Bei Ford in Köln gibt es in der Öffentlichkeitsarbeit bald eine neue Organisationsstruktur

Ich war der erste, der Frau Dr. Wegerhoff auf der Position des obersten Öffentlichkeitsarbeiters bei Ford in Köln vermeldete. Wie mir mein Computer sagt, schrieb ich meine Geschichte am 21. August 1997. Damals  für "PS-report". Und ich sagte damit das Ende des Herrn Rainer Nistl voraus, der 1982 einmal gegenüber dem "Kölner Stadtanzeiger" in einem Interview seine Verweildauer als oberster Öffentlichkeitsarbeiter der Kölner Ford-Werke so präzisiert hatte: "Mein Vertrag endet erst mit meiner Pensionierung." - Es war eine Fehleinschätzung. Aber das verwundert bei Herrn Nistl nicht, der selbst "mentale Empfindungen" zum Gegenstand einer Eidesstattlichen Erklärung machte, die nichts, aber auch gar nichts mit der Realität zu tun hatte. Realität ist aber, dass ich nun auch der erste sein möchte, der das Ende von Frau Dr. Wegerhoff verkündet. - Was mir auch schon bei Nistl gelang.

Eine Dame setzt sich selbst "schachmatt"

99-10-16/01. Es ist erstaunlich, was ich in den vielen Jahren meiner journalistischen Tätigkeit so alles geschrieben habe. Wie ich meinem Computer entnehmen kann, schrieb ich ich Ende Oktober 1994 (für "PS-report" 44/94) u.a.:
"Spricht man heute mit den führenden Ford-Managern, so vermissen die bei ihren Mitarbeitern unternehmerischen Mut und ausgeprägtes bereichs- und funktionsübergreifendes Denken. Sie vergessen aber, daß diese Mitarbeiter in langen Jahren der Mitarbeit bei Ford durch das System so geprägt wurden. Dieses System zu verändern erfordert ein Langzeitprogramm. Und gute Vorbilder. Aber die können in der bisher gepflegten Unternehmenskultur kaum entstehen. Alles ist am Mittelmaß orientiert, ist an Leistung orientiert, die risikolos zu erreichen ist. Und das drückt sich auch in den Produkten aus."
Dumme Frage: Was hat sich eigentlich bei Ford in Köln seit 1994 verändert?

Aber im August 1997 hatte ich Hoffnung, wenn ich schrieb: "Neuer erster Mann in Sachen Öffentlichkeits- und Pressearbeit der Kölner Ford-Werke wird wohl in Zukunft eine Frau sein!"

Und ich stellte sie dann so dar und vor, wie sich diese Dame - aus den unterschiedlichsten Informationen zusammengesetzt - mir damals darstellte. Ich schrieb im August 1997:

"So wie sich aus den verschiedensten Schilderungen ergibt, scheint die Dame durchaus über unternehmerische Qualitäten zu verfügen. Sie ist nicht an einem niedrigen Leistungsprofil orientiert, sondern ist auch bereit Risiken einzugehen. Sie möchte, nein, sie will etwas bewegen. Sie scheint furchtlos, nicht primär auf persönliche (auch finanzielle) Vorteile aus, sondern ist an ihren Zielen orientiert."
Tatsächlich war dann Frau Dr. Wegerhoff  "an ihren Zielen " orientiert. Aber das waren eigentlich weniger die Ziele der Firma Ford. Frau Dr. Wegerhoff versuchte sich intern gut zu verkaufen. Da war es nicht wichtig, wenn sie keinen Kontakt zu Journalisten hatte. Nur wer für sie wichtig war, war wichtig. Und das waren eben wenige. Zu wenige.

Ich selbst mußte gleich erfahren, dass ich mich ihr gegenüber wohl im Ton vergriffen hatte. "Diesen Ton bin ich nicht gewohnt", verkündete sie mir am Telefon. Und behandelte mich so, wie mich auch Herr Nistl schon behandelt hatte. Offiziell als "Ford-Feind". Während er sich in "privaten Gesprächen" um mein Verständnis für seine Situation bemühte. - Das tat Frau Dr. Wegerhoff nicht. - Sie ging ihren Weg. Ohne ihn genau zu kennen. Und kam damit dem Abgrund immer näher.

Nein, bei Ford hat sich nach Rainer Nistl's Abgang in der Öffentlichkeitsarbeit kaum etwas geändert. Es waren die gleichen Journalisten, die bevorzugt behandelt wurden. Es waren die gleichen Journalisten, die man einfach übersah. Vielleicht spielt dabei eine Rolle, dass Frau Dr. Wegerhoff all jene Mitarbeiter zur Verfügung standen, die das "Nistl"-System kannten. Und die der Dame Wegerhoff entsprechende Beratung zuteil werden ließen.

Am 2. Dezember 1997 hielt ich ihr das schon in einem Brief vor: "Vielleicht wollen Sie ja auch die Politik (?) Ihres männlichen Vorgängers übernehmen." - Zuvor hatte ich die Dame Wegerhoff daran erinnert, daß noch Anfragen von mir unbeantwortet waren:

"Ich habe also mit meinem abwartenden Verhalten durchaus Ihre Anlaufprobleme (zunächst mußten Sie ja auch noch in die USA) berücksichtigt. Aber nun wäre es nett, wenn Sie sicherzustellen versuchten, daß auch aufgelaufene Rückstände abgearbeitet werden."
Diesen Ton hat Frau Dr. Wegerhoff nicht gemocht.

