Die Formel 3000 in Monaco: Testfahrten bringen drei Teams Vorteile

Wir haben immer wieder über die Situation der deutschen Fahrer und ihrer Teams berichtet. Schon jetzt zeichnet sich klar ab, daß das Oreca-Team und seine durch BMW geförderten Fahrer nicht auf der Sonnenseite in der F 3000 rangieren. Dagegen hat das Team von Nick Heidfeld schon begriffen, worauf es ankommt. Natürlich ist auch die Arbeit der Teams vom Etat abhängig, der zur Verfügung steht. Aber auch von der Einstellung der Teamleitung. Lesen Sie nachstehend, was Sie auch in "motorsport aktuell" nicht lesen konnten.

Rennergebnisse sind das Spiegelbild der Teamarbeit

98-05-29/01. Daß ein Rennen auf dem Straßenkurs in Montecarlo kein Zuckerschlecken ist, war sicher jedem der Formel 3000-Teams klar. Und nicht alle Fahrer hatten in Montecarlo Erfahrung und Streckenkenntnis. Vor allen Dingen mußte den Fahrern klar sein, daß man so einen Slalom zwischen Leitplanken anders zu fahren hat, wie ein Rennen auf einer der modernen Retorten-Rennstrecken. Und guten, einfühlsamen Teamchefs war bewußt, daß den jungen Fahrern die etwas andere Einstellung zur Bewältigung des Straßenkurses in Montecarlo nicht während des nur relativ kurzen offiziellen Trainings zu vermitteln war.

Und so fuhren exakt drei Teams auf dem Weg nach Montecarlo einen kleinen Umweg über Nordfrankreich. Am Montag vor dem Rennen im Fürstentum traf man sich auf einer kleinen Rennstrecke, wo man sogar die dort vorhandene Gerade noch durch eine Schikane verlangsamte. Es ging darum, die Fahrer nun ohne Risiko mit der anderen Art des Rennfahrens vertraut zu machen. Und auch die Fahrzeuge entsprechend abzustimmen. Denn auf einem Stadtkurs muß der Einlenkvorgang stimmen, muß präzis sein. Ein Untersteuern, auch nur ein Hauch davon, kann nicht hingenommen werden, kostet zu viel Zeit.

Fahrer und Teams erarbeiteten gemeinsam eine - wahrscheinlich - für das Rennen in Monaco gute Fahrwerkabstimmung und die Fahrer gewöhnten sich daran, sich auch auf einem Kurs mit vielen engen Kurven im Grenzbereich zu bewegen. Was in Montecarlo ein Crash gewesen wäre, ging auf dieser Rennstrecke ohne ab. Aber der Fahrer erhielt ein Gefühl für das, was auf ihn zukam.

Die drei Teams die hier an diesem Montag trainierten, waren Apomatox, Team Astromega und West Competition. Für Motor-KRITIK war es keine Überraschung, wenn schon im Training zum Rennen in Montecarlo die Fahrer Heidfeld (West Competition) auf Platz 2, Rodriguez (Team Astromega) auf Platz 3 und Sarrazin (Apomatox) auf Platz 4, also alle ganz vorne zu finden waren. Natürlich spielt da auch das fahrerische Potential eine Rolle.

Sollte Motor-KRITIK die fahrerische Leistung im Rennen beurteilen müssen, so bekäme Montoya ein "überragend", Heidfeld ein "sehr gut", Rodriguez ein "fast sehr gut", angereichert mit einem "kleinen Plus" für einen Schuß Gerissenheit. Aber alle die hier auf den ersten Plätzen ankamen hätten eigentlich gegen Juan-Pablo Montoya keine Chance gehabt. Wobei die Ereignisse im Training zeigen, daß auch dieser Montoya nicht nur ein Fahrkünstler ist, sondern auch seinen Kopf verwendet: er fuhr nach seiner schnellsten Runde relativ langsam um den Kurs, um so die Konkurrenz nicht zu schnell werden zu lassen. Er spielte eine rollende Straßensperre.

Pech für ihn, daß das auch der Rennleitung auffiel. So wurde ihm die schnellste Rundenzeit gestrichen und er fand sich auf Startplatz 7 wieder.

