Bei Ford in Köln stehen bedeutende Rückrufe - aber auch die Beseitigung von Produktionsfehlern auf andere Art - ins Haus

Rückrufaktionen schaffen Vertrauen beim Kunden. So tröstet man sich seit einiger Zeit bei der Automobilindustrie. Wenn aber Rückrufaktionen wegen sicherheitsrelvanter Teile erfolgen, dann fragt man sich schon, warum das Vertrauen schaffen soll. Schließlich könnte jeder der Betroffene sein. Hinzu kommt: Rückrufaktionen brauchen Zeit. Da muß nicht nur geprüft werden, ob eine Rückrufaktion überhaupt notwendig ist, da müssen auch die Voraussetzungen für die Fehlerbeseitigung geschaffen werden. Ersatztteile müssen in ausreichender Menge verfügbar sein; die Organisation muß informiert werden. Und die Kunden angeschrieben. - Das dauert. - Es ist nicht normal, daß Motor-KRITIK in einer Geschichte gleich zwei Rückrufe und einen weiteren Produktiosnfehler vorstellen kann, der - da nicht sicherheitsrelevant - auf andere Art (und eigentlich unauffällig, wenn Motor-KRITIK nicht wäre) beseitigt worden wäre. Motor-KRITIK hätte die Anzeichen zu diesen Aktionen vielleicht auch übersehen, wenn Ford einen normalen Kontakt zu Motor-KRITIK pflegen würde. Aber Motor-KRITIK (und Wilhelm Hahne) wird von Ford den "Ford-Feinden" (Einordnung von Ex-Ford-Vorstandsvorsitzender Caspers lt. Ex-Öffentlichkeitsvorstand Rainer Nistl) zugeordnet. Seitdem fließen die offiziellen Informationen nur noch spärlich. Weshalb Motor-KRITIK die Kontrollen über Ford-Aktivitäten verschärfen mußte. Was nun z.B. zu dem nachstehenden Ergebnis führte:

Alle schlechten Dinge sind drei

98-10-15/05. Das erste Ding: da erscheint irgendwo in Deutschland ein Ford Fiesta in der Werkstatt. Der Besitzer beanstandet ein Knarren und Schaben, wenn z.B. ein Wenden auf der Straße den vollen Lenkeinschlag erfordert. Das Fahrzeug ist mit Borbet-Leichtmetallfelgen ausgestattet. - "Können Sie mal nachschauen?"

Der Werkstattmeister erkennt, daß die Leichtmetallfelgen unter bestimmten Umständen - z.B. beim Wenden, wie oben geschildert - am Achsschenkel ankommen können und informiert die Zentrale in Köln. Die ordnet nicht nur an, alle vier Borbet-Felgen gegen neue auszutauschen, sondern geht auch gleich in die Untersuchung des Falles.

Die bleibt natürlich zunächst geheim. Aber in der Zwischenzeit kommen immer mehr Fiesta-Kunden in die Ford-Werkstätten. Alle haben die gleichen Anstände: die Felge kommt beim Lenkeinschlag an. Und Ford wechselt die Räder aus. Immer alle vier.

Motor-KRITIK versucht der Sache auf den Grund zu gehen, nimmt zunächst - nachdem mit verschiedenen Ford-Händlern gesprochen wurde - den Kontakt mit Borbet auf. Dort ist man zunächst sehr freundlich, dann, als man begreift was hier ein Journalist fragt, leugnet man zwar die Ereignisse nicht, ist aber zu keiner Aussage bereit, da man es sich wohl nicht mit Ford - schließlich zählt man schon seit langer Zeit zu den Erstausrüstern der Kölner Firma - verderben möchte.

Motor-KRITIK nimmt jetzt direkt Kontakt mit Ford auf. Und da gibt es dann einen neuen Mann in der Presseabteilung, der sich nicht nur kooperativ gibt, sondern auch seine Zusagen um schnellste Information hält. Nach interner Klärung erhält Motor-KRITIK folgende Fax-Information:

"Tatsächlcih kam es bei einigen Ford Fiesta Style, die zwischen Januar und November 1997 gebaut worden sind, aufgrund von Toleranz-Überschreitungen zu leichten Berührungen zwischen den dort verbauten Felgen der Dimension 5,5 J x 13 und dem Achsschenkel; diese waren jedoch in keinem Falle sicherheitsrelevant, da die Berührungen lediglich bei vollem Lenkeinschlag und extremem Einfedern - also dem Überqueren einer hohen Bordsteinkante - zustandekommen konnte,.

Sofort nach Bekanntwerden der ersten Fälle wurde das Felgendesign - speziell die Gestaltung der Innenseite - geändert, so daß solche Berührungen nunmehr unter allen Umständen ausgeschlossen sind.

