Opel möchte eine vorhandene Lücke im Astra-Programm bald schließen

Eigentlich ist die diesjährige DTC-Rennserie eine Farce. Sie wird mit "Altwagen" gefahren: der Ford Escort RS 2000 ist nicht mehr lieferbar, der Opel Calibra wird nicht mehr gebaut, der 3er BMW ist "von gestern", der Opel Astra und der VW Golf ebenfalls. Und es ist von VW und Opel bisher kein "Nachschub" in Sicht, weil es im aktuellen Modellprogramm keine wettbewerbsfähigen Zweiliter-Fahrzeuge gibt. Bei Opel hat man sich aber an einen alten Motor-KRITIK-Vorschlag (ihn gab es schon zu Zeiten des alten Astra) erinnert und hat zunächst einmal ein "Schmeckmuster" fürs Marketing auf die Räder gestellt. Motor-KRITIK beobachtete das Fahrzeug auf der Nürburgring-Nordschleife.

Opel riskiert eine "große Lippe"

98-05-12/07. Wer nicht genau hinschaut, wird kaum einen Unterschied zu einem normalen Dreitürer Astra entdecken. Das Fahrzeug das vor einer Woche die Nordschleife umkreiste, ist der Versuch der Opel Sportabteilung, wieder ein wettbewerbsfähiges Fahrzeug ins Opel -Programm zu bekommen. Denn: der Anteil der Opel Astra im Basissport ist stark rückläufig.

Motor-KRITIK hatte diese Entwicklung schon vor Jahren vorausgesehen und dem Vorstand Vorschläge für eine wettbewerbsfähige Version gemacht. Nach langen, langen Gesprächen auf allen Ebenen, wurde dann ein solches Auto auch aufgebaut. Und verstaubt inzwischen irgendwo. Weil es - so die Argumentation eines Vorstandsmitgliedes - vom Marketing nicht gewollt wurde.

Was man bei Opel nicht weiß: Motor-KRITIK hatte damals die Vorlage fürs Marketing gelesen. Sie war von zwei Mitarbeitern der damaligen Sportabteilung verfaßt. Einer der damaligen Verfasser: der heutige Sportchef Volker Strycek. Der Chronist erinnert sich noch, daß ihm beinahe die Tränen kamen, als er las, wo Strycek sein "Sportmodell" preislich plaziert sah.

Dieses Modell hatte übrigens ein Sechsganggetriebe. Das aus dem Turbo-Calibra. Und auch dessen Bremsen.

Soweit ist man bei der jetzt am Nürburgring beobachteten Neuauflage des damaligen Versuchs nicht gegangen. Aber immerhin hat er die Bremsen des neuen Vectra i500, der von Bremsscheiben von 295 mm Durchmesser verzögert wird. Auch das Getriebe stammt aus der Vetra-Modellreihe, ist aber ein Fünfganggetriebe, das sogenannte F 25.

Die Zahl hinter dem "F" bezieht sich auf das maximale Drehmoment, das von diesem Getriebe vertragen wird. Zur Erinnerung: im alten Astra GSi wurde das F 20 gefahren, das von Isuzu zugeliefert wurde und - leider - wenig geeignet war. Das zuletzt - beim 1,8 l - verwendete F 18 war da (obwohl nur für ein geringeres Drehmoment ausgelegt) deutlich haltbarer. Hielt das F 20 bestenfalls ein Langstreckenrennen auf dem Nürburgring, konnte man mit dem F 18 (und Zweilitermotor!) eventuell schon zwei Rennen fahren ohne es auszutauschen.

Da wird das F 25 natürlich ein Fortschritt sein, das auch für den Privatfahrer die Kosten senken hilft.

Der neue Astra Sport steht auch auf vernünftig großen Rädern. Wie optisch auszumachen, waren beim Testwagen 17 Zoll-Räder montiert und das Fahrzeug rollte auf Reifen der Größe 205/45.

Optisch riskiert Opel vorne eine "große Lippe": unterhalb des eigentlichen Frontspoilers ist noch eine mächtige Spoilerlippe montiert. Auch der Heckabschluß ist gegenüber der eigentlichen Serie verändert: Es gibt einen kleinen Heckpoiler am unteren Ende der Heckklappe, der Stoßfänger scheint ein wenig anders geformt und das Auspuffendrohr ist deutlich mächtiger.

So will man wohl - bei der hoffentlich bald erscheinenden Serienversion - deutlich machen, daß dieser Opel Astra auch motorisch ein wenig potenter ist, als die bisher lieferbaren Versionen. Soweit Motor-KRITIK in Erfahrung bringen konnte, kommt der aus dem "alten" GSi bekannte Zweilitermotor zum Einbau, der aber hier in einer überarbeiteten Version 167 PS leisten wird.

Die Fahrleistungen der Serienversion dürften so von Null auf 100 km/h bei gut 8 sec liegen und die Spitzengeschwindigkeit dürfte 220 km/h knapp übertreffen.

Nach unseren Informationen ist aber bei den verantwortlichen Gremien ein Beschluß noch nicht gefallen, ob das Fahrzeug nun definitiv in Serie gehen soll. Aber eigentlich ist ein solches Fahrzeug im Opel-Programm ein Muß.

Der Chronist hat das dem Opel-Vorstand schon vor Jahrenimmer wieder gesagt. Aber der hat nicht gehandelt. Und darum humpelt Opel heute im Breitensport ein wenig "dahinter her". - Aber nun hoffentlich nicht mehr lange.

Übrigens: Fotos vom neuen Opel Astra-Modell sind bei Bernd Rauh (07446-2237) abrufbar.

MK/Wilhelm Hahne