Detroit - Köln - Frankfurt - New York: Auf diesem Weg entstand DaimlerChrysler

Nein, wir bei Motor-KRITIK haben noch nicht das neueste Buch über die Entstehung des multikulturellen Konzerns gelesen. Aber alles begann in Detroit. Dort gab es die ersten Gespräche. Und dann kam Köln ins Spiel. Nein, nicht der Ford AG wegen. Dort gibt es ein aber ein Bankhaus alten Stils, mit vertrauenswürdigen Bankern. Und dann folgten die Termine bei der Börse in Frankfurt und New York. Motor-KRITIK war nicht dabei. Und konnte darum zu diesen letzten Terminen aufmerksam deutsche Zeitungen lesen. Und dabei fiel eine Anzeige auf. Für uns unverständlich. Wir waren um Aufklärung bemüht. Und wissen darum:

DaimlerChrysler war vormals die Sal. Oppenheim AG

98-11-30/06. Am Dienstag, dem 17. November finden im Stuttgarter Raum - aber nicht nur da - überall Enthüllungen statt. Plastikfolie wird heruntergerissen und es ist die neue Firmenbezeichnung zu lesen: "DaimlerChrysler". Aus Daimler-Benz ist nun DaimlerChrysler geworden. Einfach so.

Worte, in Verhandlungen gesprochen, haben zu diesen Handlungen geführt. Aber nicht so direkt, wie sich das nun optisch ausdrückt. So einfach wurde aus Daimler-Benz nicht DaimlerChrysler. Das wird spätestens beim Lesen von Zeitungsanzeigen klar, die zu diesem Termin erscheinen. Erstaunlich, wer alles an dem Zusammengehen der beiden Weltfirmen mitgewirkt hat.

Aber eine Anzeige verstehe ich überhaupt nicht. Da ist zu lesen:

"Liebe
DAIMLERCHRYSLER
(vormals Oppenheim AG)
weiterhin viel Glück und Erfolg
Ihre
Sal. Oppenheim & Cie."

Ich rufe Kollegen an, weil ich wohl zu dumm bin, den Sinn dieser Anzeige zu ergründen. Alle haben die Anzeige gelesen, keiner hat sie begriffen, aber alle haben weiter geblättert.

Ich möchte es wissen. Und so rufe ich bei Sal. Oppenheim & Cie. in Köln an. Natürlich kenne ich das Bankhaus aus Erzählungen. Ich habe bisher nur Gutes davon gehört. Und das geht auch jetzt schon so weiter.

Die Zentrale meldet sich, Eine sympathische Stimme, die mich ruhig nach meinen Wünschen fragt, mir dann freundlich sagt, mit wem sie mich nun verbinden wird. - Ich höre in der Zwischenzeit klassische Musik. So wie man es eigentlich bei einem Bankhaus dieser Art erwartet. Dann meldet sich die Zentrale wieder. Denn man hat mich nicht einfach auf den Apparat meines möglichen Gesprächspartners (in diesem Falle einer -Partnerin) geschaltet, sondern festgestellt, daß die Dame nicht an ihrem Platz ist.

Man entschuldigt sich für die Verzögerung, nennt mir einen neuen Partner - etwas klassische Musik - und dann nach meiner kurzen Vorstellung und Nennung meines Begehrens ist man schon der Meinung, daß ich Auskunft auf höherer Ebene verdient hätte. Man schaltet durch zu einem Gesprächspartner, der nicht nur einen Doktortitel führt, sondern auch noch ein "von" im Namen. Klar, daß sich so ein Mann nur mit seinem "nackten" Namen, ohne Doktor, ohne "von" meldet.

Der Mann klingt nicht gestreßt, antwortet ruhig, wirkt in allem souverän. Allein dieses Erlebnis - bis hierin - wird mich dazu bringen, meine nächsten Millionen bei Sal Oppenheim & Cie. in Köln anzulegen. Denn ich habe Erfahrungen in Gesprächen mit Damen an den Zentralen deutscher Automobilhersteller. Das sind nicht immer Damen. Auch schon mal Herren - oder besser, Männer des Sicherheitsdienstes. Geld für eine richtige Zentrale scheint oft gespart zu werden. Und das macht dann auch einen entsprechenden Eindruck.

