Gedanken zur Vorstellung des neuen Ford Cougar

Während Ford den Cougar vorstellt, denkt man noch über seine Ausstattung nach. Während man Liefertermine verkündet, wird den Ford-Leuten erst klar, daß die gar nicht zu halten sind. Da fließen - nach Abschluß der Entwicklung - technische Verbesserungen ein. Zum Wohle des Kunden? - Man hat als aufmerksamer Beobachter den Eindruck, daß bei Ford nur Spezialisten arbeiten. Jeder für sich. Und keiner hat eine Gesamtvorstellung. Und wenn einer sie hat, dann verfügt er nicht über Detailwissen. - Was Motor-KRITIK zum neuen Cougar und seiner Vorstellung auf- und einfiel, lesen Sie nachstehend.

Reifenprüfung für Ford Cougar

98-05-29/02. Ford hat der deutschen Presse den neuen Cougar, ein Coupé auf Mondeo-Basis vorgestellt. Alle Zeitschriften sind voll mit Daten, Eindrücken, Einschätzungen. - Ein tolles Auto.

Wie man lesen kann, will Ford davon ab 1999 so um 7000 Stück jährlich verkaufen. Und da man in Köln zu wissen glaubt, daß der Ford-Käufer "auf flottes Aussehen mehr Wert legt als auf flotte Fahrleistungen" (O-Ton "auto motor und sport") ist man davon überzeugt, daß rund 60 Prozent der Verkaufszahlen auf die Vierzylindervariante entfallen werden.

Schließlich wird man in Köln auch wissen, daß Ford-Käufer gerne ein preisgünstiges Fahrzeug bevorzugen. Und der Vierzylinder ist nun mal preiswerter zu haben als der Sechszylinder.

Wobei sich in der Einschätzung und Beurteilung von Vier- und Sechszylinder im Ford Cougar, in der Fachpresse schon unterschiedliche Meinungen herauskristallisieren. "auto motor und sport": "Der Zweilitermotor bleibt ein ordentliches, wenn auch etwas rauh laufendes und nicht besonders antrittsstarkes Vierzylinderangebot. Fein wird der Ford erst mit dem alternativ angebotenen 2,5 Liter-Duratec-V6, dessen 170 PS den nominell 1466 Kilogramm schweren Cougar harmonisch motorisieren und der auch in der Laufkultur eine Prise Luxus ins Coupé bringt."

Die "Auto-Zeitung": "Die schwächere Seite des Cougar bilden seine Motoren. Während Ford den kräftigen, aber auch lauten und erfahrungsgemäß durstigen V6 so beläßt, wurde der Vierzylinder für Cougar und Mondeo modifiziert. Ergebnis: weniger Reibung, mehr Steifigkeit und höhere Laufruhe bei gleicher Leistung. Klangbild und Kraftentfaltung des 130 PS starken Vierzylinders passen nach wie vor besser zum komfortorientierten Viertürer."

Aber beide Zeitschriften berichten, daß der neue Ford Cougar ab 24. September bei den Händlern stehen wird. In ihren Vorstellungsberichten. Nur "ams" hat auf seinen aktuellen Seiten noch schnell eine Korrektur eingeschoben, die auch eine Ungereimtheit in der Geschichte, einen Unterschied zwischen den Angaben im Lauftext und der technischen Tabelle verständlich macht. Einmal hat danach der Cougar 15 Zoll Leichtmetallfelgen als Grundausstattung, während in der Tabelle 16-Zoll-Räder für beide Cougar-Versionen, 2,0 und 2,5 Liter, ausgewiesen sind.

Und so ist vorne im "ams"-Heft (Seite 12) auch nachzulesen, daß der Cougar bis zu seiner Auslieferung in Deutschland noch eine Reihe von Verbesserungen erfahren soll. Beide Cougar-Varianten erhalten nun 16-Zoll-Felgen und es gibt noch Fahrwerküberarbeitungen; es werden noch Materialien und Verkleidungen im Innenraum ausgetauscht. - Was haben die Journalisten denn nun eigentlich gefahren? - Eine Ausführung die es gar nicht gibt?

