Unser Mann wußte auch, daß er jetzt für einen Porsche 911 viel Geld bezahlen müsse. Aber für einen guten Sportwagen... - Die unverbindliche Preisempfehlung für den Porsche 911 beträgt derzeit 136.790 DM. - Aber dann kam, nachdem er - wie er meinte - die dürftige Serienausstattung ergänzt hatte, ein ganz anderer Preis heraus. Nämlich 173.656,00 DM. Natürlich einschließlich Mehrwertsteuer.
Was nichts kostet ist auch nichts, dachte sich unser Käufer. Und er erhielt dann, nachdem die Lieferzeit verstrichen war, den Sportwagen seiner Träume, einen Porsche 911.
Damit unsere Leser eine Übersicht erhalten, schreiben wir einfach
mal die Rechnung und die dazugehörigen Beträge auf. Das dazugehörige
Fahrzeug wurde übrigens Mitte Februar 1998 ausgeliefert:
| 1 Porsche, Typ 996, Carrera Coupé, 6-Gang |
117.921,74 DM
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| mit folgenden Extras: | ||
| Farbe XIXI arctissilbermetallic |
1.313,04 DM
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| Polster BL, Lederausstattung schwarz |
4.417,39 DM
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| M 436 | 3-Speichen Airbaglenkrad |
339,13 DM
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| M 571 | Aktivkohlefilter |
608,70 DM
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| M 659 | Bordcomputer |
434,78 DM
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| M 692 | CD-Wechsler |
834,78 DM
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| MP49 | digitales Soundpaket |
1.930,43 DM
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| M 454 | automatische Geschwindigkeitsregelung |
704,35 DM
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| M 567 | Frontscheibe mit Grünkeil |
160,87 DM
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| M 425 | Heckscheibenwischer |
521,74 DM
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| M 573 | automatische Klimaanlage |
3.060,87 DM
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| MP15 | vollelektrische Sitze links und rechts |
2.443,48 DM
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| M 635 | Einparkhilfe |
782,61 DM
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| M 663 | Passivhörer |
347,83 DM
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| M 662 | Info/Navigationssystem |
5.130,43 DM
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| M 408 | 18-Zoll Techno-Rad |
2.173,91 DM
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| M 982 | Raffledersitze |
573,91 DM
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| M 288 | Scheinwerferreinigungsanlage |
347,83 DM
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| M 650 | elektrisches Schiebedach |
2.052,17 DM
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| M 563 | Seitenairbag |
1.730,43 DM
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| MP14 | Sitzheizung links und rechts |
608,70 DM
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| MP72 | mechanische Sperre + Traktioncontrol |
1.643,48 DM
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| Zwischensumme |
150.082,60 DM
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| Überführungskosten |
826,09 DM
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| Kfz.-Brief-Gebühr |
7,50 DM
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| Euro-Kennzeichen |
45,55 DM
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| Zulassungskosten |
43,48 DM
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| insgesamt |
151.005,22 DM
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| + 15% MWSt. |
22.650,78 DM
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| Gesamtbetrag |
173.656,00 DM
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Unser Käufer hat nicht den Kopf geschüttelt, sondern gezahlt. Und er ist bis vor wenigen Tagen auch mit diesem Porsche gefahren. Etwas mehr als 4.000 km zeigt inzwischen der Tachometer. Aber dieser Carrera wird unter seinem Erstbesitzer keine Kilometer mehr abspulen. - Er steht nämlich inzwischen - abgemeldet - bei einem Automobil-Händler. - Und unser Porsche-Fahrer? - "Eigentlich wollte ich mir ja einen Sportwagen kaufen", erklärt sein Besitzer. "Aber das ist ja kein Porsche mehr. Und ich hatte mir einen Porsche gekauft, weil ich einen Sportwagen wollte."
Um nicht lange darum herum zu reden: Der, der so gerne einen Porsche wollte, weil er von einem Sportwagen träumte, fährt nun - Ferrari.
Was will uns diese Geschichte sagen? - Porsche hat heute keinen Sportwagen in der Art früherer Porsche-Sportwagen mehr im Angebot. Nur noch Porsche, die so heißen. Und bedeutende Manager der Zuffenhausener Sportwagenschmiede begreifen auch garnicht, was da passiert ist.
Ein Porsche ist für die eine Ware. Und die wird nach modernen Fertigungskonzepten hergestellt. Möglichst preiswert. Und es wird möglichst viel dafür genommen. Ziel: im Interesse der Aktionäre und des Aktienkurses muß eine möglicht hohe Rendite erwirtschaftet werden. Und wenn es die ursprüngliche Kundschaft kostet.
Weil die - da eine Minderheit - keine Rolle spielt, weil die neu angepeilte Käuferschicht größer ist?
Man kann zwar das eine tun, darf aber das andere nicht lassen. Also fehlt bei Porsche im aktuellen Angebot noch ein richtiger Sportwagen.
Und der lebt vom Porsche-Image. Und das wurde in der Vergangenheit auch über den Motorsport geschaffen. Und auch der wird heute so im Hause Porsche gesehen, wie vieles nun in Zuffenhausen: aus der Arbeit muß ein Mehrwert entstehen, ein nachweisbarer, ein rechenbarer. Und so ist es denn nicht verwunderbar, wenn Porsche-Firmenchef Wiedeking vor seine Sportler in der Porsche-Rennabteilung tritt um klare Forderungen aufzustellen:
In 1998 müsse Porsche das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewinnen. Man habe schließlich viel Geld in dieses Projekt investiert. Und wenn man nicht Le Mans gewinnen würde - droht Firmenchef Wiedeking - dann werde er die Motorsport-Abteilung schließen. Fertig. - Aus.
Bei Porsche läuft zur Zeit vieles richtig. Es läuft auch einiges falsch. Weil für die Firma wichtige Leute nicht die Problematik empfinden, die sie mit einer Reihe ihrer gut gemeinten Entscheidungen schaffen.
Nein, Porsche ist noch nicht über den Berg, sondern wird eigentlich gerade erst seiner Krise zugeführt. Aber mehr unbewußt, weil wichtige Porsche-Manager scheinbar gar kein Gefühl für den Automobilmarkt, das Automobilgeschäft in all seinen feinen Facetten haben.
Was man mit der o.g. Porsche-Rechnung, den dort aufgeführten Details und Preisen beweisen kann. - Mancher wird es einen Einzelfall nennen. Aber an seinem Beispiel kann man sehr schön aufzeigen, was gerade bei Porsche passiert.
Aber vielleicht gibt es ja ein paar Leute, die die Situation dort in Zuffenhausen begreifen. Und sonst muß man eben warten, bis Porsche in der Krise ist. Denn merke: nach jedem Aufstieg geht´s irgendwann bergab. Und je höher man gekommen ist, desto tiefer muß man wieder ins Tal. - Das betrifft übrigens dann auch die Aktien kurse.