McLaren-Mercedes SLR: Dicker Freund sucht Anschluss

Manchmal fühlt man sich verfolgt. Was man auch tut: ein Erlkönig ist schon da. Und dann sind die noch so aufgetaktelt, wie eine alte Fregatte in der "Bunte", damit man sie wirklich nicht übersieht. - Richtig aufdringlich diese Erlklönige. Und sie drängen sich so lange auf, bis man sie wirklich fotografiert. Aber dann zieren sie sich plötzlich. Wie z.B. der McLaren-Mercedes SLR, der plötzlich die Klappe hält. - Aber ich zeige ihn Ihnen mit offener Klappe. Es gibt auch nicht nur einen von dieser Gattung, den ich Ihnen hier präsentiere. Das scheint nur so. - Aber das erzähle ich Ihnen alles zu den Fotos. Und auch, dass auf Mallorca... - Aber das wollen wir doch noch ein paar Zeilen geheim halten.

"Der Regen ist noch regener...

02-08-05/05. - ...wenn er aufs Wasser niedergeht", hat Joachim Ringelnatz einmal geschrieben. Und so kommt mir der neue SLR vor, der noch teurer werden soll als ein Maybach. Dieses Auto wirkt noch autogener, wenn man ihn nicht mehr sieht.- Aber man hört ihn noch. - Alles ein wenig extraordinär.

Dieser Erlkönig ist einfach nicht zu übersehen. Ein werksinterner Künstler hat ihn mir auffallen lassen. Wirre Bemalung, kleine Klappe. Und überall wo ich hin will, ist er schon.

Als ich abends irgendwo in den Kreisverkehr einbiegen will, ist er schon drin:

Am nächsten Tag wollte ich mich dann - mal wieder - um die Schönheiten der Nordschleife fotografisch bemühen. Das reichte gerade zu zwei Fotos:

Einmal faszinierte mich diese wunderbare Kombination von Schwung und Gegenschwung, in die ich dann ein Automobil (irgendeins) gestellt habe. Zum anderen war es...

...diese Kombination von  Natur und beschrifteter Straße. Und gerade, als ich noch nach einer anderen Einstellung suchte, da drängte sich der McLaren-Mercedes wieder ins Bild:

Und wo ich danach auch war: der SLR kam oder war schon da. - So haben Sie natürlich die Möglichkeit, ihn  aus den verschiedensten Perspektiven zu bewundern.

Wie Sie unschwer erkennen können, war nicht immer das gleiche Fahrzeug unterwegs. - Oder doch? - Das Testteam ist in England stationiert und tut sich ein wenig schwer.

Die Zeiten, die man mit diesem Super-Auto fährt, sind zunächst bescheiden. Ich habe ihn - Zufall oder nicht? - bis zur letzten Wochenmitte niemals schneller als um 10:30 min fahrend erlebt. Das fährt man mit einem guten Zweiliter-Diesel. Dabei hat dieser Mercedes (oder doch McLaren?) einen mehr als kraftvollen Bi-Turbo-V8-Motor unter der Haube. Und dass reichte auch, um damit z.B. in der "Hatzenbach" abzufliegen. - Aber es ist nicht viel passiert.

Das Fahrzeug wirkt bullig; alles wirkt ein wenig aufgesetzt. Eine goldene Rolex mit Brillianten-besetztem Zifferblatt wirkt dagegen etwas blass. - Aber vielleicht entspricht das Fahrzeug so dem Geschmack der entsprechenden Käuferschicht.

Aber dann kamen, am letzten Wochenende, "richtige Fahrer" zum Einsatz. Klaus Ludwig meint z.B., nachdem er den SLR - so weit man hören kann - unter 7:30 min um den Kurs bewegt hat, dass man mit diesem SLR auf der Nordschleife auch 7:10 min fahren kann. - Was dann schon einen absoluten Rekord darstellen würde. - Wie sollte das gehen?

