Formel 3000: Erstes offizielles Training in Silverstone

Nun kam es zum ersten Vergleich der von BMW und Mercedes unterstützten Teams. Und wo war Timo Scheider? - Tatsache ist, daß das BMW-Nachwuchsteam nun aus zwei jungen Leuten besteht. Alles ist bisher so verlaufen, wie von Motor-Kritik angenommen. Und das erste Training zeigte, daß es nicht darauf ankommt Geld und zwei Formelwagen zu haben. Das Team, die Erfahrung des Teams ist entscheidend. Und so wirkten dann die BMW-Junioren auch wie Oldies. Zumindest am ersten Tag. - Aber lesen Sie selbst:

Hat Timo Scheider sich richtig entschieden?

98-03-16/06. Die Formel 3000-Fans blickten letzte Woche nach Silverstone, wo am Mittwoch und Donnerstag das erste offizielle Training abgewickelt wurde. Insgesamt bevölkerten 31 Fahrzeuge die Boxen, jagten sich auf der 3,194 miles langen Strecke.

Drei deutsche Fahrer waren in Silverstone und werden auch - sehr wahrscheinlich - bei allen F 3000-Rennen der Saison 1998 am Start sein.

Erstmals tauchte auch das "RTL Team Oreca F 3000" mit den beiden verbliebenen BMW-Junioren Alex Müller und Dominik Schwager auf. Das Team machte keinen gut vorbereiteten Eindruck. Die Einsatzfahrzeuge waren noch jungfräulich. Unlackiert und schwarz. Die Transporter, wohl vorher für den Einsatz der Chrysler Viper verwendet, waren mit den alten Werbeaufschriften - aber die notdürftig überdeckt - ins Silverstone-Fahrerlager gerollt.

Schnellster am ersten Tag war Juan Pablo Montoya, aus Columbien stammend, der 1:39,084 min vorlegte. Das Wetter war nicht ideal. Vormittags war es nass, erst nachmittags kam man nach Motor-Kritik-Informationen richtig zum Fahren. Die Teams konnten unter regulären Verhältnissen nur so um durchschnittlich zehn reguläre, vergleichbare Runden zusammenbringen.

Nick Heidfeld, im Wagen des "West Competition Team" (McLaren) unterwegs, war wie erwartet recht schnell. Für ihn wurde eine Zeit von 1:40,242 gemessen. Sein Team-Kollege, Ricardo Zonta aus Brasilien, brachte es nur auf 1:41,737 min.

Völlig enttäuschend verlief die erste offizielle Ausfahrt der beiden BMW-Junioren Alex Müller und Dominik Schwager. Unter 31 Startern belegten sie am ersten Tag die Plätze 25 und 26. Wobei überraschend Schwager schneller war als Müller. Schwager wurde in seiner besten Runde mit 1:43.993 min gezeitet, Müller mit 1:44,139 min. -

Das war natürlich völlig unbefriedigend und bestätigte die in vorhergehenden Geschichten von Motor-Kritik zur Formel 3000 bereits geäußerte Ansicht, daß die Erfahrung eines Teams, seine Homogenität, für das Ergebnis von großer Bedeutung ist.

Auch Jochen Neerpasch war als Beobachter in Silverstone. Klar, daß das Oreca-Team da etwas unternehmen mußte. Und so ließ man zum zweiten Testtag einen neuen Renningenieur einfliegen. Denn es konnte doch nicht sein, daß z.B. ein Alex Müller zwischen den inoffiziellen ersten Tests (aber da im Astromega-Team) und jetzt in Silverstone das Rennfahren völlig verlernt hatte.

Das"Team Astromega" stellte übrigens mit Gonzalo Rodriguez, am ersten Testtag den zweitschnellsten Fahrer insgesamt. Seine Zeit: 1:39,497. Die BMW-Junioren waren also damit verglichen um rund 5 sec zu langsam.

Der zweite Testtag bot dann bessere Voraussetzungen. Zunächst. Denn vormittags war es trocken und die Teams konnten im Durchschnitt mehr als 25 Runden hinter sich bringen. Am Nachmittag kam dann aber der große Regen und - nichts ging mehr.

Der zweite Testtag brachte dann auch die besseren Zeiten insgesamt, veränderten aber nichts an der Spitze. Montoya war wieder mit 1:37,761 der Schnellste, gefolgt von Rodriguez mit 1:37,996 min.

Nick Heidfeld war mit 1:38,268 min auf Platz vier zu finden, während Alex Müller sich - dank des Einfühlungsvermögens des frisch eingeflogenen Ingenieurs mit 1:39,263 auf Platz 15 verbesserte. Trotz der Ingenieurhilfe sackte Dominik Schwager auf Platz 27 ab, fuhr 1:40,308 min. - Zu langsam.

Nicht vergessen: bei den allerersten Versuchsfahrten waren die beiden BMW-Junioren auf einem Astromega-Fahrzeug wesentlich näher bei Nick Heidfeld gewesen. Wie es scheint, war es doch keine so dumme Entscheidung von Timo Scheider, den Vertrag mit Jochen Neerpasch aufzukündigen.

Und was macht Timo Scheider? - Allgemein glaubt man, daß Timo Scheider sich nun zwischen alle Stühle gesetzt hat und wahrscheinlich in dieser Saison nun - außer in Gerichtsprozessen - keinen großen Auftritt haben wird.

Motor-Kritik ist davon nicht überzeugt. In der letzten Woche ist nach unbestätigten Gerüchten Norbert Haug, der Mercedes-Rennleiter, in die USA geflogen. In seinem Gepäck: Timo Scheider.

MK/Wilhelm Hahne