Über die Zukunft der Mercedes M-Klasse

Die Mercedes M-Klasse hat Lieferzeiten. Warum eigentlich? - Die M-Klasse hat noch so manche Macken. Wie kann man z.B. mit der Bremsleistung zufrieden sein? Oder was ist mit der Faltenbildung in seinen "Weichteilen"? - Gleichwohl will man die Produktionszahlen ausweiten. Und die Produktreihe weiter ausbauen. Aber es wird keine M-Klasse mit Zwölfzylindermotor geben. - Das alles lesen Sie in untenstehender Geschichte.

Zu jung um schon Falten zu haben

98-07-31/04. Es ist ein Phänomen. Mercedes-Benz kann bauen was es will: es gibt Lieferzeiten. Weil Mercedes-Benz so tolle Automobile baut? - Die Marke hat eben einen guten Ruf. Und davon lebt man. Noch gut. Aber man sollte auf die Folgen der in den letzten Jahren gemachten Nachlässigkeiten achten. Nicht nur bei der A-Klasse. Nicht nur... -

Aber kommen wir zu M-Klasse. Das größte Problem ist es wohl für Daimler-Benz, hier die Lieferzeiten abzubauen. Darum will man mit Hilfe von Chrysler nun die Produktionszahlen erhöhen. Eigentlich wird die M-Klasse in Amerika gefertigt. Jetzt soll noch ein Produktionsort in Europa hinzu kommen. In Österreich. Bei Steyr-Daimler-Puch, wo Chrysler bisher den Jeep Grand Cherokee fertigen läßt. So um 100.000 sind da bisher vom Band gelaufen. Aber es gibt auch - auf dem Werksgelände in Graz - ein weiteres Werk, das aus einem Joint-Venture zwischen Chrysler und Steyr-Daimler-Puch entstand. Dort wurden inzwischen so um 250.000 Chrysler Voyager gefertigt. Und dort, bei dem Tochterunternehmen SFT (Steyr Fahrzeug-Technik) könnte man auch noch die M-Klasse fertigen. Insgesamt fertigt man in Graz so um 100.000 Fahrzeuge pro Jahr, die Lackieranlage ist aber z.B. auf eine Kapazität von 160.000 Fahrzeuge ausgelegt.

Steyr-Daimler-Puch - und damit auch die SFT - gehören nun zum kanadischen Magna-Konzern als dessen Technik-Chef nun ein Mann regiert, der Steyr-Daimler-Puch aus dem FF kennt: Dipl. Ing. Jürgen Stockmar. Und der hat schon daran gedacht, in Graz weiter zu investieren. So um 700 Millionen Mark will man in der Region Graz investieren. Das sollte doch reichen, um die Lieferzeiten bei der M-Klasse abbauen zu helfen.

Damit sie nicht zu sehr abgebaut werden, will Mercedes die Modellreihe der M-Klasse mit einem Top-Modell nach oben erweitern. "Aber wir werden nicht den Fehler machen, eine Zwölfzylinderversion zu bauen", meint ein Mercedes-Techniker und verweist dabei auf die Absichten der BMW/Rover-Konkurrenz. Und die dann auftretende ungünstige Gewichtsverteilung

Die Top-Version der M-Klasse soll mit dem Gütezeichen von AMG unters Volk gebracht werden. Angetrieben wird diese AMG-M-Klasse von einem Fünfliter V8-Motor, der knapp 350 PS leisten soll. Natürlich ist eine so ausgestattete M-Klasse dann über 200 km/h schnell. Das setzt natürlich auch eine deutlich überarbeitete Bremsanlage voraus. Die jetzige des Normalmodells genügt eigentlich noch nicht einmal den geringsten Ansprüchen. Die Bremswege, bei warmer Bremse gemessen, liegen aus 100 km/ verzögert so bei 50 Meter. (s. "ams"-Messungen) - Für Motor-KRITIK wäre das ein Grund, ein solches Fahrzeug nicht zu kaufen.

Aber die M-Klasse ist für Motor-KRITIK noch aus einem anderen Grund auffällig geworden. Negativ. Bei den beobachteten Testfahrzeugen zeichnete sich nach harter Beanspruchung oberhalb der hinteren Radhäuser, sozusagen in den Weichteilen, eine deutliche Faltenbildung ab. Sie wurde nicht nur bei einem Fahrzeug, sondern bei mehreren Fahrzeugen beobachtet. (Und übrigens auch fotografisch festgehalten.) Ein Mercedes-Techniker bei anderer Gelegenheit auf diese Beobachtung angesprochen, war sichtlich verlegen, wollte dazu nichts sagen, außer der Bemerkung: "Wir arbeiten daran".

Hätte man diese Arbeiten - auch die an einer besseren Bremse - nicht besser vor Anlaufen der Serie abschließen sollen?

Aber solange es selbst bei solchen Mercedes-Automobilen Lieferzeiten gibt... -

Die Gewinne von Daimler-Benz explodieren. Für Analysten sicherlich ein gutes Zeichen. Für Motor-KRITIK - in Verbindung mit einer Reihe von Beobachtungen ähnlicher Art wie oben geschildert - ein schlechtes. - Aber wen interessiert schon das Morgen, wenn es ihm heute gut geht?

MK/Wilhelm Hahne