Von Crashs zum Thema "Smart"

Natürlich denkt man bei den Worten "Crash" und "Smart" sofort an "Auto-Bild". Motor-KRITIK auch. Ich werde auch etwas dazu sagen müssen. - Aber es gibt bei "Smart" noch einen Crash anderer Art, der zunächst einmal Auswirkungen in der Schweiz hatte. Auch in Deutchland. Aber alles ist geheim. Niemand sagt ein Wort. Aber Motor-KRITIK weiß Bescheid. Lesen Sie also:

Crash-Erfolg beschleunigt den Verkaufsstart

98-10-15/09 Schon die praktisch in jeder Ausgabe vorhandenen kleinen (farbig unterlegten) Meldungen, die fast wie Anzeigen wirkten, ließen auf eine gute Zusammenarbeit zwischen der "Auto-Bild"-Redaktion und MCC, dem "Smart"-Hersteller schließen. Wie eine kleine Umfrage unter Kollegen ergab: Viele haben das so empfunden. Und still in sich hineingelächelt.

Damit will Motor-KRITIK nicht sagen, daß das tatsächlich so war. Aber es entstand der Eindruck. Dieser Eindruck wurde jetzt beim ersten Crash-Test in der "Auto-Bild" noch verstärkt. Da  werden bei allen "Smart"-Konkurrenzprodukten jeweils ein Mitfahrer auf die hintere Sitzbank gesetzt. Weil es beim "Smart" keine hintere Sitzbank gibt, kommt dort der Test-Dummy auf den Vordersitz. - Warum nicht auch bei den Konkurrenzprodukten, wo vorne doch auch Platz war?

Auch aus dem Text in "Auto-Bild" wird das nicht klar, wo man lesen kann: "Abweichend von den NCAP-Kriterien (dort sind die Crashfahrzeuge nur mit Fahrer und Beifahrer besetzt), tauschen wir den Mitfahrer gegen einen Passagier im Fond aus (Ausnahme: smart)." - Warum? - Damit das "Smart"-Ergebnis eigentlich nicht vergleichbar wird? - Oder umgekehrt?

Man vermeidet übrigens auch eine direkte Provokation von VW, wo Ferdinand Piech "nur noch 'gründe Männchen' sehen will, indem man den Seat zum Vergleichstest heranzieht. Zwar baugleich mit Lupo. Aber doch nicht Lupo.

Also ich hatte nach dieser Art von Crashtest schon keine Lust mehr zu lesen. Aber ich hatte schon am Abend der Fernsehsendung des Chrashtests einen Kollegen angerufen, der nicht weit von einem "Smart"-Center entfernt wohnt und ihn gebeten, doch am nächsten Morgen einmal dahin zu eilen, um so sehen... -

Es war zu sehen. Der Crashtest lief schon von der Kasette. - Kein Kommentar.

Auch hier entsteht wieder der Eindruck... - Und darauf sollte auch die Chefredaktion von "Auto-Bild" achten. Mehr will ich dazu nicht sagen. Ich unterstelle damit auch nicht... - nein, mir geht es nur um den Eindruck.

Den Inhabern von fünf "Smart"-Center ging es da wohl mehr ums Geld. Sie besitzen fünf Stück, zwei in der Schweiz, drei in Deutschland. Da ihnen als VAG-Händler der Betrieb von "Smart"-Centern untersagt wurde, gründeten sie nicht nur eine entsprechende Holding in der Schweiz, sondern ließen dort auch gleich noch zwei Stück bauen. In Zürich und Lausanne.

Und kurze Zeit vor Eröffnung der Center, jetzt Anfang Oktober, teilten Sie MCC mit, daß sie die Center nicht eröffnen würden, da nach ihrer Ansicht kaum eine Aussicht bestünde, jemals mit diesen Vertriebsstätten Geld zu verdienen. Man kannte schließlich die investierten Summen und... -

Langer Rede, kurzer Sinn: MCC hat die zwei Vertriebscenter in der Schweiz sofort übernommen. Man konnte sich die sonst entstehende Lücke im Schweizer Vertriebsnetz nicht erlauben. Und nun ist man auf der Suche nach neuen Betreibern, die MCC die Center wieder abkaufen.

Diese ganze Aktion lief natürlich hinter geschlossenen Türen ab. Es wurde auf beiden Seiten "Vertraulichkeit" vereinbart. Darum kann Motor-KRITIK auch heute darüber berichten.

Die "Smart"-Center in Deutschland sind übrigens geschlossen geblieben. So hört man. Die Investoren haben sich an ihre Drohung gehalten, wie Motor-KRITIK erfuhr, hat allerdings diese Angaben noch nicht überprüfen können. MCC ist dieser Vorgang peinlich. Man kennt ihn auch offiziell nicht. Und wer fragt dem wird beschieden, daß gerade in der Schweiz - besonders nach Veröffentlichung des Crahstests - der "Smart" ein Riesenverkaufserfolg sei.

Bis zum nächsten Crash. Wenn nicht beim TÜV. Dann in der Organisation. - "Smart" hat' s nicht leicht.

MK/Wilhelm Hahne