Porsche und der Lauf zum FIA Grand Touring Championchip in Hockenheim

Die Veranstaltung war nicht schlecht, aber auch nicht gut besucht. An diesem Wochenende des 26., 27 und 28. Juni gab es aber ein besonders dichtes Sportangebot. Von der Fußball-WM über die Motorrad-WM bis hin zu den "Top 10" am Nürburgring. Aber vom Renneinsatz großvolumiger Sportwagen geht schon ein besonderer Reiz aus. Aber nicht jeder läßt sich reizen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking fand z.B. keine Zeit für einen Besuch in Hockenheim. Das Porsche-Team war darüber auch nicht besonders traurig. Nach dem Erfolg in Le Mans fand man wieder:

Zurück auf den Boden der Tatsachen

98-06-30/03. In der Presseerklärung nach dem Rennen wird fehlendes "Rennglück" bemüht. Und als es nach dem Training nicht so besonders für Porsche aussah, da erklärte man das damit, man habe sich "wiederum" auf eine optimale Rennabstimmung konzentriert. Man beschwörte Le Mans, glaubte wohl fest an die Wiederholung von Wundern.

Es waren insgesamt 11 GT 1-Fahrzeuge am Start. Davon belegten nach dem Zeittraining die zwei Werks-Porsche die Plätze fünf und sechs, das Semi-Werksteam, Zakspeed, konnte sich auf den Plätzen acht und neun plazieren.

Der Abstand zu den Schnellsten, zwei AMG Mercedes CLK GTR-Fahrzeugen in der neuesten Achtzylinderversion, betrug für die Porsche-Werkswagen rund 1,5 sec auf dem 6,8 km langen GP-Kurs in Hockenheim, die Zakspeed-Truppe war nochmal rund 1 sec langsamer.

Das Trainigsergebnis:

Mercedes
Mercedes
Mercedes
Mercedes
Porsche
Porsche
Panoz
Porsche
Porsche
McLaren
Das Rennergebnis:
Mercedes
Mercedes
Panos
Mercedes
McLaren
Porsche
Porsche
Chrysler GT 2
Chrysler GT 2
Porsche
Eigentlich war der auf den 10. Platz registrierte Porsche bei Rennende ausgefallen. Aber das Reglement läßt so eine Plazierung bei einem FIA-Langstreckenrennen zu. Sonst hätte es noch trauriger ausgesehen.

Dieser Porsche (Fahrer zur Zeit des Ausscheidens: Alzen) fiel übrigens mit jenem Schaden aus, den ein gutes Horoskop in Le Mans verhinderte: das Getriebegehäuse reißt, die Hinterachse blockiert... - In Le Mans hatte man am Ende des 24-Stunden-Rennens bei beiden (!) GT 1 lediglich die Bildung von Haar-Rissen festgestellt. Die wurden geschweißt. - Fertig. - Wer konnte denn auch wissen, daß das was 24 Stunden in Le Mans hält, nach knapp 2,5 Stunden in Hockenheim auseinanderfällt?

Bis zur 49. Runde lagen in Hockenheim alle vier Mercedes in geschlossener Formation an der Spitze. Am Ende war dann sogar ein privater McLaren vor den bestplazierten Werks-Porsche. Ein Panoz war schneller als die Werks-Porsche, kam auf Platz drei. Und es war nur ein Panoz am Start! - Man stelle sich einmal vor, Toyota würde nun noch seine GT in der FIA-Meisterschaft einsetzen und Nissan.

Und in der GT 2-Abteilung sieht es genauso aus: Porsche fährt trotz Modifikationen deutlich hinter den Spitzenfahrzeugen her. Amerikanische Sportwagen eines Großserien-Herstellers schlagen regelmäßig die Fahrzeuge des deutschen Sportwagen-Spezialisten. Und das nicht durch Zufall oder "Rennglück".

Geht das jetzt so weiter bei den GT 1 und GT 2? -Es ist jedenfalls keine Änderung in Sicht. Auch in Dijon wird Porsche hinter den Mercedes herfahren. Und danach? - Was sollte sich bis Budapest ändern? - Wenn Porsche-Chef Wendelin Wiedeking begreift wo Porsche nun wirklich steht (und das nicht nur im Motorsport), wird er etwas ändern müssen. Vielleicht hat er auch wieder ein Konzept, das außer ihm keiner kennt.

Jetzt genügt es nicht,t ein paar "schwarze Schafe" auszugucken und Exempel zu statuieren. An der Situation im Motorsport - und auch der in der Produktion - trägt Wendelin Wiedeking Mitschuld.

Natürlich kann man jetzt die Herren Ampferer, Marchart oder Riedel aus den verschiedensten Gründen opfern. Aber das wäre keine Lösung. Eigentlich weiß bei Porsche jeder, was er zu tun hat, was er tun müßte. Nun sollte Wendelin Wiedeking seine Leute mal machen lassen. - Kosten optimieren ist die eine Seite. Was dabei heraus kommt, ist die andere.

Daß das bisher unter der Decke blieb, ist eine Leistung der Porsche-Öffentlichkeitsarbeit. Aber die genügt eben nicht. - Zumindest nicht auf Dauer.

MK/Wilhelm Hahne