Über das Selbstverständnis von Firmen, von Managern - über Unternehmenskultur

Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Durch Erfahrung. Firmen verändern sich im Laufe von Jahren und Jahrzehnten. Durch ihre Entwicklung. Doch die verläuft nicht immer positiv. Größe steht nicht für Qualität. Und die Qualität einer Firmenadresse auf der Visitenkarte eines Menschen steht nicht für seine Größe. - Worauf ich hinaus will? - Nachstehend drei aktuelle Beispiele aus dem Hause Daimler-Benz.

Signale

98-09-01/03. Erstes Signal: Eigentlich war Daimler-Benz niemals irgendeine Firma. Man war schon wer. Doch nun ist man, wegen der geplanten Fusion mit Chrysler, noch mehr. Da ist es doch nicht zumutbar, daß Manager von Chrysler oder Daimler bestehende Flugverbindungen zwischen Stuttgart und Detroit nutzen. Man verliert so pro Woche ein paar Stunden durch die notwendigen Zwischenlandungen in den USA. Und das bei den Gehältern der Manager!

Also, da muß eine direkte Flugverbindung her. Und man verhandelt mit Fluggesellschaften. Und wenn das nicht klappt, wird man wohl Jets leasen oder kaufen müssen. Meint man "beim Daimler". - Ob Chrysler-Manager genauso denken?

Zweites Signal: Da betritt eine kleine Gesellschaft von acht Personen in diesen Tagen ein Stuttgarter In-Lokal. Ein Häppchen essen, ein paar Gläschen trinken. Daimler- und Chrysler-Manager bei einem zwanglosen Gedankenaustausch.

Irgendwann muß auch gezahlt werden. Ein Daimler-Manager (unter uns: es war eine Dame. Titel: Leiterin der internen Kommunikation) übernimmt natürlich als Gastgeber die Rechnung. Nein, zahlen will man nicht. "Schicken Sie die Rechnung zu", weist man die Bedienung an. Die bedauert, besteht auf Barzahlung. Oder Zahlung per Scheck. - Die Daimler-Managerin regt sich darüber sehr auf. Nach dem Motto: wissen Sie denn nicht bei welcher Firma ich arbeite und wer ich darum bin?

Die Bedienung bedauert, möchte erst die Zustimmung ihres Chefs. Der möchte Geld. Und der Streit wäre eskaliert wenn sich nicht die Assistentin der Managerin für die kurzfristige Zahlung des Betrages (um 500 DM) persönlich verbürgt hätte.

Die Bedienung erhielt so ein guten Eindruck von Daimler. Der Chef des Lokals war sicherlich auch beeindruckt. Die anderen Gäste, die das Vergnügen hatten zuzuhören, hatten auch etwas (über Daimler-Verhalten) zu erzählen. Und die Chrysler-Manager waren sicherlich ebenfalls von den Qualitäten und dem Durchsetzungsvermögen der Daimler-Managerin sehr beeindruckt. - Was die Chrysler-Leute sich aber wirklich gedacht haben (einer davon war z.B. "Manager News Publications Communication Programs") ist nicht überliefert. - Würden Chrysler-Manager in ähnlicher Situation auch so handeln, sich so verhalten?- Mr. Allan Nahajewski hat sich bisher dazu nicht geäußert.

Drittes Signal: Da ist in diesen Tagen ein verdienter Mitarbeiter des Hauses Daimler (Mercedes) gestorben. Er war schon lange im Ruhestand, ist 70 Jahre alt geworden. Da ist es nicht ungewöhnlich, wenn ihm die ehemaligen Kollegen eine Anzeige widmen. Sie war in den Stuttgarter Zeitungen zu lesen. Ungewöhnlich war aber der Anzeigentext, den die Mitarbeiter der Daimler-Benz AG, Marketing-Kommunikation Pkw, für ihren verstorbenen Kollegen formulierten: "Von ihm konnte man den aufrechten Gang lernen - und was es bedeutet, in der Kommunikation Rückgrat zu zeigen. Danke. Ihre Kollegen."

Schlußfolgerung: solche Leute hat es also wirklich einmal gegeben. Bei Mercedes und Daimler. Und wenn man... - Aber ich denke, weitere Schlußfolgerungen kann ich auch meinen Lesern überlassen.

MK/Wilhelm Hahne