Porsche Supercup Monaco: Ein Rennen macht Falten

Nicht nur in so manche Karosse der Renngeräte. Sondern auch in die Gesichter der Verantwortlichen. Das neue Renngerät, der Porsche 911, der eigentlich kein 911 mehr ist, sondern eben ein 996, gibt sich ganz anders als bisher beim "alten" 911 gewohnt. Bereits nach dem Rennen in Imola meldeten "Kenner" Bedenken an. Und die haben sich jetzt eigentlich bestätigt. In Monaco. - Nachfolgend lesen Sie das, was anderswo nicht geschrieben werden kann, weil man es wohl nicht mitbekommen hat.

Auch wenn der Sieger im Porsche-Supercup immer ein Porsche ist...

98-05-29/03. ...ist Porsche noch lange kein Sieger. Und so gab es nach dem Rennen in Monaco bei den Porsche-Verantwortlichen schon nachdenkliche Gesichter.

Schon nach dem Rennen in Imola hatte es Vorwürfe aus Teilnehmerkreisen gegeben, daß der neue 996, das Sportgerät, mit dem in dieser Rennsaison um Platz und Sieg gerungen wird, "ein wenig weich" sei. Nur vorne leicht ein Reifenstapel touchiert, ist ein 996 - im Gegensatz zur alten 993-Version - schon reif für die Richtbank. "Das Ding ist sofort krumm wie ein Banane", wußte ein Insider schon nach dem Rennen in Imola zu berichten.

Motor-KRITIK hatte daraufhin mehrere Freunde des Informationsdienstes gebeten, in Montecarlo die Augen offen zu halten. - Und die Imola-Beobachtungen und -Eindrücke bestätigten sich.

So flog z.B. in Montecarlo unser alter Freund Laffite frontal in die Leitplanken. Beim Training. Und das Rennen war für ihn gelaufen. Nicht nur, daß der Wagen vorne platt wie die Schnauze eines Boxers (Hund) war, das Fahrzeug hatte auch auf beiden Seiten hinter den Türen tiefe Falten. - Ein wenig ungewöhnlich.

Und als Porsche-Fahrer Gindorf mit seinem Porsche-Supercup-Auto zwischen den Leitplanken Pingpong gespielt hatte, da war das ein Totalschaden.

Aber nun kommts: Gindorf wollte dann sofort ein neues Fahrzeug. Aber Porsche hatte kein Reservefahrzeug mit. Und Gindorf konnte auch kein neues Wettbewerbsfahrzeug bestellen, weil es - lt. Porsche - keinerlei Bestände an Super-Cup-Fahrzeugen mehr gibt. - Er muß nun auf der Basis einer Rohkarosse das Fahrzeug neu aufbauen.

Das ist erstaunlich. Weil es früher immer sofort Ersatzfahrzeuge gab. Wenn sie jemand haben wollte und bezahlte. Nun nicht mehr? - Noch nicht einmal für Geld.

Aber da gibt es eine andere Erscheinung, die vielleicht die Porsche-Aussage, daß es aktuell keine 996 Super-Cup-Wagen als Reserve mehr gibt, beeinflußtt:

Schon in Imola war von einer bestimmten Anfälligkeit des 996-Motors zu hören. Und da dieser Motor eigentlich kein Spezialmotor, sondern eher ein Serienmotor ist, kommt diesen "Erscheinungen" schon besondere Bedeutung zu. Zunächst war von Pleuellagerschäden die Rede, die von Porsche damit abgetan wurden, daß man die "auf das vielleicht verwendete Öl" zurückführte.

Aber jetzt in Montecarlo wurde durchaus klar, daß das nicht am Öl liegen kann. Und zwar tritt folgendes auf: Es längen sich die Pleuelschrauben, die Pleuelaugen nehmen praktisch eine ovale Form an - und es kommt zum Motor-Exidus.

Auch bei Porsche scheint man nun begriffen zu haben, daß mit den 996-Motoren in den Supercup-Fahrzeugen ernsthaft etwas nicht stimmt. Denn wie Motor-KRITIK nun feststellen konnte, hat Porsche - nach Montecarlo - alle Supercup-Teams aufgefordert, alle Motoren - aber wirklich alle - aller Supercup-Fahrzeuge ins Werk zu einer Überprüfung zu schicken.

Natürlich ist das alles geheim. Aber vielleich hört man ja mal etwas über die Ursachen. Und wie der - oder die - Fehler abgestellt wurden. Eine solche Information wäre ja auch im Hinblick auf den Serienmotor nicht uninteressant.

Und noch eine Frage ist nicht beantwortet: Warum verhält sich die neue Karosse - die ja um einiges steifer sein soll als die des 993 - schon beim kleinsten "Anstoß" wie eine Banane? - Liegt es an der Fahrzeuglänge und der Masse des weit hinten liegenden Motors?

Motor-KRITIK bleibt am Ball.

MK/Wilhelm Hahne