In Beantwortung dieser Frage entdeckte ich etwas, was Ihnen sicherlich auch auf den bisherigen Fotos verborgen geblieben  ist: das Ding hat nicht nur einen aufklappbaren Heckspoiler, sondern dieser Heckspoiler stellt sich praktisch in der Bremszone steil, stellt einen maximalen Abtrieb auf der Hinterachse her und ermöglicht so eine optimale Verzögerung, weil nun die Hinterachse mehr Bremsleistung übertragen kann..

Erinnern Sie sich an die ersten 300SLR im Renneinsatz? - Ich habe das Reims vor Augen, wo dann in der Bremszone jeweils so eine Art Schultafel hochklappte. Man nutzte damals also eine plötzliche Verschlechterung der Aerodynamik zur Entlastung der Bremse.

Heute ist das natürlich anders. Jetzt belastet man durch ein Steilerstellen des Spoilers die Hinterachse stärker, so dass dort mehr Bremsleistung auf den Boden gebracht werden kann und verkürzt so den Bremsweg. Ich habe das mal im Bereich "Pflanzgarten" fotografiert:

Sehen Sie die praktisch steil gestellte Klappe im Heckbereich? - Offenbar ist die Klappenstellung über das Bremspedal beeinflussbar.

Das ist an der gleichen Stelle, also im Bremsbereich fotografiert.

Dieses Foto ist zwar nicht ganz scharf, aber es ist deutlich zu erkennen, dass die "Aerodynamik-Klappe" - das Auto wird nun im Teillastbereich beschleunigt - deutlich flacher steht. Zwischen der Aufnahme oben und darüber liegen nicht mehr als 100 m Fahrtstrecke.

Das Ganze noch einmal: Zwischen den folgenden Fotos liegen nur Zehntelsekunden:

Gut, dass es hier nicht um perfekte Fotos, sondern um die Dokumentation eines Vorgangs geht. Eigentlich war ich nämlich nur an dem ersten der beiden Fotos interessiert. Das zweite wäre Abfall gewesen, wenn - mir nicht beim Betrachten von Bildfolgen aufgegangen wäre, dass da etwas anders als bisher gewohnt abläuft.

Dieser kommende Sportwagen von Mercedes, in England bei McLaren entwickelt und gebaut (natürlich mit Hilfe der Stuttgarter), verfügt praktisch über das V8-Aggregat, welches bei AMG entstand. Natürlich wurde es für den Einsatz hier modifiziert. Und es könnte sein - wenn Sie sich die Fotos noch einmal anschauen - dass bei diesen Testwagen die "schwarzen Platten" im hinteren Bereich des vorderen Kotflügels - später einmal - verchromte Krümmer abdecken, deren Sammelrohr dann an der Unterkante der Karosse (schauen Sie bitte noch mal auf das 1. Foto in dieser Geschichte, den SLR im Kreisverkehr) nach hinten geführt werden. - Eigentlich würde das zu der Art des Fahrzeugs passen. - Meine ich. So manche gewählte technische Lösung wird sicherlich später einmal meine Anerkennung finden, aber das Gesamtfahrzeug entspricht zumindest nicht meinem Geschmack.

Wie zu hören, will  DC (DaimlerChrysler) sein neues Produkt später einmal der ausgesuchten Kundschaft auf Mallorca vorführen. Die dortige Rennstrecke wird gerade umgebaut und Mercedes will dort eine ständige "SLR-Dépendance" (nennen wir es mal so) einrichten. Dass das gerade dort geschieht, ist natürlich auch kein Zufall. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, in denen dann Namen wie Schumacher, Weber, Winkelhock, Haug, usw. vorkommen werden.

Sicher gibt es bald einen aktuellen Anlass die Geschichte zu erzählen. Was "ams" darüber berichtet hat, war wohl die "offizielle Fassung".

Mit Ringelnatz habe ich begonnen. Lassen Sie mich auch mit ihm enden:

Das Geld vergeht so schnell wie Zeit.

Der Nepp besteht, der Kitsch gedeiht.

Und es kämpft keine Geschlossenheit

Dagegen.

Der Kitsch, der Nepp; es spricht davon

Kein Strafbuch und kein Lexikon.

Weswegen?

MK/Wilhelm Hahne

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