Mercedes-Benz E-Klasse schon bald ein Auslaufmodell?

Früher war alles ganz anders. Auch bei Mercedes-Benz. Da erreichten die einzelnen Modelle Produktionsaufzeiten, die man aus heutiger Sicht als "ewig" bezeichnen würde. Aber auch die Entwicklungszeiten waren "wahnsinnig lang". Aber was man dann von Mercedes erhielt, war auch "wahnsinnig gut". Heute ist alles ganz anders. Schnell entwickelt, vorschnell auf den Markt geworfen. Bevor ein Automobil heute wirklich "reif" ist, wird es schon wieder abgelöst.

Wer bremst Mercedes?

98-09-01/02 Wer heute ein Modell der Mercedes E-Klasse kauft, muß wissen, daß es morgen schon dadurch deutlich an Wert verloren hat, daß ein Facelift bevorsteht. Und wer dann das Facelift kauft, der sollte wissen, daß der Nachfolger der heutigen E-Klasse schon 2001 auf den Markt geworfen wird.

Eigentlich erscheint einem die E-Klasse noch relativ neu. Wenn man sich zurückerinnert: sie wurde erst im Frühjahr 1995 in der heutigen Form vorgestellt. Jetzt haben wir 1998 und wir erleben bald den ersten Facelift. Der soll noch einmal die Verkaufszahlen beschleunigen. Doch schon im Jahre 2001 wird es dann diese E-Klasse - Facelift hin, Facelift her - nicht mehr geben.

Im Jahre 2001 wird das Nachfolgemodell vorgestellt werden. Und auch hier ist nur eine Produktionszeit von 6 Jahren - also bis zum Jahre 2007 - eingeplant. Das Entwicklungsrad dreht sich auch" beim Daimler" immer schneller. - Zu wessen Nutzen? Natürlich wird das neue Modell viele neue Ausstattungsdetails aufweisen, die der Autofahrer eigentlich gar nicht braucht, die aber von der Automobilindustrie gerne angeboten werden, weil sie die Rendite verbessern helfen, nachdem solche "Aufrüstung" zunächst auch den Kaufpreis eines Automobils ansteigen ließ. "Qualitatives Wachstum" nennt das die Automobilindustrie.

Da kommt z.B. die Abstandsreglung Distronic. Schon bald, in der neuen Mercedes S-Klasse. Mercedes möchte auch hier - wie auch z.B. bei den neuen Arten von Automobilen Smart und A-Klasse oder dem Common Rail-Diesel - zu den ersten auf dem Markt gehören. Wie man sich erinnert, bringt das weder dem Kunden noch Mercedes etwas. Die schon genannten Beispiele beweisen es.

Und was ist mit der neuen Distronic? - Eigentlich kommt sie - und das ist meine Einschätzung - wie vieles andere bei Mercedes zu früh. Nach meiner Kenntnis ist die Entwicklung ähnlicher Systeme praktisch bei allen wichtigen Automobilfirmen genauso weit fortgeschritten, wie bei Mercedes. Aber dort zögert man bei der Einführung, weil es noch Unsicherheiten z.B. auf dem Sektor Bremseneingriff gibt. Dann gibt es noch Probleme mit der Verschmutzung (durchStaub, starker Schneefall, Matsch) der sogenannten Radarantenne, die hinter dem Kühlergrill liegt. Und was ist mit dem Verhalten des Systems in Kurven bei dichtem Verkehr?

Während sich alle anderen Automobilfirmen also noch zurückhalten, prescht Mercedes vor. So war es auch beim Bremsassistenten. Erinnert man sich noch der dann aufgetretenen Pannen, die einem Zulieferer in die Schuhe geschoben wurden. (Der war es übrigens nach eigenen Aussagen nicht schuld.)

Ich finde es gut, wenn eine Automobilfirma sich immer in Richtung Fortschritt orientiert. Aber sie sollte es nicht um eines kurzen Effekts, eines Gags wegen tun. Man sollte sich in Stuttgart darauf besinnen, daß es nicht wichtig ist Erster, sondern Bester zu sein. Denn ein bestehendes Image will gepflegt sein.- Sonst verkommt es.

Also: Wer bremst Mercedes? - Intern scheint man nicht über "Bremsassistenten" zu verfügen. Und so kam die A-Klasse in einem Zustand auf den Markt, der einen Produktionsstop erzwang. Und auch der Smart... - Und den ersten deutschen Common Rail-Diesel bessert man nun in laufender Serie nach. Und wenn ich - per Distanz - den Schlußspurt bei der Entwicklung der S-Klasse beobachtet habe... - Mir wäre nicht wohl dabei.

Aber die neue E-Klasse kommt im Jahre 2001. Und der Nachfolger dieser E-Klasse kommt dann wieder 6 Jahre später. Und wenn man dann vielleicht einmal zurückdenkt, was diese neuen Automobile - wenn man das auf ihre eigentliche Transportaufgabe bezieht - wirklich besser können als die heutigen Modelle... -

Oder darf man nicht einmal darüber nachdenken?

MK/Wilhelm Hahne