Ford macht Geschichten: die folgende handelt vom "stillen Rückruf" des Ford Puma

Motor-KRITIK hatte schon am 15. Oktober darüber berichtet. Aber erst jetzt ist man bei Ford in Köln soweit, daß man einen Rückruf in Angriff nehmen kann. In der Zwischenzeit haben zwar viele Journalisten-Kollegen die Vorankündigung dieses Rückrufes in Motor-KRITIK gelesen. Aber nur "Auto-Bild" hat die Motor-KRITIK-Information unkommentiert als Zitat wiedergegeben. Sind Rückrufe nur dann interessant, wenn man sie honorarfrei - dank offizieller Pressemitteilung - vermelden kann? - Nun, Motor-KRITIK ist natürlich "am Ball" geblieben und schreibt nachstehend auf, was dazu noch zu sagen ist. - So ist z.B. dieser Rückruf kein Rückruf, sondern:

Eine dringende Service-Aktion

98-10-31/05. Motor-KRITIK war mit seiner Meldung sehr früh in der Öffentlichkeit. Zu früh für Ford. Dort hatte man zu diesem Zeitpunkt gerade erst begriffen, daß es einen Rückruf geben müsse. - Oder nicht? - Oder doch?

Zunächst hatte man einen Auslieferungsstop für den Ford Puma verfügt. Nach unseren Recherchen war das am 12. Oktober. (Unter uns: so kam Motor-KRITIK an die Info.) Und dann war Hektik angesagt. Denn die Teilesituation war sehr kritisch. Es mußten für die Rückrufaktion (wir nennen sie weiter so) schließlich eine entsprechende Zahl Hauptbremszylinder beim Handel, also in den Werkstätten, bereitliegen.

Der Grund für die Auswechselaktion war schon so, wie bereits von Motor-KRITIK am 15. Oktober beschrieben und wie in dieser Woche den Ford-Händlern so mitgeteilt wurde:

"An einigen Puma-Fahrzeugen mit ABS kann eine Fehlfunktion des Hauptbremszylinders auftreten, die möglicherweise zum Ausfall eines Bremskreises führt."

Und man weist die Händler an: "Prüfen Sie bitte den Datumcode auf dem Hauptbremszylinder und erneuern Sie ggf. den Hauptbremszylinder."

Nach eingehenden internen Beratungen (auch die Rechtsabteilung war eingebunden) hat sich Ford dazu entschlossen, diesen Rückruf nicht dem Kraftfahrtbundesamt zu melden, nicht dort irgendwelche Adressen anzufordern. Man ist davon überzeugt, daß das eigene Adressenmaterial ausreicht. Immerhin handelt es sich um sehr junge Fahrzeuge. Sie wurden in der Zeit vom 8. März 1998 bis 30. September 1998 produziert.

Soweit wir recherchieren konnten - und inzwischen wurde diese Zahl auch durch eine offizielle Ford-Informatuion an Motor-KRITIK bestätigt - handelt es sich in Deutschland um 3.600 Fahrzeuge, während - und das hat Ford nicht bestätigt, ist aber richtig - europaweit um 8.000 Fahrzeuge betroffen sind.

Ford macht in der Anweisung für die Händler darauf aufmerksam, daß man den vorhandenen Fahrzeugbestand vor einem evtl. Verkauf nacharbeiten muß. Aber man betont: "Kundenfahrzeuge haben jedoch Vorrang". Der Grund: es sind immer noch nicht ausreichend Hauptbremszylinder als Ersatz verfügbar.

Da die Ford-Kunden, die Besitzer eines neuen Puma, erst in diesen Tagen die "Einladung" zu einem Werkstattbesuch erhalten, möchte ihnen Motor-KRITIK heute schon die Möglichkeit geben, ihr Fahrzeug daraufhin zu überprüfen, ob es zu den betroffenen zählt. Ob ein fehlerhafter Hauptbremszylinder eingebaut ist, erkennt man am Datumcode auf der Oberseite des Flansches. Die letzten vier Zeichen sind die, auf die es ankommt. So steht z.B. "22" für die 22. Kalenderwoche, ein "b" steht für Tag und Produktionsschicht, ein "h" steht für 1998.

Alle die Fahrzeuge sind betroffen, deren Datumcode zwischen "11ah" und "36zh" (einschließlich!) lautet.

In dem Schreiben das den Ford Puma-Besitzern in diesen Tagen zugeht (oder zugegangen ist) werden sie aufgefordert, sich zunächst einmal telefonisch mit einem Serviceberater des jeweiligen Händlerbetriebs in Verbindung zu setzen. Weil der nämlich evtl. noch nicht im Besitz der notwendigen Ersatztteile ist.

Natürlich wird die Änderung kostenlos durchgeführt. Gebraucht werden lt. Werkstattanweisung eben der Hauptbremszylinder (Teile-Nr. 98FB 2140 HA) und 1 Liter Bremsflüssigkeit (A83SX 19542 CA) und es werden 1,0 Stunden Arbeitszeit in Anrechnung gebracht.

Weil das den Puma-Besitzern nicht unbedingt gesagt wird: die Werkstätten haben Anweisung "in Ausnahmefällen" einen Service-Leihwagen zur Verfügung zu stellen. "Dies gilt für die Fälle", heißt es in der Anweisung, "in denen Kunden Bedenken haben, ihr Fahrzeug aufgrund noch nicht verfügbarer Ersatzteile bis zur Reparatur weiterzubenutzen."

Hätten Sie keine Bedenken? -

Wie gesagt: das ganze wird als "stiller Rückruf" behandelt. Das Kraftfahrtbundesamt wird nicht informiert. Und es gibt auch keine Pressemitteilung zu dieser "Serviceleistung"!

Übrigens: Wenn der Ford-Händler nicht wissen sollte, ob das Fahrzeug eines Kunden betroffen ist: Betroffene Fahrzeuge werden in OASIS (im Ford-Computersystem) angezeigt.

Dumme Frage: Ist diese Aktion, in der geschilderten Art und Weise durchgeführt, eigentlich den "vertrauensbildenden Maßnahmen" zuzurechnen?

MK/Wilhelm Hahne