Anruf bei Motor-KRITIK: "Ham se schon gehört? - Ford baut ab."

Also: da soll folgendes passiert sein. Die Presseabteilung soll abgebaut werden. Da hat man vier oder fünf Leute gebeten, doch - gegen Zahlung eines "Schmerzensgeldes" - das Haus zu verlassen. Und die Frau Dr. Wegerhoff sei auch "auf dem absteigenden Ast". Und überhaupt: von Ford in Köln bleibt nur einTorso. - So oder ähnlich sind die Informationen, die aus unterschiedlichen Richtungen hier in der Eifel eintrafen. - Was ist nun dran an den Gerüchten? - Aufgrund der Motor-KRITIK-Recherchen ergibt sich ein Bild, das folgenden Titel verdient:

"Cyber-Susie", Ford und "Prism"

98-05-19/02. Würde man einen Blick in den Terminkalender von Frau Dr. Wegerhoff, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit der Kölner Ford Werke AG, werfen, dann würde man verstehen, warum diese Dame den Spitznamen "Cyber-Susie" trägt. Klar: Susie, weil ihr Vorname Susanne ist. Und "Cyber" als Zusatz, weil Kybernetik aus dem Griechischen (Steuermann) kommt, aber im Englischen evtl. mit "C" geschrieben wird? - Und es sind verschiedene Deutungen möglich.

"Un uns Susie verdient dat, weil dat so´ne Art von von dat System is", würde der Kölsche sagen. Oder wissenschaftlicher: kybernetische Systeme zeichnen sich dadurch aus, daß sie in der Lage sind, innerhalb eines Systems einen Gleichgewichtszustand aufrechtzuerhalten. Sie registrieren Veränderungen von außen, geben sie an bestimmte Elemente des Systems in der Art weiter, daß der Regelmechanismus den Soll-.Zustand, also das ursprüngliche Gleichgewicht, wieder herstellen kann. Um wieder ein Vergleich beim Automobil unterzubringen: ein Fliehkraftregler ist z.B. ein kybernetisches System. - Aber ich will nicht länger mit solchen Erklärungen langweilen, sondern nur feststellen: Frau Dr. Wegerhoff verdient den Spitznamen "Cyber-Susie", wenn er so gemeint ist, wie wir ihn hier deuten.

Es gibt aber auch andere, die das "Cyber" in Verbindung mit dem Vornamen von Frau Dr. Wegerhoff so verstehen, daß sie praktisch in einem virtuellen Raum arbeitet, Dinge verändert, die sich real gar nicht verändern lassen. "Die schwebt in einem virtuellen Raum", meint einer, der behauptet sie zu kennen. Aber vielleicht versucht sie doch nur, erstarrte Strukturen wieder zu beleben, möchte Idealvorstellungen verwirklichen. Und natürlich möchte sie Kosten abbauen.

Aber sie möchte nicht ihre Abteilung verkleinern oder auflösen, sondern sie verhandelt schon lange - und immer wieder - mit Bewerbern, die (leider) nicht immer ihren Ansprüchen genügen. Einen scheint sie - wie zu hören - jetzt aber an der Angel zu haben. Der soll dann das Ressort "Wirtschaft" übernehmen.

Aber es bewerben sich auch nur wenige - oder Ungeeignete - um die bei Ford ausgeschriebenen Positionen innerhalb der Presseabteilung. "Produkte" müßte z.B. dringend besetzt werden. Aber wer bewirbt sich schon noch bei Ford? - Ford ist für Bewerber nicht mehr die erste Adresse. (Wie auch die immer wieder aufkommenden Gerüchte - s. auch Vorspann - beweisen.) Und: Ford macht nicht deutlich was man wirklich will. - Wie wäre es mit ein wenig offensiver Öffentlichkeitsarbeit, Frau Dr. Wegerhoff? - (Motor-KRITIK kann ihr doch nicht immer die Arbeit abnehmen.)

Wobei sich Frau Dr. Wegerhoff schon um "eine gute Stimmung" in der Öffentlichkeit für Ford bemüht. Am 14. Mai war sie z.B. in Stuttgart, war mit Chefredakteur Ostmann von "auto motor und sport" zum Essen. Vielleicht lesen wir dann bald mal wieder in dessen meinungsbildendem Magazin eine Ford-Exklusivgeschichte. - Natürlich eine "schöne Geschichte".

Also "Cyber-Susie" tut was. Aber es stimmt auch, daß sie ihren Personalbestand durchforstet. Und den möchte sie deutlich verjüngen. Wer klar über 50 ist, so auf die 60 zugeht, der könnte ja auch schon fast ihr Vater sein. Und mit Vätern kann man nun mal nicht so umspringen wie man will. Und so hat sie tatsächlich zwei alte (!) Mitarbeiter (Reinhold & Sasse)gebeten, frühzeitig in den Ruhestand zu gehen. Und auch beim Ford-Magazin gibt es zwei Fälle... - Auch zu alt. (Mohr & Seibert) Junge Leute sind auch meist preiswerter zu haben, verlangen weniger nach Kybernetik ("Steuermannskunst") als erfahrene Männer. Keine Widerworte, keinen Ärger. Um es zusammenzufassen: Motor-KRITIK hat tatsächlich vier Leute ausgemacht, von denen sich Frau Dr. Wegerhoff trennen möchte. - Hoffentlich bekommt sie auch was Neues!

