Wie sich Ford um die Haltbarkeit von VW-Motoren sorgt

Wer sich einen bestimmten Mercedes kauft, kann unter der Motorhaube einen VW-Motor entdecken. In Opel findet man Isuzu-Motoren. Oder auch einen von BMW. Und in Ford-Automobilen kann man wieder VW-Triebwerke finden. Im Ford Galaxy zum Beispiel. Und diese Motoren machen der Ford-Kundendienstabteilung Sorgen. Weil es Motorschäden zu beklagen gibt. Der Grund:

Kundendienstintervalle und Ölverbrauch harmonieren nicht

98-04-30/01. Natürlich ist das alles geheim, soll nicht an die "große Glocke gehängt" werden und läuft bei Ford in Köln unter "CODE: 8C498". Die Aktion betrifft "Galaxy mit V6- oder Dieselmotor-Wartung". - Ein eigenartiger Titel. Er ist nicht von Motor-KRITIK, sondern wurde von Frank Bohn, Leiter Technischer Service, Ford Service Organisation, seinem Brief von Mitte März 1998 vorangestellt.

Dort ist zu lesen: "der Ölverbrauch eines Motors wird von den verschiedensten Faktoren, wie Typ, Alter, Zustand und Beanspruchung des Motors beeinflußt. Insbesondere Diesel- und leistungsstarke Motoren neigen zu etwas erhöhtem Ölverbrauch." Und dann kommt Herr Bohn zur Sache: "Bei einigen Galaxy Fahrzeugen kann dieser Mehrverbrauch bis zu 1 l pro 1000 km betragen."

Hier ist von "Mehrverbrauch" die Rede. Bis zu einem Liter pro 1000 km? - Was ist denn eigentlich normal?

Wenn man bei einem Ford-Händler mal im Computer unter "Spezielle Service-Mitteilungen" (SSM) nachschaut, dann kann man lesen: "Der Oelverbrauch pro 1000 km darf max. betragen:

1,9l TDi-Motor - 1,2 l
2,8l V6-Motor - 0,8 l"
Nun betragen die Wartungsintervalle beim Ford Galaxy 15.000 Kilometer. Wer nun nicht selbst nach dem Ölstand schaut... - Beim TDi-Motor sind 15 x 1,2 nun mal die Gesamtmenge von 18 Liter. Und in die Ölwanne gehen nur 4,5 Liter.

Motor-KRITIK-Recherchen ergaben, daß es beim Ford Galaxy zu einer Reihe von Motorschäden - gerade bei Fahrzeugen mit TDi-Motor - (aber auch bei solchen mit V6-) kam, weil die Fahrer nicht regelmäßig den Ölstand kontrolliert haben. Also hat Herr Bohn nicht nur die Ford-Händler informiert, sondern auch seinen Kollegen, Klaus Immekeppel, Leiter Kundenbetreuung, Ford Service Organisation, gebeten, alle Besitzer eines Ford Galaxy mit TDi- und V6-Motor anzuschreiben.

Und da liest denn nun die "sehr geehrte Kundin" und der "sehr geehrte Kunde":

"In der Bedienungsanleitung für Ihren Galaxy haben wir im Kapitel ´Wartung und Pflege´ alle Routinekontrollen beschrieben, die regelmäßig durch den Fahrer durchgeführt werden sollten. Auf der Rückseite dieses Schreibens haben wir Ihnen diese Kontrollarbeiten nochmals zusammengestellt. Dabei ist regelmäßig Kontrolle des Ölstandes von besonderer Wichtigkeit. Wir empfehlen Ihnen, den Ölfüllstand bei jedem Tankstop zu prüfen, falls erforderlich, Öl nachzufüllen. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang, daß die Öldruck-Warnleuchte nicht den Ölfüllstand des Motors anzeigt."

Und gegen Ende des Briefes erklärt man auch, warum man überhaupt schreibt: "Ist der Ölfüllstand zu niedrig, können schwerwiegende und für Sie teure Motorschäden die Folge sein."

"Und für Sie teure Motorschäden..." - Man läßt also keinen Zweifel daran, wessen Geld solche Motorschäden kosten.

Motor-KRITIK nimmt also zur Kenntnis, daß heute noch moderne Motoren verbaut werden, die ihre gesamtes Ölreservoir auf einer Strecke von gut 3.000 km mit verbrennen. Ist der VW-TDi-Motor eigentlich ein Ölbrenner? - Und was ist mit dem VW V6-Motor?

Der Autor dieser Geschichte fährt ein (französisches) Automobil, daß preislich weit unter einem Galaxy rangiert. Serienmäßig ist dort ein Kombi-Instrument, daß beim Einschalten der Zündung zunächst den Ölstand und nach dem Starten dann die Öltemperatur anzeigt. War so ein Instrument zu teuer für den Einbau in einem Ford Galaxy, wenn es dort nun mal solche "Öl-Verbrennungsprobleme" gibt?

Wir haben inzwischen Automobile voller High-Tech. ABS und ESP, ASR und Airbags. Wir können die Türen per Infrarot verriegeln und die Sitze elektrisch verstellen. Aber wir müssen - z.B. beim Ford Galaxy mit VW TDi-Motor - bei jedem Tanken die Motorhaube öffnen, uns die Finger schmutzig machen und den Ölstand überprüfen.

Und die Wartungsintervalle werden verlängert und verlängert. Weil das die Konkurrenz auch macht. Und der Kunde bezahlt seine Motorschäden selber.

Ford, die tun was. - Sie schreiben Briefe an den Kunden, die mit dem Obertitel (in Versalien) beginnen: "BITTE LESEN SIE DIESES SCHREIBEN AUFMERKSAM. ES BETRIFFT IHR FAHRZEUG".

Ein Hinweis für das Ford-Management: "HOFFENTLICH HABEN SIE DIESE GESCHICHTE AUFMERKSAM GELESEN UND DEN VERBESSERUNGSVORSCHLAG MITBEKOMMEN. ER BETRIFFT IHR PRODUKT."

MK/Wilhelm Hahne