Versuch einer Vorhersage: Wer bekommt denn nun Rolls Royce? - BMW oder VW?

Bei einer Auswertung von Medienberichten der letzten Zeit zu obigem Thema müßte es eigentlich zu einem ganz klaren Aktionärs-Votum für VW kommen. Motor-KRITIK war - und ist - der Meinung, daß BMW der richtige Käufer wäre. Aber hat BMW überhaupt noch eine Chance? - Wir haben einmal versucht zu erfahren, welche "Vorarbeiten" eigentlich derzeit in den Firmen ablaufen. Natürlich kann das Ergebnis der Recherchen nur auf Zufall beruhen. Aber es verstärkt sich der Eindruck, der die Frage entstehen läßt:

Hat VW ein wirkliches Interesse an Rolls Royce?

98-05-29/07 Und hier unsere klare Meinung: NEIN. Natürlich hat man aus den verschiedensten Gründen - über die schon in Motor-KRITIK zu lesen war - um die englische Traditionsfirma mitgepokert. Aber Ferdinand Piech hat eigentlich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Entwicklung deutlich werden lassen, daß ihn weniger die Marke Rolls Royce als vielmehr Bentley interessiert.

In der Berichterstattung wurde auch immer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß der Käufer von Rolls Royce nicht gleichzeitig die Namensrechte an der Marke erwirbt.Piech müßte sie also - wäre VW der Käufer - noch zusätzlich erwerben. Aber wer sagt denn eigentlich, daß Piech das überhaupt beabsichtigt?

Wenn VW Rolls Royce kauft, hat man die Namensrechte an Bentley. Und das würde Piech sicherlich genügen. Ein Fahrzeug von der Art eines Rolls Royce ist im Verbund mit VW auch gar nicht im Markt glaubwürdig. Bentley dagegen würde sich einpassen lassen. - Wäre also ein Verkauf von Rolls Royce das Ende der Marke Rolls Royce im Markt?

Ich würde das so sehen. Denn man darf einen weiteren Gesichtspunkt nicht unberücksichtigt lassen: Ferdinand Piech hat sich - nach übereinstimmenden Informationen aus den verschiedensten Quellen - inzwischen die Namensrechte an Bugatti gesichert. VW hat den Namen gekauft

Bentley und Bugatti - das ist eine Kombination, die ich mir vorstellen könnte. Aber Piech braucht tatsächlich Bentley nicht unbedingt. Er hat Bugatti und könnte zusätzlich - für eine andere Gattung von Fahrzeug - auch noch den Namen Horch aktivieren.

Alle Bugatti-Besitzer wären sicherlich happy, wenn sich die obige Information - VW kauft Bugatti - nun bald bestätigen würde. Denn Ferdinand Piech könnte in einem solchen Falle die Besitzer eines Bugatti nicht hängen lassen, müßte sich z.B. auch um die Ersatzteilversorgung der "alten" Bugatti kümmern. Deren Besitzer sind ja auch - zum großen Teil - die Bugatti-Käufer von morgen!

Bei den Recherchen danach, wo die Ersatzteile nach der Auflösung der Firma eigentlich geblieben sind, bin ich auf einen deutschen Käufer gestoßen, der noch über ungefähr 24 Container voller Bugatti-Teile (er könnte noch ganze Autos davon bauen) verfügt.

Und weil es zumindest als Einzel-Exemplar, schon vor dem letzten Untergang von Bugatti schon eine Limousine gab, den EB 112, die auch jetzt noch mit ihrem Retro-Design voll in die Zeit passen würde, habe ich auch danach ein wenig recherchiert. Danach gibt es noch zwei EB 112. Und mehr hat es auch nicht gegeben. Die eine Limousine soll noch im Besitz des Designschöpfers (Giugiaro) sein, die andere schmückt die Automobilsammlung des mächtigen Immobilien-Königs von Monaco, Gildo Pastor.

Eigentlich könnte Ferdinand Piech im Falle Bugatti eine sehr kurze Entwicklungszeit für eine Luxuslimousine umsetzen, denn der EB 112 war schon in Richtung Serie entwickelt. Wenn man nun einen Motor aus dem VW-Konzern... -

Daß wir uns in Fortführung des Bugatti-Gedankens von Rolls Royce entfernt haben, ist schon fast typisch zu nennen. Genauso wird es Ferdinand Piech gehen. Und ich habe auch keine entsprechenden Vorbereitungen im VW-Konzern registrieren können, die auf eine Übernahme der Marke Rolls Royce schließen lassen.

Anders eigentlich bei BMW. Obwohl man sich - in Aussagen gegenüber der Öffentlichkeit - fast damit abgefunden zu haben scheint, Rolls Royce an VW zu verlieren, werden doch BMW-intern gewisse Vorbereitungen für den Fall getroffen, daß sich auf der Aktionärsversammlung Anfang Juni in England das Blatt für BMW wendet.

Eine eigentümliche Situation, in der bei allen Beteiligten mehr Glaube denn Wissen vorzuherrschen scheint. Nur einer scheint ganz sicher zu sein: Ferdinand Piech. Ob er nun Rolls Royce bekommt oder nicht: seine Pläne sind heute schon abgesichert. Mit Bugatti. Und am 27. Mai haben sich übrigens noch einmal Audi-Manager mit denen von Lamborghini in München getroffen. Aber Suharto scheint derzeit wirklich nicht an einem Verkauf interessiert zu sein. Oder er pokert.

Piech hat Zeit. Niemand kann seine Pläne stören. Aber er hat bisher auf eindrucksvolle Weise die Pläne von BMW gestört. Und damit für seine Pläne Zeit gewonnen. Und sollte er nun wirklich - wohl auch wohl gegen seine Erwartung - Rolls Royce erhalten, dann wird er eben das Bukett seiner Spitzenmarken um den Namen Bentley vergrößern.

Sollten sich die Aktionäre von Vickers also für VW entscheiden, haben sie sich - und das ist meine Meinung - eindeutig gegen die Zukunft der Marke Rolls Royce entschieden. Aber da Aktionäre meist langfristig denken, ist schon anzunehmen, daß sie das "Spiel" um den Firmenkauf durchschauen. Bei Abwägen aller Argumente dafür und dagegen, gäbe es für Motor-KRITIK nur eine sinnvolle Entscheidung: Rolls Royce muß an BMW fallen.

MK/Wilhelm Hahne