Mittelmotorsportwagen gibt es Zukunft wie "Sand am Meer"

Von allen Automobilherstellern werden alle Marktnischen möglichst optimal ausgefüllt. Schrägheck, Stufenheck, Coupé, Geländewagen, Sportwagen, Van, Frontantrieb, Heckantrieb, Allradantrieb. - Was noch relativ wenig vertreten ist: Mittelmotor. Aber bei zukünftigen Limousinen wird man ihn kaum finden (es gab ihn da mal bei einem Audi 50 im Versuch), dafür aber in Zukunft bei neuen Sportwagen-Projekten, deren Entwicklung zur Zeit aber noch läuft, bzw. gerade anläuft. Motor-KRITIK möchte nachfolgend nur kurz auf kommende High-Lights hinweisen. Das bedeutendste ist aus der Sicht von Motor-KRITIK:

Das "Projekt 5"

98-10-15/06. Sportwagen müssen leicht sein. Je leichter, desto besser das Handling, aber auch die Fahrleistungen. Aber je leichter, auch umso teurer.

Zur Zeit entstehen bei einigen Automobfilirmen neue Mittelmotorsportwagen. Was alle miteinander verbindet: sie werden von Achtzylindermotoren befeuert.

BMW hat zwar beim Renneinsatz bisher kein Glück mit seinem Achtzylindermotor, aber möchte - wie auch alle anderen Konkurrenten - für Ferrari zum echten Konkurrenten werden. Der Ferrari 355 ist immer noch ein Renner. Und wer ihn einmal gefahren hat, begreift, daß das ein Fahrzeug ist... -

Papperlapapp, wird da so mancher Ingenieur der Konkurrenz sagen. Wenn er z.B. bei Audi ist.

Dort hat man nach Übernahme von Lamborghini zunächst die Fertigentwicklung des Nachfolgers vom "Diablo" ersatzlos gestrichen. Wichtiger erscheint den neuen Besitzern der italienischen Sportwagen-Schmiede zunächst die Produtkion eines preiswerteren (als bisher gefertigten) Sportwagens. Und da kommt dann nur ein Mittelmotorfahrzeug in Frage. Mit Achtzylindermotor. Im Visier hat Audi - auch preismäßig - Ferrari.

Aber bis zum Erscheinen des neuen Lamborghini-Mittelmotorsportwagens mit Audi V8-Motor  wird noch etwas Zeit ins Land gehen.

Vorher möchte schon BMW auf dem Markt sein. Auch mit einem Achtzylinder-Mittelmotorsportwagen. Und man schielt auch in Richtung Ferrari. Da läuft es wirklich zur Zeit schon "ein wenig dumm", wenn der im BMW-WSC-Fahrzeug eingesetzte Achtzylinder nicht so recht rennen will. - Eigentlich peinlich.

Was BMW aber nicht hindert (neben dem Frontmotor-Z 7) an einem Mittelmotorprojekt mit Achtzylindermotor zu arbeiten. Auf daß es ein richtiger Konkurrent von Ferrari werde.

Aber das wirkliche Mittelmotor-Kleinod - soweit man das bisher beurteilen kann - kommt von Mercedes. Der neue Mittelmotorsportwagen wird zusammen mit McLaren entwickelt und auch dort gebaut werden. Es wird also ein Mercedes-McLaren werden und nicht - wie damals bei BMW - ein McLaren-BMW.

Die Neuentwicklung läuft unter der internen Bezeichnung "Projekt 5". Die "5" bezieht sich wahrscheinlich auf den Achtzylindermotor von Mercedes, in dessen Kopf insgesamt 40 Ventile arbeiten, fünf für jeden Zylinder.

Aber fast bedeutender ist, daß dieser Mercedes-McLaren ganz unter Verwendung des Werkstoffs Kohlefaser hergestellt wird. Alle wesentlichen Teile, auch die Karosserie, sind aus dem superleichten Werkstoff gebaut. Das läßt auf ein Gewicht (fahrfertig) hoffen, daß für die Straßen-Serienverion bei maximal 1.100 kg liegt.

Da wird es Porsche mit seinem neuen GT 2-Fahrzeug, auch ein V8-Mittelmotor, schwer haben. Davon möchte Wendelin Wiedeking nämlich nur 100 Stück bauen und zum Preise von DM 500.000 an den Mann bringen.

Man darf auf den Preis des Mercedes gespannt sein, der eigentlich, soweit Motor-KRITIK das beurteilen kann, Maßstäbe zu setzen versucht.

Kein Automobilhersteller hat auf keinem Gebiet in nächster Zeit die Zeit zu schlafen. Und selbst potentielle Käufer kommen nicht zum Schlummern: das Projekt 5 sorgt für unruhige Träume. (Aber natürlich erst jetzt, nachdem man es durch Motor-KRITIK ein wenig kennenlernen durfte.)

MK/Wilhelm Hahne