Muß schon so sein. Denn Frau Dr. Wegerhoff, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit der Kölner Ford-Werke, weiß nun plötzlich, daß der neue Cougar als Händlerausstattung erst so ab Oktober verfügbar sein wird und die Auslieferung an die Kunden nicht vor Anfang des nächsten Jahres erfolgen kann. Und angeblich wäre das alles noch - während des Vorstellungstermin für die Journalisten - in der Entscheidungsfindung gewesen. - Wenn das so war, dann haben die Journalisten auch Automobile "getestet", die es so nicht geben wird. - Wenn es aber die "endgültige" Cougar-Version war, dann mußte Frau Dr. Wegerhoff auch die verschobenen Termine kennen. Und dann hat sie... -

Aber sagen wir mal so: irgendwer hat bei Ford keine Ahnung. Und auch Journalisten fällt nichts auf. Da entscheiden sich die Techniker nun für eine Bereifung beider Cougar-Versionen mit 215/50 R 16 von Michelin (wie ich der "Auto-Zeitung" entnehme). Eine ungewöhnliche Größe! - Also: meinen Reifenhändler angerufen. "Einen solchen Reifen gibt es nicht von Michelin, wohl von Bridgestone und von "Ricken", einer Firma, die aber auch zu Michelin gehört. Ich lasse den Reifenhändler bei Michelin anrufen: Nein, diese Größe würde bis heute noch nicht gefertigt und wäre nicht lieferbar. Wörtlich: "Wir wissen auch noch nicht, ob es zu einer Produktion kommt."

Und wenn es dazu käme, würden sicherlich nur kleine Stückzahlen anfallen, weil für diese Größe im Markt eigentlich kein Bedarf bestünde. Motor-KRITIK-Frage an den Reifenhändler: Was kostet denn so ein 215/50 x 16? - Der rechnet und nennt als Preis: DM 440 pro Reifen. Frage: Was würde ein 205/50 x 15 kosten? - Als Michelin 278 Mark, als Pirelli (P 5000) exakt 184 DM. - Danke, wie gedacht.

Wer hat sich bei Ford da was gedacht? - Und man muß auch Winterreifen haben. Was soll ein Cougar-Käufer denn für seinen Reifenbedarf ausgeben?

Aber das Fahrwerk soll gut sein, ist in der Fachpresse zu lesen. - Welches Fahrwerk? - Das, das noch geändert werden muß, weil es nicht den Ansprüchen des europäischen Marktes entspricht, wie "ams" erklärt? Diese Cougar-Vorstellung war wohl eigentlich eine Farce. Hier wurde die Gutgläubigkeit der Presse mal wieder ausgenutzt, um ein paar gute News zu streuen. Überall wurden schöne Bilder gedruckt, waren schöne Texte zu lesen.

Und die Meinung des neuen Ford-Chefdesigners zu "New-Edge" und damit der Zukunft dieser Designrichtung bei Ford, war schon vor Wochen in Motor-KRITIK zu lesen. - Hat der Ford Cougar also eigentlich noch eine Zukunft?

"Auto-Zeitung" zeigt die so auf: "Mit Preisen von 40.000 - 50.000 Mark plaziert Ford den Cougar in der Marktlücke, die der Opel Calibra hinterließ. Design, Fahrwerk und Ausstattung geben dem Cougar prächtige Chancen, sich dort zu etablieren."

Ford hat also eine Schonfrist bis 2001. Dann kommt bei Opel der Calibra-Nachfolger mit Direkteinspritzer-Otto-Motor. - Und wenn man noch berücksichtigt, wann der neue Mondeo kommt. Auf neuer Plattform. Was ist dann mit dem alten Cougar? - 2001.

Das ist eine Frage an Ford und damit an Frau Dr. Wegerhoff.

Wie steht doch immer so schön auf den Einladungskarten, unten und ganz klein gedruckt: u.A.w.g. -

MK/Wilhelm Hahne