Insgesamt sind uns etwa 70 solcher Fälle bekannt geworden, bei denen selbstverständlich die Felgen kostenlos gewechselt worden sind. Schadensfälle gab es in diesem Zusammenhang nicht."

Eine klare Auskunft, die nur insofern ergänzt werden muß, als daß hier kein Rückruf erfolgt. Nur der Kunde - meist Besitzer eine Ford Fiesta Style (es können nach Motor-KRITIK-Meinung aber auch Ghia-Modelle betroffen sein, da auch hier die Borbet-Felge serienmäßig verbaut wurde) erhält kostenlosen Ersatz, der sich selbst bei der Ford-Werkstatt meldet - und dessen Beanstandung begründet ist. Denn: nicht jeder mit Borbet-Felgen ausgelieferte Fiesta ist betroffen. Es müssen sich praktisch Toleranz-Abweichungen unterschiedlicher Art (die von Ford zugegeben werden) addieren. Erst dann... -

Also in diesem Falle kein Grund zur Besorgnis. - Aber da ich eine so perfekte Information durch Ford seit Jahren nicht mehr gewohnt war, hatte ich - ohne auf die Ford-Antwort zu warten - weiter recherchiert. Und so stieß ich auf.

Das zweite Ding: Und hier wird es für Ford nun schon sehr teuer werden. Die Vorbereitung einer großen Rückrufaktion für den Ford Mondeo ist bei Ford Köln in den letzten Zügen der Vorbereitung. Der Ausgangspunkt:

Da wurde bei einem Ford Mondeo festgestellt, daß wohl der Sicherheitsgurt an der in der B-Säule gelegenen Umlenkrolle an den Kanten Schaden genommen hatte. Es zeigten sich am Schultergurt (an den Kanten) Auflösungserscheinungen. Was das im Falle eines Unfalles bedeutet, kann man sich ausrechnen. Wichtig: Ford wäre haftbar zu machen.

Klar, daß Ford in einem solchen Fall kein Risiko eingehen kann. Nach Motor-KRITIK-Recherchen sind bei der bevorstehenden Rückrufaktion um 200.000 Ford Mondeo in Europa betroffen, die nun alle zu einer Untersuchung in die Werkstätten müssen. Dort werden dann nicht nur gegebenenfalls die Sicherheitsgurte ausgetauscht, sondern man wird sich auch um die Umlenkrollen in den sogenannten "B"-Säulen kümmern müssen. - Das kostet!

Das dritte Ding: Und plötzlich tauchte bei den Motor-KRITIK-Recherchen zum "Fall Mondeo" der Begriff Hauptbremszylinder auf. Es stellte sich heraus, daß das eine falsche Zuordnung war. Tatsache ist, daß es auch beim Ford Puma in den nächsten Tagen eine Rückrufaktion geben muß. Hier ist wirklich ein sicherheitsrelevantes Teil betroffen. Der Hauptbremszylinder. Durch einen hier auftretenden Defekt kann es zu einem Ausfall eines Bremskreises kommen. Betroffen sind aber "nur" Ford Puma, die mit ABS ausgerüstet sind und die im Zeitraum zwischen März und September dieses Jahres produziert wurden. Das sind alle in Deutschland ausgerüsteten Fahrzeuge, da die serienmäßig über ABS verfügen, in anderen Ländern eben nur die, die auf Kundenwunsch gegen Aufpreis mit ABS geliefert wurden.

Hier kehren sich einmal die Dinge um: wer die Sicherheit (ABS) kaufte, hat nun die größere Unsicherheit. Wie Motor-KRITIK erfuhr, soll es aber noch nicht zu irgendwelchen Unfällen gekommen sein. Aber jeder Tag zählt. An jedem Tag kann irgendwo in Europa bei einem mit ABS ausgerüsteten Ford Puma ein Bremskreis ausfallen und beim Fahrer das Gefühl entstehen lassen, als sei die gesamte Bremsanlage ausgefallen.

Wie Motor-KRITIK recherchieren konnte, werden im Falle Puma "nur" unter 10.000 Fahrzeuge von der Rückrufaktion betroffen sein.

Und natürlich Ford Köln, wo man sicherlich für die "Präsentation" der notwendigen Rückrufaktionen einen taktischen "Fahrplan" ausgeheckt hatte. - Motor-KRITIK bedauert, den nun gestört zu haben. Aber es erscheint wichtiger, die Öffentlichkeit vorzuwarnen:

Mondeo-Fahrer sollten schon mal selbst auf die Sicherheitsgurte schauen. Und Puma-Besitzer der Produktionszeit März bis September lassen besser das Fahrzeug in der Garage stehen, bis daß sie zum Rückruf in die Werkstatt gebeten werden. - Sicher ist sicher..

Aber es ist auch sicher:  Ford tut was.

 MK/Wilhelm Hahne