Michael Schumacher fährt ab Malaysia - auch in Japan - wieder den Ferrari F1

Es kam anders, als er es selbst gedacht und gesagt hatte. Schumi wollte eigentlich nicht mehr in der Saison 1999 fahren. Und das wäre richtig gewesen. Nun muß er fahren. Auch wenn etwas anderes erzählt wird. Um die aktuelle Situation werden derzeit eine Menge Geschichten geschrieben. Leider ist keine mit den Fragen darunter, die immer noch gestellt werden müssen. Ich möchte nachstehend einmal die Motor-KRITIK-Position darstellen. Und diese Geschichte kommt nach dem Qualifying, vor dem Rennen in Malaysia ins Internet, also zu einem Zeitpunkt, wo Schumi klar die Pole einnimmt. Für mich ist das aber nicht nur eine Schumi-Leistung, sondern auch eine taktische des Ferrari-Teams, eine Reifenfrage. Aber es baut natürlich Schumi auf. Trotzdem:

Weiß Schumi nun, dass er eigentlich nur ein kleiner Angestellter ist?

99-10-16/04. Die schönsten Sprüche - vor der letzten Schumi-Entscheidung - kamen eigentlich von Manager Willi Weber: "Wir sind im nächsten Jahr wieder da und gewinnen die Weltmeisterschaft, keine Frage." - Achten Sie bitte auf das WIR.

Und am Nürburgring, hatte Weber noch gegenüber "PS-report" betont: "Alle stehen hinter uns wie eine Wand, und nicht ein einziger hat bis heute gefragt, wann Michael wieder fährt." - Toll! - Weber bezog seine Aussage auf "unsere Partner und Sponsoren".

Das hat sich ja denn bei einem Partner, bei Ferrari, wohl geändert. Nach Informationen die Motor-KRITIK aus Italien vorliegen, wurde von Ferrari mit Michael Schumacher Tacheles geredet. Man hat ihm vorgehalten, welchen Freizeit-Aktivitäten er in seiner Erholungsphase nachging und hat ihm klar zu verstehen gegeben, dass er - wenn er nicht auf die aktuellen Ferrari-Empfehlungen hört - mit restriktiven Maßnahmen zu rechnen habe.

Nein, es wurde kein Druck ausgeübt. Es wurde Michael Schumacher nur klargemacht, dass er zwar hochbezahlt, aber immer nur ein kleiner Angestellter ist, der die Verpflichtungen gegenüber seinem Arbeitgeber zu erfüllen habe. - Basta!

Michael Schumacher hat schon gemerkt, dass er gerade dabei war, ein wenig zu überziehen. Und Willi Weber kann es nur recht sein, wenn Michael nun wieder fährt. Nur so verdient er Geld.

Und nun sitzt Michael Schumacher wieder im Cockpit. Und alle jene, die ihn als "Egomanen" hinstellen wollten, dürfen nun wieder begeistert in die Hände klatschen. Toll war auch der Vorwurf, der aus dem Italienischen ("La Stampa") kam: "Alles hat Ferrari bis zu seinem Unfall für ihn getan, er zahlt nichts zurück."

Doch, würde ich sagen. Es gab sogar "Vorkasse" von Michael Schumacher. Aber nun steckt er in einer verflucht schlechten Situation. Gegenüber der Öffentlichkeit wurde der Unfallhergang bis heute nicht verdeutlicht, analysiert. Es fragt auch niemand danach. Der Unfall F1 steht nach Motor-KRITIK-Informationen immer noch in einem nur wenigen Leuten zugänglichen Raum. Hoffentlich weiß wenigstens Michael Schumacher, warum er so schmerzhaft abflog. Das was der Öffentlichkeit bisher erzählt wurde, ist eigentlich eine Lachnummer.

Und hier beginnt die Problematik für Schumacher. Er konnte auch nicht erzählen, was bei ihm wirklich alles defekt war. Bei Ferrari war es ein Bremsnippel, bei Schumacher ein glatter Beinbruch. - Na und?

Beides stimmt wahrscheinlich so nicht. Und so wird zwischen den Partnern Ferrari und Schumacher anders geredet werden müssen, als man sich gegenüber der Öffentlichkeit äußert. Wenn man nicht offen mit den Unfallgründen umgeht, wie soll dann Michael Schumacher wieder Vertrauen zu seinem Sportgerät finden? - Und das ist für einen Rennfahrer wichtig.

Für mich ist klar: Bei den letzten Rennen wird Schumacher nicht mehr der sein, der er mal war. Denn von allen Seiten ist nichts dafür getan worden, die Situation für ihn zu klären. So ist ein "Vorhang" geblieben, der Schumi in den letzten zwei Rennen behindern könnte.

Mit einem neuen Fahrzeug in der Saison 2000 wären andere Voraussetzungen vorhanden gewesen. Neues Spiel, neues Glück. Aber nun muß Schumacher einfach "seine Pflicht erfüllen". Da ist wichtig, wie ihn das Team wieder aufnimmt.. Natürlich hat Schumacher nicht sein Talent verloren, aber nachdem seine Position als "kleiner Angestellter" ganz klar herausgearbeitet wurde, wäre möglich, dass er in den letzten Rennen dieser Saison nicht mehr den "Mut zum unternehmerischen Risiko" entwickelt. - Wozu? - Oder doch, um seine Spitzenposition im Spitzenmotorsport deutlich zu unterstreichen?

Ich glaube - trotz aller schönen Oberflächlichkeiten, die einem die Fernsehkameras zeigen -, daß hier Partnerschaften (auch die zu Willi Weber) grundsätzlich einen Knacks bekommen haben. Michael Schumacher ist in den Wochen seiner Erholung nicht nur älter geworden, er ist - und das ist mein Eindruck - in dieser Phase auch gealtert, hat seine Einstellung zu so manchen Dingen überarbeitet, revidiert. Das ist bei einem Menschen, der bisher viel, viel Glück hatte, und dann durch einen schweren Unfall daran erinnert wurde, nicht ungewöhnlich.

Es gibt für die Saison 2000 - nach der zwischen dieser und der neuen Saison liegenden Ruhephase - nur zwei Möglichkeiten: 1) entweder ist Schumacher besser denn je oder 2) er wird niemals mehr so sein, wie er mal war.

Und das wäre dann die Schuld aller beteiligten "Partner". Weil man über den Rennfahrer Schumacher den Menschen Schumacher vergessen hat. Er ist (und war) für alle "Partner" eben nur ein Mittel zum eigenen Erfolg. - Hallo Partner, Dankeschön!

Michael Schumacher hat das jetzt begriffen. - Begreifen müssen! - Das wird auch nicht durch die gute taktische Hilfestellung des Ferrari-Teams in Malaysia weggewischt. Das war nur eine nette "Augenwischerei".

MK/Wilhelm Hahne