Neuer Opel Astra und Opel-Presseinformationen vor und nach "Retrofit 3000"

Als ich Anfang 1994 eine Presseinformation zum neuen Opel Omega nicht nur las, sondern auch Details dazu recherchierte und sie niederschrieb, da fragte Hans Wilhelm Gäb, der Ziehvater des Opel-Vorstandes Horst P. Borghs, mich auf dem Genfer Salon des gleichen Jahres sehr erregt: "Wen interessiert daß? Weil außer mir wohl nur sehr wenige die Pressemitteilungen der Industrie aufmerksam lesen und noch weniger ihre Eindrücke dazu niederschreiben? - Hans Wilhelm Gäb wird also nachfolgende Geschichte genauso wenig interessieren, wie seinen Gefolgsmann Horst P. Borghs. Die Geschichte ist auch mehr für die interessierte Öffentlichkeit gedacht.

"...die waren schwach wie eine Flasche leer!"

98-03-16/02. Na klar, Giovanni Trapattoni (57) hat diese Worte gesprochen. Tage nach einem Fußballspiel, daß er dann kritisch kommentierte. Was das mit dem Opel Astra zu tun hat?

Am 5. März 1998 ging im Auftrag von Opel eine Pressemitteilung (auf Opel-Papier) an die Presse, wo man lesen konnte: "Aktualität und Dynamik: Rekordmeister Bayern München im Astra-Dress". Und lt. Pressemitteilung hat dann Bayern München auch zum ersten Male am 8. März gegen Schalke 04 mit dem "Astra-Schriftzug unter dem hochgestellten Opel-Blitz" gespielt.

Das Ergebnis muß wohl nicht berauschend gewesen sein, denn Trapattoni kommentierte die Leistung seiner Spieler im neuen Astra-Outfit: "Es gibt im Moment in diese Mannschaft - oh - einige Spieler vergessen ihnen Profi was sie sind."

Auch der zweite Einsatz der Bayern München-Mannschaft im Astra-Dress war wohl nicht so überzeugend. "Bild am Sonntag" sprach von einem "peinlichen 0:0 gegen den Vfl Bochum" und stellte fest: "...die Flaschen sind weiter leer".

Nur gut, daß Bayern München die "Markteinführung der neuen Modell-Generation" des Opel Astra nur bei vier Bundesliga-Partien (jetzt noch: 22. März gegen VfB Stuttgart und am 28. März gegen Karlsruher SC) begleitet. Denn wenn die Öffentlichkeit auf die Idee käme, die Leistungsfähigkeit des "Rekordmeisters" mit der des neuen Opel Astra... - Nicht auszudenken. -

Dabei war das von Opel - wenn man deren Pressemitteilung liest - eigentlich anders gedacht: "...und wird die Aufmerksamkeit für den neuen Astra während dessen Markteinführung weiter verstärken".

Hatte Giovanni Trapattoni vielleicht aus diesem Grunde auch Tage nach dem Spiel noch so geschrien, sich so aufgeregt? - Wollte er vielleicht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit während der Astra-Einführungsphase weiter verstärken? - Da muß er etwas falsch verstanden haben. - "Ist klar diese Wörter, ist möglich verstehen, was ich hab´ gesagt?"

Opel hat sicherlich verstanden. "Mit Spannung erwartet das Unternehmen die Weltmeisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 12. Juli), wo die Marke mit dem Blitz ebenfalls als Hauptsponsor auftritt", kann man in der Pressemitteilung vom 5. März lesen.

Motor-Kritik wartet auch voller Spannung. Denn eigentlich gibt es überall bei Opel strenge Qualitätsvorgaben. Soweit es die Produkte betrifft. So ist denn auch eine Pressemitteilung vom 12. März 1998, drei Tage nach der Motor-Kritik-Information über das Geheimkommando "Retrofit 3000" mit "Strenge Qualitätsvorgaben beim Astra-Anlauf" überschrieben. - Ist das etwas Besonderes? - Gab es das nicht auch schon bei Omega und Vectra? - Oder sind die Reklamationen an diesen Fahrzeugen damit zu erklären, daß vielleicht jemand bei Opel vergessen hatte, Qualitätsvorgaben vorzugeben? - Herr Hanenberger sollte das wissen.

Bei Opel ist man jetzt offensichtlich stolz: "Eine Woche vor dem Verkaufsstart hat Opel bereits über 10.000 neue Astra an seine rund 2.200 Händlerbetriebe in Deutschland ausgeliefert." Motor-Kritik überprüfte diese Aussage vom 12. März am 13. März beim nächstgelegenen Opel-Händler in Adenau. "Nein, der neue Astra ist noch nicht da. Wir erhalten ihn am Dienstag oder Mittwoch der nächsten Woche".

Opel schreibt in seiner Presseinformation nur vom "strikt qualitätsorientierten Produktionsanlauf" im Werk Bochum. Aber auch anderswo wird der neue Opel Astra produziert. Als der Adenauer Opel-Händler mir von den zwei als Vorführ- bzw. Ausstellfahrzeugen erwarteten Astra die Karosserieform und Farbe nennt, kann ich ihm daraufhin gleich sagen, daß das eine Fahrzeug aus Bochum kommt, während z.B. die grüne Limousine den Weg aus Antwerpen nach Adenau finden wird.

Opel erweckt mit seiner Pressemitteilung den Eindruck, als würde der Astra ausschließlich in Bochum gefertigt. Was nicht stimmt. Und ein solcher Eindruck war auch sicherlich nicht von den Herren der Öffentlichkeitsarbeit beabsichtigt. Warum hätte man auch sonst in das Presswerk von Antwerpen... - Aber das gehört nicht hierher.

Tatsache ist aber, daß beim Serienanlauf des neuen Astra - trotz aller Bemühungen der Adam Opel AG und seiner Manager - allerlei Probleme mit verbaut wurden. Opel sagt: "Oberstes Ziel ist die Auslieferung einwandfreier Autos an alle Kunden. So wurden beispielsweise letzte Qualitätsverbesserungen noch vor der Auslieferung an den Handel auf zentralen Lagerplätzen vorgenommen".

Stimmt. - Motor-Kritik hat darüber berichtet. Aber wer garantiert denn nun, daß bei den ausgelieferten Astra-Fahrzeugen jeder eingebaute Fehler beseitigt ist? - Darf Motor-Kritik die Herren der Adam Opel AG daran erinnern, daß einige der Fehler nur durch Zufall auffielen? - Und wenn nun "zufällig" ein paar Fehler unentdeckt blieben?

Na klar, dafür gibt´s die Garantie. Wie auch beim Opel Sintra. Erinnern Sie sich an meine bis heute unbeantworteten Faxe an Horst P. Borghs? - Ihm ist wohl bis heute keine Antwort eingefallen. Damit er es nun bei seinen Recherchen etwas leichter hat: Es handelt sich hier um überraschend auftretende Lenkungsschäden. Und dabei klappen dann die Räder weg. - Mehr nicht!

Gibt es jetzt vielleicht bald eine Information dazu? - Bis dahin vergnüge ich mich dann

vielleicht auf Feiern der Opel-Händler zur Astra-Premiere. Vielleicht bei Gieraths in Bensberg bei Köln. Aus dessen Anzeige: "Schlagerstar TOM LIND präsentiert den neuen Opel ASTRA mit der "Herzschmerz-Schmalzlocke"-Schlagerparade. - Wie passend!

MK/Wilhelm Hahne