"Porsche nach Pannenparade wieder im Lot"

So war in der "Welt" vom 29. August zu lesen: "Pressesprecher Jürgen Pippig betonte auf Anfrage, daß man die Probleme in der Fertigung und bei den Zulieferern jetzt im Griff habe." Motor-KRITIK hat dann auch noch mal nachrecherchiert. Was ist denn nun mit den Motorgehäusen? - Feststellung:

Man gibt sich bei Porsche große Mühe

98-09-01/06. "Wendelin Wiedeking, der dynamische Porsche-Chef, liebt deutliche Worte", so schreibt Heinz Horrmann in "Die Welt". Und erläutert das so: "Er liest den Politikern die Leviten, geißelt die schlechten Rahmenbedingungen für den Standort Deutschland."

Die Frage die da auftaucht: Was sagt er Wiedeking eigentlich morgens zu sich selbst, wenn er denn mal in den Spiegel schaut? - Denn die Produktionsprobleme bei den Motorgehäusen sind z.B. nach meinen Feststellungen immer noch nicht beseitigt. Aber man ist um Klärung bemüht.

Da ist z.B. eine Firma aus dem Frankfurter Raum in die Untersuchungen eingeschaltet, die sich eigentlich mit Medizintechnik auf dem Infrarot-Sektor beschäftigt. Aber man nutzt das auf diesem Gebiet gewonnene Know-how, um z.B. ein Gerät zum Messen der Reifentemperatur eines Formel 1-Renners zu entwickeln. Das wiegt so knapp zwei Kilogramm und mißt die Reifentemperatur nicht etwa nur an einem Punkt, sondern richtig rund um den Reifen.

Diese Firma untersucht nun, wie es beim Guß der Porsche- Motorenblöcke bei Kolbenschmitt zu einem so großen Anteil von Ausschuß kommen konnte. Dazu werden Infrarot-Kameras eingesetzt. Das Ergebnis: die Temperaturen in der Form sind zu unterschiedlich. Da wo die Form zu kalt ist, härtet das Material offenbar zu schnell aus, es kommt zu Einschlüssen und die so entstandenen Blöcke können unter großer Belastung reißen.

Inzwischen ist dann noch eine weitere Firma hinzugekommen, die inzwischen für einen hohen sechsstelligen Betrag Computerprogramme geschrieben hat. Und man macht nun Versuche folgender Art: Die Infrarot-Kameras beobachten die Form, geben Meldung über die Temperaturen an einen Computer, der dann das Signal für den Guß gibt, wenn alle Bedingungen für einen einwandfreien Guß den Idealwerten nahekommen.

Man ist aber noch dabei die Idealwerte zu ermitteln und die Software entsprechend anzupassen. "Das Teuerste wird schließlich die Software sein", sagt jemand, der die Versuche beobachtet.

"Die Welt" meint in ihrer Geschichte, "daß Porsche nicht das Geld für eine große Zahl von Serien zur Detailerprobung hat." Und schreibt: "Da muß zwangsläufig in der laufenden Produktion nachgebessert werden." - Kein Trost für Porsche-Kunden sicherlich nicht der richtige Weg, wenn man den guten Ruf behalten will, den man einmal hatte.

Aber laut Porsche-Sprecher Jürgen Pippig hat man jetzt alles im Griff: "Die vorausgesagte Produktion von 38.000 Stück wurde gegenläufig zu anderen Meldungen trotz der Schwierigkeiten erreicht." - Frage von Motor-KRITIK: Und in welchem Zustand erreichten dann die Fahrzeuge die Kunden?

Wir werden die Entwicklung weiter beobachten.

Statt der Politik gute Ratschläge zu geben, sollte sich Porsche-Chef Wiedeking sicher besser zunächst einmal um die Bestellung des eigenen Hauses kümmern. Dabei sind Aktionäre sicherlich schneller und leichter zufrieden zu stellen als Kunden. Aber deren Zufriedenheit (oder Unzufriedenheit) wirkt sich langfristig auch auf den Aktienkurs aus. - Nachdem der in der letzten Zeit gewaltig gestiegen ist, wird es nun bald wieder bergab gehen. Da helfen auch keine Meldungen über einen neuen Geländewagen oder gar einen viertürigen Porsche, von dem gerade wieder (nicht nur an der Börse) geflüstert wird.

Geld wird nur mit dem verdient, was gerade - und möglichst perfekt - produziert wird. Und da hapert´s derzeit wohl noch ein wenig.

MK/Wilhelm Hahne