Und so habe ich meine Ford-Geschichten danach ohne ihre Mitwirkung geschrieben. Zum Glück bin ich - bei keiner deutschen Automobilfirma - auf die Mithilfe der Presseabteilung angewiesen. Und die Dame Wegerhoff ist ihren Weg - auf ihre Art - gegangen. Der kam nicht unbedingt an. Auch intern nicht. Und das hat sie wohl gemerkt.

Dann hat sie noch in der Ford-Organisation interne Fördere verloren. Das waren immerhin - wenn ich richtig mitgezählt habe - drei Stück. Und sie fühlte sich wohl dann auch so. Es kam mir in den letzten Wochen sogar zu Ohren, dass sich Frau Dr. Wegerhoff irgendwo beworben hatte. Leider zu spät. Die Stelle war schon vergeben.

Intern spielte sich Frau Dr. Wegerhoff aber immer so auf, als wäre sie auf der Siegerstraße. Schließlich war es ihr sogar gelungen, zum Betriebsrat einen Schulterschluss herzustellen. Und sie schien geradezu glücklich als sie erfuhr, dass einer ihrer bedeutendsten "Gegenspieler", Dr. Schneider, zum Jahresende abgelöst werden soll. (Sein Nachfolger wird nach meinen Recherchen wohl Joe Greenwell werden, der schon viele, viele Jahre seinen Stuhl bei Jaguar stehen hat, aber dann nach Köln kommt.)

Frau Dr. Wegerhoff  hatte eigentlich nicht viel Ahnung vom Automobilgeschäft. Und war zu wenig auf "ihre Kunden", die Journalisten, fixiert. Sie konzentrierte sich wesentlich mehr auf ihr internes Fortkommen. Bei Ford.

Aber auch da wurden ihre praktisch hohe Schwellen in den Weg gestellt. Dr. Schneider, ihr europäischer Chef, war (wie oben schon angedeutet) nicht gerade ihr Freund. Sie war auch nicht seine Freundin. Das artete schließlich ein wenig in Krieg aus. Und so führte die Dame schließlich Krieg an einigen Fronten (den sie selbst vielleicht gar nicht so kriegerisch empfunden hat) und machte Fehler um Fehler. (Sie hat's nur nicht gemerkt.) Aber "serienmäßig" mit fraulicher Sensibilität ausgestattet, ist ihr doch wohl nicht entgangen, dass die Situation für sie immer kritischer wurde. (Wenn auch die Art ihres Auftretens etwas anderes aussagte.)

Und so hat sie sich - wie zu hören - aktuell wohl wieder beworben. Dieses Mal - soweit mir bekannt wurde - bei einem Zubehör-Lieferanten, einem Zulieferer. Hier sieht ihre Bewerbung sehr gut aus. Nun, wenn man sich aus einer Vorstandsposition heraus bewirbt... -

Aber es könnte durchaus sein, daß sie  in diesen Wochen noch aus einer anderen Ecke ein Angebot erhält, dass sie auch kaum ablehnen kann.

Aus meiner Sich ist also das Ende der Frau Dr. Wegerhoff in ihrer jetzigen Position abzusehen. - Schade! -  Ich gebe zu, daß ich mich in der Dame verschätzt habe. Schließlich schrieb ich im August 1997:

"Und wir alle können uns, davon bin ich überzeugt, auf  Frau Dr. Wegerhoff freuen und die eigentlich schon überfällige Neu- und Umorganisation bei Ford in Köln, auf eine Dame, die mir u.a. als ehrenhaft, idealistisch und phantasiebegabt beschchrieben wurde. -Wo gibt's das noch in dieser Kombination? - Und dazu noch in Kostümverpackung!"
Aus meiner persönlichen Sicht, ist nun das Ende dieser Dame in ihren jetzigen beruflichen Position gekommen. Schade, sie hat aber einfach zu viel falsch gemacht. Im Bemühen, alles besonders richtig zu machen.

Ich war der erste Journalist, der Frau Dr. Wegerhoff in ihrer Position bei Ford in Köln ankündigte. Lasse Sie mich auch der erste sein, der die Dame aus ihrer jetzigen Position verabschiedet. - Es ist nur noch die Frage einer kurzen Zeit.

Denn: bei Ford in Köln wird die Öffentlichkeitsarbeit noch bis zum Jahresende umorganisiert werden. Gerade die Produktpresse wird verstärkt. Und ich (und Motor-KRITIK) darf hier schon einen gestandenen Herrn aus der Redaktion von "Auto-BILD" ankündigen. Es war wohl auch nicht länger zu verantworten, dass nun schon seit Jahren der Etat für die Ford-Öffentlichkeitsarbeit jeweils um rund 10 Prozentpunkte gekürzt wurde. So wurde dann in diesem  Herbst z.B. der Punkt erreicht, wo - Monate vor Jahresende - der Testwagen-Etat erschöpft war.

Nur mit Kunstgriffen wird es gelingen, die Versorgung der Fach- und Tagespresse bis zum Jahresende sicherzustellen. Man verlagert entstandene "Aufbereitungskosten" auf die Produktion, die - z.B. den  Focus - in einem Zustand bereitstellte, der den Journalisten nicht zuzumuten war. - Es wäre auch schlecht für die "Testergebnisse" gewesen.

Liebe Frau Dr. Wegerhoff! - Es hätte so eine schöne Zeit werden können. - Und dann so etwas!

Ich wünsche Ihnen allzeit Gute Fahrt, aber auch, dass Sie gewisse Dinge begreifen lernen. -Was nicht schlecht wäre für die erfolgreiche Fortsetzung Ihres bis jetzt schon sehr erfolgreichen Berufsweges. - Sie sind ja noch sooo jung!

MK/Wilhelm Hahne