98-03-16/01. Zitate, die Motor-Kritik auffielen und für seine Leser notierte:

Dem aktuellen "ManuFAKTUM"-Katalog lagen die "Hausnachrichten, Frühjahr 1998" bei, in denen man immer kluge Worte des "ManuFAKTUM"-Chefs, Thomas Hoof, findet. Dieses Mal gab es auch Stellen, die mir als Motor-Journalisten besonders gut gefielen. Beispiel:

"Der deutschen Wirtschaft wird ja ständig vorgeworfen, am 19. Jahrhundert zu kleben, die Zukunftsmärkte aber zu verpennen. Das sei sehr zu unser aller Schaden. Ist es auch!

Hätte die Automobilindustrie es beispielsweise verstanden, ihre Abnehmer in ähnlicher Weise zu Spielzeugkunden zu dressieren wie die PC-Software-Industrie. Daimler-Benz hätte nicht einige Hundert Millionen Mark aufwenden müssen, um die A-Klasse auch in Extremsituationen vorm Umfallen zu bewahren; sie hätte lediglich das Kapitel >Problem Solving & Trouble Shooting< der Bedienungsanleitung um einige, auf ihrer >Homepage< zum >Download< bereitstehende Seiten (>What to do when an elk has passed<) ergänzen und die eventuell schon im Straßengraben gelandeten auf die in einem Jahr verfügbare nächste Fahrzeug-Generation (mit zahlreichen Bugfixes und zum Upgrade-Preis) verweisen müssen - ein in der PS-Software-Branche gebräuchliches und völlig akzeptiertes Verfahren der Mängelbeseitigung, das auf reizvolle Weise gleichzeitig die Reklamationskosten gegen Null senken und den Umsatz zu verstetigen geeignet ist."

Ein weiteres Beispiel, warum sich das Lesen der "MagnuFAKTUM"-Hausnachrichten" lohnt. Hier folgt die von Motor-Kritik gekürzte Fassung:

"Die Werbebranche hat ihre mitfühlende Hand ja immerfort am Puls der Zeit, vor allem dann, wenn er infolge größerer öffentlicher Aufgeregtheit erhöht zu sein verspricht.

Dies war unübersehbar beim Tod der Lady Spencer der Fall.

Die daraus gewonnene Erkenntnisse legte die BBDO-Direktorin (Anmerkung: gemeint ist die Kreativ-Direktorin von BBDO, Deutschlands größter Werbeagentur) vor kurzem der Öffentlichkeit vor: Lady Diana sei von den Menschen als >eine Rebellin gegen überholte Machtverhältnisse< geliebt worden, und in dieser Liebe zeige sich nichts anderes als ein unausgelebtes >Bedürfnis nach Rebellion<.

Wer verschuldet diese abermalige Frustration eines rechtmäßigen Bedürfnisses? Die Gesellschaft, versteht sich. Eine Gesellschaft nämlich, so fuhr die Kreativ-Direktorin in bitterer Anklage fort, in der fast alles erlaubt sei, behindere die freie Entfaltung der Menschen, indem er ihnen jede Chance raube, über Rebellion zu sich selbst zu finden.

...

>Man kann nicht gegen den Wind schreien<, weiß der Volksmund, und entsprechend verzagt klingen auch die Vorschläge der BBDO zur Verbesserung der aussichtslosen Lage:

Die Werbung solle die allgemeine Sehnsucht nach Rebellion nutzen, indem sie z.B. >bei Frauen den Wunsch nach einem großen Auto wecke<. Wenn die Frauen aus ihren Corsas, KAs und Clios massenweise in die S-Klasse umstiegen, könne endlich einmal >über den Konsum das hergebrachte Rollenverständnis der Geschlechter durchbrochen werden<. (Eine wirklich frauenbefreiendeTat, die aber wahrscheinlich alleine deshalb unterbleiben wird, weil da noch die Sache mit dem Einparken ist.)"

MK