Sensationell: VW überrascht 1999 mit einem neuen 2,5 Liter TDi Golf

Auf dem Diesel-Sektor wird die Konkurrenz größer. Da steht Common Rail gegen die Hochdruck-Einspritzpumpe und gegen das Pumpe-Düse-System. Da steht BMW (Hochdruckpumpe) gegen VW, die (in Zukunft) das Pumpe-Düse-System bevorzugen werden. Und Mercedes-Benz, der Automobilhersteller, der eigentlich den Pkw-Diesel "erfunden" hat, hat die Entwicklung ein wenig verschlafen. Aber das war vor der "Schrempp-Zeit". BMW und VW nutzen die "Schlummerpause" von Jürgen Hubbert. Im Motorsport zum Beispiel. Denn Mercedes-Benz hat keine Limousine, mit der man Motorsport mit Aussicht auf Erfolg betreiben könnte. Und man hat auch keinen passenden Dieselmotor. Und so gibt es nun für Mercedes - und alle die sonst auch noch nicht bgriffen haben:

Die "Diesel-Erleuchtung" zum 24-Stunden-Rennen am Nürburgring 1998

98-05-22/01. Eigentlich sollte es die "Erleuchtung" schon zur 29. ADAC Adenauer-Rundstrecken-Trophy, am 23. Mai 1998, geben. VW hatte einen Golf IV für das Rennen zum Veedol-Langstreckenpokal gemeldet. Sozusagen als Vortest zum 24-Stunden-Rennen. Denn da treffen die derzeit größten Konkurrenten auf dem Diesel-Sektor aufeinander: BMW und VW. Mercedes-Benz hat den Anschluß verloren. -

Bei VW hat man viel gestestet, auch schon Langstreckenversuche übernommen. Tage- und nächtelang. In Oschersleben. Dort wurden - soweit zu hören - unterschiedliche Dieselvarianten gefahren. Wie überhaupt noch nicht festzustehen scheint, welcher Variante man nun beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring den Vorzug gibt. Zur Auswahl stehen: eine 2,0 Liter- und eine 2,5 Liter-Version. Beides sind Vierzylinder. Und die 2,5 Liter-Version hätte VW nun gerne noch vor dem 24-Stunden-Rennen einer Erprobung auf der Nürburgring-Nordschleife unterzogen. Sozusagen still und heimlich. Aber dann gab es eine nicht erwünschte PR um diesen Diesel-Einsatz.

In der Presse-Info zum Langstreckenpokal-Rennen hieß es: "Weltpremiere: VW startet mit dem Golf iV TDi". Und der u.a. als Fahrer vorgesehene Jörg Seidel verkündete schon lauthals: "Unser großes Ziel dieses Jahr ist der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen, und daher nutzen wir den Veedol-Cup in erster Linie als Testrennen." Um dann auch noch die Leistungsfähigkeit des neuen Golf IV TDi mehr als anzudeuten indem er sagte: "Aber vielleicht können wir ja auch die sieggewohnten Porsche- und Mercedes-Teams im Veedol-Cup etwas ärgern." - Aber niemand hat erwähnt, daß hier eine neuer 2,5 Liter TDi-Motor zu seinem ersten Renneinsatz kommen sollte.

Keine Frage: Jörg Seidel sprach in diesem Falle wohl von der Leistungsfähigkeit eines neuen Vierzylinder 2,5 Liter-Diesel-Rennmotors, der aber wohl auch - früher oder später - in einer Serienversion erhältlich sein wird. Die Rennversion hat einen Hubraum von 2460 ccm, verfügt über das neue Pumpen-Düse-Einspritzsystem (mit dem auch die Zweiliter-Serienversion des TDi ab Herbst 1998 ausgestattet ist) und leistet in der Rennversion satte 270 PS (200 kW). - Das ist aber alles - bis heute - noch geheim.

Entsprechend der Ausschreibung muß ein so ausgerüsteter Golf IV dann im Rennen zwar 1.100 Kilogramm wiegen, also 100 kg mehr als z.B. die Rennversion des 3er BMW, aber VW verspricht sich von dieser Diesel-Power-Version - auch wegen des deutlich höheren Drehmoments - eine Menge Vorteile. Und die wollte man nun in einem Langstreckeneinsatz am Nürburgring schon einmal ein wenig ausloten.

Leider wird nun nichts daraus. Die Öffentlichkeit wird die Leistungsfähigkeit des neuen Golf IV Diesel TDi erst zum 24-Stunden-Rennen erleben können. VW testet so die Standfestigkeit eines neuen Diesel-Serienmotors im Rennbetrieb, macht auf die Leistungsfähigkeit eines Dieselmotors aufmerksam. Wie das BMW bereits mit dem neuen Dieselmotor für den neuen 3er BMW im letzten Jahr gemacht hat. Erinnern Sie sich? - Poleposition!

Und da die Wolfsburger in 1999 sowieso vorhaben, eine GTi-Version eines Diesel-Golf anzubieten, wäre ein erfolgreiches Abschneiden beim 24-Stunden-Rennen von großer Wichtigkeit. Aber da redet BMW wohl noch ein Wort mit. Die Münchner werden mit zwei Zweiliter-Diesel-Renntourenwagen (auf STW-Basis) antreten, die ca. 235 PS leisten werden. Und entsprechend dem Reglement dann auch "nur" 1000 Kilogramm wiegen dürfen. Leider hat BMW immer noch nicht begriffen, daß man so ein Rennfahrzeug mit Servolenkung ausstatten muß. Das Schnitzer-Team macht es dem Werk gerade im STW-Cup vor, daß eine Servolenkung sogar bei Kurzstreckenrennen etwas bringt, weil man so eine Fahrwerkgeometrie verwirklichen kann, die ohne Servolenkung vom Fahrer nicht mehr "bezwungen werden" könnte (Nachlauf).

Es ist für Motor-KRITIK keine Frage: das diesjährige 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife wird von einem Dieselfahrzeug im Gesamtklassement gewonnen werden. Entweder von BMW oder VW. Und VW gedachte da sozusagen als "Geheimwaffe" den neuen 2,5 Liter TDi einzusetzen und BMW zu überrollen.

Jetzt ist er zwar nicht mehr geheim, aber es wird nun besonders interessant sein, den 2,5 Liter mit dem Zweiliter zu vergleichen. Denn für Motor-KRITIK wird es so kommen: VW wird mit hoher Wahrscheinlichkeit beide Versionen einsetzen.

Am Rennwochenende13. - 14. Juni 1998 gibts beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring die "Diesel-Erleuchtung". - Hochdruckpumpe oder Pumpe-Düse? - 2,0 oder 2,5 Liter? - Wer spricht da im Moment noch von Common Rail? - Die Fachleute meinen: die hier beim Rennen eingesetzten Systeme sind derzeit die effektivsten. - Übrigens auch was den Verbrauch betrifft.

Es lohnt sich also auch für Mercedes-Ingenieure mal in der Eifel vorbeizuschauen.

MK/Wilhelm Hahne