Wie deutsche Autokäufer von einer Krise in Brasilien profitieren können

Zur Zeit läuft in Sao Paulo der Autosalon. Die Automobilindustrie erhofft sich davon wieder ein paar Impulse fürs Automobilgeschäft. Das liegt derzeit am Boden. In Sao Paulo präsentiert man eine Flut von Neuerscheinungen, erhofft davon eine Belebung. Zur gleichen Zeit profitieren in Deutschland - soweit Motor-KRITIK bekannt - um 1.500 Käufer von dieser Krise in Brasilien. In Europa müssen es so um 10.000 sein. - Wie das zusammenpaßt, erklärt Motor-KRITIK in folgender Geschichte.

Caramba, die Preis isse heiß!

98-10-31/10. Irgendwo in Nordrhein-Westfalen sah ich einen Ford Mondeo stehen, der durch seinen Preis auffiel. Eigentlich war es ein Neuwagen. Aber dann doch nicht. "Tageszulassung", wurde mir beschieden. Und dann habe das Fahrzeug noch einen kleinen Nachteil gegenüber anderen Ford Mondeo: Das Fahrzeug hat kein ABS.

Das erzeugt im Kopf eines Journalisten nicht nur eine Menge Fragezeichen, sondern setzt auch gleich die Recherche-Maschinerie in Gang. Und so kam ich schnell auf die Situation in Brasilien, wo derzeit um 200.000 verkaufsfertige Neuwagen beim Handel vor sich hindämmern. Niemand will sie haben.

Von der Krise sind alle Firmen betroffen. Auch z.B. Ford, auch Ford in Köln, wo man u.a. gerade einen Auftrag zur Lieferung von 10.000 Ford Mondeo für Südamerika (Brasilien) abgearbeitet hatte. Aber sollte man die Fahrzeuge nun wirklich zusätzlich in Lateinamerika auf Lager stellen?

Das Ford-Management entschied sich zu einer anderen Lösung: Die Fahrzeuge werden in Europa verkauft. Ein kleiner Teil davon in Deutschland. Für den Verkauf in deutschen Landen hatten diese Mondeo aber einen Nachteil: sie besitzen kein ABS. Und sie waren serienmäßig mit Reifen ausgestattet, mit denen man hier in Deutschland niemand auf die Autobahn schicken sollte. Also hat man hier die Reifen umgerüstet, die Fahrzeuge zugelassen (das macht sich auch in der Statistik gut!) und dann in den Handel gegeben.

So ist nun ein Ford Mondeo 2.0 GLX, der eigentlich so um 36.000 DM kosten müßte, nun schon zum wohlfeilen Preis von knapp 26.000 DM zu erstehen. Ein Schnäppchen!

Wie Motor-KRITIK hörte, sind auch die anderen Fahrzeuge, die nun irgendwo in Europa auf den Markt kommen, zunächst alle einmal zugelassen worden. Das macht "einen schlanken Fuß" und stimmt dann noch  - des "guten Preises wegen" auch die Ford-Händler freundlich, wenn sie an "ihre" Firma denken.

Solche "Schnäppchen" sind nicht so selten wie man denken sollte. Wenn Sie vielleicht Kontakt zum Ex-Manager von Tennis-As Becker haben, dann könnten Sie in Rumänien ganz günstig eine Reihe von Fiesta- und Escort-Fahrzeugen erstehen. Es handelt sich um Fahrzeuge, die der Farbe, der Ausstattung (oder anderer Dinge wegen) in Deutschland so schnell nicht zu verkaufen waren. Da hat man sie alle schnell noch in Deutschland zugelassen (Macht schlanke Zahlen stärker) und sie dann zu einem "Paketpreis" nach Rumänien abgeschoben.

Natürlich gibt es über solche "Geschäfte" keine Pressemitteilung aus Köln. Weshalb Motor-KRITIK die Publikation dieser "Sonderleistungen" der Kölner Ford Werke AG übernehmen mußte.

MK/Wilhelm Hahne