Was aktuelle Ford-Absichten und eine alte Geschichte von Harald Kaiser (heute "stern") miteinander verbindet

Es stand vor Jahren schon in einem Wirtschaftsmagazin, das es heute nicht mehr zu kaufen gibt. Wie aber ein aktuelles Beispiel beweist, war das damals ein gutinformiertes Blatt. Weil es einen fähigen Redakteur hatte. Und der sagte damals schon voraus, was in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden soll.

Ford: Neuauflage alter Pläne

98-10-31/11. Damals wurde die "Vorhersage" eines Wirtschaftsredakteurs als "Blödsinn" abgetan. Jetzt wird dieser "Blödsinn" langsam zur Wirklichkeit. Harald Kaiser hatte "damals" geschrieben, daß es Pläne bei Ford gibt, nach denen Ford in Köln zu einer GmbH und schlußendlich immer weiter zu einer Provinz-Verkaufsniederlassung der Detroiter Zentrale verkommen würde.

Da hat auch so mancher Journalisten-Kollege gelacht. Damals. Aber nun gibt es neue Informationen, nach denen sich vor kurzem der Aufsichtsrat der Kölner Ford AG mit Plänen beschäftigt hat, die praktisch auf eine Entmachtung dieser Kölner AG hinauslaufen.

Es soll - aus steuerlichen Gründen (!) eine Holding-Gesellschaft gegründet werden, die von einer anderen, aber amerikanichen Gesellschaft, sämtliche Anteile am Kölner Werk erwerben soll. Die deutsche Holding zahlt den Kaufpreis zum größten Teil (90 Prozent) mit einem Kredit, der ihr von der amerikanischen Gesellschaft gewährt wird. Die anlaufenden Kreditzinsen werden dann mit den Gewinnen verrechnet, die der deutschen Holding durch die entsprechenden Dividenden der Ford-Werke AG zufließen. So könnten praktisch das Zahlen von Steuern in Deutschland vermieden werden. In jedem Falle werden so Steuern in erheblicher Größenordnung gespart.

Das alles ist wirklich nicht so neu, wie es nun erscheint. Schon vor Jahren war über solche Pläne nicht nur durch Harald Kaiser, sondern auch z.B. in "PS-report" berichtet worden. Alle diese Berichte wurden von offizieller Ford-Seite immer genauso heruntergespielt, wie das nun der Fall ist.

Wie Motor-KRITIK in Erfahrung bringen konnte, haben nur die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat in der letzten Sitzung noch ein wenig protestiert. Und am 12. November soll es - in einer weiteren Aufsichtsratssitzung - nun mit diesen Plänen weitergehen.

Interessant ist, welche Art von Presse-Politik in dieser Sache von Seiten der Kölner Ford Werke AG betrieben wird. Schon eine kleine Geschichte in "Capital" sah nach gezielter Indiskretion aus. Danach wurden von Frau Dr. Wegerhoff nur wenige, ausgesuchte Publikationen mit Informationen versorgt, die in dieser "Holding-Sache" den Boden weiter bereiten sollten. Dazu gehörte z.B. die "FAZ" und andere Meinungsbildner. Andere renommierte Zeitungen, wie z.B. die "Stuttgarter", durften bei der FAZ abschreiben.

So wurde dieses "kitzelige Thema" praktisch kanalisiert und ihm gleichzeitig jede Schärfe genommen. Wenn es nun am 12. November wieder aufkocht, wird es längst nicht mehr die Wellen schlagen, die eine überraschende Meldung von der Gründung einer Holding in Deutschland sonst verursachen würde.

Daß sich Detroit mit seiner Idee durchsetzt - vielleicht auch ein wenig modifiziert - davon kann man ausgehen. Und der Vorstand der Kölner Ford Werke AG wird dann wohl an die Holding berichten müssen. Und der Aufsichtsrat...-

Aber eigentlich verläuft die Entwicklung bei Ford ähnlich, wie sie auch bei Opel enden wird: Ford in Köln und Opel in Rüsselsheim werden irgendwann zu den jeweiligen Verkaufszentralen ihres Landes verkommen sein. Die jeweiligen Entwicklungscenter werden der entsprechenden Europa-Organisation zugeschlagen werden und die Produktionsstätten wird man auch von dort steuern.

Und man kann so - je nach Wirtschafts- und Stimmungs-Lage - alles so ausrichten, daß man immer dort die Werke auslastet, wo man jeweils kostengünstig produzieren kann. Wobei die neu eingeführte Plattform-Politik hilft. Denn irgendwann kann dann jedes Werk in Europa alles fertigen. Und andere Werke dürfen dann - wenn sie nicht brav sind - den Zulieferer spielen.

Es wäre doch gelacht, wenn Detroit (und hier ist Ford und Opel gemeint) die Politiker und Gewerkschaften nicht unter Kontrolle bekommen würden.

Und mit der Strategie, einmal 10 Schritte vorzugehen, um dann dem entstehenden Druck um 4 Schritte nachzugeben, führt auch zu einer Vorwärtsbewegung. Wer die Politik der Amerikaner über Jahrzehnte beobachtete, den wird auch die kommende Entwicklung nicht überraschen.

Also Harald Kaiser wird z.B. nur schmunzeln.- Dabei war "die Lage noch nie so ernst" (um einen immer wieder passenden Adenauer-Ausspruch zu verwenden.)

MK/Wilhelm Hahne