Ich bin inzwischen daran gewöhnt und würde aber - gerade nach meinem Telefonerlebnis mit dem Kölner Bankhaus - den Managern unserer großen oder weniger großen Automobilfirmen einmal empfehlen, mal von außerhalb ihre Firmen über die Telefonzentrale anzurufen. Bitte nicht direkt eine Durchwahl wählen. Das bringt nicht den Effekt, den andere, ganz normale Anrufer erleben. - Nur so wird (vielleicht) deutlich, wie wichtig eine gut besetzte Telefonzentrale für das Image einer Firma sein kann.

Ich erkläre in meinem Gespräch mit einem der leitenden Mitarbeiter des Bankhauses Sal Oppenheim & Cie nun, daß ich die aktuelle Anzeige nicht verstanden hätte. Ich wäre eben Journalist und genauso dumm wie viele andere. Ob er mich nicht schlau machen könne?

Er kann, findet es aber gut, daß ich die Anzeige nicht verstanden habe. "Anders wäre es auch nicht gut gewesen", sagt er zu meinem Erstaunen. Und erklärt mir dann, daß die neue DaimlerChrysler ja nicht aus dem Nichts entstehen konnte. Und da hatten die beiden Firmen das Bankhaus Oppenheim in Köln ausersehen, die Aktien der Deutschen und der Amerikaner unauffällig - "darauf kam es an" - zusammenzuführen. Und dazu gründete das Bankhaus eine "unauffällige" AG. Hier wurden die Aktien zusammengeführt, hier entstand eigentlich die DaimlerChrysler AG. Nur, das wußte keiner. Und das sollte auch keiner wissen. Aber nur so konnte verhindert werden, daß vor dem Entstehen der neuen "Obergesellschaft" von Daimler und Chrysler ein rechtliches Nichts entstand.

Nachdem ich das nun gelernt habe und davon nun auch einmal in Bankerkreisen (von meinem bisherigen Unwissen) erzählt habe, höre ich, daß das Bankhaus Oppenheim für die perfekte, diskrete Abwicklung dieser Aktienzusammenführung in "Fachkreisen" allerhöchstes Lob erfahren hat. Und ich höre, daß gerade das Bankhaus Oppenheim weit über Köln hinaus, nicht nur europa-, sogar weltweit für seine Diskretion und Kompetenz bekannt sei.

Ich kann darum heute auch die Freude verstehen, die mein Gesprächspartner empfand, als ich ihm erklärte, daß ich die Anzeige nicht verstanden hätte. Das war wirklich das höchste Lob, das ich ihm und seinem Bankhaus aussprechen konnte. Dem Kölner Bankhaus war es wirklich gelungen, den Kreis der Mitwisser dieser gewaltigen Fusion (428.000 Mitarbeiter, 127 Milliarden Gesamtumsatz) noch kleiner als klein zu halten. Nichts war nach draußen gedrungen.

Ich bin darum nicht erstaunt, wenn ich in diesen Tagen höre, daß das Bankhaus Sal. Oppenheim & Cie. inzwischen eine weitere Zusammenführung betreibt, wieder einmal Geburtshelfer spielt: beim Zusammenschluß von Viag und der Alusuisse Lonza Group.

Und wenn Sie mal in Zukunft diskret Geldgeschäfte abzuwickeln haben, lassen Sie die nicht vom größten, sondern von einem der feinsten und diskretesten Bankhäuser dieser Hemisphäre durchführen: Sal. Oppenheim jr. & Cie in Köln; mit Niederlassungen in Frankfurt, München, Dublin, London, Luxemburg, New York, Wien und Zürich.

MK/Wilhelm Hahne