Will Audi - Ferdinand Piech - auch Lamborghini schlucken?

Der "stern" hat es vermeldet. Und die anderen Medien haben es verbreitet. Kaufen und fusionieren ist "in". Und es könnte ja etwas dran sein. Und alles dementiert zuerst, gibt dann Gespräche zu. PR-Profis wissen eben, wie man die Medien bei Laune hält. Hier ein Häppchen, da ein Häppchen. Motor-KRITIK ist den Dingen einmal nachgegangen. Natürlich wäre Abschreiben einfacher gewesen. Aber so erhält man vielleicht ein anderes Bild.

Lamborghini-Wunschdenken: Audi als Käufer

98-05-12/03. Der Chef des indonesisch-malaysischen Inhaber-Konsortiums vom Lamborghini wird "Tommy" gerufen, Tommy Suharto. Er ist Sohn. Und Lamborghini interessiert ihn eigentlich wenig.

Der Chef von Lamborghini ist Vittorio Di Capua. Fragt man Leute aus der Gegend um St. Agatha, was sie von ihm als Chef der renommierten italienischen Sportwagenschmiede halten, dann lächeln die vielsagend. Nein, Lamborghini geht es derzeit nicht gut. Im letzten Jahr baute man 190 Fahrzeuge. Und das mit rund 350 Mitarbeitern. In jedem Lamborghini "Diablo" stecken also rund zwei Mannjahre.

Kein Wunder, wenn inzwischen der italienische Staat um 200 dieser insgesamt 350 Leute bezahlen muß. Kein Wunder, wenn Di Capua nach einem finanzkräftigen Käufer sucht.

Es ist auch kein Wunder, wenn man sich bei Lamborghini um den Einkauf eines leistungsfähigen, aber kostengünstigen V8-Motors für einen neuen, preislich günstigeren Mittelmotorsportwagen bemüht. Und darüber verhandelt man schon seit einiger Zeit mit Audi Auch Audi-Ingenieure wurden schon bei Lamborghini gesichtet. - Aber wurde über einen Kauf verhandelt?

Zumindest "Tommy" Suharto weiß von nichts. Natürlich möchte er verkaufen. Und es gibt sogar einen Interessenten. Wie Motor-KRITIK erfuhr wird es sogar in dieser (oder nächster) Woche zu Verkaufsverhandlungen in London kommen. Motor-KRITIK kennt den Interessenten, der aber weder mit Audi noch mit Ferdinand Piech verwandt oder verschwägert ist. Er reist aus den USA an, ist aber kein Amerikaner. Aus der Sicht von Vittorio Di Capua ist es nicht der ideale Käufer. Aber was erwartet er?

Wer die Lamborghini-Sache "mit Kopf" angeht, läßt diese Firma zunächst "über die Wupper" gehen, um dann sehr günstig einzusteigen. Aber der jetzt vorhandene mögliche Käufer ist von anderer Art, seine Motivation zum Lamborghini-Kauf kommt mehr "aus dem Bauch". Und da ist der Stein, der nun vom "stern" ins Wasser geworfen wurde, eher als ein Anmachen von Audi zu verstehen. Und von anderen Automobilfirmen. Denn kaufen und fusionieren ist "in".

Suharto hat mal - wenn sich der Chronist richtig erinnert - um 300 Millionen für Lamborghini bezahlt. Tatsächlich müßte man die Firma heute so um 100 Millionen kaufen können. Aber was soll Audi damit? - Da wäre ein Kauf von Porsche interessanter und für alle Beteiligten sinnvoller.

Die Gerüchte um Kaufverhandlungen von Audi mit Lamborghini sind wahrscheinlich so wahr, wie Mr. Suharto "Tommy" heißt. Er wird nur so gerufen. Seine wirklichen Vornamen sind Hutano Mandela Putra, kurz "H.M.T."

MK/Wilhelm Hahne