Im Rennen selbst zeigte sich seine einsame Klasse an der Art seiner Überholvorgänge. Er studierte seine Gegner so um zwei Runden und setzte dann zu klaren, eindeutigen und eigentlich risikolos wirkenden Überholvorgängen an. Bis er auf Gonzalo Rodriguez auflief. Der merkte sehr schnell, daß er früher oder später Montoya vorbeilassen müßte. Montoya war klar schneller. Aber Rodriguez ist ein Mann, der auch noch beim Rennenfahren denken kann. Und so hatte er nicht vergessen, was morgens auf der Fahrerbesprechung noch einmal ausdrücklich gesagt worden war: wer z.B. ein Überfahren der Hafenschikane dazu nutzen würde, um sich einen Vorteil - z.B. durch einen dadurch möglichen Überholvorgang zu verschaffen - der würde eine Zeitstrafe in der Boxengasse absitzen müssen.

Und so gab der pfiffige Rodriguez Montoya genau an dieser Stelle die Chance zum Überholen. Aber auf der falschen Seite. Rodriguez fuhr die Linkskurve von links an, ließ Montoya rechts neben sich. Als er dann in der Schikane nach rechts lenkte, mußte Montoya über die Curbs ausweichen, wenn er nicht sein Fahrzeug gefährden wollte. Dadurch kam er aber vor Rodriguez wieder auf die Straße. Und Montoya machte den Fehler, sich nicht sofort wieder hinter Rodriguez zurückfallen zu lassen.

Und damit war für ihn die Zeitstrafe fällig. Er war eigentlich Rodriguez "in die Falle gegangen", hatte es selbst wohl auch so empfunden. Er fühlte sich von Rodriguez abgedrängt. Und er hätte diesen Mann auch sowieso überholt. - Aber die Rennleitung reagierte so, wie morgens in der Fahrerbesprechung angedroht.

Und da gegen Ende der Führende Jason Watt wohl durch eine Konzentrationsschwäche sein Fahrzeug wegschmiß, kam Nick Heidfeld zu seinem Sieg. Und Rodriguez zu einem 2. Platz. Und auf Platz 4 lief Sarrazin ein. Der von Apomatox, mit der Nordfrankreich-Vorab-Erfahrung.

Ohne eine solche Einstimmung - und weil auch dem Team insgesamt Erfahrung in der Formel 3000 fehlt - tauchten die "BMW-Junioren" Müller und Schwager weder im Training noch im Rennen auf den vorderen Plätzen auf. Und mit Gewalt - wie es Müller wohl versuchte - geht auf so einem Stadtkurs gar nichts.

Und man kann jetzt auch schon vorhersagen, daß auch beim nächsten Rennen in Pau wenig gehen wird. Wie es scheint, ist der dem Oreca-Team zur Verfügung stehende Etat auch nicht groß genug, um alle Möglichkeiten - auch beim Testen - in der Art auszuschöpfen, wie das die Spitzenteams der F 3000-Serie, zu denen natürlich - neben den oben genannten - auch Super Nova Racing gehört, tatsächlich tun.

Motor-KRITIK wird die Entwicklung in der Formel 3000 weiter aufmerksam beobachten.

Insgesamt ist sie positiv. Und wäre ich Ferdinand Piech... - nun ja, ich würde für 1999 die V8-Motoren der Serie mit dem Namen AUDI versehen lassen. Die Namensrechte sind nämlich zu kaufen. Natürlich würde das - geschätzt - einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Aber stellen Sie sich vor: das Mercedes-, das BMW, das Peugeot-Junioren-Team (und es wird nächstes Jahr noch mehr geben) würden alle mit AUDI-Motoren unterwegs sein... - Müssen! - Und der VW-Konzern wäre so schon in der Vorstufe zur Formel 1 vertreten. Und es würde garantiert immer ein Fahrzeug mit AUDI-Motor gewinnen. - Und es hätte eine erste Kontaktaufnahme zu Bernie Ecclestone (und für Bernie eine angenehme!) stattgefunden.

MK/Wilhelm Hahne