Das letzte Gespräch das sie mit einem Bewerber (kommt wohl von einem Automobilclub) führte, war ja auch nicht gerade berauschend. Es gibt eben zu wenig gute Leute - die Frau Dr. Wegerhoff gerne möchte - und so bleibt ihr nur... -

Und so kommt es dann zur Ausweitung der oben geschilderten Gerüchte. Denn zufällig - wirklich zufällig - baut gerade eine englische Agentur in Köln eine deutsche Filiale auf. Man sucht noch Büroraum, man sucht noch Leute. Und die sollten Deutsch sprechen. (Und natürlich Englisch.) Aber die sollten auch englische Gehälter akzeptieren. So stellt man sich das jedenfalls bei "Prism" vor.

Sie kennen "Prism" nicht? (Motor-KRITIK bisher auch nicht. Der Name der Agentur wurde uns übrigens so aus England buchstabiert. - Oder haben wir was falsch verstanden?) - Diese Agentur arbeitet, wie wir recherchieren konnten, seit ungefähr 15 Jahren für Ford, war zunächst nur auf dem Gebiet des Motorsports für Ford aktiv. Alle diese Events rund um die Formel 1, die Betreuung der Gäste, alle Dinge die damit zusammenhängen, auch natürlich die Pressevorbereitung, das macht man bei "Prism". Und das bisher für Ford in England, für Ford of Europe.

Nun wird Ford of Europe ja praktisch nach Köln verlagert. Da ist es fast logisch, daß sich "Prism", will sie nicht auf die Ford-Aufträge verzichten, hier in Köln eine Niederlassung eröffnet. Und natürlich will man nun von hier nicht nur den Motorsport betreuen, sondern hat praktisch auch schon Aufträge fürs Marketing in Aussicht. Und natürlich wird man die eine oder andere Sache pressemäßig vorbereiten.

Also eigentlich wird dann "Prism" in Deutschland für Ford eine Agentur von der Art sein, wie sie z.B. die von Oliver Schrott für Opel ist. Und natürlich macht die so manchen (teuren) Mitarbeiter in der Presseabteilung überflüssig. Oder sagen wir mal so: personelle Unterkapazitäten der Presseabteilung lassen sich so kostengünstig ausgleichen.- Kybernetik mal ganz anders.

Und könnte man nicht aus das Ford-Magazin gleich komplett "außer Haus" machen lassen? - Wenn es da z.B. eine Agentur geben würde, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat, die zuverlässig, preisgünstig... - also halt so ist wie "Prism".

"Prism" hat Zukunftschancen. Und ihr Chef - der Chef der deutschen, der neuen Kölner Niederlassung - Cliff Peters, ist ungefähr in dem Alter von Dr. Susanne Wegerhoff. Da gibt es also keine Generationsprobleme. Und der Leiter der Presse Europa, Piere Petard... -

Und wenn "Cyber-Susie" dann die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit bei Ford of Europe... - Aber ich komme ins Träumen.Bis dahin ist noch ein wenig Zeit.

Aber "Prism" könnte fast unauffällig in naher Zukunft einer Reihe von (freien) Motorjournalisten Brot und Butter geben. Jemand muß die Arbeit schließlich machen. Und wenn man bei Ford in Köln keine neuen Mitarbeiter für die Presseabteilung findet... - und wenn es dann zufällig eine zuverlässig arbeitende Agentur, zufällig auch in Köln, gibt... - Und die freien Mitarbeiter brauchten dann nur noch ihre für die Agentur geschriebenen Beiträge... - So könnten dann auch die Chefredakteure der Zeitungen und Zeitschriften günstig an "schöne Geschichten" kommen, die ein hervorragendes Anzeigenumfeld darstellen könnten.

Wobei mir einfällt, daß eventuell noch weitere Aufgaben auf "Prism" warten könnten. Denn Mazda in Leverkusen ist nicht weit von Köln entfernt. Und der neue Mazda-Geschäftsführer ist Ford-Mann. (Und bleibt es übrigens auch, wird also weiter von Ford bezahlt!) Und dieser Ford-Mann war auch bei Ford of Europe. Und er hat da schon mit "Prism" zusammengearbeitet. Und wenn nun - zufällig - "Prism" in Köln... - Da wäre es doch dumm, wenn Mazda nicht den kurzen Weg nach Köln nutzen würde. Und wenn nun der Pressechef von Mazda immer älter wird... -

Das alles wird also wohl sehr jung und dynamisch enden. - Ende gut, alles gut? - Es kommt auf die Sicht an, aus der man die Entwicklung betrachtet. Die Engländer von "Prism" haben jedenfalls von den Gehältern, die sie deutschen Mitarbeitern zahlen wollen, eine sehr englische Vorstellung. Sie (die Gehälter) leiden - so werden es die deutschen Spezialisten empfinden - wohl ein wenig an der englischen Krankheit. Wie man hört, bietet man ungefähr um 50 Prozent dessen, was die Leute heute eigentlich in Deutschland wert sind. Man sucht eben nur einfache Agenturkräfte. Und was können die "Prism"-Leute dafür, wenn die deutschen Bewerber einfach überqualifiziert sind?

Ford und Mazda gehen also kostengünstigen Pressearbeit-Zeiten entgegen. Und "Cyber-Susie" wird für den Ausgleich im System sorgen. (s.o. Erklärung von Kybernetik). - So einfach ist das alles. Verstehen Sie da, wie so dumme Gerüchte über Ford entstehen können? - Unfaßbar.

Ford die tun was! - Das ist die Realität. Und das weiß auch jeder Ford-Händler. Spätestens seit ein paar Wochen. Seit der Händlertagung in Bonn. - Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Wilhelm Hahne