel-Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit antwortet nicht. Lassen Sie mich darum die Aufzählung der Wehwehchen des neuen Opel-Astra fortsetzen, ohne daß ich damit den Anspruch erheben möchte, alles vom neuen Opel Astra zu wissen. Es gibt sicherlich noch dieses oder jenes, das mir - trotz intensivster Recherchen - entgangen ist. Die Umrüstaktionen werden schließlich auch unter strengster Geheimhaltung abgewickelt!

Da wird z.B. noch bei einer Reihe von Fahrzeugen der Hauptbremszylinder ausgetauscht. Hier ist einfach der Behälter fehlerhaft. Und da mit der hier vorhandenen Hydraulikflüssigkeit auch die Kupplung (die Betätigung erfolgt hydraulisch) betätigt wird, konnte es bei den fehlerhaften Behältern zu einem Ausfall der Kupplungsbetätigung kommen.

Oder da gibt es unter den verwendeten Leichtmetallfelgen eine ganze Reihe, bei denen die Stahleinsätze für die Verschraubung wohl nicht exakt gerade, sondern ein wenig schief eingesetzt wurden. Und nun trägt die Schraube nach dem Festziehen mit dem vorgeschriebenen Drehmoment nicht voll und... - Klar, daß da ein Felgenaustausch sinnvoll ist.

Eine große Anzahl der gefertigten Ausstellungsfahrzeuge und Testwagen für die Händler ist übrigens mit dem 1,6 Liter EcoTec-Motor ausgerüstet. Und der benahm sich - z.B. im Anfahrverhalten - nicht immer so, wie sich das die Konstrukteure eigentlich vorgestellt hatten. Man glaubt nun festgestellt zu haben, daß das an fehlerhaften Kerzensteckern liegt. Und so werden die dann ausgewechselt, nachdem vorher der "Beauty-Cover" (so nennt Opel die Abdeckung auf dem Zylinderkopf) geöffnet worden ist. Nach dem ordnungsgemäßen Schließen wird dann - auch hier - ein "grüner Punkt" aufgebracht, so daß jeder bei einer kurzen optischen Überprüfung feststellen kann: hier wurde schon gewechselt.

Aber nicht immer signalisiert ein "grüner Punkt" die vorgenommene Nachbesserung. Bei einem Teil der Fahrzeuge war z.B. das Schloß des hinteren rechten Sicherheitsgurtes fehlerhaft (Serie B und C), nach dem Austauschen gegen ein Schloß der Serie "D" wird das Auswechseln mit einem "weißen Punkt" zusätzlich gekennzeichnet.

Natürlich kommt es bei den Umrüstaktionen im Innenraum der Fahrzeuge schon mal vor, daß einem Monteur der Accuschrauber ausrutscht. Das gibt dann häßliche Kratzer. Aber keine Sorge: das Umrüstteam ist komplett ausgestattet. Da ist schnell der Farbstifft zur Hand. Und man hat auch einen Fön mit, um die Farbe auf der ausgebesserten Stelle schnell abtrocknen zu lassen.

Ein Glück, daß die Mehrzahl der umzurüstenden Fahrzeuge nur in zwei Farben, grün und blau, vorhanden ist. Da benötigt man nicht das gesamte Sortiment an Farbstiften.

Und daß die Zierleisten... - Aber das merkt später der Händler früh genug. Wie man auch kaum Zeit hat, sich um einen anderen kleinen Schönheitsfehler und seine Beseitigung intensiv zu kümmern. Da klemmt bei einigen Fahrzeugen der Aschenbecher, weil die Mittelkonsole ein wenig "verspannt" eingebaut wurde. Nun müßte man eine Menge schrauben und Klemmen lösen... - Auffassung beim Nachbesserungs-Team: diese Arbeit sollte man dem Händler überlassen. Außerdem werden so vielleicht Raucher zu Nichtrauchern. Womit man eine Menge für die Gesundheit der Opelfahrer getan hätte.

Die Umrüstaktion dient übrigens nicht unbedingt der "Gesundheit" der neuen Opel-Motoren. Die wurden nicht nur mit hochdrehenden Motoren (in kaltem Zustand) verladen, sondern werden jetzt auch so vom Platz in die jeweiligen Hallen und zurück gefahren. Soweit von Motor-Kritik zu hören, soll es darum auch schon bei der Um- und Nachrüstaktion zu Motorschäden gekommen sein.

Opel-Vertriebsvorstand Christian Grupe hat vor Wochen einmal zur Bedeutung des neuen Opel Astra gesagt: "Der neue Astra ist für uns nicht einfach nur ein neues Auto - es ist immerhin die bedeutendste Produkteinführung auf dem Weg Opels ins neue Jahrtausend." Dieser Weg ist offensichtlich - wie die Motor-Kritik-Recherchen ergaben - mit einer Reihe von Stolpersteinen gepflastert. Und da genügt es nicht, wenn leitende Opel-Mitarbeiter, wie z.B. Horst P. Borghs, die Augen vor den Problemen verschließen, sondern sie sollten offensiv an ihrer Beseitigung mitarbeiten. Das gilt auch für die Öffentlichkeitsarbeit.

Es genügt sicherlich nicht zur Erhöhung der Verkaufszahlen, wenn man in der Mitarbeiterzeitung des Bochumer Opel-Werks seine Leser daran erinnert, daß man es in Zukunft "nicht mehr verstehen" wird, wenn Opel-Mitarbeiter - nachdem es nun den neuen Astra gibt - weiterhin "Fremdfabrikate" fahren. Aber die Opel-Mitarbeiter wissen schließlich um die Qualität "ihres" Astra. Und die wissen auch, daß es nicht an ihnen liegt, wenn die Zulieferer... -

Von "mot"-Redakteuren auf den "Lopez-Effekt" angesprochen, hat Manfred L. Wolf, der neue Qualitäts-Überwacher der Opel-Werke eingestanden: "Damals räumte man den Kosten von Zuliefererteilen in der Relation zur Qualität einen zu hohen Stellenwert ein." Und warum tauchen jetzt beim neuen Astra... ? - Aber vielleicht liefert da Dave Hurst, der Qualitätswächter bei Toyota , die Auflösung. Er sagte zum Versuch von Opel, in Zukunft die Qualität ihrer Fahrzeuge der jener von Toyota ähnlich zu machen: "Sie versuchen aufzuholen, obwohl es ihnen bis jetzt nicht wirklich zu gelingen scheint." Und er nennt dann einen wichtigen Punkt: "Unser System bedingt auch entscheidend einen Wechsel in der Managementkultur."

Da genügt es eben nicht, wenn sich ein Peter H. Hanenberger, Technikvorstand der Adam Opel AG, vor die Öffentlichkeit stellt um zu verkünden: "Unsere Ingenieure leisten Hervorragendes, wenn man ihnen hohe Anforderungen stellt. Wir können sehr gute Autos bauen, zu einem noch weiter verbesserten Preis/Leistungs-Verhältnis, und darauf können wir auch stolz sein."

Sollte Opel es nicht zunächst einmal beweisen? - Und dann darf Herr Hanenberger stolz sein. Wenn man einmal seine Leistungen in der Vergangenheit betrachtet... - Bisher hat er dazu keinen Grund.

David J. Herman, der Opel Vorstandsvorsitzende hat schon recht wenn er meint: "Stimmt das Produkt, dann stimmt alles."

Vielleicht braucht Opel zunächst einmal "Retrofit 3000" für´s Management.

MK/Wilhelm Hahne