Motoren-Trouble beim neuen BMW M 5?

Natürlich ist das alles geheim. Und tatsächlich wäre auch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen, wenn nicht jeder Händler - darauf angesprochen - die Situation um den neuen BMW M 5 anders argumentieren würde. Das reicht von "Ich weiß nichts davon", bis zu "Da gibt' s einen kleinen Fehler in der Motronic". - Na so was! - Tatsache ist, daß die erste öffentliche Präsentation des neuen BMW M 5 praktisch zum Reinfall wurde. Es gab nämlich fast keine Fahrzeuge. Oder genauer:

Neuer BMW M 5 zum Verkaufsstart in drei Versionen beim Handel

98-12-12/03. Die BMW-Kundenzeitschrift "BMW-MAGAZIN" läßt Leopold Prinz von Bayern mit dem neuen BMW M 5 von München nach Monaco fahren, spricht dabei von "Test" und läßt "Königliche Hoheit" resümieren: "Mit der Super-Sportlimousine hätte man vor ein paar Jahren Rennen gewonnen." - Ergänzung von Motor-KRITIK: Wenn man das Ziel erreicht hätte.

Wir haben den neuen V 8-M 5 in seiner Versuchszeit ausgiebig und lange beobachten können und hatten einen sehr guten Eindruck gewonnen. Aber beim Serienanlauf des Fahrzeugs war dann wohl das Horoskop für BMW nicht günstig. Und damit war eine Menge Ärger vorprogrammiert. Da nutzt es wenig, wenn Leopold Prinz von Bayern zu der Feststellung kommt: "So muß ein Achtzylindermotor klingen. Nicht zu leise, nicht zu laut. Nicht zu aggressiv, aber auch nicht zu langweilig."

So müssen eben Testaussagen sein: Nicht so. Aber auch nicht so. Eben so, daß sie jedermanns Geschmack treffen. Aber man hat auch im "Test" deutlich herausgearbeitet, wie hervorragend "zurückhaltend", wie sinnvoll die serienmäßig vorhandene elektronische Abriegelung bei Erreichen einer Geschwindigkeit von 250 km/h ist. Leopold Prinz von Bayern dazu: "Und bei 240 km/h schaltet man dann vom fünften in den sechsten Gang, der einen aber nur noch zehn km/h weiterbringt, da der M 5 wie bei BMW üblich bei 250 km/h abgeregelt wird."

Über die "Abregelung" kam Motor-KRITIK auch auf die Motor-Macken des neuen M 5, jetzt direkt nach Anlaufen der Serie. Einer der einen M 5 bestellt hat informierte uns nämlich, daß er sein Fahrzeug etwas später erhalten würde, da - wie ihm sein Händler erklärt habe - die Motronic des Fahrzeugs leider fehlerhaft programmiert sei. "Der riegelt nämlich erst bei 270 km/h ab. Und das muß nun vorher noch geändert werden, bevor das Fahrzeug zur Auslieferung kommt."

Bei uns fiel spätestens der Groschen, als der Kunde seine Erklärung mit dem Beispiel untermauerte: "Mein Händler muß sogar seinen Ausstellungswagen nach München zurückgeben, damit das da geändert werden kann."

Erstaunlich, was man Kunden alles erzählen kann! - Und weil dann jeder Händler etwas anders erzählte - als Motor-KRITIK nachfaßte - das wurde spätestens deutlich, das hier etwas nicht stimmen konnte. Und es wurde dann auch nach einer drei Tage währenden Recherche klar, daß jeder etwas anders sagen mußte, weil es auch bei den Händlern sozusagen eine "Drei-Klassen-Gesellschaft" gab.

Da gab es jene Händler, die

Eigentlich gab es noch eine Gruppe zu 4.): die bekamen erst gar keinen BMW M 5. Es soll - dem Vernehmen nach - eine ganze Reihe von BMW-Händlern gegeben haben, die zum als Vorstellungstermin angedachten 5. Dezember 1998 gar kein Fahrtzeug erhielten.

Zu 1.): diese Fahrzeuge waren bereits vor Auslieferung "bearbeitet" worden, hatten nach Motor-KRITIK-Informationen einen neuen Motor erhalten. Solche Fahrzeuge erhielten nur jene BMW-Händler, die bei der Vorbereitung des ersten Vorstellungstermins einen besonderen Aufwand getrieben hatten. Und BMW mag nun einmal keine Regreßansprüche aus Händlerkreisen.

zu 2.) ist zu sagen, daß diese Händler das besondere Vertrauen von BMW hatten. Denn diese BMW M 5 waren offensichtlich noch in einem nicht präsentierbaren Zustand, zumindest, soweit es ihren Motor betrifft. Aber BMW braucht schon Zulassungszahlen des Modells in der 1998er Statistik. Also: zulassen und nicht fahren dürfen. Und anschließend zurück nach München, damit man diesen BMW M 5 der ersten Produktionsstunden einen neuen Motor verpaßt.

Zu 3.) kann man nur notieren: Es waren reine Ausstellungsfahrzeuge. Der Motor hätte auch funktioniert. Aber wohl nicht lange. Weil er dann Schaden genommen hätte, an seinem "Herzen".

Nach Motor-KRITIK-Recherchen war der Kolbenbreich die "Problemzone". Irgendein Fehler (Zuliefererproblem?) war unregistriert geblieben, aber noch rechtzeitig entdeckt worden. Kein Kunde, kein einziger (!) wird unter diesem Fehler beim Serienanlauf des neuen BMW M 5 zu leiden haben. - Das ist tröstlich. - Aber es spricht nicht für die Öffentlichkeitsarbeit der Münchner, wenn man diese Geschichte zu verschweigen sucht. - Dabei muß man doch in München wissen, daß zumindest Motor-KRITIK... -

Zum Ausgleich der negativen Auswirkungen dieser "Enthüllungsstory" möchten wir noch einmal Leopold Prinz von Bayern, seine "Königliche Hoheit", mit einer Aussage aus einem "Test" des "BMW MAGAZIN" zitieren: "Wie in einer Spirale schwingt sich der M 5 von Kehre zu Kehre hinauf, das Ein- und Auslenken geschieht mit einer Präzision und Leichtigkeit, die allerdings nur vermeintlich einfach ist - hier manifestiert sich eine Symbiose aus Begabung und Routine, angereichert mit dem Wissen um eine außergewöhnliche Technik, auf die sich der Fahrer in jeder Sekunde verlassen kann."

Oder er ist verlassen. - Wie die BMW-Händler von BMW bei dem Vorstellungstermin des neuen BMW M 5.

Aber bitte erzählen Sie das alles nicht weiter. Denn das ist geheim. Die Abteilung BMW-Öffentlichkeitsarbeit hat diesen Text nicht freigegeben. (Unter uns: er hat denen auch nicht vorgelegen.).

MK/Wilhelm Hahne