Über die neue Situation Bentley/VW und BMW/Rolls Royce

Das war schon eine Überraschung am 28. Juli 1998. Und ganz unverständliche Handlungen von VW bekamen nun einen Sinn. Warum hatten die Wolfsburger bei einem RR-Händler nach der Übernahme von Rolls Royce dort einen Rolls Royce, neueste Version, gekauft? - Und warum hatte man einen aktuellen Bentley nur für ein paar Monate gemietet? - Und bei BMW gab es genauso unverständliche Aktivitäten, die eigentlich sinnlos schienen. - Nun macht alles - im Nachhinein - einen Sinn. Vielleicht tun wir ja dem derzeitigen BMW-Chef unrecht, aber : Gehört nicht ein wenig von Kuenheim dazu? - Wie es auch sei:

The Winner is - Bie-Em-Dabbeljuh!

98-07-31/03. Nun haben wieder die Analysten das Wort. Am besten machen sich ihre Aussagen in der Bild-Zeitung. Daraus lassen sich Schlagzeilen basteln. Wenn ich so wenig vom Automobilgeschäft verstehen würde wie diese "Spezialisten", wäre ich wahrscheinlich auch als Wahrsager im Börsengeschäft tätig. -

Aber was wird denn nun aus dem Bentley- und Rolls Royce-Geschäft? - BMW ist nun zu einem vernünftigen Preis an RR gekommen. Und die Marke hat nun auch wieder Zukunft. Wenn man sich auch darüber im klaren sein muß, daß die Marke in den letzten Monaten deutlich Schaden genommen hat. Aber unter der Führung von BMW könnte man nun eigentlich zur Schadensbegrenzung schreiten.

Aber da ist bis Ende 2002 nun VW vor. - Und das ist ein wenig unverständlich. - Warum übernimmt BMW den Vertrieb von Rolls Royce nicht kurzfristiger?- Der neue Rolls Royce ist mit wesentlichen Komponenten ausgestattet, die alle von BMW kommen. Es würde RR-Kunden sicherlich auch nicht stören, wenn dieses Fahrzeug vorläufig an seinem alten Produktionsort, aber unter der Leitung von Ferdinand Piech gefertigt würde.

Ich habe bereits vor Monaten darauf hingewiesen, daß die Stückzahlen von Rolls Royce nicht so groß sind, daß sich eigentlich eine separate Fertigung - getrennt von Bentley - lohnen würde. BMW wird also ab 2003 mindestens 3 - 4 Versionen eines Rolls Royce anbieten müssen, wenn Fertigungsstückzahlen erreicht werden sollen, die sich kaufmännisch rechnen. Denn Piech wird sicherlich dafür sorgen, daß ein künftiger Bentley preislich weiter unten angesiedelt ist, als er heute angeboten wird. Piech hatte den Engländern schließlich auch 10.000 Stück pro Jahr versprochen. Aber der Weltmarkt gibt in der bisherigen Preisregion nur Gesamt-Stückzahlen von um 5 - 6.000 Fahrzeuge her.

Selbst wenn man Rolls Royce lediglich als Abrundung des bisherigen BMW- und Rover-Programms sieht, so muß doch BMW allein für seine neue Marke Rolls Royce Stückzahlen von 3 - 4.000 ins Auge fassen. Plus 10.000 von Piech und ein paar tausend Maybach? - Wie soll das gehen?

Wahrscheinlich ist, daß Piech den "alten" Achtzylindermotor (gefertigt von Cosworth) wieder aufleben lassen wird. Für die Einstiegsmodelle. Und oben drauf wird es dann neue Motorversionen geben. Alle Welt kennt inzwischen seine 12- bis 16-Zylinder-Pläne. Was bisher unbekannt blieb, ist eine Motorversion, die Motor-KRITIK nun auf einem Prüfstand in Heilbronn ausmachte:

Das ist ein W 24. Jawohl, dieser Motor hat 24 (vierundzwanzig) Zylinder. Die Baulänge ist nicht erschreckend. Der Motor baut nur um ca. 30 Prozent länger, als der konventionelle Zwölfzylindermotor von BMW. In der im Moment auf dem Prüfstand befindlichen Version (der Hubraum muß so bei 8 Litern liegen) erschreckt der Motor seine Schöpfer mit einem maximalen Drehmoment von um 1.300 Nm. Allen ist klar, daß dieses Drehmoment für eine Serienversion deutlich abgesenkt werden muß. Wie man hört, würde man ein maximales Drehmoment so um 800 Nm anstreben. Die maximale Drehzahl dieses Motors liegt übrigens auf Dieselniveau, also so um 4.500 Umdrehungen in der Minute.

Wenn man nun schon von Zehnzylinder-Dieselmotoren weiß, den W12, den W16 kennt und nun noch vom W24 gehört hat, dann kann man sich das künftige Prestigewagen-Angebot des VW-Konzerns, ganz gleich unter welcher Marke vertrieben, sehr gut vorstellen. - Aber macht das Sinn?

Übrigens: der W24 ist ein Fünfventiler. Wobei hier dann Gelegenheit ist zu erwähnen, daß die künftigen Audi-Motoren alle Fünfventiler sein werden. So wurde es jedenfalls Motor-KRITIK geflüstert. Damit sollen sich dann z.B. die Audi-Modelle von denen von VW unterschieiden, denen nur Motoren mit vier Ventilen zugestanden werden.

Es fällt schwer, oberhalb einer gedachten Preisgrenze von 100.000 DM Ordnung in das künftige Modell- und Motorenprogramm des VW-Konzerns zu bringen. Die Passatreihe wird wohl bei Zwölfzylinder enden. Und Audi? - Und Bentley? - Und Bugatti? - An Horch glaube ich nicht. - Und dann noch Lamborghini! - Und selbst einen Skoda wird es als Achtzylinder geben.. - Und was wird man Seat zugestehen?

Da hat es BMW einfacher. Obwohl man noch eine ganze Reihe von Marken (zusammen mit Rover eingekauft) zur Verfügung hat. - Wenn es denn der Markt verlangt.

Aber der verlangt in Zukunft wohl mehr nach einem vernünftigen "Kleinwagen", wie ihn Mercedes leider nicht auf die Räder gestellt hat. Weder mit der A-Klasse, noch mit dem Smart.

Aber das ist wieder ein anderes Thema. Wobei man sich darüber im klaren sein muß, daß das Thema Prestigewagen derzeit in den Medien weit über die tatsächliche Bedeutung hinaus Beachtung findet. - Weshalb wir dann an dieser Stelle auch kein weiteres Wort darauf verschwenden wollen.

MK/Wilhelm Hahne